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Wächtersbach

Wächtersbach ist eine Kleinstadt zwischen Frankfurt am Main (50 km) und Fulda (50 km), im Main-Kinzig-Kreis in Hessen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Urgeschichte

Unter den Urgeschichtlichen Zeugnissen der Region findet sich ein in Leisenwald gefundenes Steinbeil[3].

Auf der Wolferburg, einem Hochplateau oberhalb von Hesseldorf, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts keltische Steingräber gefunden. Sie verweisen auf eine frühe keltische Besiedlung der Gegend. Wegen der exponierten Lage des Fundortes, könnte es sich um eine Fliehburg gehandelt haben. Dafür sprechen weitere keltische Funde in der Alteburg im nahen Biebergemünd, in Bad Orb und bei Glauburg[4].

Mittelalter

Im Jahr 1236 wurde der Ort als Weichirsbach erstmals urkundlich erwähnt, was so viel heißt wie „Der Bach, der die Weiher speist“.

Die Siedlung nahm von einer Wasserburg ihren Anfang – Reste der ehemals sie umgebenden Wasserflächen sind mit den Weihern im Schlosspark noch sichtbar. Diese Veste wurde schon in staufischer Zeit an der Süd-Ost-Ecke des Reichsforstes Büdinger Wald aufgerichtet und diente wie die Burgen in Gelnhausen und Büdingen zu dessen Schutz. Sie war damit Teil der Sicherungsanlagen für das alte Königsland Wetterau. Im Schutze der Burg entwickelte sich eine Siedlung, von der wir erstmals durch eine Urkunde des nahegelegenen Klosters Selbold (vgl. Langenselbold) aus dem Jahre 1236, das hier über Grundstücke und Einnahmen verfügte, erfahren.[5]

Die Herren von Büdingen verwalteten als Lehnsträger des Reichsforstes auch das Wächtersbacher Gebiet. Als sie um 1245 im Mannesstamm ausstarben, teilten sich vier Schwiegersöhne, unter ihnen Albert von Trimberg und ein Neffe, Heinrich von Isenburg, das gesamte Erbe. Zwischen ihnen und ihren Nachfolgern war der Herrschaftsanspruch über Burg und Flecken Wächtersbach lange umstritten.

Konrad von Trimberg stiftete 1354 eine Marienkapelle am Ort. Im Jahre 1404 erhob Johann II. von Isenburg Wächtersbach zur Stadt, deren Verwaltung in dem 1495 errichteten gotischen Fachwerk-Rathaus ihren Sitz hatte. Die Stadt lag verkehrsgünstig zwischen den beiden von West nach Ost verlaufenden Handelsstraßen, der Reffenstraße im Norden über die Höhen des Büdinger Waldes (mit dem Namen gebenden Großen Reffenkopf, 298 m NHN) von Mainz nach Eisenach und der südlich, nahe am Kinzigtal verlaufenden Via Regia von Frankfurt nach Leipzig. Im Jahre 1458 gelangten Burg und Stadt endgültig in den Besitz der Grafen von Ysenburg.

Neuzeit

Graf Anton von Isenburg-Büdingen zu Ronneburg (1501–1560) begann, nach 1520, mit Umbau und Modernisierung des Schlosses Wächtersbach. „Er hatte sich schon früh der neuen Lehre Luthers zugewandt. Schrittweise … gelang es ihm, im Laufe von etwa 20 Jahren die Reformation in seinem Stammteil durchzuführen. … Wächtersbach erhielt 1541 … den ersten evangelischen Pfarrer“[6].

Im Jahre 1564 wurde die Faulhaberin aus Wächtersbach in Büdingen als Hexe angeklagt und auf Anordnung von Graf Georg von Isenburg-Büdingen gefoltert. Mangels Geständnisses wurde sie schließlich begnadigt.

1578 wurde die zunächst gräfliche, später fürstliche Brauerei Wächtersbach, durch einen der Söhne Graf Antons gegründet. Sie arbeitete über 400 Jahre, bis sie schließlich, im Jahre 2008 endgültig geschlossen wurde.

Auch die Stadt Wächtersbach und das Schloss litten im Dreißigjährigen Krieg sehr. Es war Graf Johann Ernst I. von Isenburg-Büdingen (1625–1673), der für seine Hochzeit mit Gräfin Marie Charlotte von Erbach das Schloss zunächst wieder bewohnbar machte, später weiter ausbaute und weitere Gebäude sowie einen Lustgarten mit Brunnen hinzufügte.[7][8][9]

Ferdinand Maximilian I. von Ysenburg, der Gründer der Linie Ysenburg-Büdingen-Wächtersbach, machte 1687 Wächtersbach zu seiner Residenz. In seiner Regierungszeit und unter seinen Nachfolgern wurde das heute noch vorhandene barocke Gebäudeensemble von Pferdestall und Remise, der Marstall (1718), das Gebäude der gräflichen Verwaltung, die Rentkammer (1735, unter Graf Ferdinand Maximilian II.) und das Wohnhaus der unverheirateten Geschwister der regierenden Grafen, das Prinzessinnenhaus (1750)[10].

1699 nahm Ferdinand Maximilian I. die wegen ihres evangelischen Glaubens aus dem Piemont vertriebene Waldenser auf. Für sie wurde auf der Spielberger Platte das Dorf Waldensberg gegründet.

Die Ysenburger verloren 1806 in napoleonischer (Fürstentum Isenburg) und endgültig in nachnapoleonischer Zeit (Wiener Kongress) ihre Funktion als Landesherren. Sie gehörten ab 1815 für ein Jahr zum Kaisertum Österreich, das das Gebiet 1816 dem Großherzog von Hessen (Hessen-Darmstadt) überließ. Der Großherzog und der Kurfürst von Hessen (Hessen-Kassel) teilten sich das Gebiet Mitte 1816; Wächtersbach wurde kurhessisch[11] und gehörte dort – nach der umfassenden Territorial- und Funktionalreform – von 1821 bis 1829 zum kurhessischen Kreis Salmünster und – nach dessen Auflösung – von 1830 bis 1866 zum kurhessischen Kreis Gelnhausen. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen gehörte der Kreis (vermehrt um das zuvor bayerische Landgericht Orb) 1867 zum neuen preußischen Regierungsbezirk Kassel, der von 1868 bis 1944 zur neu gegründeten preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörte.

Durch den Bau der Eisenbahn zwischen Hanau und Bebra in den Jahren 1864 bis 1868 fand die Stadt Anschluss an das Rhein-Main-Gebiet und erfuhr seither, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, eine rasche Aufwärtsentwicklung. Die Wohnquartiere wuchsen aus dem beschränkten, von der Stadtmauer umwehrten Raum heraus und breiteten sich an den umliegenden Hängen und in der Niederung des Kinzigtals aus. Es entstand eine einheimische Industrie. Im tertiären Sektor stellt die Stadt in der Region heute einen gewissen Mittelpunkt dar.


Text: Wikipedia

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