Wetzlar

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Wetzlar ist eine Stadt in Mittelhessen und ehemalige Reichsstadt. Von 1689 bis 1806 war die Stadt der letzte Sitz des Reichskammergerichtes.

Stadtführer

Die Karte wird geladen …

(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Wetzlar.

Buderus

Friedrich Emil Krauß

Johann Wolfgang von Goethe

Karl August von Hardenberg

Königlich Bayerisches 20. Infanterie-Regiment Prinz Franz

Louis Scharfe

Scharfes Druckereien

Weinhandlung Ernst Hinckel

Sonstige

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte, Früh- und Hochmittelalter

Bereits in der Altsteinzeit war die Wetzlarer Region besiedelt, so auch im Bereich des Stadtteils Dalheim (Wüstungen Dalheim und Wanendorf). Durch die vom Klima begünstigte Lage blieben dort die Menschen auch in der Würmeiszeit vor rund 50.000 Jahren.[14]

Ausgrabungen längs der Lahn in Wetzlar-Dalheim haben größere, 7500 bis 7000 Jahre alte Siedlungsreste einer größeren, linearbandkeramischen-Kultur hervorgebracht.[15] Weitere Siedlungen germanischen Ursprungs in der unmittelbaren Nähe wurden freigelegt. Sie stammen zum Teil aus der Zeit um Christi Geburt und waren für die Dauer von zirka 1400 Jahren kontinuierlich besiedelt. Auf der Gemarkung Wetzlars bestanden zudem drei keltische Siedlungen. Weitere Hausgrundrisse sowie Speichergruben einer bronzezeitlichen Siedlung auf dem Gebiet hinter dem Dom wurden dokumentiert, ein Beleg für die frühe vorgeschichtliche Besiedlung um 3500 v. Chr. auf diesem exponierten Gelände.[16]

Schon aus der keltischen La-Tène-Zeit ist die Eisenerzgewinnung und -verhüttung[17] in und um Wetzlar nachgewiesen.[18][19] Somit hat die Eisenverarbeitung dort eine rund 2500-jährige Tradition. Auch für Kupfer, Silber und Gold gab es in und um Wetzlar, wenn auch sehr viel später, Grubenfelder.[20]

In Waldgirmes, unmittelbar an der östlichen Stadtgrenze, befand sich eine zivile römische Siedlung im Aufbau, siehe Römisches Forum Lahnau-Waldgirmes und in Dorlar gab es im ersten Jahrzehnt des ersten Jahrhunderts n. Chr. ein römisches Militärlager.

Der Name Wetzlar entstand möglicherweise bis zum 3. Jahrhundert,[21] die Endsilbe -lar weist darauf hin (Näheres in der Geschichte der Stadt Wetzlar), nachweislich besteht die Stadt seit dem 8. Jahrhundert.

Zu einem unbekannten Zeitpunkt erwarb Wetzlar das Marktrecht und damit das Recht, Marktzoll zu erheben. Im Laufe der Jahre entstand auf einem Hügel, dem ursprünglichen Burgberg und späteren Domhügel mit dem Marienstift, eine Marktsiedlung. Sie war Anziehungspunkt für Händler und Handwerker. Zum ersten Kirchenbau vor 897 war es dann auch möglicher Treffpunkt für gläubige Christen.

Jüngste umfangreiche Ausgrabungen in der Altstadt hinter dem Dom zeigen die Existenz einer bisher nur vermuteten früheren Stadtbefestigung aus dem 12. Jahrhundert, eine Turmkonstruktion sowie die Überreste eines an die gut erhaltenen Mauerreste angebauten Gebäudes. Durch die hohe Funddichte und ein großes Fundspektrum wird ein starker Aufschwung der Stadt und der damit verbundene Wohlstand bestätigt. So gibt es nicht nur Keramik- und Glasfragmente, Trachtbestandteile, Handwerksgeräte, sondern auch Speiseabfälle und Münzen, weiterhin die Aufdeckung von mehreren Flachdarren zur Flachsverarbeitung sowie zwei Kalkbrennöfen aus dem 13. Jahrhundert, die zur Herstellung von Mörtel im ehemaligen Stiftsbezirk dienten und auf eine rege Bautätigkeit verweisen.[22]

Die alte Reichsburg Kalsmunt: Nach Karl Metz[23] soll diese Burg bzw. dieses Schloss bereits eine frühe römische Gründung gewesen sein. Für Zedler[24][25] hat dieses Schloss Karl der Große um das Jahr 785 erbaut, um die demnach bereits bestehende Stadt dadurch besser im Zaume halten zu können. Sie soll von ihm „Carols Mons“ (Carlmund oder Carlmont) genannt worden sein, die heutige Benennung wird folgendermaßen gedeutet: Kals- (Karls) und -munt (Vasall), d. h. ein Lehensmann des Fränkischen Hofes. Andere Quellen halten den Namen für vorgermanisch oder keltisch wie: „The name Kalsmunt is of Celtic origin and means ‚barren hill‘“, mit der Bedeutung nutzlos/fruchtlos/unfruchtbarer Hügel. Auf der Reichsburg Kalsmunt wurden die kaiserlichen Münzen für Wetzlar geprägt. König Rudolf von Habsburg bestellte Graf Adolf von Nassau im Jahr 1286 zum Burghauptmann auf der Burg Kalsmunt. Adolf behielt das Amt, bis er selbst zum König des Römisch-Deutschen Reiches gewählt wurde. Bereits 1292 übertrug er das Amt des Burghauptmanns an Gottfried von Merenberg.[26]

Als eine frühe urkundliche Ersterwähnung der Stadt gilt eine Schenkung Ingolds an das Kloster Lorsch aus dem Jahre 832 im Lorscher Codex (Urkundenabschrift Nr. 3146).

Der Konradiner Gebhard, Graf in der Wetterau und ab 904 Herzog von Lothringen, ließ 897 eine Salvatorkirche (Erlöserkirche) weihen, die frühere Bauten ersetzte. Er stiftete 914/915 das Kloster St. Maria in Wetzlar, dort wurde er auch begraben.[27] Zu Beginn des 10. Jahrhunderts erfolgte die Gründung des Marienstiftes,[28] eines Kollegiatstiftes, durch Gebhards Söhne Hermann I., einen späteren Herzog von Schwaben, und Udo I., Graf in der Wetterau.

Spätmittelalter, Reichsstadt, Reichskammergericht

Als Freie Reichsstadt stieg Wetzlar vom Ende des 12. Jahrhunderts bis etwa 1350 mit rund 6000 Einwohnern nach Frankfurt zur zweitgrößten Stadt der Region auf, verarmte jedoch bis Anfang des 15. Jahrhunderts.[29]

Der Hohenstaufenkaiser Friedrich I. Barbarossa schuf im Wetzlarer Gebiet eine Reichsvogtei und stellte 1180 die Bürger Wetzlars den Bürgern Frankfurts gleich. Wetzlar wurde gleichzeitig Reichsstadt und blieb es bis 1803. Zum Schutz der Stadt und um die Wetterau als Reichsland zu sichern, baute er hoch über Wetzlar die bestehende Reichsburg Kalsmunt weiter aus. König Rudolf von Habsburg bestellte Graf Adolf von Nassau im Jahr 1286 zum Burghauptmann auf der Burg Kalsmunt. Adolf behielt das Amt, bis er selbst zum König des Römisch-Deutschen Reiches gewählt wurde. Die Handelsstraße, die bei Wetzlar die Lahn durchquerte, die Wetzlarer Eisenerzeugnisse, von denen heute noch der Eisenmarkt (forum ferri) zeugt, Wollweberei und Lederverarbeitung waren eine gute Basis für die weitere Entwicklung der Stadt.

Am 9. Juli 1277 wurden in einer Königsurkunde erstmals Juden in Wetzlar erwähnt. Der Deutsche Orden ließ sich von 1285 bis 1809 im Deutschordenshof der Stadt nieder.[30]

Im Jahre 1285 kam der „falsche Kaiser“ Dietrich Holzschuh, genannt Tile Kolup, der sich als Friedrich II. ausgab (der tatsächlich schon 1250 in Italien gestorben war), nach Wetzlar.[31] Er zog von Neuss kommend dem rechtmäßigen König Rudolf von Habsburg nach Frankfurt entgegen. Als der König daraufhin nach Wetzlar zog, nahmen die Stadtoberhäupter Tile Kolup fest und lieferten ihn aus. Er wurde als Zauberer, Ketzer und Gotteslästerer zum Flammentod verurteilt und am nächsten Tag in Wetzlar hingerichtet.[32]

Bis 1250 war der größte Teil der Stadtbefestigung, deren Reste heute noch besichtigt werden können, fertiggestellt. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts wird die Einwohnerzahl der Stadt auf 6000 geschätzt. Sie war damit für diese Zeit, im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland, bereits eine Großstadt. Um 1350 war der Höhepunkt der mittelalterlichen Stadtentwicklung erreicht.

Die jahrzehntelange Fehde mit den Grafen von Solms, die versuchten, Wetzlar zu einer solmsischen Landstadt zu machen, bedrohte die lebenswichtigen Handelsstraßen. Deshalb wurde im Wetzlarer Norden die Burg Hermannstein (1373–1379) zum weiteren Schutz der Stadt errichtet. Der Kaiser unterstützte zwar die Stadt, jedoch nicht sehr erfolgreich. Er übertrug 1378 und 1393 die Erbvogtei an Hermann II. (Hessen), genannt „der Gelehrte“. Seitdem waren die Amtmannschaft und der Schutz Wetzlars mit der Reichsburg Calsmunt landgräflich hessisches Lehen des Reichs. Bei jedem Regierungsantritt eines hessischen Landgrafen mussten danach der Rat und die Bürgerschaft dem Landgraf als Erbvogt und Schutzfürst huldigen. Das Schutzverhältnis blieb über die Jahrhunderte nicht ganz konfliktfrei. Wiederholt musste die Landgrafschaft ihre Rechte, sogar unter Androhung militärischer Gewalt, gegenüber dem Rat und der Bürgerschaft durchsetzen.

Die Stadt verschuldete sich und fiel 1387 unter Zwangsverwaltung, wurde aber in den Rheinisch-Schwäbischen Städtebund aufgenommen. Der Niedergang der Stadt führte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zu einer Verringerung der Einwohnerzahl auf nur noch 1500. Wetzlar – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655


Ein Glücksfall für Wetzlar war 1689 die Verlegung des höchsten Gerichtes des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, des Reichskammergerichts, nach Wetzlar. Von Mai bis September 1772 war Johann Wolfgang Goethe am Reichskammergericht als Praktikant eingeschrieben. Seine glücklose Romanze mit Charlotte (Lotte) Buff während dieser Zeit war Stoff für seinen Erstlingsroman Die Leiden des jungen Werther, mit dem er Wetzlar weltweit bekannt machte. Das Lotte-Haus am Deutschordenshof[33] in der Lotte-Straße erinnert noch daran. Mit der Auflösung des Reichs 1806 endete auch die Existenz des Reichskammergerichts.

Das französisch besetzte[34] Wetzlar verlor bereits 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss seine Reichsunmittelbarkeit: Im Zuge der Mediatisierung kam es zusammen mit dem Fürstentum Aschaffenburg und dem Fürstentum Regensburg als Grafschaft Wetzlar zum Staat des Reichserzkanzlers Reichsfreiherr Karl Theodor von Dalberg, 1810 zu dessen Großherzogtum Frankfurt. Nach dem Wiener Kongress fiel das Gebiet 1815 an Preußen, und 1822 wurde es Sitz des Landrates des neu geschaffenen Landkreises Wetzlar.

Wetzlar wird Industriestadt Die Eisenerzgewinnung, -verhüttung und -verarbeitung in und um Wetzlar hat bereits eine 2500-jährige Tradition. Die „moderne“ Industrialisierung Wetzlars begann jedoch erst mit der Schiffbarmachung der Lahn durch Schleusen um 1850.[35][36] Mit der Eröffnung zweier Eisenbahnlinien 1862/63 (Lahntalbahn mit der Strecke Wetzlar–Limburg–Koblenz und Köln-Gießener Eisenbahn), die sich in Wetzlar trafen, sowie der Berlin-Wetzlarer Eisenbahn, der sogenannten Kanonenbahn.[37] Im Jahre 1878 fand die Stadt Anschluss an ferne Rohstoff- und Absatzmärkte und wurde Industriestandort. 1869 waren allein im Stadtgebiet Wetzlar, mit ehemaligem Bergamt und Bergrevier,[38] 100 Erzbergwerke in Betrieb. Der erste Wetzlarer Hochofen der Gebrüder Buderus wurde 1872 in Betrieb genommen. Über 100 Jahre lang wurde in der Sophienhütte das im Bergbau und Hüttenwesen im Lahn-Dill-Gebiet gefundene Eisenerz (Roteisenstein) verarbeitet. Ab 1887 wurden nach und nach Erzbergwerke in Wetzlar stillgelegt, nur kurz unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg. Die danach auf dem Weltmarkt angebotenen, billiger im Tagebau gewonnenen ausländischen Erze beschleunigten den Prozess. 1926 kam der Wetzlarer Bergbau ganz zum Erliegen. Weitere nennenswerte metallverarbeitende Unternehmen waren Röchling, die Hessischen Berg- und Hüttenwerke, die Carolinenhütte und das Herkuleswerk. Das Optische Institut Carl Kellners war Keimzelle für eine optische und feinmechanische Industrie mit Weltruf mit Unternehmen wie Leitz, (Leica), Hensoldt (heute Carl Zeiss Sports Optics), Minox, Pfeiffer, Loh, Christian Kremp, Seibert, Wilhelm Will, Hollmann, Leidolf und viele andere. Diese Unternehmen machten die Stadt zum heutigen Hochtechnologiestandort.

Wetzlar im 20. Jahrhundert

Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wuchs die Stadt über ihre mittelalterlichen Stadtgrenzen hinaus. 1903 erfolgte die Eingemeindung von Niedergirmes mit seinen ausgedehnten Industrieanlagen und dem Bahnhofsviertel.

Im Ersten Weltkrieg befand sich etwa zwei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums, hinter der Spilburg (urkundliche Ersterwähnung 1310),[39] ein Gefangenenlager des XVIII. Armeekorps mit über 15.000 Kriegsgefangenen aus Russland.[40] Es handelte sich vor allem um ukrainische Gefangene, denen bessere Bedingungen als üblich geboten wurden, um sie als mögliche spätere Bündnispartner gegen Russland zu gewinnen.[41] Aus dem Lager entwickelte sich später der Stadtbezirk Büblingshausen. Im Ersten Weltkrieg fielen 540 Wetzlarer Männer.[42]

Zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Einwohnerzahl der Stadt von 15.000 überschritten. Wegen zunehmender Verkehrsprobleme wurde eine Ringstraße im Westen der Altstadt gebaut und damit die alte steinerne Lahnbrücke durch eine weitere Brücke entlastet. Bis 1932 war der Landkreis Wetzlar eine Exklave der Rheinprovinz in Hessen, ehe der Kreis und damit auch die Stadt Wetzlar in die preußische Provinz Hessen-Nassau eingegliedert wurden. Nach 1933 wurde an der Straße nach Steindorf ein weitläufiger neuer Kasernenkomplex errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt als Industrieschwerpunkt (Eisenwerke, optische Industrie) das Ziel schwerer Bombenangriffe, die besonders das Bahnhofsviertel und den Stadtteil Niedergirmes trafen. Die historische Altstadt blieb jedoch, vom Dom abgesehen, von den Angriffen weitgehend verschont.

Von 132 Juden, die 1933 in Wetzlar wohnten, lebten 1939 noch 46 in der Stadt. Von den Wetzlarer Juden wurde etwa die Hälfte durch eine Frankfurter Dienststelle der Gestapo in Vernichtungslager deportiert. Die anderen Familien wanderten nach Amerika, Südafrika, Palästina und Frankreich aus.[43]

Ernst Leitz II. (1871–1956), Wetzlarer Unternehmer, der mit der Leica die erste international erfolgreiche Großserien-Kleinbildkamera der Welt verwirklichte, rettete als der „Wetzlarer Schindler“ zahllose Juden vor dem Zugriff der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg, indem er sie in internationale Dependancen und befreundete Unternehmen in der ganzen Welt vermittelte.[44]

In Dalheim wurde für die kriegsgefangenen alliierten Luftwaffenangehörigen (POW, Prisoners of War) von Mai 1944 bis März 1945 ein sogenanntes Durchgangslager[45] Dulag Luft als „Transit Camp“ unterhalten, wo sie nach dem Verhör auf die sogenannten Stammlager (Stalags) verteilt wurden.[46]

Während des Krieges mussten auch in Wetzlar Zwangsarbeiter für die Rüstungsindustrie arbeiten, zum Schutz vor Bomben teilweise in unterirdischen Produktionshallen unter dem Hauserberg. Schätzungen zufolge müssen sich zum Ende des Zweiten Weltkriegs ungefähr 10.000 Ausländer zum Teil als Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Gebiet der Stadt aufgehalten haben. Zusammen mit überlebenden Juden wurden mehrere Tausend ehemalige Zwangsarbeiter in der späteren Sixt-von-Arnim-Kaserne im Wetzlarer Westend bis 1952 als Displaced Persons untergebracht.[47]

Im Rahmen der Neugliederung Deutschlands wurde die Stadt dem neu gegründeten Bundesland Hessen zugeordnet. Der gewaltige Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen führte zu einer Verdopplung der Einwohnerzahl auf über 30.000 zum Beginn der 1950er Jahre. Es musste dringend neuer Wohnraum geschaffen werden, weshalb die Erschließung und der Ausbau einer Reihe neuer Wohngebiete und ganzer Stadtbezirke vorangetrieben wurde. 1951 bis 1953 entstand eine Siedlung in dichter Geschossbauweise im Westend. Ab 1956 begann der Ausbau der Neuen Wohnstadt, teilweise in Zeilenbauweise und teilweise in Hochhäusern errichtet, die mindestens 4800 Menschen aufnahm.[48] Ab 1957 entstand ein großer Bundeswehr-Standort in den ehemaligen Wehrmacht-Kasernen (Spilburg- und Sixt-von-Armin-Kaserne) aus der NS-Zeit. Dort waren zeitweise rund 6000 Soldaten stationiert. Nach der Auflösung des Standortes 1992 verblieb nur noch das für Mittelhessen zuständige Kreiswehrersatzamt, das 2012 ebenfalls aufgelöst wurde.

Als Keimzelle des heutigen Stadtbezirks Dalheim wurde von den Werken Buderus und Röchling-Buderus nach dem Ersten Weltkrieg die sogenannte Altenberger Kolonie entlang der Altenberger Straße gebaut. Diese damals sehr fortschrittlichen Reihenhäuser mit angebauten Schuppen und anschließenden Gartengrundstücken wurden an Beschäftigte der beiden Werke vermietet. Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre ergänzten die Firmen Buderus, Leitz und die Stadt das Gebiet um die Bredow-Siedlung mit Kindergarten, Spiel- und Sportplatz sowie um die Österreicher-Siedlung, benannt nach der dort stattgefundenen siegreichen Schlacht bei Wetzlar (Erzherzog Karl von Österreich gegen Napoleons General Jourdan) inklusive Eichendorff-Schule. In den 1960er Jahren plante die Stadt Wetzlar, auf einem Entwurf der Professoren March und Maurer basierend, das große Neubaugebiet Dalheim. Mit dem Ausbau des neuen Stadtbezirks wurde 1965 begonnen.[48]

Am 1. Januar 1977 wurde Wetzlar im Zuge der hessischen Gebietsreform kraft Landesgesetz mit der Nachbarstadt Gießen und 14 Umlandgemeinden zur neuen Stadt Lahn vereinigt.[49] Die kreisfreie Stadt hatte zirka 156.000 Einwohner. Nach scharfen Protesten, vor allem von Wetzlarer Seite, wurde Lahn zum 31. Juli 1979 aufgelöst und Wetzlar wieder eine eigenständige Stadt. Die Gebietsreform wurde jedoch nicht rückgängig gemacht, sondern das heutige Stadtgebiet entspricht im Wesentlichen dem damaligen Stadtbezirk Wetzlar, zuzüglich der Orte Dutenhofen und Münchholzhausen. Wetzlar ist seither Sitz des aus Teilen der Alt-Kreise Wetzlar und Dillenburg zusammengelegten Lahn-Dill-Kreises. Für die Stadt Wetzlar wurde im September 2011 das Ende 1976 im Rahmen der Gebietsreform ausgelaufene Kfz-Kennzeichen WZ neu genehmigt und ab 1. Juli 2012 wieder eingeführt.[50]

In den 1970er Jahren ging der traditionsreiche Eisenerzabbau im Lahn-Dill-Gebiet durch Erschöpfung der dortigen Vorkommen dem Ende entgegen. Infolgedessen endete 1981 mit dem Ausblasen des letzten Hochofens von Buderus die Epoche der Roheisenerzeugung in Wetzlar: Der immer größere Anteil an importiertem Eisenerz ließ den Betrieb zuletzt unwirtschaftlich werden.

Bundeswehr

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wetzlar zunächst Garnison für amerikanische, später auch französische Einheiten, gehörte aber weiterhin zur Amerikanischen Besatzungszone.

Mit der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1956 übernahmen die neu eingezogenen Bundeswehrsoldaten die Kasernen Sixt von Armin und Spilburg. Im Laufe der Zeit wuchs der Standort Wetzlar mit rund 6000 Soldaten zum größten Panzer-Standort in Hessen und zum zweitgrößten Bundeswehrstandort, nach Koblenz, in der Bundesrepublik. Die veränderte politische Situation in Deutschland nach der Wiedervereinigung führte zu einem Truppenabbau. Daher wurde der Standort Wetzlar im Jahr 1992 fast vollständig aufgelöst. Geblieben ist lediglich für kurze Zeit das Kreiswehrersatzamt, zuständig für den mittelhessischen Raum.

Zweimal wurde dem Standort zu Ehren der Große Zapfenstreich gegeben, zuletzt zur Auflösung der Wetzlarer Bundeswehrgarnisonen.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.