Überlingen

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Überlingen (im Bodenseealemannischen Dialekt Iberlinge) ist eine Mittelstadt am nördlichen Bodenseeufer.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Überlingen.

Askania-Werke

Sonstige

Geschichte

Antike und Mittelalter

Drei bei Überlingen entdeckte römische Fundmünzen von 364 bis 378 n. Chr. datieren in die Zeit nach dem Rückzug der Römer auf die Rheingrenze[3] und zwei villa rusticae in Aufkirch und bei Bambergen deuten auf eine römische Besiedlung in der Nähe der Stadt hin.[4]

Überlingen wurde erstmals 770 oder 773 als Iburinga villa publica in einer Schenkungsurkunde des Grafen Robert an das Kloster St. Gallen erwähnt.[5] In den in der ersten Hälfte entstandenen Viten des Hl. Gallus ist jedoch schon für das frühe 7. Jahrhundert ein alemannischer Herzog namens Gunzo mit Sitz in Überlingen belegt. Der Legende nach soll er in einem Haus in der Oberstadt (Dorf) residiert haben, das deshalb den Namen Gunzoburg trägt. Tatsächlich ist es eher unwahrscheinlich, dass hier eine alemannische Befestigung oder Burg stand, da in der Überlieferung kein fester Aufenthaltsort von Gallus genannt wird. Der nicht bewiesene Herrschaftssitz Gunzos könnte sich aber auch zum späteren Fronhof (der villa publica) des Ortes Iburinga entwickelt haben. Die wahrscheinlichsten Standorte des Fronhofs könnten der nach dem Hl. Gallus benannte Gallerberg im heutigen Stadtteil Dorf; im Altdorf; oder sogar inmitten der Seesiedlung (im Jahr 1644 wird an der Luziengasse ein Fronhof erwähnt) gewesen sein.

Der ursprüngliche Kern des alemannischen Ortes Iburinga lag wohl nördlich des heutigen Stadtteils Dorf im Bereich der Aufkircher Straße, im Gewann Altdorf und dem benachbarten Breitle. Die Pfarrkirche St. Michael, befand sich in Aufkirch, einige hundert Meter landeinwärts vom Altdorf entfernt. Etwas weiter östlich, an der heutigen Zahnstraße, lag der Bestattungsplatz des Ortes[6]. Mit der Entstehung der Seesiedlung (der heutigen Altstadt) bis zum Jahr 1000, begann der Niedergang des Altdorfes. Erst im 20. Jahrhundert wurden dort wieder Wohngebäude errichtet.

Um 1180 verlieh Kaiser Friederich Barbarossa dem Ort das Marktrecht, 1211 wurde Überlingen das Stadtrecht verliehen. Durch den Tod des Herzogs von Schwaben Konradin IV., dem letzten Staufer, fiel Überlingen 1268 an das Heilige Römische Reich.

Reichsstadt

Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt Reichsstadt. Das Heiliggeistspital zu Überlingen gelangte an große Besitzungen im Oberen und Unteren Linzgau sowie im Hegau. Ab 1500 lag Überlingen auch im Schwäbischen Reichskreis.

Dreißigjähriger Krieg

Im Juli 1632 scheiterte eine Belagerung unter dem Kommando des schwedischen Generals Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar.[7] Zwei Jahre später rückte ein schwedisches Heer unter General Gustaf Horn an:

„Am 23. April 1634 begann die Belagerung der Stadt Überlingen. Mit solcher Wucht ließ General Horn gegen die Stadtmauern anrennen, daß der Donner der Geschütze und der vielen Katapulte gegen die Mauern einem fortgesetzen Erdbeben gleichkam.“

– Pater E. Geiger: Pater Stanislaus Saurbeck: Schruns/Vorarlberg, um 1980, S. 5 f.

„Innerhalb der Stadtmauern befand sich auch P. Stanislaus Saurbeck, Novizenmeister, Klostervorsteher und Sonntagsprediger im Überlinger Münster.“ Die Vertreter der Stadt schlugen die Aufforderung zur Übergabe ab.

In der Überlieferung wird in verschiedenen Quellen die Rolle des Paters hervorgehoben, der schon zu Beginn der Belagerung aktiv war: „Zu solcher kriegerischen Tapferkeit und zu unbezwingbarer Zuversicht wurden die Bewohner der Stadt Überlingen durch die aufmunternden und feurigen Kanzelreden des S. Stanislaus Saurbeck vorbereitet.“ Der Pater nahm den Bürgern der Stadt auch ein Versprechen ab „und sie würden in kürzester Zeit von den Schweden befreit werden.“[8]

„Obgleich der Schwede wie ein Löwe kämpfte und mit dem Donner der Geschütze die belagerten Menschen entnerven wollte, waren alle Anstrengungen der Feinde umsonst. Der Schwede mußte am 16. Mai 1634 den Belagerungsring um die Stadt aufgeben und die Stadt Überlingen verlassen.“

– Historia Prov. anter. AUSTR., S. 216. In: Geiger, S. 14 f.

Neben der Abwehr auf der Landseite besaß Überlingen den Vorteil des direkten Seezugangs und eine kaiserliche Flotte brachte auf dem Wasserweg Truppennachschub und Material in die belagerte Stadt. (siehe Seekrieg auf dem Bodensee 1632–1648).

Schließlich prophezeite Stanislaus Saurbeck Überlingen künftiges Unheil: „Vor den Stadttoren hast du die Franzosen, sie werden dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden werfen und ausplündern. Törichtes Volk, du willst und willst nicht, aber wisse, im göttlichen Ratschluß ist über dich, du Treulose, bereits die Rache von Seiten der Franzosen verhängt.“ Am 29. Januar 1643 eroberte Konrad Widerholt, der Kommandant der Festung Hohentwiel, mit seinen Soldaten durch eine List die Stadt. Nach wenigen Wochen übergab er sie an die verbündeten französischen Truppen.[9]

Im März 1643 wurde Charles Christoph de Mazancourt, Vicomte von Courval als französischer Kommandant und Statthalter in Überlingen eingesetzt.[Anm 1]

„Am 5. April 1644 rückte Feldmarschall Franz von Mercy mit einem 15.000 Mann starken Corps [der kaiserlich-bayerischen Armee] über Waldshut an und begann den Angriff. […] Am 2. Mai 1644 waren die Streichwehren und die Türme der Ringmauer von Mercy eingeschlossen. Courval nahm die angebotene Kapitulation am 10. Mai 1644 an. […] Feldmarschall Mercy ernannte den verdienstvollen Generalquartiermeister von Holz zum Kommandanten von Überlingen und besetzte die Stadt mit dessen eigenem Regiment.“[Anm 2]

Nun erst – nach dem Mai 1644 – beschlossen die Überlinger, der Mahnung des Paters Stanislaus zu folgen und das Gelübde tatsächlich einzuhalten und auszuführen.[Anm 3]

Badische Zeit

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss verlor Überlingen 1803 die Reichsunmittelbarkeit und wurde Teil des Kurfürstentums bzw. späteren Großherzogtums Baden. Überlingen wurde Sitz eines Amts bzw. Bezirksamtes. Ab 1918 wurde Überlingen nach der Abdankung des badischen Großherzogs Teil der Republik Baden.

Im Jahr 1895 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Dieser Anschluss wurde 1901 durch die Eröffnung der Strecke Überlingen–Friedrichshafen nach Osten erweitert.

Am 16. November 1911 suchte ein schweres Erdbeben Süddeutschland heim.[10] Der Bodensee kam in Wallung, Kamine knickten ein. Der Überlinger Landungsplatz wurde förmlich aufgerissen. In Lippertsreute stürzte eine Kreuzblume vom Kirchturm, ein Schaden, der bis heute sichtbar ist, denn das Kunstwerk wurde nie ersetzt.[11]

Zeit des Nationalsozialismus

Im Jahr 1939 wurde der Landkreis Überlingen gebildet.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde von Häftlingen des KZ Dachau als eine der Außenstellen das Außenlager Aufkirch bei Überlingen errichtet. Die KZ-Häftlinge arbeiteten dort von Oktober 1944 bis April 1945 an ausgedehnten unterirdischen Anlagen. Dies erfolgte auch am Goldbacher Stollen, in den Friedrichshafener Rüstungsbetriebe ausgelagert werden sollten, um sie vor Bombardierungen zu schützen.

Von den mindestens 170 Häftlingen, die beim Bau des Goldbacher Stollens ums Leben kamen, liegen 97 auf dem KZ-Friedhof Birnau in der Nähe der Wallfahrtskirche Birnau begraben. Die Gedenkstätte liegt etwa 200 Meter nordöstlich der Wallfahrtskirche, oberhalb der B 31 und ist ab dem Parkplatz oberhalb der Klosterkirche Birnau und der B 31 zu Fuß zu erreichen. Die Namen der toten KZ-Häftlinge sind, soweit bekannt, im Buch Der Stollen von Oswald Burger zum Gedenken sowie zur Nachforschung durch unbekannte Angehörige aufgeführt.

Die Gedenkstätte am Goldbacher Stollen in der Oberen Bahnhofstraße in der Nähe des Bahnübergangs kann einmal in jedem Monat im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Zu sehen sind ein vergitterter Zugang zu den Stollen im steil aufragenden Molassefelsen, Gedenktafeln der Stadt Überlingen und der italienischen Widerstandskämpfer sowie ein Eisenkreuz mit Stacheldraht. Der ursprüngliche Eingang wurde durch die französischen Besatzungstruppen gesprengt.[12]

Aus Überlingen selbst gab es keine Deportationen.[13] Jedoch wurden zum Gedenken an die Judenverfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus im September 2005 vor dem ehemaligen Bezirksamt (heutiges Bauamt in der Bahnhofstraße) drei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an den ehemaligen Landrat Hermann Levinger und dessen Tochter Barbara, die sich kurz vor ihrer Deportation im Dezember 1944 das Leben nahmen.[14] Ein weiterer Stolperstein wurde im Juli 2008 vor dem ehemaligen spitälischen Krankenhaus (heute Alten- und Pflegeheim St. Ulrich) verlegt; dieser erinnert an Franz Klauser, der wegen „widernatürlicher Unzucht“ (Homosexualität) verhaftet wurde und 1944 im KZ Ladelund, einem Außenlager des KZ Neuengamme, umkam.[15]

Am 22. Februar 1945 um 13:45 Uhr starben 20 Menschen[16] bei dem einzigen Luftangriff auf die Stadt: elf KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter im Stollen, vier Angehörige des militärischen Bautrupps und fünf Anwohner der Oberen Bahnhofstraße.[17] Durch den Luftangriff mit 56 Sprengbomben, davon 7 mit Langzeitzünder, der dem Westbahnhof galt, wurden 6 Wohngebäude total zerstört, 10 schwer, 7 mittelschwer und 38 leicht beschädigt. Der Angriff war Teil der Operation Clarion, einer gemeinsamen Aktion der US-amerikanischen und britischen Luftstreitkräfte. Ziel der US-amerikanischen 320th Bombardment Group mit sieben Mittelstreckenbombern vom Typ B-26 Martin „Marauder“[18] aus dem lothringischen Épinal war der Überlinger Rangierbahnhof (Marshalling Yard).[19][20] Über Jahrzehnte hatte sich die Legende gehalten, der nahe KZ-Stollen habe die Bomber angelockt.[21]

Im Zuge der Vorarbeiten für die – aufgrund der Corona-Pandemie nach 2021 verschobenen – Landesgartenschau Überlingen 2020 bzw. 2021 lief eine Suche nach eventuellen Blindgängern im Bereich des Geländes zwischen Bahnlinie und Bahnhofstraße (Ehemaliges „Graf“-Gelände).[22] Nachdem der ursprünglich für Ende Juli 2015 geplante Beginn der Suchaktion auf Mitte September verschoben wurde,[23] lief die Suche dann bis Anfang März 2016. Es wurden keine Blindgänger gefunden.[24]

Überlingen im Land Baden-Württemberg

1972 führte die Stadt Überlingen als erste Stadt Deutschlands eine Zweitwohnungssteuer ein („Überlinger Modell“). Erst 1983 stufte das Bundesverfassungsgericht diese Steuer als eine „rechtlich zulässige örtliche Aufwandsteuer“ ein.[25] Sie beträgt derzeit (Stand: 2018) jährlich 20 % der Jahresmiete.[26]

Bis zur Kreisreform zum 1. Januar 1973 war Überlingen Kreisstadt des Landkreises Überlingen, der dann im Bodenseekreis aufging. 1990 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 20.000. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, dem die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Wirkung vom 1. Januar 1993 stattgab.

International in die Schlagzeilen geriet die Stadt durch das Flugzeugunglück am 1. Juli 2002: Im Luftraum über dem westlichen Bodenseekreis war eine russische Passagiermaschine mit einem Frachtflugzeug zusammengestoßen. Die Trümmer gingen im Bodensee-Hinterland nördlich der Stadt nieder. Bei dem Unglück starben 71 Menschen, am Boden wurde niemand verletzt. Zum Gedenken an die Opfer wurde bei Brachenreuthe, einem Ortsteil von Überlingen, in dessen Nähe Wrackteile der Passagiermaschine lagen, ein Denkmal errichtet in Form einer zerrissenen Perlenkette.

Im Jahr 2003 wurde die direkt an den See gebaute „Bodensee-Therme“, eine Schwimmbadanlage, eröffnet. Der in unmittelbarer Nähe gelegene Westbahnhof wurde in der Folge umbenannt in „Bahnhof Überlingen Therme“.

2005 wurde die Stadt, unter Mitwirkung der Ortsteile Deisendorf und Lippertsreute, beim Wettbewerb Unsere Stadt blüht auf mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Im Juni 2010 erhielt Überlingen den Zuschlag für die baden-württembergische Landesgartenschau 2020. Bei einem Bürgerentscheid sprachen sich 59,6 % der Wähler für deren Ausrichtung aus; die Beteiligung lag bei 51,9 %.[27] Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde die Landesgartenschau auf 2021 verschoben (Landesgartenschau Überlingen 2021 von 30. April bis 17. Oktober).

Geschichte der Stadtteile

Andelshofen wurde am 6. Juli 1234 erstmals in einer Urkunde des Klosters Salem erwähnt (Cod. Sal. I, 228). Der Ort war teilweise im Besitz der Überlinger Johanniterkommende (siehe Geschichte des Johanniterordens).[28] 1552 und 1634 brannte der Ort nieder und wurde danach jeweils wieder aufgebaut. Die niedere Gerichtsbarkeit lag bei der Kommende, die hohe Gerichtsbarkeit bei der Grafschaft Heiligenberg und ab 1776 bei der Freien Reichsstadt Überlingen. Im Zuge der Napoleonischen Reform kam Andelshofen 1805 an Baden und bildete zunächst eine eigene Gemeinde innerhalb des Bezirksamts Überlingen. 1927 beschloss der Badische Landtag, die Vereinigung der Gemeinde mit der Stadtgemeinde Überlingen. Die Vereinigung trat am 1. April 1928 in Kraft. Das zu Andelshofen gehörige Hagenweiler kam 1924 zur Gemeinde Lippertsreute, der Weiler Schönbuch 1928 zur Gemeinde Bambergen.

Aufkirch wurde 1242 als Ufkilche erstmals erwähnt. Der Ort war Standort der ursprünglichen Pfarrkirche von Überlingen, St. Michael. Die Kirche mit dem zugehörigen Ort wurde 1311 dem Kloster Engelberg und 1343 dem Deutschen Orden auf der Insel Mainau übertragen. Dieser trat die Kollatur 1557 an Überlingen ab. Danach sank die Kirche zur Filiale herab und der zugehörige Ort blieb nur ein kleiner zu Überlingen gehöriger Weiler.

Bambergen wurde 1268 erstmals erwähnt. Der Ort war wohl im 13./14. Jahrhundert Sitz derer von Regentsweiler, deren Besitz 1352 an das Spital in Überlingen kam. Die Stadt Überlingen übte die Niedergerichtsbarkeit und auch die Landeshoheit über Bambergen und einige kleinere Weiler, darunter auch Reuthemühle, aus. Dazu war der Ort Sitz eines Amtes, zu dem auch umliegende spitalische Ort gehörten. 1803 kam der Ort an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.

Bonndorf könnte 800 erstmals als Pondorf erwähnt worden sein, wobei inzwischen vermutet wird, dass es sich bei dieser Erwähnung eher um Bonndorf im Schwarzwald handeln könnte.[29] Im 12. Jahrhundert tauchen Edelfreie von Bonndorf auf, deren Nachfolger die Herren von Hohenfels wurden. 1423 und 1479 wurde der Ort an das Spital Überlingen verkauft; somit gelangte die Herrschaft an die Stadt Überlingen. 1803 kam der Ort an Baden und wurde eine Gemeinde im Bezirksamt Überlingen.

Deisendorf wurde 972 und 1040 als Besitz der Abtei „Meginradescella“ (Maria Einsiedeln) in der Schweiz als Tyzindorf erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert bestand ein Ortsadel. Ein Graf Mangold von Rohrdorf übertrug 1202 sein Gut an das Kloster Reichenau zu Lehen auf. Später kauften das Kloster Salem und 1363 die Dombruderschaft Konstanz Güter am Ort. 1402 gelangte der Ort an das Spital Überlingen. Von 1469 bis 1811 war Deisendorf Poststation der österreichischen, später Thurn-und-Taxis-Postlinie Stockach–Ravensburg und Wien–Paris. 1803 kam Deisendorf an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.

Ernatsreute wurde 1213 erwähnt, als ein Conradus de Eradesriuti auftauchte. 1408 kam der Ort an das Spital Überlingen und war Teil des Amtes Bambergen. Die Ortsherrschaft lag somit bei Überlingen, doch hatte auch das Deutschordenshaus Mainau einen Lehnshof. 1803 kam der Ort an Baden und war zunächst Teil der Gemeinde Bambergen. 1924 wurde er der Gemeinde Lippertsreute zugeordnet.

Hagenweiler wurde 1285 als Hagenwiller erstmals erwähnt, als die Herren von Bodman ihren Besitz an den Johanniter-/Malteserorden verkauften. Der Ort gehörte dann zum Amt Andelshofen, die Steuerhoheit lag jedoch bei Überlingen. 1803 wurde Hagenweiler badisch und gehörte zunächst zur Gemeinde Andelshofen. Bei dessen Eingliederung nach Überlingen 1926 wurde Hagenweiler abgetrennt und der Gemeinde Lippertsreute zugeordnet.

Haldenhof (Hohenfels): Um 1148 taucht der Name Hohenfels auf. Sicher bezeugt ist eine kleine Herrscherfamilie von 1191 bis 1408. Deren Burg lag bei einer 1479 als Haldenhof bezeugten Ansiedlung. Damals war die Herrschaft Hohenfels bereits untergegangen. Die Herren von Hohenfels besaßen ursprünglich die Orte Sipplingen, Mahlspüren und die heute zu Überlingen gehörigen Siedlungen Bonndorf und Nesselwangen. Durch Heirat konnte der Besitz auf Ittendorf vergrößert werden. 1408 wurde die Herrschaft aufgeteilt und der Großteil kam 1479 an das Spital Überlingen. Die Burg Hohenfels brannte 1633 und 1644 ab und ist nur noch als Ruine erhalten. Der Haldenhof ist heute nur noch ein Wohnplatz des Stadtteils Bonndorf.

Hödingen wurde 1242 als Hedingen erstmals erwähnt. 1297 verkaufte ein Swigger von Blankenstein den Kehlhof zu Hödingen an den Johanniter-/Malteserorden in Überlingen, später war der Ort im Besitz des Spitals Konstanz, welches die Ortsherrschaft innehatte. In neuerer Zeit hatte Überlingen die Oberhoheit über Hödingen. 1803 kam der Ort an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.

Lippertsreute wurde 1159 als Luiprehtisruti erstmals erwähnt. Im 12. Jahrhundert war der Ort im Besitz von St. Stefan in Konstanz, dann von St. Johann in Konstanz. 1217 erwarb das Kloster Salem Güter der Herren von Bodman, die die Ortsherrschaft über Lippertsreute ausübten. 1290 kam der Ort an die Johanniter in Überlingen und 1337 an die Deutschordenskommende Mainau, bei deren Landkomturei Altshausen der Ort bis 1805 verblieb. Dann wurde der Ort badisch und dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet. 1924 erfolgte die Eingliederung von Ernatsreute (bisher Gemeinde Bambergen) und 1928 von Hagenweiler (bisher Gemeinde Andelshofen).

Nesselwangen wurde 1094 als Nezzelwanc erstmals erwähnt. Zunächst war der Ort im Besitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Später war er Teil der Herrschaft Hohenfels, von wo er 1479 an das Spital Überlingen kam. 1803 fiel der Ort an Baden und wurde dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.

Nußdorf wurde 1134 als Nuzdorf erstmals erwähnt. Über verschiedene Adelige, darunter Pfalzgraf Rudolf von Tübingen kamen die Besitzungen des Ortes an das Kloster Salem. 1803 wurde der Ort badisch und dem Bezirksamt Überlingen zugeordnet.

Schönbuch wurde im 13. Jahrhundert als Schonbuch erstmals erwähnt. Um 1260 kam die Siedlung derer von Gundelfingen an die Johanniter in Überlingen, die den Besitz im 15. Jahrhundert noch vergrößerten. Der Johanniterkommende stand somit bis 1803 die Niedergerichtsbarkeit zu, die Landeshoheit lag bei Überlingen. 1803 kam der Ort an Baden und wurde Teil der Gemeinde Andelshofen. Bei deren Auflösung 1928 wurde Schönbuch der Gemeinde Bambergen zugeordnet.

Walpertsweiler wurde 1160 als Waltprechtesweiler erstmals erwähnt. Der Ort gehörte dem Kloster Salem. 1415 wurde der Ort an das Spital Überlingen verkauft und gehörte nach dem Übergang an Baden als Wohnplatz zur Gemeinde Bonndorf.

Religionsgemeinschaften

Überlingen gehörte anfangs zum Bistum Konstanz. Die Bevölkerung war der Pfarrei St. Michael (Aufkirch) zugeordnet. Münster St. Nikolaus

Eine Kirche wurde in Überlingen aber wohl schon im 10. Jahrhundert erbaut. Reste dieser Kirche wurden unter dem heutigen Münster St. Nikolaus gefunden. Das Münster wurde im 14. Jahrhundert als spätgotische Basilika erbaut. Die dem Hl. Nikolaus geweihte Kirche war bereits 1360 Pfarrkirche der Stadt. Von 1357 bis 1557 war sie dem Deutschen Orden inkorporiert. Nach dem Übergang an die Stadt wurde dort 1609 ein Kollegiatstift eingerichtet. Auch nach der Reformation blieb Überlingen katholisch. Neben der Stadtgemeinde gab es auch mehrere Klöster. Eine Franziskanerkirche wurde 1348 geweiht, 1519 umgebaut und 1752 barockisiert (heute Kirche Zur Unbefleckten Empfängnis). Das Kloster wurde 1803 aufgelöst. Die Überlinger Bürger stifteten die Jodok-Kirche, die 1462 geweiht wurde. Ein Kapuzinerkloster bestand von 1619 bis 1806. Die 1658 geweihte Klosterkirche wurde danach profaniert.

Der Johanniterorden gründete 1257 in Überlingen eine Kommende. Die Kommende Überlingen gehörte bis 1806 zum katholischen Großpriorat Deutschland des Johanniter-, später Malteserordens, mit Sitz in Heitersheim. Die zugehörige Kirche wurde 1818 abgerissen. Ein Franziskanerinnenkloster zu St. Gallen bestand von 1535 bis 1803. Die St.-Gallen-Kapelle, die sich in der Fischerhäuservorstand befand, wurde 1849 profaniert. Von den zahlreichen Kapellen sind zu erwähnen: St. Lucia von 1462 (heute Reichlin-Meldegg-Haus), St. Leonhard in den Egerden von 1437, Heinrich-Suso-Kapelle im Altersheim St. Ulrich von 1881, St. Joseph im Krankenhaus Seeburg von 1938, St. Johann Vianney von 1954 und Hl. Geist 1960.

Des Weiteren wurde 1974 durch Weihbischof Karl Gnädinger die katholische St. Suso-Kirche samt Gemeindezentrum und Kindergarten am Rande des damaligen Neubaugebietes Burgberg geweiht.[30] St. Suso wurde im damals typischen Architekturstil in Sichtbetonbauweise errichtet und zeigt Merkmale des Brutalismus. 1977 sollte neben der Pfarrkirche St. Nikolaus („Münster“) die zweite Pfarrei St. Suso eingerichtet werden, was aber durch das Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg verworfen wurde.[30]

Auch in den meisten Stadtteilen gibt es jeweils katholische Gemeinden und Kirchen oder zumindest Kapellen. In Andelshofen gibt es eine neugotische Kirche St. Verena von 1885. Die alte Pfarrkirche des Ortes war von 1462 bis 1803 der Johanniterkommende inkorporiert. In Bambergen gibt es eine Marienkapelle des 17. Jahrhunderts. Bonndorf hat eine Pfarrkirche St. Pelagius und Verena mit gotischem Chor und frühgotischem Turm. In Deisendorf besteht eine Kapelle St. Andreas mit romanischen Elementen. Eine eigene Pfarrei war dort bis ins 14. Jahrhundert vorhanden. Heute gehört der Ort zu Seefelden, und die Wallfahrtskirche Birnau ist die Pfarrkirche der Orte Deisendorf und Nußdorf, welche gemeinsam die katholische Pfarrkuratie Birnau bilden. In Hödingen bestand eine Bartholomäuskirche, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Danach wurde die Kirche wieder erbaut und als Marienwallfahrt eingerichtet. Lippertsreute hat eine 1881 erbaute Kirche Mariä Himmelfahrt, doch ist hier bereits im 13. Jahrhundert eine Kirche erwähnt. In Nesselwangen wurde bereits im 11. Jahrhundert eine Kirche erwähnt. Die heutige Kirche St. Peter und Paul wurde nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg neu erbaut und 1861 vergrößert. Nußdorf hat eine spätgotische Kapelle des H. Kosmas und Damian. Die katholischen Kirchengemeinden kamen nach Auflösung des Bistums Konstanz zum neu gegründeten Erzbistum Freiburg. Hier wurden sie dem Dekanat Linzgau, dessen Sitz sich in Meersburg befindet, zugeordnet.

Anfang des 19. Jahrhunderts zogen auch Protestanten nach Überlingen und es entstand eine kleine Filialgemeinde von Meersburg. 1861 wurde in Überlingen eine eigene Pfarrei errichtet, die erste evangelische Kirche wurde 1867 erbaut. Sie gehörte zunächst zum Dekanat Konstanz der Evangelischen Landeskirche in Baden. Im Jahr 2012 wurde der Sitz des Kirchenbezirks Überlingen-Stockach, der 1969 neu gegründet wurde, von Salem nach Überlingen in das Pfarrhaus am See in der Grabenstrasse verlegt. Im selben Jahr wurden auch die beiden bis dahin bestehenden evangelischen Kirchengemeinden in Überlingen, die Auferstehungskirchengemeinde und die Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde, zu einer Kirchengemeinde vereint. Die beiden Ortsteile Bonndorf und Nesselwangen gehören zur Evangelischen Kirchengemeinde Ludwigshafen.

Daneben gibt es in Überlingen auch mehrere evangelische Freikirchen, eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), eine Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche (Kreuzkirche), eine Mennonitengemeinde, eine Adventgemeinde und eine Senfkorngemeinde. Im Stadtteil Bambergen gibt es eine Evangelische Täufergemeinde, die zum Bund Evangelischer Täufergemeinden gehört.

Ferner sind auch die Zeugen Jehovas, eine Gemeinde der Christengemeinschaft und eine Neuapostolische Gemeinde in Überlingen vertreten. Seit 1983 gibt es auch eine Niederlassung der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Im Mittelalter bestand eine jüdische Gemeinde, sie wurde 1226 erstmals genannt. Im Jahr 1332 kam es in Überlingen wegen eines angeblichen Ritualmords zu einem Pogrom, bei der zwischen 300 und 400 Juden in der Synagoge verbrannten. 1349 kam es erneut zur Verfolgung von Juden, erst 1378 gab es eine neue Ansiedlung. 1430 wurden die Juden ausgewiesen, seitdem kam es in der Stadt zu keiner Neubegründung einer jüdischen Gemeinde mehr.[31]


Text: Wikipedia

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