Württembergische Landesbibliothek

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Siegelmarke Kgl. Landes Bibliothek-Stuttgart

Gegründet wurde die Bibliothek von Herzog Carl Eugen am 11. Februar 1765, seinem 37. Geburtstag, als Herzogliche Öffentliche Bibliothek. Ihr erster Standort war das Beck'sche Haus (heute Stuttgarter Straße 12) in der damaligen württembergischen Hauptstadt Ludwigsburg. Bemerkenswert an der Gründung war, dass die Bibliothek ihrem Stiftungsdiplom nach von Anfang an jedermann offen stand, „mit alleiniger Ausnahme der Livrée-Bedienten“. Der Herzog, dem seine Bibliothek eine Herzensangelegenheit war und der zeit seines Lebens als oberster Bibliothekar fungierte, hatte also keine weitere Hofbibliothek geschaffen, wie sie damals noch üblich war, sondern eine Institution, die bereits wesentliche Züge einer modernen Bibliothek aufwies. Auch die Erwerbungsrichtlinien strebten bereits eine Repräsentation aller Fachbereiche im Bestand an.

Nach einem 1767 erfolgten Umzug in ein anderes Gebäude in Ludwigsburg (Grafenhaus, Vordere Schloßstraße 29/31) wurde die Bibliothek 1777 nach Stuttgart verlegt, das seit 1775 wieder württembergische Residenz war. Das aus dem Jahre 1435 stammende Herrenhaus, ein großer Holzbau direkt am Stuttgarter Marktplatz, nahm die Bibliothek auf, die dort am 12. Februar 1777 neu eröffnet wurde. Wegen der Holzbauweise bestand hohe Feuergefahr, und die Bibliothekare waren mit ständigen diesbezüglichen Vorsichts- und Abwehrmaßnahmen beschäftigt.

Karl Eugen hatte den Ehrgeiz, eine der führenden Bibliotheken Deutschlands zu etablieren. Grundstock der Bestände waren die Bibliothek der Ludwigsburger Residenz, noch von Herzog Eberhard Ludwig begonnen, und die angekauften Buchbestände des ersten Bibliothekars Joseph Uriot; zusammen um die 10.000 Bände. Das seit 1710 in Württemberg bestehende Pflichtexemplar wurde von der Bibliothek des Regierungsrats auf die neue Bibliothek übertragen. Auch die herzogliche Antiquitäten-Sammlung und das Medaillen-Cabinett wurden der Bibliothek zugeschlagen. Höchstpersönlich kümmerte der Herzog sich um den Bestandsausbau, war ständig in Sachen Bibliothek unterwegs und kaufte unter Aufwendung beträchtlicher Summen vielfältige Sammlungen an, u. a. zwei große Bibelsammlungen des Kopenhagener Predigers Josias Lorck und des Nürnberger Archidiakons Georg Wolfgang Panzer, die den Grundstock für die große Bibelsammlung der WLB bildeten. Nach Verlegung der Bibliothek nach Stuttgart wurde eine Reihe von Behördenbibliotheken aus dem ganzen Land in den Bestand aufgenommen.

Gegen Lebensende des Herzogs hatte die Bibliothek einen Bestand von 100.000 Bänden erreicht, Teile der Bestände mussten aus dem Herrenhaus ausgelagert werden. Obwohl Karl Eugens Nachfolger zunächst wenig Interesse an der Bibliothek zeigten und schon 1794, wenige Monate nach seinem Tod, den Neukauf von Büchern drastisch einschränkten, wuchsen die Bestände weiter. Für Zuwachs sorgten u. a. ab 1803 die Bibliotheken der Klöster, die im Zuge der Säkularisation neu an Württemberg gekommen und aufgehoben worden waren, beispielsweise Weingarten, Zwiefalten oder Wiblingen. Große Teile der Bestände, vor allem die wertvollen Handschriften, gingen allerdings nicht an die öffentliche Bibliothek, sondern an die von König Friedrich 1810 neu geschaffene Königliche Handbibliothek, eine Fürstenbibliothek alten Typs. Erst später gingen auch diese Bestände, noch später dann die gesamte Königliche Handbibliothek, ab 1886 Königliche Hofbibliothek, an die Landesbibliothek.

Wegen großer Raumnot zog die Bibliothek, nunmehr Königliche Öffentliche Bibliothek, 1820 um in das Invalidenhaus an der Neckarstraße, das ursprünglich 1810 für ein Invalidenregiment errichtet worden war. Damit war der Standort erreicht, an dem die Bibliothek sich noch heute befindet. Auch das Invalidenhaus war ein Holzbauwerk, und wegen der Feuergefahr drängte die Bibliothek immer wieder auf einen Neubau aus Stein, der schließlich 1878 bis 1886 unter dem ausführenden Architekten Theodor von Landauer an (fast) gleicher Stelle errichtet wurde. Für den Fassadenschmuck mit Reliefs und Kapitellen war Adolf von Donndorf verantwortlich. Leiter der Bibliothek war zu dieser Zeit der auch als Historiker hervorgetretene Wilhelm Heyd.

Die Bibliothek wurde umbenannt in Königliche Landesbibliothek, nach dem Ende der Monarchie dann in Württembergische Landesbibliothek. Während des Zweiten Weltkrieges, in der Nacht vom 12. auf den 13. September 1944, brannte das Bibliotheksgebäude bei einem schweren Luftangriff auf Stuttgart beinahe vollständig aus. Nur das separat stehende Verwaltungsgebäude (und mit ihm die Bibliothekskataloge) konnten vor der Feuersbrunst gerettet werden. Alle Bestände, die nicht ausgelagert worden waren, verbrannten. Über 400.000 Bände, etwa die Hälfte des damaligen Gesamtbestandes, gingen verloren; darunter die gesamte neuere Literatur ab 1930, komplette Fachgruppen, viele Zeitungen und Zeitschriften und auch der größte Teil der ehemaligen Hofbibliothek. Die andere Hälfte des Bestandes, darunter die meisten Kostbarkeiten, war zum Glück rechtzeitig ausgelagert und damit gerettet worden.

In der Nachkriegszeit wurde versucht, die großen Lücken, die der Krieg gerissen hatte, zu schließen, was teilweise gelang, vor allem durch großzügige Spenden der württembergischen Verlage. Unter der Ägide Wilhelm Hoffmanns, der die Landesbibliothek von 1945 bis 1969 leitete und mit Theodor Heuss (dem damaligen württemberg-badischen Kultminister) befreundet war, gelang es, von Regierung und Landtag ausreichende Mittel für den Neuanfang zu erhalten. Als am 3. August 1970, nach jahrzehntelangen Provisorien, das heutige Bibliotheksgebäude (Entwurf: Prof. Horst Linde) eingeweiht wurde, hatte der Bibliotheksbestand schon fast wieder die Größe vor der Zerstörung erreicht. Unter Hoffmanns Nachfolger Hans-Peter Geh, der von 1985 bis 1991 Präsident der internationalen Bibliotheksvereinigung IFLA war, konnten die Bestände mehr als verdoppelt werden; 1990 betrugen sie rund 2,5 Millionen Bände.

Zum 1. Januar 2000 wurden Personal und Bestände der Bibliothek für Zeitgeschichte übernommen, die schon seit 1972 im Gebäude der WLB ansässig war und deren Bestände über die WLB zu benutzen waren. Rund 350.000 Bände zur Zeitgeschichte ab 1914, insbesondere zum Militärwesen und zur Konfliktforschung, gingen an die Landesbibliothek über, nebst archivalischen Sondersammlungen mit u. a. Plakaten und Feldpostbriefen sowie dem DFG-Sondersammelgebiet 8.3 Nicht-konventionelle Materialien zur Zeitgeschichte aus dem deutschsprachigen Bereich.

Um der Bibliothek mehr Raum für ihre Bestände und Benutzer zu geben und die bislang nicht mögliche Präsentation rund einer halben Million Bände in Freihandaufstellung statt in geschlossenen Bibliotheksmagazinen zu ermöglichen, kündigte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger am 17. Juni 2008 die Errichtung eines Erweiterungsbaus für die Landesbibliothek an, der zum 250-jährigen Bestehen der Bibliothek im Jahr 2015 eröffnet werden soll. Hierzu wurde 2010/2011 ein Architektenwettbewerb abgehalten. Finanzprobleme des Landes Baden-Württemberg machten im Herbst 2012 eine Realisierung des Neubaus zum geplanten Eröffnungstermin 2015 aber wieder fraglich.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.