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Zwiesel Kristallglas

Die Zwiesel Kristallglas AG ist ein Kristallglashersteller mit Sitz in Zwiesel im Bayerischen Wald. Sie produziert die Marken Zwiesel 1872, Schott Zwiesel und Jenaer Glas.

Reklamemarke

Geschichte

Anfänge

Im Jahr 1872 gründete der Winterberger Händler und Unternehmer Anton Müller die Tafelglashütte Annathal[1][2] und legte damit den Grundstein für die heutige Zwiesel Kristallglas AG.[3] 1884 verkaufte Müller die Glashütte zusammen mit den Gebäuden und einer Grundfläche von insgesamt 3,045 Hektar für 36.000 Goldmark an die beiden Kölner Brüder Theodor und Gustav Tasche, die fortan unter Zwieseler Farbenglashütte Gebrüder Tasche firmierten. Im Volksmund wurde die Glashütte „Tascherl-Hütte“ genannt.[4] In den Folgejahren entwickelte Gustav Tasche seine Kühlöfen weiter und meldete die neue Technik 1897 beim kaiserlichen Patentamt an (Patentschrift Nr. 95276, Klasse 32a Glas 29 vom 18. März 1897).[5] Nach der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1898 erweiterte die Tasche-Hütte ihre Kapazitäten und errichtete zu diesem Zweck ein neues Werk.[6] Mit dem Erwerb eines Glaswerks in Pirna im Jahr 1899 erfolgte die Umbenennung in Vereinigte Zwieseler und Pirnaer Farbenglaswerke AG.[7]

20. Jahrhundert

Im Zuge der Vergrößerung beteiligten sich die Vereinigte Zwieseler und Pirnaer Farbenglaswerke AG ab 1912 an der ausländischen Tafel- und Farbenglaswerke GmbH in Zuckmantel (heute Pozorka, Ortsteil von Dubí). Der Beginn des Ersten Weltkriegs brachte zunächst schwere Umsatzeinbußen und schließlich ein Produktionsverbot bis 1921.[8] Ab dem Jahr 1924 produzierten die Vereinigten Farbenglaswerke im Standort Zwiesel Hohlgläser als Basis für Trinkgläser.[9] In den folgenden Jahren fiel infolge der Inflation das Hauptgeschäft Bau- und Industrieglas weg. Die Flucht aus der Krise gelang mit Gründung von Schott & Gen (kurz für Jenaer Glaswerke Schott & Gen): Der Geschäftspartner Jenaer Glas übernahm 1927 die Aktienmehrheit.[10][11]

Während des Zweiten Weltkrieges gingen die Werke in Pirna und Zuckmantel sowie das Stammwerk der Schott & Gen in Jena verloren.[10] Im Jahr 1953 zogen die Jenaer Glaswerke mit ihrem Stammwerk nach Mainz und firmierten als Schott AG.[12] 1961 gelang die vollautomatische Produktion von Kelchglas[13] und stieß in der Gastronomie auf Nachfrage.[14] 1970, präsentierte das Unternehmen mit der Serie Melodia das erste maschinell geblasene Bleikristallglas.[15][16][17]

Im Jahr 1973 entstand das neue Werk Regenwiese, dessen Lagerhallen direkte Eisenbahnanbindung haben. Dort konnten ab 1984 auch erstmals größere Gegenstände wie Vasen oder Schalen maschinell gefertigt werden.[18] Seit 1978 traf das Unternehmen verstärkt Vorkehrungen für den Umweltschutz. Diese führten 1991 schließlich zum Verzicht auf die Verarbeitung von Bleikristallen. Stattdessen entwickelte das Unternehmen, das inzwischen unter Schott-Zwiesel-Glaswerke AG firmiert, ein neues Kristallglas, das völlig frei von Bleioxid ist.[19]

Im Jahr 1997 vergrößerte sich das Unternehmen mit dem Bau des Zweigwerks Husinec in Tschechien.[20]

21. Jahrhundert

Im Jahr 2001 übernahm die Table Top Alliance AG mittels eines Management-Buy-outs unter Führung der beiden Manager Robert Hartel und Andreas Buske die Mehrheitsbeteiligung an der Schott Zwiesel AG.[21]

Ein Jahr darauf wurde das Tritan-Kristallglas[22] entwickelt, das frei von Bleioxid ist.[19] In dem neuen Herstellungsverfahren entstand ein spülmaschinen- und bruchfestes Kristallglas, das sich durch eine besondere Oberflächenhärte auszeichnet.[15] Das Unternehmen gründete neue Vertriebsgesellschaften in Schweden und Spanien. 2003 kam eine Vertriebsgesellschaft in Japan und 2004 kamen Vertriebsgesellschaften in China und den USA hinzu.

Aus der Schott Zwiesel AG wurde im Jahr 2005 die Zwiesel Kristallglas AG. Das Unternehmen führte im gleichen Jahr die Marke Zwiesel 1872 ein.[15][23] Ein Jahr später erwarb die Zwiesel Kristallglas AG die Rechte an der Marke Jenaer Glas.[24] Ab 2007 fertigte das Unternehmen neben Produkten der Marken Schott Zwiesel und Zwiesel 1872 auch hitzebeständige Borosilikatglas-Produkte unter der Marke Jenaer Glas.[17]

Im selben Jahr, am 25. Mai 2007, wurde vor dem Werksverkauf des Unternehmens die Zwieseler Kristallglas-Pyramide errichtet. Dafür wurden auf 65 Ebenen 93.665 Weingläser der Serie NECKAR ohne Verwendung von Klebstoff aufeinandergestapelt. Mit einer Höhe von mehr als acht Metern und einem Gesamtgewicht von über elf Tonnen hält der Bau seit seiner Errichtung den Weltrekord als „höchste Kristallglas-Pyramide der Welt“. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Pyramide als Wahrzeichen der Stadt Zwiesel etabliert und zu einem Anziehungspunkt für Touristen und Besucher entwickelt. Im Rahmen des zehnten Geburtstags wurden 2017 auch kleinere Varianten der Pyramide, bestehend aus 1.496 Bar Special-Martinigläsern der Marke Schott Zwiesel, unter anderem in Paris und Flensburg aufgebaut.

Im Jahr 2008 entstand eine Vertriebsgesellschaft in Shanghai.[17] 2010 wurde eine dritte Glasschmelzwanne in Betrieb genommen und die Oxyfuel-Technologie eingesetzt. Im Jahr 2011 eröffnete das Unternehmen ein Representative Office in Mumbai (Indien).[17]

Im Jahr 2012 wurde die Produktion auf die Oxyfuel-Schmelzwannentechnologie umgestellt.[25] Als eine Weiterentwicklung der Tritan-Technologie präsentierte die Zwiesel Kristallglas AG im gleichen Jahr Tritan Protect, eine vergütete Stieloberfläche, die Kratzer auf den Gläsern verhindern und die Bruchfestigkeit und Widerstandsfähigkeit von Stielgläsern steigern soll.[19]



Text: Wikipedia

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