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Die Hansestadt Wismar liegt an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns am südlichen Ende der durch die Insel Poel geschützten Wismarer Bucht.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Wismar.

Dornier-Werke

Sonstige

Geschichte

Name

Wismar wurde früher u. a. Wismaria, Visemêr, Wismar (1147, 1167), Wyssemaria (1229) oder Wismaria (1237) genannt.[3][4] Die Herkunft des Stadtnamens ist nicht eindeutig, er soll sich vom Namen des östlich der Stadt gelegenen Baches, der aqua Wisemaraa, ableiten.

Die vermutete Ansiedlung Alt Wismar (Urkunde von 1167) kann später in der neuen Stadt aufgegangen sein.

Seit 1990 trägt die Stadt wieder den Namenszusatz Hansestadt.

Stadtgründung

Die Region um Wismar ist jahrtausendealtes Besiedlungsgebiet.[8] Nach dem Abzug der Germanen in der Völkerwanderung lebten hier bis zum Ende des 12. Jahrhunderts wendische oder slawische Obodriten.

Die Stadtgründung, geschätzt auf 1226, geht vermutlich auf den Fürsten Heinrich Borwin I. zurück.[9] Die hier angesiedelten Menschen stammten – ihren Familiennamen nach – wohl aus Holstein, Westfalen, Niedersachsen und der Mark Brandenburg. 1229 wurde die Stadt Wismar erstmals urkundlich erwähnt. Kurz darauf wurde in Wismar das Lübische Stadtrecht eingeführt, 1266 bestätigt. Die einzelnen Siedlungen um St. Marien und St. Nikolai wuchsen bis 1238 zusammen. Durch den Zuzug von Siedlern kam ab 1250 die Neustadt um St. Georgen hinzu. In Wismar bestanden Klöster der Bettelorden der Franziskaner (seit 1251/1252, „Graues Kloster“) und Dominikaner (seit 1292/1293, „Schwarzes Kloster“). Fürst Johann I. von Mecklenburg verlegte 1257 seine Residenz von der Burg Mecklenburg auf den Weberkamp vor der Stadt, und Wismar blieb bis 1358 die Residenzstadt der Herzöge. 1267 war der erste große Stadtbrand, der Wiederaufbau erfolgte mit vielen Backsteinhäusern. 1276 war mit der Errichtung einer alle Viertel umschließenden Stadtmauer, deren Verlauf heute noch die Begrenzung der Altstadt darstellt, die erste Siedlungsphase beendet und Wismar hatte seine bis ins 18. Jahrhundert gültige Ausdehnung erreicht.

Hansezeit

Wismar wurde im Mittelalter ein wichtiges Mitglied der Hanse. Die Hansezeit Wismars begann, als sich am 6. September 1259 in Wismar Gesandte aus Lübeck und Rostock trafen, um einen Schutzvertrag gegen die zunehmende Seeräuberei zu schließen.[10] 1280 bildete Wismar an der Hansischen Ostseestraße zusammen mit Stralsund, Rostock, Lübeck und Hamburg den Wendischen Städtebund. Der 1283 folgende Rostocker Landfrieden stabilisierte die Zusammenarbeit der Hansestädte.

Nach einem Aufstand von 1310 gegen Henrich II. von Mecklenburg musste sich Wismar 1311 dem Herzog unterwerfen. 1350 starben etwa 2000 Einwohner am Schwarzen Tod.[11] An den kriegerischen Auseinandersetzungen der Hanse mit Dänemark nahm Wismar mit den Städten des Wendischen Viertels teil. Nach dem Frieden von Stralsund besuchte Kaiser Karl IV. 1375 die Stadt. Fürstenhof im mecklenburgischen Johann-Albrecht-Stil, 16. Jahrhundert

Anfang des 15. Jahrhunderts begehrten die Handwerksämter unter ihrem Anführer Claus Jesup auf und setzten einen Neuen Rat ein, der sich gegen das Patriziat und die Fernhändler jedoch dauerhaft nicht halten konnte. Die Unruhen eskalierten 1427 nach der Niederlage der hansischen Flotte erneut, und in Wismar wurden der Flottenführer wie auch der Bürgermeister Johann Bantzkow auf dem Richtblock des Marktplatzes hingerichtet.

Da die effektive Erhebung von Steuern für Landeszwecke, deren Aufkommen vor allem von Handelsumsätzen städtischer Kaufleute und von Löhnen freier Städter herrührte, der Kooperation der städtischen Finanzbehörden bedurfte, stand die Einführung oder Veränderung jeder einzelnen Steuer unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Landstände, wozu Wismar gehörte, auf deren Landtagen. Ihre Entstehung geht auf den Beginn des 14. Jahrhunderts zurück, als die Ritterschaft, die Gesamtheit der Vasallen in Mecklenburg, die sich seit dem 13. Jahrhundert unregelmäßig versammelte, Vertreter der Städte hinzuzog, die die Landschaft bildeten.[12] Seit der Einigung Mecklenburgs unter Heinrich IV. 1471 versammelten sich die Stände der drei Teilherrschaften Mecklenburg (Mecklenburgischer Kreis), Wenden (Wendischer Kreis) und Stargard (Stargardscher Kreis) zunehmend zu gemeinsamen Landtagen, bevor sie 1523 eine Union bildeten,[12] um der unmittelbar bevorstehenden erneuten dynastischen Zergliederung des Landes durch Albrecht VII. entgegenzuwirken.[12]

Die Reformation ging in Wismar von den Franziskanern aus. Der Mönch des Grauen Klosters Heinrich Never übernahm frühzeitig die neue lutherische Lehre. Das Graue Kloster wurde um 1540 zur Schule und dann zur Lateinschule.

Der Kanalbau der Viechelner Fahrt, heute Wallensteingraben genannt, wurde 1594 als Wasserstraße zum Schweriner See und zur Elbe in Betrieb genommen, verfiel jedoch kurz darauf wieder.

Schwedenzeit

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Wismar 1627 von kaiserlichen Truppen besetzt. 1632 eroberte Schweden die Stadt, und die Schwedische Krone erhielt Wismar nach Ende des Dreißigjährigen Krieges im Westfälischen Frieden 1648 als deutsches kaiserliches Lehen. Ab 1653 war die Stadt Sitz des Obertribunals.

Im Schonischen Krieg wurde Wismar 1675 von den Dänen erobert und blieb bis November 1680 dänisch besetzt; danach kam Wismar wieder an Schweden und wurde unter schwedischer Regierung zu einer der stärksten Seefestungen ausgebaut.[13]

1711 siegten die Dänen vor der Stadt im Gefecht bei Lübow über die Schweden. Die Stadtbefestigungen konnten nicht erobert werden, wurden aber nach der schwedischen Niederlage im Nordischen Krieg geschleift, nachdem das belagerte Wismar 1716 im Pommernfeldzug 1715/1716 von preußisch-dänischen Truppen eingenommen worden war.

Die schwedische Herrschaft über Wismar endete de facto 1803, als Schweden die Stadt mit dem Malmöer Pfandvertrag für 99 Jahre an das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin verpfändete. Formal fiel Wismar 1903 an Deutschland zurück und Schweden verzichtete auf die Einlösung des Pfandes. Wismar feiert deshalb jährlich das Schwedenfest.

Von 1803 bis 1933

Ab 1806 besetzten napoleonische Truppen Mecklenburg und Wismar, 1813 zogen sie wieder ab.

Wirtschaftlich geschwächt durch Schweden- und Besetzungszeiten verfielen die Bauten; Schifffahrt, Brauerei und Handel erlebten einen Niedergang. Das Wismarer Rathaus von 1350 stürzte 1807 ein; 1819 entstand der Neubau. Der Einfuhrzoll blieb bis 1867 erhalten, als Mecklenburg dem Norddeutschen Bund beitrat.

Ab 1815 wurde mit der Anlage des Lindengartens begonnen. 1816 fand in Wismar das erste mecklenburgische Musikfest mit der Aufführung des Joseph-Haydn-Oratoriums Die Schöpfung in St. Nikolai statt. Daraus entwickelte sich der 1818 gegründete zweitälteste Musikverein Deutschlands. 1821 wurde das Hammersche Badeschiff in Wendorf eingeweiht. Bis 1850 war diese Attraktion in Betrieb. 1825 nahm die städtische „Ersparniß-Anstalt“ im Rathaus ihren Betrieb auf. 1831 entstand südlich der Altstadt[14] der Friedhof Wismar vor dem Mecklenburger Tor. Als Teil der Stadtmauer wurde dieses 1869 im Zuge der Entfestigung der Stadt abgerissen. 1842 fand die Eröffnung des Theaters an der Mecklenburger Straße statt. Das Theater brannte 1948 ab.

Die Hansestadt beantragte 1827, wieder in die Landschaft, aus der Wismar unter schwedischem Regiment ausgeschieden war, aufgenommen zu werden, drang damit aber zunächst nicht durch. Die erste gepflasterte Straße nach Schwerin entstand 1834, die nach Brüel 1844. Danach folgten 1846 die Straßen nach Kröpelin und 1847 nach Lübeck.

1862 wurde im Hafen der erste Speicher und 1888 das neue großherzogliche Zollamt errichtet. Der Alte Hafen von um 1775 konnte bis 1893 um den Neuen Hafen sowie ab 1909 um den Holzhafen und dem Westhafen ergänzt werden. 1927 entstand das Seegrenzschlachthaus. Die neuen Speicher, der Löwe-Speicher von 1935, der hohe Ohlerich-Speicher von 1938 und der Kruse-Speicher von 1940, sollten den Getreidetransport beleben, der Umschlag stagnierte jedoch. Das im Krieg beschädigte Seegrenzschlachthaus musste 1951 demontiert werden. Die Schwedenköpfe in der Hafeneinfahrt wurden 1902 beschädigt, kamen in das Museum und wurden 1903 als Kopien an gleicher Stelle wieder aufgestellt.

1830 kam es auch in Wismar zu Unruhen, als die Julirevolution stattfand. Wismar bekam eine neue Verfassung und durch militärisches Eingreifen wurden die Demonstrationen aufgelöst.

1842 entstand eine Lithographische Anstalt durch den Apotheker Friedrich Ferdinand Carl Wüstney; sie produzierte die bekannten Wismarer Spielkarten. 1845 eröffnete der Apotheker Carl Friedrich Framm die Neue Apotheke (heute Hirsch-Apotheke).

1847 fuhr der Raddampfer Obotrit nach Stockholm. 1848 fand eine Zeit lang ein regelmäßiger Fährverkehr nach Kopenhagen statt.

Durch das mecklenburgische Schulzwanggesetz wurde 1855 auch in Wismar die Schulpflicht eingeführt.

Die städtische und Freiwillige Feuerwehr Wismar nahm 1859 ihren Betrieb auf. Wismar ist seit 1820 Garnisonsstadt. 1851 wurde vor dem Altwismartor ein neues Militärlazarett fertiggestellt (heute Sitz der Polizeiinspektion Wismar). Die ersten Quartierhäuser (Kasernen) entstanden 1881 und 1882.

1836 gegründete sich ein Eisenbahnkomitee, aber erst 1848 erhielt Wismar mit der Bahnstrecke nach Schwerin Anschluss an das Eisenbahnnetz und 1857 seinen Bahnhof. 1883 entstand die Eisenbahnstrecke nach Rostock und 1887 nach Karow.

1881 eröffnete Rudolph Karstadt in Wismar sein erstes Tuchgeschäft. 1908 errichtete er in Wismar sein erstes Kaufhaus und legte damit den Grundstock für die heutige Warenhauskette Karstadt.

Von 1869 bis 1904 erfolgte der Abriss der Stadtmauer, Wehrtürme und Stadttore. Mauerreste, ein Wehrturm und das Wassertor blieben erhalten. Die Post bekam 1888 ihr noch heute benutztes Gebäude.

Wismar hatte 1350 seine jüdischen Mitbewohner der Stadt verwiesen. 1867 beschloss Wismar, dass Juden ungehindert Zugang und Zuzug zur Stadt haben.

1870 eröffnete Heinrich Podeus die Wismarer Kohlenhandelsgesellschaft und kaufte 1879 die Eisengießerei und Maschinenfabrik Crull & Co. von 1853, die 1895 zweihundert Beschäftigte hatte. 1884 kam ein Säge- und Hobelwerk hinzu und eine Dampfschifffahrtsgesellschaft, die 1905 zehn Schraubendampfer besaß. 1893 gründete Podeus eine Eisenbahnversuchsanstalt, die ab 1894 als Waggonfabrik firmierte (1911 Aktiengesellschaft). Der 1892 auf die Initiative von Podeus gegründete Wismarer Kanalbauverein wollte die Fertigstellung des nicht vollendeten Kanals vom Schweriner See bis zur Ostsee bewirken. 1902 entstand die Podeus’sche Maschinenfabrik, andere Werke wurden ausgebaut. In den Podeus’schen Unternehmen arbeiteten bis zu 1600 Mitarbeiter. Die Unternehmungen mussten in der Weltwirtschaftskrise liquidiert werden.

Die Zuckerfabrik stammt von 1889, der Schlachthof von 1888. Mit Wirkung ab 1. Juli 1897 wurde Wismar wieder in die Landschaft aufgenommen, gehörte aber als Seestadt wie schon Rostock keinem der drei Kreise an, in die sich die anderen Städte mit Landstandschaft, die so genannten Landstädte, gliederten, und war wie diese mit Sitz und Stimme auf den Landtagen bis 1918 vertreten.[15] 1897 kam die erste Leitung der Wasserversorgung und ein Wasserwerk mit Wasserturm, der bis 1929 in Betrieb blieb.

1933 bis 1945

1933 entstand der Landkreis Wismar; die Stadt Wismar blieb kreisfrei.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden politische Gegner und Juden verfolgt. Der in der Bevölkerung beliebte jüdische Arzt Leopold Liebenthal starb drei Wochen nach dem Novemberpogrom 1938. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933–1945) verzeichnet namentlich vier jüdische Einwohner Wismars, die deportiert und größtenteils im Holocaust ermordet wurden.[16]

Während des Zweiten Weltkrieges mussten Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus den besetzten Ländern rüstungswichtige Zwangsarbeit verrichten, u. a. in der Triebwagen- und Waggonfabrik und den Dornier-Flugzeugwerken. 36 Opfer der Zwangsarbeit sind auf dem Friedhof Wismar an der Schweriner Straße begraben. 1933 übernahmen die Dornier-Werke aus Friedrichshafen zunächst Teile der ehemaligen Podeuswerke. 1934 begann der Aufbau der Fertigungshallen. 1936 arbeiteten bei Dornier in Wismar 1908 Menschen, 1937 waren es 3000 und 1944 schließlich 4437 Beschäftigte. Diese Dornierwerke wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet (heute befindet sich hier die Schottel GmbH, die Schiffsantriebe herstellt).

Der Hamburger Architekt Konstanty Gutschow entwickelte 1936/1937 den Bebauungsplan für die „Seestadt Wismar“. 1939 erstellte er den Bebauungsplan „Südost“.[17]

Während des Krieges fanden zwölf Luftangriffe statt, bei denen 460 Tonnen Bomben fielen. Einige historische Gebäude wurden schwer beschädigt oder zerstört wie die Georgenkirche, die Marienkirche und das umgebende gotische Viertel. Wismars Besetzung begann am 2. Mai 1945 durch britische und kanadische Truppen.

1945 bis heute

Im Juli 1945 zog die Rote Armee in Wismar ein. Die Regierung der DDR ließ die Ruinen des Kirchenschiffs der Marienkirche 1960 sprengen. Insbesondere von 1949 bis 1990 entstanden viele Erinnerungsstätten zum erlittenen Unrecht und zum Gedenken an begangene Gräueltaten (siehe Liste im Hauptartikel Geschichte der Hansestadt Wismar#Von 1945 bis heute).

1961 schlossen Stadt und evangelische Kirche einen Vertrag über die Geistlichen Hebungen ab. Danach trat die Kirche Grundbesitz in und außerhalb Wismars an ein Treuhandvermögen der Stadt ab. Die Kirchengebäude verblieben zunächst bis 1987 im Eigentum der Kirche. Die Stadt verpflichtete sich zur Durchführung umfangreicher Baumaßnahmen an den Kirchen, hielt ihre Verpflichtungen jedoch nicht ein. 2008 wurden die Kirchengebäude durch das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen dem Eigentum der Stadt zugeordnet. Die Stadt hat 2010 eine Stadtkirchenstiftung zu Wismar errichtet.[18]

Wismar, nach 1945 zweiter Hafen der DDR, spezialisierte sich auf den Umschlag von Massengütern. Die Werftindustrie geht auf die Gründung eines Schiffsreparaturbetriebes der Roten Armee zurück. Wismars Hafen beherbergt heute eines der größten europäischen Holz-Cluster Europas. Die Werft gehört mit der neuen Schiffbauhalle zu den modernsten ihrer Art.

Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde Wismars historischer Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert. Seit 2002 gehört Wismars Altstadt zusammen mit Stralsund zum UNESCO-Weltkulturerbe mit dem Namen Historische Altstädte Stralsund und Wismar. Wismar gründete zusammen mit Stralsund die Deutsche Stiftung Welterbe. 2002 richtete die Stadt die erste Landesgartenschau des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus.

Mit der Kreisgebietsreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 wurde Wismar Teil und Kreisverwaltungssitz des Landkreises Nordwestmecklenburg.


Text: Wikipedia

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