Alte Kirchschule Papenburg

Aus veikkos-archiv
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Hier sind aus der Vogelperspektive die beiden Gebäude der Kirchschule und deren Schulhof zu erkennen.

Standort und Lage


Die alte Kirchschule wurde 1918 nach dem 1. Weltkrieg errichtet und bot den Schülern eine gute individuelle Förderung in allen Jahrgangsstufen. Die Schule hieß vor dem 2. Weltkrieg Herbert- Norkus Schule. Früher war der Standort der Schule am Hauptkanal rechts, hinter dem Hotel Kuhr. Durch die Nähe zur Stadtmitte und zum alten Marktplatz war die alte Kirchschule sehr zentral gelegen und gut zu Fuß erreichbar. Heute stände die Schule 200 Meter südlich der Antoniuskirche, zum Hauptkanal rechts, dort, wo der heutige Ceka Parkplatz ist. Der Schulkomplex der Kirchschule selbst bestand aus zwei Gebäuden. Das größere Gebäude, das direkt hinter dem Hotel Kuhr stand, war ein massiver, dreistöckiger Backsteinbau mit insgesamt 15 Klassenzimmern im Erd- und Obergeschoss. Auf dem Dachboden wohnte der Hausmeister Heinrich Thür mit seiner Familie. Ebenfalls auf dem Dachboden waren ein Kartenraum, ein Pflanzen- und Tierpräparatenraum und ein Filmvorführraum untergebracht. Das kleinere Gebäude des Anwesens der Kirchschule stand direkt neben dem Hauptgebäude, in welchem es insgesamt drei Unterrichtsräume gab. Der Schulhof der Kirchschule wurde von drei Seiten von einer mannshohen Backsteinmauer umrahmt, die vierte Seite grenzte an dem Hauptgebäude. Der Schulhof an sich war geräumig und mit mächtigen Kastanienbäumen gestaltet.


Die Geschichte der Kirchschule


In dem Jahr 1927 wurde die schulärztliche Kinderuntersuchung eingeführt sowie die Kinderschulspeisung, bei der alle Kinder der Schule ärztlich untersucht und mit Essen versorgt wurden. Bis 1942 erlernte man in der Kirchschule die Sütterlin Schrift, die 1915 in Preußen eingeführt wurde. Doch ab dem Jahre 1942 wurden den Kindern in der Schule die heutige lateinische Schrift beigebracht, um den internationalen Schriftverkehr zu fördern. Zu der Kriegszeit im Zweiten Weltkrieg diente die Kirchschule im Sommer 1944 für verwundete Soldaten als Lazarett, deswegen wurde der Schulunterricht an andere Schulen verlegt und weitergeführt. Aufgrund des Platzmangels wurden damals mehrere Klassen zusammen unterrichtet. Als im Spätherbst 1944 dem Ems- und Ostfriesland Fliegerangriffen gemeldet wurden, schickte man die Kinder nach Hause oder in einen Sicherheitsbunker. Am 21. April 1945 wurden alle Schulen im Ems- und Ostfriesland wegen des Einmarsches der alliierten Truppen geschlossen und nahmen im Spätherbst erst wieder den Schulbetrieb auf. Aus Platzgründen erbaute man 1955 einen Neubau der Kirchschule im Quadrätchen. Dieser bestand aus einem zweistöckigen Hauptgebäude und einem einstöckigen Flügelbau, der damals über DM 735.000 kostete und nach einer Bauzeit von neun Monaten vollendet wurde. Schließlich wurden dann 1960 alle leerstehenden Schulgebäude des alten Kirchschulareals wegen der Stadtsanierung abgerissen.


Schulsystem der Kirchschule


Die Kirchschule war eine Volksschule, daher war sie sowohl eine Grund- als auch Hauptschule. Die Kinder gingen vier Jahre dort zur Grundschule und konnten, wenn sie diese abgeschlossen hatten, auf eine weiterführende Schule wechseln oder auf der Kirchschule bleiben und dort nach weiteren vier Jahren den Hauptschulabschluss erwerben. Dementsprechend konnte man bis 1961 auf der Kirchschule acht Schuljahre absolvieren, nach 1962 wurde dann auf der Schule das neunte Schuljahr eingeführt, wonach man eine Lehrstelle antreten konnte. In einer Schulklasse gingen in der Regel 40 bis 50 Schüler. In der ersten Klasse hatten die Kinder zwei Unterrichtsstunden täglich. Die Stundenzahl wuchs mit jeder Klasse, die man absolvierte, bis auf sechs Stunden an. Zudem wurden zuerst die Unterrichtsfächer Schreiben, Lesen und das Rechenwesen unterrichtet. Naturwissenschaften kamen erst in höheren Klassen dazu. In Hinblick auf den religiösen Hintergrund der Kirchschule wurde auch Religion in allen Klassen unterrichtet, jedoch erst nur katholische Schüler.


Schulmaterial früher


Die Kinder, die in früheren Zeiten zur Schule gingen, auch die damaligen Kirchschüler, besaßen als übliches Schulmaterial einen Schultornister, der das Modell der früheren Zeit entsprach. Zudem hatten sie eine Schiefertafel mit einem dazugehörigen Putzlappen sowie eine Blechdose mit einem Schwamm. Auf der Schiefertafel schrieben die Kinder mit Griffeln, wovon sie meist zwei bis drei besaßen, die sie in einem Griffelkasten verstauten, und ein kurzes Holzlineal zum Zeichnen.

Hier sind die damals üblichen Schulmaterialien abbgebildet.









Quellen



Buch: „Papenburg von Oben“ Luftaufnahmen aus dem Jahre 1959

Buch: Festschrift der Kirchschule anlässlich des 50 jährigen Jubiläums (1955- 2005)

Buch: „Papenburg aus der Geschichte der Stadt“ Hans Döbber

Buch: Festschrift zur Einweihung des neuen Rathauses der Stadt Papenburg im Juni 1913

Buch: „Geschichten aus Papenburg“- Kirchschule (Ausgabe 17)

Zeitzeugen: Gustav Bernhard Thür, Konrad Brink