Am Kupfergraben 4a (Berlin)

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Friedrich Hegel wohnte von 1819 – 1831 in diesem Gebäude.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (* 27. August 1770 in Stuttgart; † 14. November 1831 in Berlin) war ein deutscher Philosoph, der als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus gilt.

Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. Sein philosophisches Werk zählt zu den wirkmächtigsten Werken der neueren Philosophiegeschichte. Sein Werk gliedert sich in „Logik“, „Naturphilosophie“ und „Philosophie des Geistes“, die unter anderem auch eine Geschichtsphilosophie umfasst. Sein Werk wurde außerdem zum Ausgangspunkt zahlreicher anderer Strömungen in Wissenschaftstheorie, Soziologie, Historie, Theologie, Politik, Jurisprudenz und Kunsttheorie und prägte vielfach auch weitere Bereiche von Kultur und Geistesleben.

Nach Hegels Tod kam es zu einer Aufspaltung seiner Anhänger in eine „rechte“ und eine „linke“ Gruppierung. Die Rechts- oder Althegelianer wie Eduard Gans und Karl Rosenkranz verfolgten einen konservativen Interpretationsansatz im Sinne eines „preußischen Staatsphilosophen“, zu dem Hegel im Vormärz erklärt worden war, während die Links- oder Junghegelianer wie Ludwig Feuerbach oder Karl Marx einen progressiven gesellschaftskritischen Ansatz aus der Philosophie Hegels ableiteten und weiterentwickelten. Insbesondere Karl Marx wurde durch Hegels Philosophie geprägt, die ihm durch die Vorlesungen Eduard Gans' bekannt wurde. Hegels Philosophie wurde daher einer der zentralen Ausgangspunkte für den Dialektischen Materialismus, der zum Wissenschaftlichen Sozialismus führte. Hegel übte auch entscheidenden Einfluss auf Søren Kierkegaard und die Existenzphilosophie, später vor allem auf Jean-Paul Sartre, aus. Die Methode Hegels, den Gegenstand dadurch zu begreifen, dass alle seine Ansichten zur Darstellung gebracht werden, erlaubte es, dass sich die gegensätzlichsten Vertreter auf Hegel beriefen und noch heute berufen.[1]

Leben

Frühe Zeit (1770–1800)

Schul- und Studienzeit

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (seine Familie nannte ihn Wilhelm) wurde am 27. August 1770 in Stuttgart geboren und wuchs in einem pietistischen Elternhaus auf. Der Vater Georg Ludwig (1733–1799), geboren in Tübingen, war Rentkammersekretär in Stuttgart und entstammte einer Familie von Beamten und Pfarrern. Hegels Mutter, Maria Magdalena Louisa Hegel (geborene Fromm, 1741–1783), stammte aus einer wohlhabenden Stuttgarter Familie. Der namensgebende Vorfahr der Familie Hegel, die im Herzogtum Württemberg zur traditionellen „Ehrbarkeit“ gehörte, war im 16. Jahrhundert als evangelischer Glaubensflüchtling aus Kärnten nach Württemberg gekommen.

Vermutlich seit 1776 besuchte Hegel das Gymnasium illustre Stuttgarts, das seit 1686 ein Ausbildungszug am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgarts war. Hegels Interessen waren breit gestreut. Besonderes Augenmerk widmete er der Geschichte, insbesondere der Antike und den alten Sprachen. Ein weiteres frühes Interesse bildete die Mathematik. Er besaß Kenntnisse der damals vorherrschenden wolffschen Philosophie. Die überlieferten Texte aus dieser Zeit weisen den Einfluss der Spätaufklärung auf.[2]

1788 nahm Hegel in Tübingen an der Eberhard Karls Universität das Studium der Evangelischen Theologie auf. Er wurde in das Tübinger Stift aufgenommen, wo die zukünftigen Theologen neben der wissenschaftlichen Ausbildung eine auch zu Hegels Zeit als bedrückend empfundene Erziehung erhielten.

Nach nur zwei Jahren erhielt Hegel im September 1790 den Grad eines Magisters der Philosophie, 1793 wurde ihm das theologische Lizenziat verliehen. Hegels Abschlussbescheinigung besagt, dass er gute Fähigkeiten und vielfältige Kenntnisse gehabt habe.

Hegel profitierte viel von dem intellektuellen Austausch mit seinen später berühmten (zeitweiligen) Zimmergenossen Hölderlin und Schelling. Durch Hölderlin begeisterte er sich für Schiller und die alten Griechen, während die pseudo-kantianische Theologie seiner Lehrer ihn mehr und mehr abstieß. Schelling teilte diese Ideen. Sie alle protestierten gegen die politischen und kirchlichen inneren Zustände in ihrem Heimatstaat und formulierten neue Prinzipien von Vernunft und Freiheit.

Im Sommer 1792 nahm Hegel an den Versammlungen eines revolutionär-patriotischen Studentenclubs teil, der Ideen aus Frankreich nach Tübingen brachte. Seine Mitglieder lasen mit großem Interesse französische Zeitungen; Hegel und Hölderlin wurden als Jakobiner bezeichnet. Hegel soll dabei „der enthusiastische Fürsprecher von Freiheit und Gleichheit“ gewesen sein.[3]

„Hofmeister“ in Bern und Frankfurt

Nachdem Hegel die Hochschule verlassen hatte, erhielt er 1793 eine Anstellung als Hauslehrer in Bern, wo er den Kindern des Kapitäns Karl Friedrich von Steiger Privatunterricht geben sollte. Die vergleichsweise liberalen Ideen der Steigers fielen bei Hegel auf fruchtbaren Boden. Die Steigers führten Hegel auch in die damalige soziale und politische Situation in Bern ein.

Hegel verbrachte die Sommer mit den Steigers auf ihrem Weingut in Tschugg bei Erlach, wo ihm die Privatbibliothek der Steigers zur Verfügung stand. Er studierte dort die Werke von Montesquieu (Esprit des Lois), Hugo Grotius, Thomas Hobbes, David Hume, Gottfried Wilhelm Leibniz, John Locke, Niccolò Machiavelli, Jean-Jacques Rousseau, Anthony Ashley-Cooper, 3. Earl of Shaftesbury, Baruch Spinoza, Thukydides und Voltaire. Hegel legte so in seiner Berner Periode die Grundlage für sein breites Wissen in Philosophie, Sozialwissenschaften, Politik, Volkswirtschaft und politischer Ökonomie.

In Bern hielt Hegel sein Interesse für die revolutionären politischen Ereignisse in Frankreich aufrecht. Seine Sympathie galt bald der „Girondisten“-Fraktion, weil er zunehmend ernüchtert wurde durch die übermäßige Brutalität der jakobinischen Schreckensherrschaft. Er gab allerdings nie sein früheres positives Urteil über die Ergebnisse der Französischen Revolution auf.

Ein anderer Faktor in seiner philosophischen Entwicklung kam aus seinem Studium des Christentums. Unter dem Einfluss von Gotthold Ephraim Lessing und Kant bemühte er sich, aus den Berichten des Neuen Testaments die wirkliche Bedeutung Christi zu analysieren und das spezifisch Neue des Christentums zu erfassen. Die Aufsätze, die er nur für sich selbst schrieb, wurden erst postum 1907 von dem Dilthey-Schüler Herman Nohl unter dem Titel ‚Hegels theologische Jugendschriften‘ veröffentlicht (und lösten damit ein erneuertes Interesse an Hegel aus).

Zum Ende seines Vertrags in Bern erwirkte Hölderlin, jetzt in Frankfurt, eine Hauslehrerstellung für seinen Freund Hegel in der Familie von Herrn Johann Noe Gogel, einem Wein-Großhändler im Zentrum Frankfurts.

Hegel setzte in Frankfurt seine Studien der Volkswirtschaft und Politik kontinuierlich fort; so befasste er sich mit Edward Gibbons Untergang des Römischen Reiches, mit Schriften von Hume und Montesquieus Der Geist der Gesetze. Hegel begann sich für Fragen der Wirtschaft und der täglichen Politik zu interessieren. Dabei waren es hauptsächlich die Entwicklungen in Großbritannien, die er durch regelmäßige Lektüre der englischen Zeitungen verfolgte. Er folgte mit geschärftem Interesse den parlamentarischen Debatten über den „Bill von 1796“, die so genannten Armenrechte über die öffentliche Sozialfürsorge, wie auch den Nachrichten über die Reform des preußischen Zivilrechts („Landrecht“).

Jena: Beginn der Universitätskarriere (1801–1807)

Als im Januar 1799 sein Vater starb, empfing Hegel ein bescheidenes Erbe, das es ihm aber ermöglichte, wieder an eine akademische Karriere zu denken. Im Januar 1801 erreichte Hegel Jena, das zu dieser Zeit stark durch die Philosophie Schellings geprägt war. In der ersten Veröffentlichung Hegels, einem Aufsatz über den Unterschied der Philosophischen Systeme Fichtes und Schellings (1801), stellte sich Hegel, bei allen sich schon andeutenden Differenzen, in der Hauptsache hinter Schelling und gegen Johann Gottlieb Fichte.

Zusammen mit Schelling gab Hegel 1802–1803 das Kritische Journal der Philosophie heraus. Die Artikel, die Hegel in dieser Zeitschrift schrieb, umfassen solch wichtige wie „Glauben und Wissen“ (Juli 1802, eine Kritik von Kant, Jacobi und Fichte) oder „Über die wissenschaftliche Behandlungsarten des Naturrechtes“ (November 1802).[4]

Das Thema der Doktorarbeit, durch die sich Hegel für die Stellung als Privatdozent qualifizierte (De orbitis planetarum, 1801), war unter dem Einfluss der Naturphilosophie Schellings gewählt. Die Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit der Himmelsmechanik von Johannes Kepler und Isaac Newton. Im letzten Abschnitt diskutiert sie kritisch das Titius-Bode-„Gesetz“ der Planetenabstände (welches a priori einen Planeten zwischen Mars und Jupiter deduziert) und konstruiert dann (unter Umformung einer platonischen Zahlenreihe) eine andere Zahlenfolge, welche die Lücke in den Abständen zwischen Mars und Jupiter besser abbildet.

Hegels erste Jenaer Vorlesung über „Logik und Metaphysik“ im Winter 1801/1802 wurde von elf Studenten besucht. Nachdem Schelling Mitte 1803 Jena in Richtung Würzburg verlassen hatte, arbeitete Hegel nun seine eigenen Ansichten aus. Außer philosophischen Studien von Platon und Aristoteles las er Homer und griechische Tragödien, machte Exzerpte aus Büchern, besuchte Vorlesungen über Physiologie und befasste sich mit Mineralogie und anderen Naturwissenschaften.

Ab 1804 hielt Hegel Vorlesungen über seine theoretischen Vorstellungen vor einer Klasse von ungefähr dreißig Schülern. Darüber hinaus hielt er Vorlesungen über Mathematik. Während er unterrichtete, verbesserte er ständig sein ursprüngliches System. Jedes Jahr versprach er seinen Studenten aufs Neue ein eigenes Lehrbuch der Philosophie – das immer wieder verschoben wurde. Nach Empfehlung durch Johann Wolfgang Goethe und Schelling wurde Hegel im Februar 1805 zum a. o. Professor ernannt.

Im Oktober 1806 hatte Hegel gerade die letzten Seiten seiner Phänomenologie des Geistes niedergeschrieben, als die Vorboten der Schlachten von Jena und Auerstedt aufzogen. In einem Brief an den mit ihm befreundeten Friedrich Immanuel Niethammer schrieb Hegel am 13. Oktober 1806:

„Den Kaiser – diese Weltseele – sah ich durch die Stadt zum Rekognizieren hinausreiten; – es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung, ein solches Individuum zu sehen, das hier auf einen Punkt konzentriert, auf einem Pferde sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht.”[5]

Hegel erlebte kurz zuvor den Einzug Napoleons in die Stadt und war als Anhänger der Französischen Revolution begeistert, die „Weltseele zu Pferde” – später oft verändert in „Weltgeist zu Pferde“ – gesehen zu haben. In Napoleon sah Hegel die Weltseele respektive den Weltgeist exemplarisch verkörpert; die Idee des Weltgeistes wurde als metaphysisches Prinzip zum Zentralbegriff der spekulativen Philosophie Hegels: Für ihn war die gesamte historische Wirklichkeit, die Totalität, der Prozess des Weltgeistes. Dadurch realisiere sich der „Endzweck“ der Weltgeschichte, und zwar die „Vernunft in der Geschichte“[6]. Mit dieser These knüpfte er an die von Schelling erstmals publizierte Weltgeisttheorie an. Infolge der Besetzung Jenas durch französische Truppen war Hegel gezwungen, die Stadt zu verlassen, nachdem sich französische Offiziere und Soldaten in seinem Haus einquartiert hatten und ihm seine finanziellen Mittel ausgingen. Er wechselte nach Bamberg und wurde dort Redakteur der Bamberger Zeitung.

Zeit in Bamberg (1807–1808)

Hegel fand in Bamberg 1807 einen Verleger für sein Werk Phänomenologie des Geistes. Er wurde Chefredakteur der Bamberger Zeitung, geriet dort jedoch bald in Konflikt mit dem bayerischen Pressegesetz. Schließlich verließ Hegel 1808 ernüchtert die Stadt in Richtung Nürnberg. Sein journalistisches Engagement sollte eine Episode in seiner Biografie bleiben. Im Jahr 1810 übernahm einer seiner Nachfolger, Karl Friedrich Gottlob Wetzel (1779–1819), die Rolle des Chefredakteurs der in Fränkischer Merkur umbenannten Zeitung.

Den zu dieser Zeit verstärkt auftretenden Massenmedien blieb er jedoch treu: „Die regelmäßige Lektüre der Morgenzeitung bezeichnete er als realistischen Morgensegen.“[7]

Nürnberg (1808–1816)

Im November 1808 wurde Hegel auf Vermittlung seines Freundes Friedrich Immanuel Niethammer zum Professor der Vorbereitungswissenschaften und Rektor des Egidiengymnasiums Nürnberg ernannt. Hegel unterrichtete dort Philosophie, Germanistik, Griechisch und höhere Mathematik. Er gliederte den Unterricht in diktierte Paragraphen; einen großen Teil der Unterrichtszeit nahmen die von Hegel erwünschten Zwischenfragen und die anschließenden Erklärungen in Anspruch. Das so in die Hefte gebrachte philosophische Wissen wurde später von Karl Rosenkranz aus den Schülermitschriften kompiliert und als Philosophische Propädeutik herausgegeben.

Die erhoffte Ordnung der finanziellen Verhältnisse stellte sich allerdings nicht ein. Monatelange Gehaltsrückstände brachten Hegel erneut in finanzielle Schwierigkeiten.

Im September 1811 heiratete Hegel die gerade zwanzigjährige Marie von Tucher. Sie gebar bald eine Tochter, die allerdings kurz nach der Geburt starb. Der darauf folgende Sohn wurde nach Hegels Großvater Karl benannt. Karl Hegel war zeitlebens bemüht, auf wissenschaftlichem Gebiet aus dem Schatten des als übermächtig empfundenen Vaters herauszutreten.[8] Zunächst studierte er wie sein Vater Philosophie und wollte in dessen Fußstapfen treten.[9] Mit der Zeit emanzipierte er sich allerdings und wurde zu einem der führenden Historiker des 19. Jahrhunderts, der vor allem auf dem Gebiet der Stadt- und Verfassungsgeschichte in ausgewiesener Weise wirkte.[10] Außerdem fungierte er zeit seines Lebens als Herausgeber väterlicher Briefe, Schriften und Vorlesungen.[11] Der zweite Sohn Hegels erhielt nach seinem Paten Niethammer den Namen Immanuel und brachte es zum Konsistorialpräsidenten der Provinz Brandenburg. Der dritte Sohn Ludwig (1807–1831) schließlich war ein uneheliches Kind, das zunächst von Johanna Frommann[12], einer Schwester des Verlegers Carl Friedrich Ernst Frommann, in Jena aufgezogen und erst 1817 in die Familie Hegel aufgenommen wurde.[13] Von seinem Vater und den beiden Halbbrüdern wurde er nicht respektiert. Hegel entzog ihm sogar den Namen, so dass er den Geburtsnamen seiner Mutter Christiane Charlotte Burckhardt annehmen musste und sich Ludwig Fischer nannte. Seit 1825 für sechs Jahre als Soldat der holländischen Armee verpflichtet, starb er im Sommer[14] 1831 am damals weit verbreiteten Tropenfieber in Batavia.[15][16]

Kurz nach der Eheschließung begann Hegel an seiner Wissenschaft der Logik zu schreiben. 1813 wurde er dann zum Schulrat ernannt, womit sich seine materielle Situation etwas verbesserte.

Heidelberg (1816–1818)

1816 nahm Hegel eine Professur für Philosophie an der Universität Heidelberg an. Am 28. Oktober hielt er seine Antrittsvorlesung. Als Vorlesungsleitfaden erschien im Mai 1817 die erste Auflage der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften.

Er arbeitete in der Redaktion der Heidelberger Jahrbücher für Literatur mit. Dort erschien seine Schrift über die Verhandlungen der Landstände des Königreiches Württemberg.

Am 26. Dezember 1817 erhielt Hegel das Angebot von zum Altenstein, dem ersten preußischen Kultusminister, an die Berliner Universität zu kommen.

Berlin (1818–1831)

1818 folgte Hegel dem Ruf an die Universität von Berlin, deren Rektor zu dieser Zeit der Theologe Philipp Konrad Marheineke war.[17] Hier wurde er Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Johann Gottlieb Fichte. Am 22. Oktober 1818 hielt Hegel seine Antrittsvorlesung. Von da an las er in der Regel wöchentlich zehn Stunden. Seine Vorlesungen wurden schnell populär und ihre Hörerschaft vergrößerte sich weit über das universitäre Umfeld, denn auch Kollegen und Staatsbeamte suchten nun seine Lehrveranstaltungen auf. 1821 erschien sein letztes von ihm persönlich gefertigtes Werk Grundlinien der Philosophie des Rechts. Hegel wurde 1829 selbst Rektor der Universität. Bei einer Tafel mit dem Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., sagte dieser: „Es ist ein Skandal, daß der Professor Gans uns alle Studenten zu Republikanern macht. Seine Vorlesungen über Ihre Rechtsphilosophie, Herr Professor, sind immer von vielen Hunderten besucht, und es ist bekannt genug, daß er Ihrer Darstellung eine vollkommen liberale, ja republikanische Färbung gibt.“[18] Daraufhin übernahm Hegel wiederum die Vorlesung, was das Verhältnis zu seinem engsten Schüler eintrübte. Er starb 1831. Es werden zwei Todesursachen genannt. Mehrheitlich heißt es, er sei an der in Berlin wütenden Cholera-Epidemie gestorben. Jüngere Forschungen vertreten jedoch auch die Ansicht, Hegel „starb […] wahrscheinlich an einem chronischen Magenleiden und nicht an Cholera, wie die offizielle Diagnose lautete“.[19][20] Er wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben.[21] Die Grabstätte, als Ehrengrab der Stadt Berlin, befindet sich in der Abteilung CH, G1.

Hegel war in den Berliner Jahren ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie Preußens. Nach seiner Begeisterung für den revolutionären Aufbruch 1789, dem Erschrecken über den Menschen „in seinem Wahn“ (Schiller) und dem Scheitern Napoleons hatte bei Hegel eine politische Neuorientierung stattgefunden. Er söhnte sich mit den politischen Gegebenheiten aus und galt als ein bürgerlicher Philosoph und trat der Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin bei. Durch Minister Altenstein wurde Hegels Philosophie in Preußen begünstigt.[22]

Hegels Popularität und Wirkung weit über seinen Tod hinaus ist vor allem auf die Berliner Zeit zurückzuführen. Die Universität war ein wissenschaftliches Zentrum jener Zeit und wurde nach Hegels Tod über Jahrzehnte von den Hegelianern dominiert. Konnte Hegels Lehre den Geisteswissenschaften wertvolle Impulse geben, erschien sie den Naturwissenschaften lange Zeit als Hemmschuh oder wurde bestenfalls ignoriert. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise der natürlichen und geistigen Phänomene macht Hegels Naturphilosophie jedoch wieder zunehmend populär. Seine Schüler stellten nach dem Tod Hegels aus seinem Nachlass und aus den Mitschriften einzelner Hörer Texte zusammen, die sie als Bücher veröffentlichten.

Im europäischen Ausland wurde man erst nach seinem Tod auf Hegel aufmerksam. So erwähnte ihn die Londoner Times erstmals 1838 in einer Rezension russischer Zeitschriften, wovon sich eine in „metaphysischen Spekulationen“ „deutscher Ideen“ aale, allen voran denen von Kant, Fichte und Schelling und „nicht zuletzt Hegel, dessen Ideen überall in Europa auf Zustimmung zu stoßen beginnen.“[23]

Gedenk- und Wirkungsstätten

Im Hegelhaus Stuttgart befindet sich eine Dauerausstellung über den Lebensweg Hegels. Ihm zu Ehren verleiht die Stadt Stuttgart alle drei Jahre den internationalen Hegel-Preis. Die älteste und bedeutendste Vereinigung, die sich der hegelschen Philosophie widmet, ist die Internationale Hegel-Gesellschaft.

In zahlreichen Städten wurden Straßen oder Plätze nach dem Philosophen benannt. Starken Bezug auf den Bildungspionier nimmt u.a. die Wiener Hegelgasse im 1. Bezirk, mit mehreren bekannten Schulen und bedeutsamer Architektur, wo auch durch die Frauenpolitikerin Marianne Hainisch das weltweit erste Mädchengymnasium errichtet wurde.


Text: Wikipedia

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