Alten Limpurg

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Ansichtskarte vom Römer mit dem Haus Limburg

Die Gesellschaft Alten Limpurg ist eine Vereinigung ehemals patrizischer Familien in Frankfurt am Main, die auf die Gründung im Jahr 1357 als Stubengesellschaft Zum Römer zurückgeht und bis heute als Rechtspersönlichkeit existiert. Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 vertrat sie als adlige Ganerbschaft die Interessen ihrer Mitglieder im Rat der Freien Reichsstadt Frankfurt. Bis zur Reform der Ratsverfassung nach dem Fettmilch-Aufstand 1613 stellten die Mitglieder der Gesellschaft Alten Limpurg die Mehrheit des aus 42 Mitgliedern bestehenden Rates, danach durften nur noch höchstens 14 Ratsherren Limpurger sein.

Heute widmet sich die Familienvereinigung kulturellen Aufgaben, insbesondere dem Stiftungswesen. Der Gesellschaft gehören die Humbracht- und Glauburgsche Stiftung, die Cronstetten Stiftung und die Schadsche Stiftung an.


Mitglieder

Die meisten der alten Frankfurter Geschlechter (122 an der Zahl nach dem Wappenbuch der Gesellschaft von 1558, die damals aber in männlicher Linie teilweise schon erloschen waren) hatten sich auf Alten-Limpurg zusammengefunden und nahmen spätestens seit 1497 eine Person nur noch auf, wenn sie unmittelbar ihren Reihen entstammte oder sich durch Einheirat einer der Familien verbunden hatte und zudem den Nachweis erbrachte, wie man 1585 präzisierte, „daß Er, auch sein Vater und Mutter, desgleichen sein Altvater und Altmutter, in der Ehe von vornehmen Leuten gezielet, empfangen und geboren, auch er, sein Vater, Mutter, Altvater und Altmutter kein Handwerk getrieben, noch gemeine Krämerei gehabt, und in derselben Krämerei zu offenem Laden gesessen, auch daselbst mit dem kleinen Gewicht ausgewogen und mit der Ellen ausgemessen, sondern solche Personen, alle und jede, entweder ihrer ehrlichen Renten und Einkommens oder ansehnlicher, stattlicher Hantierungen oder vornehmer Ämter und Befehlen sich ehrbarlich ernährt, in gutem Gerücht herkommen und sich Zeit ihres Lebens ehrlich, als ehrbaren Personen geziemt, gehalten, ihren Wandel und Leben löblich, ansehnlich und wohl hergebracht hätten“.

Demzufolge hatten in Handel oder Handwerk zu Vermögen gekommene Familien bei den Alten-Limpurgern keine Chance auf gesellschaftliche Anerkennung und Aufstieg in politische Ämter und Würden. Allenfalls der Großhandel galt als standesgemäß. Seit der Reformation trieben die meisten Patrizierfamilien kein Gewerbe mehr, sondern lebten ausschließlich vom Grundbesitz und dessen Renten.

Alten-Limpurg war unter den Patriziervereinigungen noch vor der Gesellschaft Zum Frauenstein die weitaus mächtigste, die bis ins 17. Jahrhundert die Mehrheit der Ratsherren stellte. Der allmähliche Rückgang des Einflusses der Limpurger lag nicht zuletzt an der starren Abgegrenztheit der Limpurger, die eine Blutauffrischung verhinderte, zum Mitgliederschwund bei zunehmender Verschwägerung führte und auf diese Weise ihren Spielraum empfindlich einengte, während die Frauensteiner auch Neubürger, zum Beispiel Reformierte Flüchtlinge aus Frankreich und den Niederlanden aufnahmen.

Das grundsätzliche Problem war nämlich im Laufe der Zeit das Aussterben ganzer Familien in der männlichen Linie, denn die Mitgliedschaft konnte in der weiblichen Linie nicht vererbt werden. Diese Ausdünnung bedeutete potentiellen Machtverlust, denn es galt ja, die zustehenden Stellen im Rat zu besetzen.


Politischer Einfluss

Die Gesellschaften Alten-Limpurg und Zum Frauenstein hatten bis zur Reform der Ratsverfassung nach dem Fettmilch-Aufstand die Mehrheit im Rat der Stadt. Der Bürgervertrag vom 24. Dezember 1612 bestimmte jedoch, dass unter den 42 Ratsherren künftighin nur mehr 14 Limpurger gleichzeitig im Rat sitzen sollten, die zudem (wie 100 Jahre später festgelegt wurde) nicht verwandt oder verschwägert sein durften. Die Frauensteiner und die rechtsgelehrten Graduierten waren besonders zu berücksichtigen. Diese Bestimmung beschränkte die miteinander verwandten Limpurger derart, dass sie schließlich im 18. Jahrhundert die ihnen zugesagten 14 Sitze gar nicht mehr besetzen konnten, während sich auf der anderen Seite in den folgenden Jahrzehnten das Gewohnheitsrecht der Frauensteiner herausbildete, stets mit 6 Mitgliedern im Rat vertreten zu sein. Dadurch ergab sich eine Art Parität von Limpurgern und Frauensteinern im Stadtregiment.


Versammlungsorte der Gesellschaft

Der historische Versammlungsort der Gesellschaft war, wie schon der ursprüngliche Name Zum Römer besagt, das Haus zum Römer, nach dem die Römerzeile mit ihren fünf Häusern benannt ist. Als 1405 dieses Gebäude zum Rathaus umgebaut werden sollte, musste die Gesellschaft es verlassen und fand ihr neues Domizil südlich der Römerzeile, von dieser getrennt durch die damals so genannte Alhardis-Gasse (später Limpurger Gasse), im Haus Limpurg, das so hieß, weil dort die Wollenweber aus Limburg an der Lahn ihr Warenlager unterhielten. Dabei änderte die Gesellschaft ihren Namen und hieß jetzt Auf Limpurg.

Zwei weitere Male musste die Gesellschaft umziehen. Zunächst übernahm sie 1486 das nördlich an den Römer angrenzende Haus Löwenstein von der gleichnamigen aufgelösten Stubengesellschaft. 1495 erwarb sie von der ebenfalls liquidierten Gesellschaft Zum Laderam das andere, südliche Nachbarhaus des Römers. Mit Zustimmung des Rates übertrug sie ihren Namen auf dieses Haus, was noch heute ein wenig für Verwirrung sorgt, gab es doch das ursprüngliche Haus Limpurg (an der Alhardis-Gasse südlich gegenüber, bis zu seinem Untergang 1944 Klein-Limburg genannt) und das davon durch die Gasse getrennte, jetzt gleichnamige neue Haus Limpurg. In dieser Kaufurkunde nennt sich die Gesellschaft Alte Lympurger, und so, nämlich Alten-Limpurg, heißt sie bis auf den heutigen Tag.

Die Stadt Frankfurt erwarb das Haus Alt-Limpurg 1878 zusammen mit dem dahinter gelegenen Silberberg für 24.000 Mark und fügte es dem Rathauskomplex hinzu. Im Erdgeschoss befindet sich die Weinstube des Weingutes der Stadt Frankfurt, im ersten Stock der Limpurg-Saal, von 1867 bis 1919 Sitz der Stadtverordnetenversammlung.



Text: Wikipedia

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