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Suhl ist eine kreisfreie Mittelstadt im fränkisch geprägten Süden des Freistaats Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Apolda.

C. G. Haenel

G.C. Dornheim

J. P. Sauer & Sohn

Simson

W. Burggraf

W. Preuß

Sonstige

Geschichte

Frühgeschichte

Bodenfunde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Suhl belegen den Aufenthalt von Menschen schon um 2000 v. Chr. Etwa 500 v. Chr. wurden mit der Einwanderung keltischer Volksstämme im Suhler Raum Menschen sesshaft. Angenommen wird, dass ein einzelner Hof in der Gegend der Hauptkirche, am Rimbach gelegen, die erste Ansiedlung war. Die Salzquellen und das vorgefundene Eisenerz dürften der Anlass zur Ansiedlung gewesen sein. Der anfängliche Hof vergrößerte sich zum Dorf und entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte allmählich zur Stadt.

Mittelalter

Unterlagen des Klosters Fulda nennen zwischen 900 und 1155 wiederholt einen Ort „Sulaha“.[5] Seit etwa 1100 gehörte das Gebiet den Grafen von Henneberg. Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1300.[6] Die ältesten Eisenhämmer Suhls wurden 1363 bis 1365 genannt: der Niederhammer und der Lauterhammer. Damit wird eine vorherige Tradition des Eisenerzbergbaus belegt, die bis um die Mitte des 13. Jahrhunderts zurückreicht. Bereits aus dem Jahr 1474 sind Berichte von Verhandlungen am Berggericht zu Suhl überliefert.

Anstelle eines früheren Vorgängerbaus wurde auf dem Kirchberg, dem ältesten Siedlungszentrum der Stadt, von 1487 bis 1491 die Hauptkirche St. Marien errichtet. Nach Stadtbränden 1590, 1634 und 1753 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche, zuletzt 1761 im Rokoko-Stil.

Frühe Neuzeit

Von 1500 bis 1806 gehörte Suhl, wie auch das restliche Henneberger Land, zum Fränkischen Reichskreis.

1527 bestätigten die gefürsteten Grafen von Henneberg-Schleusingen Suhls städtische Rechte und Statuten, die zuvor schon bestanden.[7] 1553 wurde Suhl als Bergstadt bezeichnet, was der Stadt Rechte und Pflichten als Sitz der Bergverwaltung und der Berggerichtsbarkeit zubilligt. Im gleichen Jahr ließen sich Büchsenschmiede aus Nürnberg und Augsburg nieder, seit 1535 ist die Handfeuerwaffenproduktion nachgewiesen.

Eisenerzabbau bildete die Grundlage für die Entwicklung des Rohrschmiede- und Büchsenmacherhandwerks. Die Fertigung von Sicheln und Wagen ist 1155 und von Harnischen, Panzern und Schwertern im Jahr 1499 nachgewiesen. 1548 bildete sich die Barchent- und Leineweberzunft, 1555 erfolgte die Gründung der Rohr- und Büchsenschmiede-Innung. Graf Georg Ernst von Henneberg erteilte 1563 den „Schlössern, Büchsenmachern, Spohrern und Windenmachern“ Innungsprivilegien.[8] Ende des 16. Jahrhunderts wurden jährlich über 20.000 Gewehrrohre hergestellt. Im Jahr 1555 wurde mit dem Bau der vor den Toren der Stadt gelegenen Gottesackerkirche/Heiligkreuzkapelle begonnen. Die drei Hauptflüsse Steina, Lauter und Hasel lieferten die Antriebsenergie für 37 im Stadtgebiet nachgewiesene Mühlen.[9]

Nach dem Tod von Georg Ernst von Henneberg im Jahr 1583 fiel die Stadt als gemeinschaftlicher Besitz an die sächsischen Wettiner. Für das Jahr 1590 ist der erste große Stadtbrand bezeugt. Kaiserliche kroatische Truppen unter Feldmarschall Graf Johann Ludwig Hektor von Isolani plünderten und zerstörten Suhl 1634 im Dreißigjährigen Krieg, nachdem zwei Jahre zuvor Waffenproduktion und -handel ihren Höhepunkt erreicht hatten. Auch die Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf von Schweden wurden mit Waffen beliefert, daher erschien Suhl den Kriegsparteien immer wieder als lohnendes Ziel. Die Eisen- und Waffenproduktion geriet in eine Krise. Der Bergbau konnte sich seitdem nicht wieder erholen.

Suhl war von 1553 bis 1699 von der Hexenverfolgung betroffen. Im gesamten heutigen Stadtgebiet mit den Ortsteilen Albrechts, Dietzhausen, Goldlauter, Heinrichs (Suhl), Mäbendorf, Neundorf (Suhl), Vesser (Suhl) und Wichtshausen gab es 116 Hexenprozesse mit 74 Hinrichtungen. Vier Angeklagte starben unter der Folter. Am 26. Juni 2011 wurden die Opfer der Suhler Hexenprozesse postum rehabilitiert.[10]

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts ist in Suhl Orgelbau ansässig. Caspar Lehmann, auch Kaspar Lochmann genannt, unterhielt mit Johann Heinrich Mann eine in Südthüringen anerkannte Orgelbaufirma. Bezeugt sind Suhler Instrumente u. a. in Steinbach (Steinbach-Hallenberg), Ohrdruf und Rohr.

1660 wurde Suhl nach dem sächsischen Teilungsvertrag albertinisch und fiel als Sitz des Amtes Suhl an das Herzogtum Sachsen-Zeitz.

In den 1690er Jahren bemühte sich Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz um eine Belebung des Bergbaus. Nach einem Gutachten von J. M. Paräus, Bergdirektor, wurde ein Konzept erarbeitet, in dessen Folge ein Hochofen in Suhl errichtet und zahlreiche Bergwerke wieder oder neu aufgenommen wurden – teils mit modernster Bergtechnik, wie beispielsweise einer Wasserkunst (1696 am Schacht Moritz Wilhelm).

Am 28. Mai 1702 marschierten 150 Dragoner unter Befehl des kursächsischen Oberst Roland in die Stadt ein und beschlagnahmten 620 Gewehre, die an den schwedischen General Baron Gyldenstein geliefert werden sollten. Den Auftrag dafür gab der sächsische Kurfürst August der Starke, der damit ein Zeichen gegen den florierenden Waffenhandel der Suhler mit Kriegsgegnern wie Schweden setzen wollte. Die Besatzungstruppe verließ Suhl mit dem Hinweis, dass man auch diejenigen Waffen abholen würde, die von anderen ausländischen Potentaten bestellt worden sind. Die von Herzog Moritz Wilhelm ausgerufene Mobilmachung der Landmiliz wurde erst am 15. Juli 1702 wieder aufgehoben.

Obwohl in vielen deutschen Gegenden bereits unüblich, ist für 1712 in Suhl ein Fall belegt, bei dem der Scharfrichter Glaser öffentlich zwei Männer und vier Frauen gebrandmarkt hat. Den als Zigeuner bezeichneten Personen ließ er einen Galgen auf ihre Rücken brennen.

Im Jahr 1713 weihte Johann Bernhard Bach (d. Ä.), ein Cousin Johann Sebastian Bachs, die neue Orgel in der Hauptkirche St. Marien ein. Die Bach-Familie war der Stadt verbunden, ein Teil dieser verzweigten Familie hatte seine musikalische Ausbildung beim Suhler Stadtmusikus und Stadtpfeifer Johannes Christoph Hoffmann sen. erhalten, so Johann Bach (1604–1673), der Großonkel, und Christoph Bach (1613–1661), der Großvater von Johann Sebastian Bach, weiterhin Heinrich Bach (1615–1692) und Johannes Bach (1604–1673). Georg Christoph Bach (1642–1697) war von 1661 bis 1668 Kantor und Schulmeister in Heinrichs bei Suhl. Auch in späteren Jahren galt Suhl als gute Adresse für die musikalische Ausbildung. Der Komponist Johann Peter Kellner (1705–1772) lernte dort Komposition und Satztechnik bei Hieronymus Florentinus Quehl. Kellner war später Lehrer des in Suhl geborenen Komponisten und Organisten Johann Ernst Rembt (1749–1810). Ihre Ausbildung erhielten dort auch Johann Friedrich Kessel, von 1756 bis 1798 Domkantor in Freiberg und Johann Friedrich Fasch (1688–1755), dessen Vater in Suhl Kantor und Rektor der Lateinschule war.

Nach Erlöschen der Linie Sachsen-Zeitz gelangte Suhl 1718 an Kursachsen. Neben der gotischen Heiligkreuzkapelle/Gottesackerkirche entstand von 1731 bis 1739 „vor den Toren der Stadt“ die barocke Kreuzkirche. Vom letzten großen Stadtbrand am 1. Mai 1753 blieben lediglich das Gebäudeensemble um das einstige untere Malzhaus (heute Waffenmuseum), die Kreuzkirche, zwei Mühlen und wenige Häuser, darunter einige Rohrschmieden und Hammerwerke am Stadtrand, verschont. Das Feuer brach kurz nach 10 Uhr in der heutigen Stadelstraße im Ortszentrum aus und verbreitete sich durch den Steinweg über sämtliche Gassen im Stadtkern. Insgesamt brannten damals neben den öffentlichen Gebäuden 542 Privathäuser mit 220 Nebengebäuden, 490 Stallungen und 161 Stadel ab. Damit die Gewehr- und Barchentfabrikanten nach dem Brand nicht abwanderten, erhielten sie einen staatlichen Bauvorschuss. Am Wiederaufbau der Stadt wirkten mehrere bekannte Baumeister mit, wie beispielsweise Gottfried Heinrich Krohne aus Weimar, der 1754 das Schlegelmilch'sche Eckhaus am Markt projektierte.

Im Jahr 1736 waren 119 Schlossermeister bzw. Büchsenmacher in Suhl tätig. Damit war die Stadt der wichtigste Ort der Waffenherstellung in Kursachsen.

Im Jahr 1746 lag der Bergbau fast völlig darnieder, so dass die Gewehrfabrik wegen Mangels an Eisenerz in ihrer Existenz bedroht war. Die einführbaren Erze aus Schmalkalden oder Saalfeld waren entweder zu minderwertig oder zu teuer. In Suhl wurden nur noch zwei Bergwerke betrieben: Segen Gottes und der Roter Crux. Der Rat zu Suhl ersuchte das Oberaufseheramt in Schleusingen um Steuerbegünstigungen und Holzzuteilungen für die „Aufnehmung eines dasigen Gebürges auf Eisen-Stein“ am Ringberg. Die Verhandlungen zogen sich über zehn Jahre erfolglos hin.

Ein Stadtbrand am 1. Mai 1753 richtete in der Innenstadt großen Schaden an, von dem sich die Stadt erst allmählich wieder erholte.

1765 entsandte Kursachsen den Bergoffizianten Wilhelm Gottlob Gläser und seinen Sohn Friedrich Gottlob Gläser zur Übernahme des Bergamtes in Suhl, um die seit den 1740er Jahren herrschenden Missstände zu beseitigen. Unterstützt vom Wissen der Gläsers und motiviert von den geordneten Verhältnissen, fanden sich etliche Bergbauwillige, Knappen und Gewerkschaften. Es kam zur Aufnahme dutzender Bergwerke. Das „Hennebergische Bergfieber“ brach aus, hielt aber nur einige Jahre an. Schon 1775 hatten mehr als die Hälfte der neuen Bergwerke ihren Betrieb wieder eingestellt.

Im Jahr 1780 suchte Johann Wolfgang von Goethe gemeinsam mit dem Geologen und Bergrat Johann Karl Wilhelm Voigt für die Wiederbelebung des Bergbaus in Ilmenau Anregungen in den Suhl-Goldlauterer Bergwerken.

19. Jahrhundert

1803 wurde in Suhl die erste mechanische Druckmaschine durch Friedrich Koenig konstruiert. Nach seiner Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig soll Napoleon I. im Lauterer Wirtshaus übernachtet haben.

Nach dem Wiener Kongress fiel Suhl 1815 wie der gesamte sächsische Anteil an der ehemaligen Grafschaft Henneberg an das Königreich Preußen. Das Amt Suhl wurde 1821 endgültig aufgelöst und war bis 1945 Bestandteil des Kreises Schleusingen im Regierungsbezirk Erfurt in der preußischen Provinz Sachsen, wobei ab 1. Juli 1929 das Landratsamt von Schleusingen nach Suhl verlegt wurde.

Zwar bestanden Anfang des 19. Jahrhunderts noch einige wenige Bergwerke in Suhl, doch dies genügte nicht, um das Bergamt in Suhl zu erhalten. 1838 wurde es nach Kamsdorf bei Saalfeld verlegt.

Mit der Industrialisierung des Büchsenmacherhandwerks im 19. Jahrhundert entwickelten sich bedeutende Waffenfabriken wie die Firmen J. P. Sauer & Sohn, C. G. Haenel und Simson & Co. 1840 wurde in Suhl eine Lehranstalt für Militärbüchsenmacher eröffnet.

In den 1840er und 1850er Jahren wurden im Zuge erster Bemühungen um die Bahnerschließung im Norden Frankens durch Joseph Meyer und später den Hennebergischen Glashüttenverein (Hennebergia AG) auch in Suhl etliche Eisenerzgruben gemutet und teilweise mit guter Ausbeute betrieben, doch waren die wirtschaftlichen Verhältnisse der Betreiber nicht dauerhaft günstig.

1861 begann eine bedeutende Porzellanproduktion. In den drei 1861, 1868 und 1882 in Suhl und Mäbendorf gegründeten Fabriken waren zeitweise über 1000 Arbeiter beschäftigt. In den ersten Jahren stellte man gebranntes Porzellan und später Zierporzellan her. Um 1930 wurde die Porzellanherstellung eingestellt.

1882 erhielt Suhl nach Süden Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz, nach Fertigstellung des Brandleitetunnels 1884 auch nach Norden. 1893 wurde in Suhl eine Beschussanstalt eröffnet, die erste und damit älteste in Deutschland. Bereits 1896 wurde in den Simson-Werken die Produktion von Fahrrädern aufgenommen. 1906 begann die Auto-Produktion in Suhl. Rennwagen und Luxuswagen der Simson-Werke, wie der Simson Supra, erhielten schnell einen hervorragenden Ruf.

20. und 21. Jahrhundert

Während des Kapp-Putsches wurde Suhl von Truppen besetzt. An die Vertreibung der Milizen durch Arbeiterwehren erinnert die Inschrift am Rathaus „Im grünen Wald die rote Stadt, die ein zerschossen' Rathaus hatt“. In den 1920er und 1930er Jahren wurde die Reichswehr mit Waffen aus Suhl ausgerüstet.

Mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Verfolgung politischer Gegner und unerwünschter Bevölkerungsteile erwidert durch die Bildung von Widerstandsgruppen: seit 1933 die sozialdemokratisch geprägte Domberg-Runde, die kommunistische Regenberg-Gemeinde und seit 1936 die Friedberg-Gruppe.[11] Auch die anarchosyndikalistische Ortsgruppe der FAUD schloss sich gemeinsam mit der kommunistischen KAPD/AAU aus Ruhla zu einer Schwarzen Schar zusammen.[12]

1935 erfolgte die „Arisierung“ jüdischen Besitzes. Davon betroffen waren u. a. das Kaufhaus am Markt und die Simson-Werke, die zunächst in die Wilhelm-Gustloff-Stiftung überführt wurden. Die Suhler Synagoge in der früheren Hohenlohestraße (heute Straße der Opfer des Faschismus), von 1904 bis 1906 erbaut, fiel 1938 den Novemberpogromen zum Opfer. An die Zerstörung erinnert seit November 1985 ein Gedenkstein. Zu den Suhler Opfern des Holocaust zählen die 27 jüdischen Bürger, welche im Mai 1942 nach Polen deportiert, und weitere 14, welche im September 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert wurden.[13]

1940 wurde eine Fliegerschule eröffnet, in deren Gebäuden von 1951 bis 1989 die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit untergebracht war.

Wie in den meisten deutschen Städten wurde im Zweiten Weltkrieg die Industrie vollständig auf Waffen- und Kriegsproduktion umgestellt. Auf 20.000 Einwohner kamen etwa 10.000 Zwangsarbeiter. Hergestellt wurden in hohen Stückzahlen Maschinenpistolen und Maschinengewehre sowie Messleiteinrichtungen für die V-Waffen-Produktion. Von größeren Luftangriffen blieb Suhl verschont, da die in der Stadt vorhandenen Produktionsstätten für Kriegswaffen von den Alliierten als unbedeutend eingestuft worden waren. Doch entledigten sich 25 amerikanische B-17 „Flying Fortress“ am 26. März 1945 über der Siedlung Fröhlicher Mann im Norden von Suhl und über freiem Feld (Dörrenbachtal) aus 7200 Metern Höhe ihrer Bombenlast. Das Ziel sei der – nicht getroffene – Bahnkörper gewesen. 31 (34?) Tote waren zu beklagen, die Gaststätte Fröhlicher Mann und 16 weitere Häuser wurden zerstört.[14] Da sich versprengte SS-Einheiten den US-Truppen nicht kampflos ergaben, kam es in der Stadt Anfang April 1945 zu Kriegsschäden.

Am 3. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton die Stadt. Mit Auflösung der preußischen Bezirksregierung in Erfurt wurde Suhl zum 1. Juli 1945 dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli 1945 übernahmen Einheiten der Roten Armee auf Grund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta die Stadt. Suhl wurde damit Teil der Sowjetischen Besatzungszone. 1947 wurden wichtige Werke der Rüstungsindustrie gesprengt (u. a. Krieghoff) oder als Reparation in die Sowjetunion abtransportiert (wie die Simson-Werke). Bereits im Jahr zuvor waren wichtige Experten und Facharbeiter wie der Konstrukteur Hugo Schmeisser (MP18, Sturmgewehr 44) in die Sowjetunion verbracht worden.

Mit Aufnahme der Motorradproduktion (AWO 425) in den Simson-Werken erfuhr die Fahrzeugherstellung 1950 eine Wiederbelebung. Die Simson-Werke produzierten zunächst als SMAD-Betrieb unter sowjetischer Führung, firmierten ab 1952 als Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl, ab 1968 als Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ und wurden später in das IFA-Kombinat eingegliedert.[15] Suhler Stadtansicht mit Blick Richtung Domberg (1952)

1952 wurde Suhl nach Auflösung der Länder in der DDR Bezirkshauptstadt und blieb dies bis zur Wiedervereinigung 1990. Der historisch gewachsene Stadtkern wurde zu großen Teilen abgebrochen und unter Federführung der Bauakademie der DDR unter Hermann Henselmann sozialistisch umgestaltet. Es entstand ein neues Stadtzentrum mit Kulturhaus, Stadthalle, Hochhäusern, Schnellstraße, Centrum Warenhaus und Verwaltungsgebäuden. 1953 wurde das Staatliche Sinfonieorchester Suhl gegründet (ab 1979: Thüringer Philharmonie Suhl).[16]

Seit dem 12. Mai 1967 ist Suhl kreisfreie Stadt.

Im Jahr 1972 wurde der Sportflugplatz Suhl-Goldlauter eingeweiht; im gleichen Jahr fand der erste Großflugtag statt. 1978 war Suhl Austragungsort der Europameisterschaften im Sportschießen.

Im Jahr 1984 eröffnete auf dem Suhler Friedberg eine Offiziershochschule der DDR-Grenztruppen (nach 1990 Gewerbepark und Teil der Technischen Universität Ilmenau). 1986 war Suhl Austragungsort der 8. Europameisterschaften im Volleyball und der 44. Weltmeisterschaften im Sportschießen.

Ab September 1989 versammelten sich von Woche zu Woche mehr Menschen in Kreuzkirche und Marienkirche und forderten demokratische Rechte und Freiheiten. Die erste Großdemonstration am 4. November 1989 war ein Meilenstein des demokratischen Umbruchs in Suhl. Seit 1990 gehört Suhl zum wieder gegründeten Freistaat Thüringen. Die Wende führte zu Umstrukturierung der Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Bevölkerungsschwund.

Die Berufsfachschule für Büchsenmacher eröffnete 1992 als einzige Schule dieser Art in Deutschland. Seit 1998 erfolgt dort auch die Ausbildung von Graveuren. Im Jahr 2001 nahm das SRH Institut für Gesundheitsberufe (IfG) seine Arbeit als Fachschule für Berufe im Gesundheitswesen auf.

Im Jahr 1995 wurde nach der Rekonstruktion der ehemaligen Stadthalle das Congress Centrum Suhl (CCS) eröffnet. Mit dem bis zu 5000 Besucher fassenden Saal und seiner Veranstaltungspalette spielt das CCS eine wichtige Rolle für das Kulturangebot in Suhl und Südthüringen.

1996 öffnete im ehemaligen Simson-Werk ein Fahrzeugmuseum seine Pforten. Das Museum befindet sich seit 2007 im Congress Centrum Suhl.[17]

Im Hinblick auf die hohe Verschuldung (70 Millionen Euro, Stand 2010) und den stetigen Bevölkerungsrückgang der Stadt ist der Status der Kreisfreiheit öffentlich diskutiert worden. Im Zuge der Thüringer Gebietsreform zwischen 2018 und 2024 bestanden verschiedene Pläne zur Umstrukturierung bzw. Eingemeindung der Kreisfreien Stadt. Unter anderem wurden hier Pläne eines Südthüringer Landkreises (Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg, Suhl), sowie kleinere Varianten, wie die Gründung eines gemeinsamen Landkreises zwischen Schmalkalden-Meiningen und Suhl diskutiert, jedoch nie umgesetzt.

Seit Anfang 2014 trägt Suhl den Titel Staatlich anerkannter Erholungsort und erhebt eine Kurtaxe.

Auf dem Suhler Friedberg befindet sich in den Gebäuden der einstigen Offiziershochschule der DDR-Grenztruppen seit Juli 2014 ein Erstaufnahmeheim für Asylbewerber. Die Anlage ist auf etwa 1200 Menschen ausgelegt, wurde allerdings zeitweise (Ende 2015 bis Anfang 2016) von mehr als 1600 Personen bewohnt. Von Januar 2015 bis Dezember 2015 gab es gegen das Heim mehrere Proteste der rechtsextremen Gruppierung Sügida, die sich als Ableger von Pegida verstand, sowie zahlreiche linke Demonstrationen gegen Sügida. Seit Frühjahr 2016 ist das Erstaufnahmeheim innerhalb Thüringens als „Verfahrensportal“ eingestuft, in dem Asylbewerber auf ihren Bescheid warten. Damit sind die Zahl der Bewohner und deren Aufenthaltsdauer stark zurückgegangen.


Text: Wikipedia

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