Tharandt

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Tharandt ist eine Kleinstadt im sächsischen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Tharandt.

Friedrich Schiller

Presto-Werke

Sonstige

Geschichte

Tharandt wurde erstmals indirekt in einer Urkunde vom 21. Januar 1216 erwähnt, in der ein markgräflich-meißnischer Vasall namens Boriwo de Tharant, benannt nach der dortigen Wehranlage, als Zeuge erscheint.[7] Dieser Mann entstammte wohl der wettinischen Döbelner Burgmannschaft und nahm im damaligen Herrschaftsgefüge offensichtlich einen recht prominenten Platz ein. Jedenfalls ist er dann bis 1242 noch weitere fünf Mal nachweisbar. Ein Verwandter nannte sich 1242 nach Lauenstein. Die erste Burg Tharandt hatte Markgraf Dietrich der Bedrängte offensichtlich errichten lassen, um den Siedelzug der Burggrafen von Dohna im Weißeritz- und Müglitzgebiet zurückzudrängen. In diesen Zusammenhang gehört offensichtlich auch die Gründung (bzw. ein Umbau) der Burg Lauenstein um 1240.

Der Nachfolgebau der Tharandter Burg, vermutlich ein Werk aus dem Umfeld des Arnold von Westfalen, war Witwensitz der Herzogin Sidonie (Zděnka; † 1510). Nach einer schweren Zerstörung durch Blitzschlag im 16. Jahrhundert gab Kurfürst August die Burg zum Abbruch für die Bürger der Siedlung am Fuße der Berg frei. Sie ist seitdem Besitz der Kommune.

Besonders während der frühen Neuzeit wurde für die Stadt der Name Granaten (gelegentlich: [Amts-]Städtlein Granaten unterm Tharandt) verwendet, wobei jedoch in den schriftlichen Quellen, zum Beispiel Steuerverzeichnissen dieses Zeitraumes der Stadtname 'Tharandt’ niemals gänzlich verschwand.

1609 erweiterte Kurfürst Christian II. (Sachsen) die mindestens bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts vorhandene Stadtgerechtsame, die sich unmissverständlich beispielsweise im Vorhandensein einer Ratsverfassung äußerte, durch Verleihung des Rechtes, ein Stadtsiegel führen und einen Jahrmarkt abhalten zu dürfen.

Tharandt war bis 1568 und ab 1827 Sitz des Amtes Grillenburg-Tharandt. Das Gerichtsamt Tharandt wurde 1856 gebildet und unterstand zunächst dem Bezirksgericht Dresden und ab 1871 dem Bezirksgericht Freiberg. 1879 wurde das Gerichtsamt Tharandt aufgelöst und das Amtsgericht Tharandt neu gebildet. In dessen ehem. Gebäude befindet sich heute die Grundschule.[8]

Ende des 18. Jahrhunderts, mit der Zeit der Empfindsamkeit, setzte langsam der Tourismus ein. Amtschirurg Johann Gottfried Butter entdeckte 1792 zwei Mineralquellen, die Sidonien- und Heinrichs-Quelle, so dass eine kurze Blütezeit als Badeort mit einer direkten Straßenverbindung, u. a. für den Badewagen, durch den Plaunschen Grund nach Dresden einsetzte. Im Badetal entstand zwischen den Quellen 1805 das Stadtbad-Hotel nach Entwürfen von Gottlob Friedrich Thormeyer. Zudem wurden an den Talhängen ab 1796 zahlreiche Wanderwege mit Aussichtspunkten, Schutzhütten und Gedenksteinen, u. a. unter Leitung des Dresdner Hof- und Justizrates und Heilsberger Freiherrn Gottfried Ferdinand von Lindemann (1744–1804), als Heilige Hallen angelegt.[9] Friedrich Schiller (Gedenktafel am Gasthaus Schillereck am Markt), Johann Wolfgang von Goethe (Gedenktafel am ehem. Stadtbad-Hotel, eingelagert), Heinrich von Kleist und andere Berühmtheiten weilten dort, und die romantische Burgruine Tharandt wurde das meistgezeichnete Motiv dieser Epoche.

Mit der privaten Forstlehranstalt, die Heinrich Cotta mit seiner Anstellung bei der sächsischen Forstvermessungsanstalt im Jahr 1811 von Zillbach in Thüringen nach Tharandt mitbrachte, wurde Tharandt zur Gelehrten- und Studentenstadt. Bäcker und Fleischer, Schneider und Schuhmacher, nicht zuletzt die Wirte profitierten von dieser Entwicklung. Auch Studentenverbindungen entstanden in Tharandt, vor allem akademische Jagdkorporationen. 1816 wurde die Lehranstalt zur Königlich-sächsischen Forstakademie erhoben und zwischen 1929 und 1941 als Forstliche Hochschule Tharandt in die Technische Hochschule Dresden integriert.

Nach der Verlegung der bisher über die Poststation in Herzogswalde führenden Postkutschenlinie Dresden – Freiberg (– Nürnberg) ab 1832/33 zur neuen Poststation in Tharandt (heute unter anderem Ärztehaus) an der 1826–28 ausgebauten Dresden-Freiberger Chaussee erfolgte 1855 der Bahnanschluss durch die private Albertsbahn AG nach Dresden, deren Strecke 1862 nach Freiberg weitergeführt wurde und nun Bestandteil der Sachsen-Franken-Magistrale ist.

Der Besitzer der Schlossmühle, Friedrich Ernst Schmieder, nutzte die Wasserkraft der Wilden Weißeritz, und produzierte seit 1893 mit zwei Gleichstrom-Dynamo-Maschinen von Siemens & Halske je neun Kilowatt Strom mit einer Spannung von 110 Volt. Vier oberschlächtige Wasserräder trieben die Dynamos mit einer Drehzahl von 1300/min an, wofür eine mehrmalige Zahnrad- und Riemenübersetzung notwendig war. Da die Talsperre Klingenberg noch nicht existierte, musste die bei Niedrigwasser und Vereisung ausfallende Wasserkraft ersetzt werden. Schmieder, der auch Maschinenfabrikant war, behalf sich mit einer Akkumulatorenbatterie mit 65 Elementen für 112 Ah und einem Petroleummotor, der häufig ausfiel. Den Strom erhielten die angeschlossenen Häuser in der Nachbarschaft und die Stadt Tharandt für die Straßenbeleuchtung. Die Freileitungen bestanden aus blanken Kupferdrähten und mussten auf Betreiben der Aufsichtsbehörden zur Isolierung mit Juteband umwickelt und mehrfach mit Teer bestrichen werden.[10] Das Stromnetz von Friedrich Ernst Schmieder war, nach der Licht- und Kraftanlage der Brüder Karl und Wilhelm Einhorn in Olbernhau,[11] das zweite seiner Art in Sachsen und das erste, das der Gesamtbewohnerschaft zur Verfügung stand.

Am 12. Juli 1912 eröffnete die Kraftomnibuslinie Tharandt – Kurort Hartha des sächsischen Automobilpioniers Emil Nacke (1843–1933), welche einen seit mindestens 1903 fahrplanmäßig verkehrenden Pferdeomnibus des Harthaer Fuhrunternehmers Hugo Opitz ablöste. Nach mehrmals wechselnder Trägerschaft sowie zeitweiser Verlängerung, über Spechtshausen und Pohrsdorf bis Fördergersdorf, besteht sie heute noch als Linie 345.

In der DDR-Zeit war die Stadt ein Zentrum der Umweltschutzbewegung im späteren Umweltbildungshaus Johannishöhe.

Während der Jahrhundertflut 2002 wurden vier Häuser im rechts der Burg gelegenen Weißeritztal zerstört und die Bibliothek der Forstfakultät beschädigt.


Text: Wikipedia

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