Anker-Werke

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Die Anker-Werke AG waren ein deutscher Hersteller von Nähmaschinen, Registrierkassen, Buchungsmaschinen, Kleinmotorrädern und Fahrrädern mit Sitz in der ostwestfälischen Stadt Bielefeld. 1876 als Bielefelder Nähmaschinenfabrik Carl Schmidt gegründet, wurde das Unternehmen bald in Anker Werke umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1948 der Wiederaufbau, wobei die Werke sich auf die Büromaschinen- und Registrierkassenproduktion konzentrierten. Die Fahrrad- und Motorradproduktion wurde ausgelagert. 1976 meldeten die Anker-Werke AG Konkurs an und wurden von dem britischen Hersteller Thomas Tilling gekauft. Nach verschiedenen Übernahmen, zuletzt durch den Software-Riesen Oracle im Jahr 2014, ist die ursprüngliche Sparte von Anker seit 2015 wieder im Privatbesitz und ein eigenständiger Hersteller.

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Geschichte

Carl Schmidt, seit 1867 Mitgründer und Mitinhaber der Nähmaschinenfabrik „Dürkopp & Co“, gründete 1876 das Unternehmen „Bielefelder Nähmaschinenfabrik Carl Schmidt“. Als Teilhaber nahm er im Juli 1878 Hugo Hengstenberg auf. Nun hieß das Unternehmen „Bielefelder Nähmaschinenfabrik Carl Schmidt & Hengstenberg“. 1883 schied Carl Schmidt durch einen verlorenen Prozess aus, 1884 kam dafür Robert Wittenstein, die Firma wurde unter dem Namen „Bielefelder Nähmaschinenfabrik Hengstenberg & Co.“ neu gegründet, da sie am 1. Februar 1884 erloschen war. Mitte 1895 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, sie lautete nun auf den Namen „Bielefelder Nähmaschinen- und Fahrrad-Fabrik A.G. vorm. Hengstenberg & Co.“. Ab 1906 hieß das Unternehmen „Anker-Werke AG vorm. Hengstenberg & Co.“, was mit einer Kapitalerhöhung einherging. Damit erschien erstmals der Name Anker. Das Markenzeichen der Firma, der Anker, wurde fester Bestandteil des Firmennamens. Die Anzahl der Mitarbeiter hat sich von 1920 bis 1938 mehr als verdoppelt. In dieser Zeit war Anker auch europaweit größter Hersteller von Fahrrädern und Büromaschinen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma ab 1948 am alten Standort in Bielefeld wieder aufgebaut. Die Hauptgeschäftsfelder waren die ab 1900 gebauten mechanischen Registrierkassen sowie die ab 1912 gebauten Buchungsmaschinen. Die wiederaufgenommene Produktion von Nähmaschinen und Fahrrad- bzw. Motorrädern wurde ausgelagert. In den 1970er Jahren gelang die Umstellung der mechanischen Registrierkassen auf computergestützte Systeme nicht, sodass die Firma, obwohl zweitgrößter Hersteller weltweit, im Jahr 1976 in Konkurs ging.


Produktion

Zunächst erfolgte eine Spezialisierung auf Nähmaschinen für Schuhmacher, später auf Lang- und Schwungschiffnähmaschinen. Ab 1894 wurden Fahrräder gebaut, von Beginn an wurden sie unter den Markennamen Anker verkauft. Um 1900 wurden die Schutzrechte zum Bau einer Registrierkasse gekauft und so der Grundstock eines neuen erfolgreichen Produktionszweiges gelegt, der 1912 mit der Herstellung von Buchungsmaschinen erweitert wurde.

1902 begannen die ersten zögerlichen Versuche ein leichtes Motorrad zu bauen. In ein Fahrgestell wurde ein 1,75 PS starker Fafnir-Motor eingebaut, den man von der Aachener Stahlwarenfabrik bezog. Allerdings war der Motorradbau bei weitem nicht so profitabel wie der Nähmaschinen und Kassenbau, weshalb man die Fertigung schnell wieder aufgab.

Erst 1930 wurde wieder mit dem Bau von Motorrädern begonnen. In einem verstärkten Fahrradrahmen wurde ein 74-cm³-Sachs-Zweitaktmotor mit 1,25 PS eingebaut. In den folgenden Jahren verbesserte Sachs den Motor, erhöhte den Hubraum auf 98 cm³ mit 2,25 PS. Anker verbesserte die Vorderradfederung mit Einbau der Tigergabel und löste die Felgenbremse durch eine Radnabenbremsnabe im Vorderrad ab. Ab 1937 wurde die „Saxonette“ angeboten mit einem neuentwickelten 60 cm³-Sachs-Hinterradnabenmotor. 1956 wurde die erste elektromechanische Buchungsmaschine von Anker hergestellt. Die Produktion von Nähmaschinen wurde 1969 eingestellt.


Nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erlag die Fertigung ziviler Güter, doch bereits 1945 wurden wieder die ersten Fahrräder hergestellt.

1949 wurde das Tochterunternehmen „PAMAG – Paderborner Maschinenbau AG“ auf dem Gelände des ehemaligen Paderborner Fliegerhorstes gegründet. Hier wurde die bis dahin still liegende Fertigung von Motorrädern wieder aufgenommen.

Zuerst wurden wieder die bewährten Motorfahrräder gebaut. Die „Anker 660“ mit 98er Fichtel&Sachs-Motor, die stärkere „Anker 661“ mit 123-cm³-ILO-Motor. Die „Anker 662“ hatte den weiterentwickelten Fichtel&Sachs-Motor mit nun 3 PS und erhielt später auch noch eine Telegabel anstatt der bis dahin verbauten Trapezfedergabel.

Die „Anker 665“ hatte den 147-cm³-Sachs-Motor mit 6,5 PS, ab 1952 gab es die „Anker 666“ mit 175er ILO-Motor. Die stärkste Maschine war die „AS 200“ mit dem 11-PS-starken ILO-Motor.

Wirtschaftliche Probleme zwangen Anker 1953 die PAMAG aufzulösen und die Zweiradfertigung an die Panther-Werke AG in Braunschweig abzugeben.

1976 meldeten die Anker-Werke AG Konkurs an.


Nachfolgeunternehmen

Aus dem Konkurs heraus wurde die Firma 1976 von der britischen Firma Thomas Tilling gekauft, die wiederum 1983 von BTR gekauft wird. Diese verkauft sie wiederum 1995. 1996 akquiriert Anker die Firma GPI und wird restrukturiert. Sie firmiert fortan unter Anker BV (Niederlande), behält aber ihren Sitz in Großbritannien. 1999 akquiriert Anker OMRON und die Riva Group PLC.

In Deutschland wurde 2006 die Tochtergesellschaft Anker Systems GmbH (Bielefeld), die als Auffanggesellschaft aus dem Konkurs gegründet worden war, von dem britischen Unternehmen Torex Retail PLC akquiriert und gehört gemeinsam mit der Torex Retail Solutions GmbH, Berlin und der Torex Retail Workforce Management Solutions GmbH, Ritterhude zu Torex Retail Deutschland.

2007 wurde der gesamte Konzern von dem Finanzinvestor Cerberus Capital Management durch die neu gegründete „Torex Retail Holdings Limited“ übernommen. Mitte 2012 erfolgte die Übernahme durch Micros Systems. Torex Retail gehört zu den führenden IT-Anbietern für den Retail-Markt in Europa.



Text: Wikipedia

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