Admiralspalast

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Admiralspalast auf Ansichtskarte (1925)
Admiralspalast-Eis-Arena, Szene aus dem Eisballet "Yvonne"
Innenansicht der Eisarena auf einer Ansichtskarte (1914)


Der Admiralspalast ist ein traditionsreicher Veranstaltungsort in der Friedrichstraße 101/102 in Berlin-Mitte. Er zählt zu den wenigen erhaltenen großen Vergnügungsstätten von Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin. 2006 wurde das Theater in dem denkmalgeschützten Gebäude nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten wiedereröffnet.


Admiralsgartenbad, Vergnügungspalast und Revuetheater

1867 wurde bei Bauarbeiten in der Friedrichstraße zufällig eine Solequelle entdeckt. Die Architekten Walter Kyllmann und Adolf Heyden errichteten für diese 1873 ein Badehaus, das als „Admiralsgartenbad“ bald eine vorherrschende Stellung unter den Berliner Bädern einnahm. Nach Plänen vom Beginn des 20. Jahrhunderts war eine Umgestaltung in eine Sport- und Unterhaltungsstätte vorgesehen.

1910 wurde das Gebäude abgerissen und nach Plänen der Architekten Heinrich Schweitzer und Alexander Diepenbrock ein mehrflügeliger, viergeschossiger Vergnügungspalast mit luxuriösen Bädern, einer Eislaufbahn und Restaurants errichtet. Im Jahr darauf wurde das Haus unter dem Namen Admiralspalast eröffnet und galt bald als eine der großen Vergnügungsstätten Berlins. Außer einer Eisarena und dem Bädertrakt im Seitengebäude beherbergte das über 900 Zimmer bzw. Säle fassende Haus im Vorderhaus zur Friedrichstraße Kegelbahnen, ein großes Café und ein Lichtspieltheater. Die reich ausgestatteten Räumlichkeiten der Bäder hatten Tag und Nacht geöffnet. Neben dem 14 × 5 m großen Hauptbadebecken gab es mehrere römisch-russische Bäder sowie Herren- und Damenbaderäume, die im klassischen Stil mit Mosaikbildern und Karlsruher Majolikaplastiken geschmückt waren. In der 50 × 23 m großen Eisarena wurden „Eisballette“ aufgeführt, die eigens von dem Leiter des Hausorchesters Julius Einödshofer komponiert wurden.

Rund zehn Jahre später wurde nach Entwürfen der Architekten Oskar Kaufmann und Richard Wolffenstein das Konzept des Hauses geändert. Die Eisbahn im Mittelflügel wurde zunächst zu einem Varietétheater (Welt-Varieté) im Art-déco-Stil mit zwei Rängen und 1.065 Plätzen umgebaut. 1923 übernahm der Operettenregisseur Herman Haller die Leitung und ließ es zu einem Revuetheater (Theater im Admiralspalast) umbauen, in dem es dann zur Aufführung der berühmten Haller-Revuen kam. Eröffnet wurde mit der Revue „Drunter und drüber“, für die Walter Kollo die Musik komponierte. Bis zur Übernahme durch die Gebrüder Alfred und Fritz Rotter 1931 wurden viele weitere Revuen dort aufgeführt.


Zeit des Nationalsozialismus

1930 erfolgte der Umbau in ein Volltheater mit 2.200 Plätzen und 1931 ein Umbau im expressionistischen Stil. 1933 ging der Rotter-Konzern, zu dem noch viele weitere Theater gehörten, in Konkurs und es kam zur Übernahme durch den Kapellmeister Walter Hochtritt. Mitte der 1930er Jahre verlagerte sich der Schwerpunkt des Repertoires auf Operetten. 1939 fusionierte der Admiralspalast mit dem Metropol-Theater in der Behrenstraße. Am 20. Dezember erfolgte auf Anordnung des Reichsministers Goebbels und nach Plänen von Paul Baumgarten eine völlige Neugestaltung des Theaters in eine „festlich-schöne Erholungsstätte“ in schlichter, klassizistischer Form, die bis heute noch erhalten ist. Johannes Heesters spielte hier den Danilo in Die lustige Witwe. Nach der Schließung des hauseigenen Solebades 1940 erfolgte ein Jahr später der Einbau einer „Führerloge“ in die Mitte des ersten Ranges. Am 1. September 1944 wurde der Admiralspalast zusammen mit den anderen Berliner Theatern auf Anordnung der NSDAP wegen Ausruf des „totalen Krieges“ geschlossen.


Nach dem Krieg

Das Gebäude blieb vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont. Der noch intakte und repräsentative Theatersaal diente der sowjetischen Besatzungsmacht und den deutschen Behörden nach 1945 als Veranstaltungsort für politische und kulturelle Zwecke. Auf Initiative des sowjetischen Militärkommandanten Bersarin zog in dem Admiralspalast die Deutsche Staatsoper ein, deren Gebäude durch Bombentreffer nicht mehr benutzbar waren. Zwei Wochen nach dem Eröffnungskonzert am 23. August kam es zur Aufführung von Glucks Orpheus und Eurydike. Die Staatsoper spielte zehn Jahre in dem Palast und brachte es auf insgesamt 55 Inszenierungen.

Anlässlich der Wiedereröffnung der Berliner Universität fand am 29. Januar 1946 ein Festakt im Admiralspalast statt. Am 21. und 22. April wurde im Admiralspalast, der sich in der damaligen sowjetischen Besatzungszone befand, der Vereinigungsparteitag der ostzonalen KPD und SPD abhalten, auf dem die Gründung der SED beschlossen wurde. Nach der Spaltung der Berliner Stadtverwaltung kam es im November 1948 in dem Gebäude zur Wahl von Friedrich Ebert zum Oberbürgermeister von Ost-Berlin.

Nachdem die Oper 1955 in ihr angestammtes und wiederaufgebautes Haus Unter den Linden zurückziehen konnte, zog in dem Admiralspalast das Metropol-Theater ein. Im Vorderhaus befand sich zeitweise das Haus der Presse mit Clubräumen, die vom Verband der Journalisten der DDR (VDJ) genutzt wurden.

Bis zur Schließung 1997 wurden in dem großen Saal mit 1.400 Plätzen Operetten und Musicals mit einem festen Hausensemble aufgeführt.

Außerdem befindet sich seit dem 2. Oktober 1953 das politische Kabarett Die Distel im Vorderhaus des Admiralspalastes.

Nach einer längeren Zeit des Leerstandes übernahm der Kultur-Unternehmer Falk Walter 2005 den Gebäudekomplex, der daraufhin aufwändig saniert wurde. Der Admiralspalast sollte wieder im alten Glanz entstehen mit Theater, Luxusbad, Café, Restaurant und Club. Für die Sanierung des Bades waren noch originale Marmorfliesen, Mosaiken und Glasmalereien vorhanden, die in einem Lichtenberger Depot eingelagert worden waren.

Die offizielle Wiedereröffnung fand am 11. August 2006 mit einer von der Kritik zwiespältig aufgenommenen Aufführung der Dreigroschenoper unter der Regie von Klaus Maria Brandauer in dem noch unfertigen Gebäude statt. Bei der Nachpremierenfeier trat u. a. der damals 103-jährige Johannes Heesters auf und stimmte samt Big Band mehrere seiner großen Erfolge an.

Für das Jahr 2010 wurde das Gebäude mit einem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet.



Text: Wikipedia

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