Altes Museum

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Ansichtskarte des Alten Museums
Ansichtskarte des Alten Museums (ca. 1933)

Das Alte Museum (bis 1845 Königliches Museum) auf der Berliner Museumsinsel wurde 1825 bis 1828 von Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus errichtet und beherbergt heute die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Das denkmalgeschützte Bauwerk gehört zu den bedeutendsten des Klassizismus und gilt als ein Höhepunkt im Schaffen Schinkels. Es ist Teil des Gebäudeensembles auf der Museumsinsel, das 1999 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.


Gesellschaftliche Voraussetzung

Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Bürgertum in Deutschland zusehends selbstbewusster. Die Vorstellung begann sich durchzusetzen, anstelle der feudalen, vor der Öffentlichkeit verschlossenen Kunstsammlungen sollten allen Bürgern zugängliche Museen treten. Der Bürger sollte die Möglichkeit einer umfassenden kulturellen Bildung erhalten.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. teilte dieses Humboldtsche Bildungsideal und beauftragte Karl Friedrich Schinkel mit der Planung eines Museums für die königlichen Kunstsammlungen. König Friedrich Wilhelm IV. verkündete 1841 in einem Erlass den Plan, den nördlichen Teil der Spreeinsel „zu einer Freistätte für Kunst und Wissenschaft umzuschaffen.“


Das Ensemble

Den Planungen des Architekten Schinkel lagen auch Entwürfe des Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., zugrunde, der für die Museumsinsel eine antikisierende, akropolisartige Bebauung wünschte. Der Kronprinz ließ Schinkel eine Bleistiftskizze zukommen, die ein hinter Säulenhallen zurücktretendes Hauptgebäude zeigte.

Schinkel bettete in seinen Planungen das Königliche Museum in ein Ensemble rund um den Lustgarten ein. Das Stadtschloss der Hohenzollern im Süden sollte dabei Symbol der weltlichen Macht sein, das Zeughaus im Westen das Militär repräsentieren und der damalige Berliner Dom im Osten die göttliche Macht verkörpern. Das Museum im Norden, das der Erziehung und Bildung des Volkes dienen sollte, stand somit auch als Sinnbild für die Wissenschaft und Kunst - und nicht zuletzt deren Träger: das selbstbewusste Bürgertum.

Schon zuvor war Schinkel für die klassizistische Umgestaltung des ursprünglich barocken Doms verantwortlich gewesen. Auch die parallel zum Bau des Alten Museums erfolgende Neugestaltung des Lustgartens durch Peter Joseph Lenné ging weitgehend auf Schinkels Vorstellungen zurück, der so ein zusammengehöriges Ensemble schuf.


Das Gebäude

Das Alte Museum folgt mit seiner klaren Gliederung der äußeren Form dem Gestaltungskanon der griechischen Antike und verkörpert damit die in der Aufklärung wurzelnde Idee eines Museums als Bildungseinrichtung für das Bürgertum. Die Rotunde, dem Vorbild des Pantheon in Rom folgend, unterstreicht die sakrale Dimension des Museums als Kunsttempel.

Der Architekt entwickelte die Pläne für das Alte Museum schon 1822 und 1823, aber erst 1825 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden, die bis 1828 dauerten. Am 3. August 1830 wurde es seiner Bestimmung übergeben.

Das auf einem Sockel stehende, zweigeschossige Gebäude hat eine Länge von 87 Metern und eine Breite von 55 Metern. Es besteht aus einem flach gedeckten, kubischen Baukörper, der durch eine Vorhalle mit achtzehn kannelierten ionischen Säulen in Monumentalordnung nach außen abschließt. Die von zwei Eckpilastern begrenzte Halle öffnet sich zum Lustgarten hin. Auf dem Gebälk der Halle sitzen über den Säulen achtzehn sandsteinerne Adler. Die an der Front des Gebäudes angebrachte Weihinschrift lautet: FRIDERICVS GVILHELMVS III. STVDIO ANTIQVITATIS OMNIGENAE ET ARTIVM LIBERALIVM MVSEVM CONSTITVIT MDCCCXXVIII („Friedrich Wilhelm III. hat zum Studium der Altertümer jeder Art, sowie der freien Künste 1828 dieses Museum gestiftet“).

Schinkels Konzept sah die Aufstellung von großen Reiterstandbildern auf den Wangen der Freitreppe vor. Das 1842 fertiggestellte Standbild „Kämpfende Amazone“ von August Kiss wurde auf die rechte Seite der Freitreppe platziert. Es zeigt in hoher Expressivität eine Amazone, die versucht, mit einer Lanze den Angriff eines Panthers abzuwehren. Das erst 1861 aufgestellte Standbild „Löwenkämpfer“ auf der linken Wange stammt von Albert Wolff nach einem Entwurf von Christian Daniel Rauch. Dargestellt ist ein Reiter auf einem sich aufbäumenden Pferd, der im Begriff ist, einen am Boden liegenden Löwen mit seiner Lanze zu durchbohren.

Die Vorhalle mit den Säulen etc. besteht aus dem Cottaer und Reinhardtsdorfer Sandstein (Sachsen) aus der Kreidezeit, der Sockel aus Postaer Sandstein (Kreidezeit) und die Stufen aus dem Lausitzer Granodiorit (Präkambrium) aus Demitz-Thumitz (Sachsen).

Die Ausstellungsräume des Gebäudes gruppieren sich um zwei Innenhöfe, mittig liegt das Herzstück des Alten Museums, die über beide Geschosse reichende, mit einem Oberlicht gedeckte Rotunde. Sie ist 23 m hoch und hat einen von 20 korinthische Säulen getragenen Galeriering. Als Vorbild diente das Pantheon in Rom, und wie dieses hat sie eine mit Kassettenfeldern geschmückte Kuppel. Zwischen den Säulen war ein Teil der Statuen des Museums aufgestellt. Ursprünglich sollte auch die 1831 vor der Freitreppe aufgestellte, 6,91 Meter durchmessende Granitschale von Christian Gottlieb Cantian hier ihren Platz finden, war am Schluss aber zu groß geraten.

Bei der bis 1966 durchgeführten Wiederherstellung des Alten Museums wurde die Rotunde als einziger Teil im Inneren in alter Form rekonstruiert. Hier eine der zeitgenössische Beschreibungen aus Samuel Heinrich Spikers Berlin und seine Umgebung im 19. Jahrhundert von 1833:

..... aus dem eigentlichen Antiken-Saale tretend, (haben wir) die Rotunde vor uns. Die Durchsicht durch die untere Thür geht auf die Vorhalle mit ihrer prachtvollen Säulenstellung, während man, durch den Eingang zur oberen Galerie, zu welcher, von aussen, die schöne Doppeltreppe hinaufführt, die cassettirte Decke eben dieser Vorhalle erblickt.

Das Ganze gewährt einen ungemein prachtvollen Anblick. Die Galerie, auf welcher, in Nischen, die kleineren Statuen aufgestellt sind, wird von Säulen korinthischer Ordnung getragen, deren Schafte mit Stuckmarmor bekleidet sind, der den Giallo antico nachahmt. Die Grundfarbe des Saales ist ein lichtes Grau, und die Fussgestelle, auf denen die Bildsäulen stehen, sind von gestreiftem grauen schlesischen Marmor gearbeitet. Ein zierliches, leichtes, bronzirtes, durchbrochenes Eisengitter läuft rund um die obere Galerie, deren Nischen in einem hellbraunen Tone gefärbt sind, auf welchem das Weiss des Marmors sich sehr gut hervorhebt. Der Fussboden ist mit schwarzen Verzierungen, auf Gelb, incrustirt, und in der Mitte ist auf schwarzem Grunde eine Gruppe in rothem Tone (nach Art derer auf den altgriechischen Gefässen) angebracht. — Die Cassetten in der Kuppel sind mit Figuren verziert, die, aus einem gelben Tone, auf hellrothen Grund gemalt sind.

Zu den vorzüglichsten Statuen, welche in der Rotunde aufgestellt sind, gehören die beiden schönen, unter Friedrich II. von dem G. R. Bianconi in Rom gekauften, Victorien, welche früher in dem Halbkreise vor dem neuen Schlosse in Potsdam standen; eine Hygica, in dem Landhause des Marius gefunden, und früher in Charlottenburg im Vorsaale des Königlichen Schlosses aufgestellt; ein schöner Apollo Citharoedus aus griechischem Marmor, von Bianconi in Rom gekauft; ein Apollo Musagetes aus der Polignacschen Sammlung und früher im Antiken-Tempel, im Garten von Sanssouci bei Potsdam, aufgestellt; eine colossale Juno, auf Befehl Seiner Majestät des jetzt regierenden Königs in Rom angekauft u.s.w.

Der Rückgriff auf das römische Pantheon und die der Halle vorgesetzte Freitreppe sind Elemente, die bis dahin nur Herrschaftsbauten vorbehalten waren. Die Rotunde ist von außen durch einen zurückgesetzten kubischen Aufsatz zu erkennen, an dessen Ecken vier auf Postamente gesetzte Skulpturen gesetzt waren.


Geschichte

Die für die Konzeption des Museums verantwortliche, vom König eingesetzte Kommission entschied, nur hohe Kunst dort auszustellen. Nach damaligem Verständnis schloss das die Ethnografica, Prähistorica und im Nahen Osten ausgegrabene Kunstschätze aus; sie wurden vorerst großteils im Schloss Monbijou untergebracht.

1855 begann die Freistatt der Museumsinsel mit der Fertigstellung des Neuen Museums von Friedrich August Stüler Gestalt anzunehmen. 1876 folgte die Nationalgalerie (heute Alte Nationalgalerie) von Johann Heinrich Strack, 1904 nach Plänen von Stüler durch Ernst von Ihne das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) und 1930 das Pergamonmuseum von Alfred Messel und Ludwig Hoffmann. Damit war die Museumsinsel, deren Keimzelle das Alte Museum gewesen war, in ihrer bis heute erhaltenen Kernform fertiggestellt.

Mit dem Bau des vierten Berliner Doms im Stil der Neorenaissance anstelle des vorherigen klassizistischen Doms wurde das von Schinkel entworfene klassizistische Ensemble empfindlich gestört, zumal der von Julius Carl Raschdorff errichtete Bau wesentlich größere Dimensionen hatte als seine Vorgänger.

Während der Zeit des Nationalsozialismus bildete das Alte Museum die Kulisse für Propagandaveranstaltungen, sowohl im Museum selbst, als auch im als Aufmarschplatz umgestalteten Lustgarten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Alte Museum stark beschädigt. Dabei gingen die von Schinkel entworfenen und von Peter Cornelius ausgeführten Fresken im Vestibül und an der Rückwand der Säulenhalle weitgehend verloren.

Unter Generaldirektor Ludwig Justi wurde das Bauwerk als erstes Museum der Museumsinsel von 1951 bis 1966 durch Hans Erich Bogatzky und Theodor Voissen im Großen und Ganzen originalgetreu wieder aufgebaut. Die farbige Ausmalung der Rotunde wurde 1982 bei weiteren Restaurierungsarbeiten nach Schinkels Entwürfen wiederhergestellt. Demgegenüber verzichtete man auf eine Rekonstruktion des Deckensystems der im Erdgeschoss gelegenen, an die Innenhöfe angrenzenden Schauräume und auf die Säulenpaare unter den Unterzügen. Der ehemalige Übergang zum Neuen Museum wurde ebenfalls nicht wieder aufgebaut.


Wandbildprogramm

Das Hauptwerk von Schinkel als Maler stellte ein Freskenzyklus für die Vorhalle des Museums dar, die der Künstler schon 1823 bei den ersten Plänen des Museums mit aufnahm. Für diesen monumentalen Bilderzyklus sind von 1841 bis ungefähr 1870 über die gesamte Länge der Vorhalle und in der oberen Treppenhalle Wandbilder entstanden, von denen heute nur noch die beiden Entwürfe von Schinkels Hand im Berliner Kupferstichkabinett erhalten sind.

Dieser heute fast vergessene Bilderzyklus zählte nach Anspruch und Ausführung zu den bedeutendsten Werken der Malerei des 19. Jahrhunderts. Für die Architektur und das Museum waren die Bilder von großer Bedeutung, da Schinkel durch die Bilder die Funktion und den Anspruch seines Museums näher erklärte.


Die Antikensammlung

Das Gebäude wurde ursprünglich für alle Berliner Sammlungen der hohen Kunst geschaffen. Seit 1904 diente es der Antikensammlung, die heute wieder hier untergebracht ist. Im Obergeschoss werden wechselnde Sonderausstellungen veranstaltet, von August 2005 bis zur Wiedereröffnung des Neuen Museums im Oktober 2009 zeigte dort das Ägyptische Museum seine Exponate.



Text: Wikipedia

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