Altes Kaufhaus (Koblenz)

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Altes Kaufhaus (Koblenz)

Das Alte Kaufhaus, auch Altes Kauf- und Tanzhaus genannt, ist ein mittelalterliches Gebäude in der Altstadt von Koblenz. Das 1419–1425 im spätgotischen Stil erbaute Gebäude erfuhrt 1724 einen barocken Umbau und beherbergte 1965–2013 das Mittelrhein-Museum. Es bildet zusammen mit dem Bürresheimer Hof, dem Schöffenhaus und der Florinskirche ein Ensemble aus vier historischen Gebäuden am Florinsmarkt.


Geschichte

Das städtische Kauf- und Tanzhaus wurde von 1419 bis 1425 im Stil der Spätgotik errichtet. Es war das einzige Gebäude, das über die mittelalterliche Stadtmauer zur Mosel hinaus ragte. Nach einem ersten größeren Umbau 1476 zog von 1674 bis 1794 im Obergeschoss das Rathaus von Koblenz ein. Das Erdgeschoss und die Gewölbekeller wurde noch bis 1866 als Stapel- und Lagerhaus genutzt.

Ein erneuter völliger Umbau erfolgte 1675, dabei wurde auch ein erster Uhrenturm errichtet. Das Gebäude wurde bei dem verheerenden Bombardement während der Belagerung der Stadt Koblenz 1688 durch französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg schwer beschädigt. Mit erheblichen Veränderungen wurde es 1724 nach Plänen des kurtierischen Hofbaumeisters Johann Georg Judas und unter Mitwirken des Hofbaumeisters Philipp Honorius von Ravensteyn im Stil des Barocks wieder aufgebaut. Dabei wurde auch der Augenroller, in Erinnerung an den 1536 auf dem Plan hingerichteten Raubritter Johann Lutter von Kobern, am Mittelturm angebracht. Dieser soll der Sagen nach kurz vor seiner Hinrichtung mit den Augen gerollt und seine Zunge herausgestreckt haben.

Im Jahr 1871 zog die städtische Gewerbeschule, einem Vorläufer des Eichendorff-Gymnasiums, vom Krämerzunfthaus ins Alte Kaufhaus um und blieb hier bis 1907. Ab 1908 wurde die Sammlung des Kunstgewerbe- und Altertumsvereins, einem Vorläufer des städtischen Museums im Kurfürstlichen Schloss, im Erdgeschoss untergebracht.

Bei den Luftangriffen auf Koblenz wurde das Gebäude mit dem Gewölbekeller am 6. November 1944 zerstört, es brannte bis auf die Mauern nieder. Der Wiederaufbau erfolgte 1961–1965 nach Plänen des Trierer Baurats Heinrich Otto Vogel (1898–1994) mit einer veränderten Innenraumeinteilung. Nach der Einweihung am 3. September 1965 zog das Mittelrhein-Museum in das Gebäude ein. Da das Alte Kaufhaus nie genügend Platz für das Museum bieten konnte, wurden die Platzprobleme 2013 mit dem Umzug ins neuerbaute Forum Confluentes gelöst. Im gleichen Jahr verkaufte die Stadt Koblenz das Alte Kaufhaus gemeinsam mit dem Bürresheimer Hof, dem Dreikönigenhaus und dem Schöffenhaus an einen Privatinvestor (ISSOflorinsmarkt GmbH & Co. KG), der die Gebäude sanieren und dann ein hochschulnahes Institut unterbringen will.


Bau

Der rechteckige, traufständige Bau besitzt fünf, an der Schmalseite drei Achsen. Die zum Florinsmarkt blickende Seite ist zweigeschossig, die Moselseite ist wegen des stark abfallenden Geländes dreistöckig. An der Moselseite hat sich der wehrhafte Charakter des im Kern spätgotischen Gebäudes in Form von zwei polygonalen Erkertürmchen mit Maßwerkverzierungen und Glockendachabschlüssen erhalten. Das Äußere des Gebäudes, vor allem am Florinsmarkt, ist durch den barocken Umbau von 1724 geprägt. Hier befindet sich der dreistöckige, in der Symmetrieachse angelegte Mittelturm mit Uhr samt Glockendach und Laterne. Unter der Uhr befindet sich ein wiederhergestelltes Kopfrelief des Augenrollers, einem angeblichen Bildnisses des Raubritters Johann Lutter von Kobern, mit beweglichen Augen und Zunge. Das Mansardenwalmdach ist auf der Seite am Florinsmarkt mit Dachgaube geschmückt, an der Moselseite mit breiten, flachen Zwerchgiebeln ausgestattet. Das stattliche, mittige Portal führt in die neue, früher spätgotische Halle im Erdgeschoss. Von hier führt die einstige Freitreppe ins Obergeschoss. Daneben befindet sich ein ergänzend vor die rechte Außenachse gesetztes fein durchgestaltetes Pilasterportal. Der Keller besitzt fünf rekonstruierte Kreuzgratgewölbe, die im Süden auf der römisch-fränkischen Stadtmauer aufsitzen.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Holger Weinandt

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