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Westerland (Sylt)

Westerland (dänisch: Vesterland, nordfriesisch: Wäästerlön oder Weesterlön) ist ein Ortsteil der Gemeinde Sylt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein und Hauptort der Nordseeinsel Sylt. Von 1905 bis 2008 besaß Westerland das Stadtrecht.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Bis zur Bestimmung als Seebad 1855

Die ehemals selbstständige Stadt Westerland ist nach Hörnum der jüngste Ort auf Sylt. Nachdem bei der Allerheiligenflut am 1. November 1436 der Ort Eidum vollständig zerstört wurde, gründeten die Überlebenden auf den Heideflächen nordöstlich der alten Siedlung einen neuen Ort. Der Name Westerland leitet sich wohl von einer alten Tinnumer Flurbezeichnung ab, auf der diese neue Siedlung entstand: Es handelte sich um das Land westlich des Dorfes, also das Wester-Land. Das heutige Alt-Westerland wurde 1462 erstmals urkundlich erwähnt.

Nachdem die ehemaligen Eidumer noch 200 Jahre lang ihre zwischen den Dünen stehende Kirche benutzt hatten, die noch 1648 auf Johannes Mejers Karte eingezeichnet ist, begannen sie 1635 am Ostrand ihres neuen Dorfes mit dem Bau einer eigenen Kirche, der heutigen Dorfkirche St. Niels, die wie die Eidumer Kirche Nikolaus von Myra, dem Heiligen der Seefahrer, geweiht war. Das Inventar und die Glocke stammen aus der alten Eidumer Kirche.

Westerland bestand 1778 lediglich aus 124 Häusern und war so arm, dass kein einziger Landbesitzer sich von seinem Land ernähren konnte, weil das fruchtbare Marschland entweder von der See weggespült wurde oder von den Dünen versandete, wie das Kirchenkollegium an den Herzog schrieb, verbunden mit der Bitte, eine Kollekte zur Renovierung der inzwischen baufälligen Kirche zu genehmigen.[1] Das Seebad vor dem Bau des Hindenburgdamms Im Jahr 1855 erhielt der Ort das Prädikat eines Seebades. Die rund 500 Einwohner beherbergten in der ersten Saison 98 Gäste. Bald galt Westerland als das fortschrittlichste Bad, da im sogenannten Familienbad Männer und Frauen gemeinsam baden durften. Das erste neu erbaute Hotel des Ortes war die im Jahr 1858 eröffnete Dünenhalle, später Hotel Union an der Deckerstraße. Dieses Haus überlebte die Zeiten, bis es im Jahr 2002 abgerissen wurde. Hauptort der Insel wurde Westerland erst mit der Anerkennung als Seebad; bis dahin war über Jahrhunderte Keitum der Hauptort Sylts; dort befand sich zum Beispiel noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die einzige Apotheke der Insel. Durch seine zentrale Lage am Schnittpunkt aller Verkehrsachsen und aufgrund seiner Strandnähe festigte sich in den vergangenen 150 Jahren Westerlands insulare Vormachtstellung. 1905 erhielt Westerland schließlich das Stadtrecht.

Durch die vielen katholischen Kurgäste sah man sich veranlasst, 1896 ein katholisches Gotteshaus, die Herz-Jesu-Kirche, zu bauen. Diesem folgte 1957 ein größerer Bau, die Christophoruskirche. Die alte Kirche wurde daraufhin von der Stadt Westerland abgerissen. Wegen mangelhafter Bauqualität wurde allerdings bereits in den 1990er Jahren entschieden, diese abzureißen und an gleicher Stelle durch einen Neubau zu ersetzen, der am Palmsonntag des Jahres 1999 eingeweiht wurde.[2]

Als die kleine Dorfkirche St. Niels für die schnell wachsende Bevölkerung und die vielen Gäste nicht mehr ausreichte, errichtete man im Jahr 1908 zusätzlich die Stadtkirche St. Nikolai.

Seit dem Bau des Hindenburgdamms

In den 1920er Jahren war Westerland auf dem Weg, ein mondänes Seebad zu werden. In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Westerland, das bis dahin als judenfreundlich gegolten hatte, zu den Strandbädern, die 1934 Juden die Aufnahme und Beherbergung verweigerten. Damit verlor es einen Großteil seines vorherigen Publikums.

1949 folgte schließlich die Anerkennung als Seeheilbad. Dem Bauboom, der die Stadt in den 1960er Jahren erfasste, fielen viele alte Villen und Logierhäuser neuen Apartmentbauten zum Opfer. Zwischen 1951 und 1964 war mit dem ehemaligen SS-Gruppenführer Heinz Reinefarth einer der Befehlshaber bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes Bürgermeister von Westerland.[3]

Das Stadtbild veränderte sich in den 1960er Jahren entscheidend. Ausgelöst durch den Boom des Tourismus entstanden große Apartmentblocks und Hotels. Am auffälligsten war hier das Kurzentrum Westerland, das zwischen 1966 und 1969 gebaut wurde. Die drei Apartmentblocks überragen auch 2013 noch alle anderen Gebäude. An einem weiteren Großbau, dem geplanten Ferienzentrum Atlantis, das in 25 Stockwerken ein Kurmittelhaus, 750 Apartments und 1200 Tiefgaragenplätze umfassen sollte, entzündete sich ein langanhaltender Streit. Das Gebäude wurde schließlich vom Innenministerium in Kiel gestoppt, die weitere Stadtentwicklung setzte nicht mehr ausschließlich auf moderne Apartmentblocks.[4]

1988 verfasste die aus Berlin stammende Band Die Ärzte ein Lied über Westerland, das bis heute zu ihren größten Hits zählt.

Per Bürgerentscheid wurde am 25. Mai 2008 der Zusammenschluss mit der Gemeinde Sylt-Ost zum 1. Januar 2009 beschlossen.[5] Seit dem 1. Januar 2009 bilden diese beiden Gemeinden gemeinsam mit Rantum die neue Gemeinde Sylt.


Text: Wikipedia

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