Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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Siegelmarke Neues Allgemeines Krankenhaus Hamburg-Eppendorf
Ansichtskarte vom Krankenhaus 1910

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), bis 2001 Universitätskrankenhaus Eppendorf, ist ein Krankenhaus der Universität Hamburg im Hamburger Stadtteil Eppendorf.


Vorgeschichte und Bau

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das bis dahin einzige allgemeine Krankenhaus in Hamburg, das 1823 gegründete Allgemeine Krankenhaus St. Georg, trotz vorangegangener baulicher Erweiterungen den Aufgaben der Gebrechlichen- und Krankenversorgung offensichtlich nicht mehr gewachsen. Eine Revision im Jahre 1876 konstatierte einen Zustand der Dauerüberfüllung. Die Behandlung Schwerkranker im Keller und die mangelnde Belüftung der Krankensäle wurde besonders kritisiert. Die unerwartete Zunahme der Patienten resultierte neben dem starken Bevölkerungswachstum der Stadt und den zu jener Zeit grassierenden Seuchen (z.B. Cholera) auch aus erweiterten Behandlungsmöglichkeiten durch den starken medizinischen Fortschritt.

Zur Lösung des Problems schuf der Senat die Stelle eines ärztlichen Direktors neu und berief 1879 Heinrich Curschmann auf diesen Posten. Dieser war von Anfang an davon überzeugt, dass nur ein großer Krankenhaus-Neubau die Probleme lösen könnte. Nach fünfjährigen Verhandlungen mit den Behörden wurde (auch weil Bürgermeister Carl Friedrich Petersen hinter dem Projekt stand) 1884 durch den Senat der Neubau als Pavillonanlage nach dem Konzept von Curschmann bewilligt. Während Curschmann ein Gelände in der Innenstadt favorisiert hatte, entschied sich der Senat für den kostengünstigeren Ankauf von Gelände am äußersten Stadtrand im Stadtteil Eppendorf.

Der in den folgenden fünf Jahren umgesetzte Neubau mit 55 Pavillons, großzügig angeordnet auf einem parkartigen Gelände, markiert den Übergang vom kasernenartigen Armenhospital zum modernen Behandlungskrankenhaus nach dem Stand der medizinischen Erkenntnis. Bereits während der Bauzeit (ab 1885) wurde der Betrieb in bereits fertiggestellten Gebäuden aufgenommen. Ein Jahr vor der offiziellen Fertigstellung nahm Curschmann 1888 eine Professur in Leipzig an und verließ Hamburg. Alfred Kast wurde zum ersten ärztlichen Direktor des neuen Krankenhauses bestellt.


Kaiserzeit

Im Eröffnungsjahr umfasste das Neue Allgemeine Krankenhaus 1340 Betten in zwei Hauptabteilungen. Neben der medizinischen bzw. internistischen Abteilung mit Epidemiestation gab es die chirurgische Abteilung mit der vorerst einzigen Spezialabteilung, der für Augenkranke. Neben 25 Ärzten verzeichneten die Personalakten 160 Angehörige des Wartpersonales und 134 Angehörige des Dienstpersonales. Mit einem amtlichen Bestand von 1436 Kranken war das Krankenhaus am Tag der offiziellen Eröffnung (19. Mai 1889) bereits überbelegt.

Die bauliche Anlage galt als konsequenteste Umsetzung eines Pavillonkrankenhauses und war jahrzehntelang Vorbild für viele Krankenhausneubauten in aller Welt. Auch infolge der Choleraepidemie in Hamburg 1892 wurde die Wasserversorgung mit ungefiltertem Elbwasser als Schwachpunkt der Patientenversorgung erkannt und so erfolgte im folgenden Jahr die Errichtung eines Sielgrubenhauses und einer Desinfektionsanstalt. Ab 1908 wurde das Krankenhaus durch einen eigenen Tiefbrunnen mit einwandfreiem Trinkwasser versorgt.

Wurde während der Anfangsjahre die Patientenversorgung noch ausschließlich von angelernten Wärterinnen und Wärtern getätigt, so wurde aufgrund guter Erfahrungen mit ausgebildeten Krankenschwestern während der Choleraepidemie um die Jahrhundertwende die Schwesternversorgung eingeführt. 1900 hatte die kurz zuvor gegründete Schwesternschule bereits 80 Absolventinnen.

Nach der Jahrhundertwende wurde das nun Allgemeines Krankenhaus Eppendorf genannte Krankenhaus von den ärztlichen Direktoren gezielt zur Forschungs- und Lehrstätte ausgebaut, die sich – so erweisen die Festschriften zum 25-jährigen Bestehen 1914 – durchaus mit Universitätskliniken messen konnten. Als weitere Spezialabteilungen entstanden: 1899 Abteilung für Entbindungen und Frauenheilkunde, 1900 Abteilung für Hals-Nase-Ohren-Kranke, 1908 Abteilung für Hautkranke, 1912 Abteilung für physikalische Therapie und eine Röntgenabteilung, 1913 Abteilung für Kinderheilkunde.


Weimarer Republik

Nach Gründung der Universität Hamburg im Jahre 1919 wurden zwar etliche Ärzte des Eppendorfer Krankenhauses als Professoren berufen, eine formelle Anerkennung als Universitätskrankenhaus durch den Senat blieb aber Jahrzehnte unerreicht. Um kein allgemeines Krankenhaus zu verlieren, favorisierte die Gesundheitsbehörde den Neubau eines Universitätsklinikums in Hamm/Horn und stieß damit auf den Widerstand der Mehrheit der Ärzte, die in Eppendorf bleiben wollten. Der von den Ärzten geforderte Ausbau des bestehenden Krankenhauses zur Erfüllung der neuen Aufgaben im Lehr- und Forschungsbetrieb wurde von der Behörde abgelehnt mit Hinweis auf die höheren Kosten im Vergleich zu einem Neubau. So blieb eine Einigung aus, neben wenigen Modernisierungsmaßnahmen wurde 1926 ein einziges Gebäude für universitäre Aufgaben mit einem Hörsaal mit 150 Plätzen errichtet. Während der Weltwirtschaftskrise 1929-1932 wurde aufgrund fehlender Mittel weder ein Neubau noch eine umfassende Modernisierung eingeleitet. Im Gegenteil musste die Schwesternschule geschlossen werden und so entstand (auch durch den Geburtenrückgang als Folge des Weltkrieges) ein Mangel an Pflegepersonal. Erst zum Beginn des Nationalsozialismus wurden 1934 die Schließungspläne vorerst aufgegeben und das Krankenhaus am ersten April offiziell zum Universitäts-Krankenhaus Eppendorf ernannt.


Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung wurden 16 Angehörigen des Lehrkörpers die Lehrbefugnis entzogen. Mehr als 59 Medizinstudenten wurden von der Universität vertrieben. Betriebsangehörige, die in der SPD oder KPD organisiert waren, wurden entlassen, die Tätigkeit des Betriebsrates verboten. Der langjährige Direktor des UKE, Ludolph Brauer, wurde wegen angeblicher national unzuverlässiger Gesinnung in den Ruhestand versetzt.

Neben Heilung wurde Mitarbeit bei der Durchsetzung der Rassenideologie der Nationalsozialisten Aufgabe des UKE. Mehrere Professoren beteiligten sich an der Verbreitung des rassenhygienischen Gedankengutes. Operative Zwangssterilisationen gehörten zum Alltag in Klinik und Ausbildung in Chirurgie und Frauenheilkunde. Zwölf Fachärzte des UKE waren von der Gesundheitsbehörde zur Durchführung dieser Operationen berechtigt. Ab 1936 durften jüdische Kranke nicht mehr aufgenommen werden.

Besonders für die psychisch Kranken der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg hatte die Herrschaft der Nationalsozialisten verheerende Folgen. Die Anstalt wurde 1934 aufgelöst, 700 Patienten wurden zur Verwahrung in andere Anstalten gebracht, 300 als heilbar eingestufte Personen wurden in einer neugegründeten Psychiatrischen- und Nervenklinik des UKE untergebracht. Für diese Klinik wurden 1942 neue Pavillons auf dem Gelände errichtet. Bei Neuaufnahmen fungierte diese Klinik als Schleusenbetrieb: Wurde keine Behandlungsfähigkeit bescheinigt, wurde der Patient in der Regel zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt, später von dort in Tötungsanstalten verbracht. Euthanasiemaßnahmen in der Kinderklinik scheiterten am Widerstand des Personals.

Von zwei Professoren, zwei Medizinstudenten und einigen Betriebsangehörigen des UKE ist bekannt, dass sie in aktiver Opposition zu dem Regime standen und deswegen z.T. Haft, Folter und Tod erlitten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Gelände des UKE 22 unterirdische und 4 Hochbunker errichtet. Daher war die Zahl der Bombenopfer unter Patienten und Belegschaft gering, obwohl ein Drittel des UKE zum Kriegsende zerstört war. Außerdem wurde dem Krankenhaus das im angrenzenden Lyzeum Curschmannstraße eingerichtete Kriegslazarett zugeordnet.


1945 bis heute

Das UKE führte trotz schwerster organisatorischer Rahmenbedingungen (Wasser-, Strom-, Raum- und Personalmangel) die Krankenversorgung nach dem Krieg ohne Unterbrechung weiter. Der Lehrbetrieb wurde nach Genehmigung durch die britische Besatzung wieder aufgenommen. Von einer Wiederherstellung der Bausubstanz wurde Abstand genommen, weil die weiträumige Verteilung kleiner Pavillons nicht mehr den Anforderungen zeitgemäßer Patientenversorgung entsprach. Vielmehr wurden größere funktionale Klinikbereiche geschaffen, z.T. durch Verbindung einzelner Pavillons.

Das nach der Erika-Schwesternschaft benannte Schwesternhaus, 1912-14 nach Plänen Fritz Schumachers errichtet, wurde unter Denkmalschutz gestellt. Der Bau zeigt typische Elemente der ersten Schaffensperiode Fritz Schumachers, die von der reformierten und traditionellen Architektur geprägt war. Auf den außen liegenden Brüstungspfosten befindet sich je eine Figurengruppe „Frau mit Kind“ des Bildhauers Karl Weinberger.

Um die Jahrtausendwende wurde vom Senat ein Masterplan für die Weiterentwicklung des UKE verabschiedet. Neben einer Reorganisation des Betriebs wurden 339 Millionen Euro für eine bauliche Neustrukturierung veranschlagt, ferner wurde im Jahre 2001 die offizielle Bezeichnung des UKE von Universitätskrankenhaus Eppendorf auf Universitätsklinikum Eppendorf geändert. Zur Zeit (erster Bauabschnitt bis 2010) wird das Gelände durch großangelegte Baumaßnahmen zentralisiert, um die durch die Pavillonbauweise z.T. langen und riskanten Patiententransporte zu verkürzen. 2006 wurde die stationäre Patientenversorgung des Bernhard-Nocht-Institutes für Tropenmedizin in das Universitätsklinikum Eppendorf eingegliedert.

Seit Januar 2007 gibt es eine Kooperation in der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Krankenversorgung des UKE mit dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg.

Am 1. Februar 2009 wurde das neue Klinikgebäude im Zentrum des UKE-Geländes bezogen.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf umfasst heute in 14 Zentren mehr als 80 Kliniken, Polikliniken und Institute. Mit 1346 Betten sowie 196 Betten im Universitären Herzzentrum Hamburg GmbH ist es eines der größten Krankenhäuser in Hamburg. Jährlich nimmt das Klinikum etwa 86.000 Patienten stationär auf. Hinzu kommen 270.000 ambulante Patienten, davon rund 112.000 über die Notaufnahme. Insgesamt arbeiten im UKE mehr als 9100 Ärzte, Pflegekräfte und andere Mitarbeiter. Mit der medizinischen Fakultät ist das UKE Teil der Universität Hamburg und beteiligt sich an der akademischen Ausbildung. Am UKE studieren in den Fachrichtungen Medizin und Zahnmedizin mehr als 3500 Studierende.

Im Jahr 2010 wurde das Medizinhistorische Museum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eröffnet. Das Museum steht unter der Ägide des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin und befindet sich in einem ebenfalls nach Plänen von Fritz Schumacher zwischen 1913 bis 1926 für die Pathologie und andere Institute errichteten Gebäude, das mit seinem alten Sektionssaal ebenfalls unter Denkmalschutz steht.



Text: Wikipedia

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