Aegidienkirche (Braunschweig)

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Aegidienkirche (Braunschweig)

Die Aegidienkirche, auch Liebfrauenmünster St. Aegidien genannt, ist eine turmlose gotische Hallenkirche am ansteigenden Südrand der Braunschweiger Innenstadt (Spohrplatz 12A). Sie ist katholische Propsteikirche des Dekanats Braunschweig im Bistum Hildesheim. Wie ihr romanischer Vorgängerbau aus dem Jahre 1115, der 1278 niederbrannte, war sie Abteikirche des von Markgräfin Gertrud der Jüngeren von Braunschweig gestifteten Benediktinerklosters St. Maria und St. Aegidius. Nach dessen Aufhebung ev.-luth. Pfarrkirche und im 19. Jahrhundert profan genutzt, ist sie seit 1945 Pfarrkirche der katholischen Gemeinde St. Aegidien. Teile des ehemaligen Klosters beherbergen seit 1902 Teile des Braunschweigischen Landesmuseums.


Klosterkirche

Die Einrichtung des Klosters erfolgte durch Abt Heinrich von Bursfelde; erster Abt wurde nach 1117 Gozwin aus Ilsenburg. Im 12. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit, nicht zuletzt durch den durch die Gründerin initiierten Reliquienkult um den heiligen Auctor, der im Jahre 1200 zum Schutzpatron der Stadt Braunschweig erhoben wurde. Der mit dem Förderer des Klosters, Herzog Heinrich dem Löwen, befreundete Abt Heinrich I. wurde im Jahre 1173 zum Bischof von Lübeck ernannt, wo er das Tochterkloster St. Johannis gründete.

Auf den romanischen Gründungsbau folgte nach dem Brand im Jahre 1278 ein vollständiger Neubau im Stile französischer Kathedralgotik. Bis ungefähr 1320 waren Chor, Querhaus und zwei östliche Langhaus-Joche entstanden. Die beiden westlichen Langhausjoche waren um 1437 vollendet, die Gesamtweihe erfolgte 1478.


Reformationszeit

Im Jahre 1528 schlossen sich – wie die Bürger Braunschweigs – auch die Mönche von St. Aegidien der Reformation an. Der Konvent wurde aufgelöst und die Klosterkirche als ev.-luth. Pfarrkirche für die Klosterfreiheit genutzt. Die Stadt übernahm 1542 die Verwaltung des Klosters, welches kurz darauf bis zum Jahre 1571 von Zisterzienserinnen des Klosters Heiligkreuz auf dem Braunschweiger Rennelberg bezogen wurde. 1546, als Katharina von Bora, die Lutherin, aus Wittenberg floh, fand sie hier Zuflucht. Ab 1605 wurde das Kloster als evangelisches Frauenkonvent genutzt.

1717 wurde die Aegidienkirche im Stile des Barock ausgestattet. Die Einweihung als Garnisonkirche nahm am 29. September 1718 der Superintendent Christian Ludwig Ermisch vor. Im Jahre 1811 erfolgte die Aufhebung als Pfarrkirche, im Folgejahr wurde das Inventar samt Kirchenglocken versteigert. Infolge der Einrichtung eines Kreisgefängnisses in den ehemaligen Klostergebäuden im Jahre 1832 wurde der evangelische Aegidienkonvent in die Innenstadt (Kleine Burg) verlegt. Die Kirche selbst diente als Militärdepot und Magazin und seit 1836 als Konzertsaal. Im Jahre 1885 wurde das Gefängnis aufgrund des geringen Sicherheitsstandards auf den Rennelberg verlegt, wo in diesem Jahr das neue Kreisgefängnis Rennelberg eröffnet wurde.


20. Jahrhundert: Katholische Pfarrkirche

Ab 1902 wurden Kloster und Kirche als Ausstellungsraum des „Vaterländischen Museums für Braunschweigische Landesgeschichte“, des späteren Braunschweigischen Landesmuseums, genutzt, noch heute befindet sich ein Teil des Museums im ehemaligen Benediktinerkloster. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude stark beschädigt.

Am 1. September 1945 wurde die Kirche St. Aegidien der katholischen St. Nicolaigemeinde übergeben, die ihre Kirche am 15. Oktober 1944 bei einem Bombenangriff verloren hatte. Am 12. Dezember 1948 fand der erste Gottesdienst seit 1811, der erste katholische Gottesdienst seit 1528 statt. Nach dem Erwerb der St. Aegidienkirche durch die Diözese im Jahre 1958 erfolgte am 8. Dezember 1959 die Neuweihe als Münster zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis durch den Hildesheimer Bischof Janssen. Umfangreiche Außen- und Innenrenovierungen fanden in den Jahren 1974 bis 1979 statt, wobei die durch die brunonische Markgräfin Gertrud der Jüngeren von Braunschweig dort beigesetzten Reliquien des Stadtpatrons St. Auctor wieder aufgefunden wurden. Seit dem 1. Januar 1980 trägt die Gemeinde St. Nicolai den Namen St. Aegidien.

Am 1. November 2006 kamen zur Pfarrgemeinde auch die Kirchen St. Christophorus (Rühme), St. Godehard (Zuckerberg), St. Joseph (Westliches Ringgebiet) und St. Laurentius (Nördliches Ringgebiet). Am 21. Februar 2009 wurde die St.-Godehard-Kirche profaniert.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Heinz Kudalla

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