Arnstadt

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Arnstadt auch als Bachstadt Arnstadt bezeichnet, ist eine Kreisstadt in der Mitte von Thüringen und liegt an der Gera.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Arnstadt.

Buchbinderei Ernst August Flamm

Johann Sebastian Bach

Privatbank zu Gotha

Rud. Ley Maschinenfabrik

Sonstige

Geschichte

Von der Ersterwähnung bis zur Verleihung des Stadtrechts

Am 1. Mai 704 wurden in einer in Würzburg ausgestellten Schenkungsurkunde des Thüringer Herzogs Hedan II. an den angelsächsischen Bischof Willibrord von Utrecht die Orte Arnstadt (als Arnestati), Mühlberg und Großmonra erstmals genannt.[2] Diese sind somit die ältesten urkundlich bezeugten Orte Thüringens und des mittleren und östlichen Deutschlands. Arnstadt wurde deshalb bis 1990 als älteste Stadt der DDR präsentiert. Wobei man sich bei dieser Zuschreibung vergegenwärtigen muss, dass diese Urkunde nicht in einem Original von 704 vorliegt, sondern in einer Abschrift der Mönche der Abtei Echternach im Liber Aureus Epternacensis – nicht zu verwechseln mit dem Codex aureus Epternacensis – aus dem späten 12. Jahrhundert, einer Quelle, die fast 500 Jahre später geschrieben wurde.[3][4] Das Dokument liegt heute in der Handschriftenabteilung der Forschungs- und Landesbibliothek im Schloss Friedenstein in Gotha. Archäologische Funde belegen, dass der Ort schon in der Jungsteinzeit ein bevorzugter Siedlungsplatz war.

726 ging Arnstadt an die Abtei Echternach und später durch Tausch an die Abtei Hersfeld über. Nach August Beck wurde der Ort von Heinrich I. im Jahre 925 als Bollwerk gegen die einfallenden Ungarn erweitert.[5] Am 17. Dezember 954 hielt König Otto I. in Arnstadt einen Reichstag ab, auf dem er Frieden mit seinem aufständischen Sohn Liudolf von Schwaben schloss und einen anderen Sohn, Wilhelm, zum Erzbischof von Mainz ernannte. Dieser beschloss zugleich die Gründung der Liebfrauenkirche in Arnstadt.

Im 12. Jahrhundert fiel ein Teil Arnstadts unter die Herrschaft der Grafen von Kevernburg. Gute Verkehrswege in Nord-Süd-Richtung und die Nähe zur Via Regia begünstigten Arnstadts Entwicklung zur Marktsiedlung: Arnstadt wurde zu einem wichtigen Umschlagplatz für Holz, Getreide, Wein und Färberwaid. Hersfeld hatte die Grund- und Oberherrschaft inne, hielt das Münz- und Marktrecht und ernannte die Bürgermeister der Stadt.

1220 wurde Arnstadt erstmals als civitas, also als Stadt bezeichnet. Das Stadtrecht wurde dem Ort aber erst am 21. April 1266 vom Abt Heinrich III. von Boyneburg[6] der Abtei Hersfeld verliehen.[7] Das Bemerkenswerte an diesem Vorgang ist, dass Abt Heinrich die Rechte und die Grundherrschaft der Grafen von Kevernburg in der zu Grunde liegenden Urkunde nicht berücksichtigte. Mit dieser einseitigen Willensbekundung stellte die Abtei Hersfeld die weltliche Macht der Grafen in Arnstadt in Frage. Unklare Rechtsverhältnisse und Auseinandersetzungen waren die Folge. Erst ein weiterer Vertrag von 1273 regelte schließlich den Status beider Parteien.[8][6]

Arnstadt im 14. bis 19. Jahrhundert Nach dem Aussterben der Kevernburger 1302 gelangte bis 1306 deren Besitz in Arnstadt an die Grafen von Schwarzburg. Versuche von Erfurter Seite, sich 1342 und 1345 der reichen Stadt zu bemächtigen, scheiterten an der starken Befestigung. Der Wohlstand gründete sich auf das Mühlengewerbe, das Tuchmacherhandwerk, auf Gerbereien und den Handel mit Wein und Waid, Holz, Getreide, Wolle und Gemüse.

Am 30. Januar 1349 wurde mit Graf Günther XXI. von Schwarzburg der Arnstädter Landesherr in Frankfurt am Main zum Gegenkönig Karls IV. gewählt und gekrönt. Er entsagte diesem Titel bereits am 26. Mai gegen 20.000 Mark Silber. 1496 wurde der schwarzburgische Besitz in die Oberherrschaft Arnstadt und die Unterherrschaft Sondershausen geteilt. Während des Deutschen Bauernkrieges wurden am 17. Juni und 2. August 1525 neun beziehungsweise fünf Teilnehmer am Aufstand als Rädelsführer auf dem Arnstädter Marktplatz enthauptet. Die Stadt musste wegen Unterstützung der Aufständischen eine „empfindliche Buße“ (3.000 Gulden) zahlen. 1531 wurde in Arnstadt die Reformation eingeführt. Dabei wurde zunächst das Benediktiner-Jungfrauenkloster, 1538 auch das Barfüßerkloster säkularisiert. Die Kirche des Barfüßerklosters wurde ab 1581 als Oberkirche Hauptkirche der Stadt. 1553 begannen die Bauarbeiten an der gräflichen Residenz Schloss Neideck. Das Wasserschloss wurde 1560 fertiggestellt.

1581 fielen über 380 Häuser, darunter das Rathaus, einem Großbrand zum Opfer, die Pest forderte 1582 über 1.700 und 1625 über 1.200 Opfer. Auch der Dreißigjährige Krieg verschonte Arnstadt nicht: Auf 80.000 Gulden belief sich der Gesamtschaden, den durchziehende Einheiten aller Kriegsparteien verursachten. 1670 wurden wiederum 170 Häuser im Südosten der Stadt durch ein weiteres Großfeuer vernichtet.

1703 prüfte der 18-jährige Johann Sebastian Bach die neu gebaute Orgel der Neuen Kirche, wurde zugleich als Organist eingestellt und wirkte vier Jahre in der Stadt. 1705 unternahm Bach zu Fuß eine Reise nach Lübeck zu Dieterich Buxtehude, einem der führenden Organisten seiner Zeit. Dabei überschritt er seinen genehmigten Urlaub um Wochen. Deswegen und wegen anderer „Unregelmäßigkeiten“ und Unzufriedenheiten, „er verwirre die Gemeinde mit harmoniefremden Tönen“, kam es zu Zerwürfnissen mit dem Rat der Stadt.[9] Im Sommer 1707 übersiedelte er nach Mühlhausen. Sein Nachfolger wurde sein Vetter Johann Ernst Bach. Im Oktober des gleichen Jahres heiratete Johann Sebastian Bach im drei Kilometer östlich von Arnstadt gelegenen Dornheim seine Cousine Maria Barbara Bach, eine Tochter von Johann Michael Bach.

Im Jahr 1709 gaben die Grafen von Schwarzburg die bereits 1697 durch Kaiser Leopold I. bewilligte Erhebung in den Reichsfürstenstand bekannt, die der Herzog von Sachsen-Weimar als Thüringer Landgraf allerdings nicht anerkannte. Vorübergehend wurde Arnstadt von seinen Truppen besetzt, doch konnte sich die Stadt mit der Zahlung von 3.500 Talern die Anerkennung erkaufen. Fürstin Auguste Dorothea, die prachtliebende und verschwenderische Frau Anton Günthers, ließ das Schloss Augustenburg errichten und schuf eine Attraktion, die bis heute in Arnstadt zu bewundern ist: In jahrzehntelanger Arbeit des Hofstaats und der Bürgerschaft entstand Mon plaisir (Mein Vergnügen), eine Puppenstadt in 82 Räumen mit rund 400 Wachsfiguren samt der zugehörigen Ausstattung, die ein detailgetreues Abbild des Lebens einer kleinen Residenzstadt darstellt. Die Ausstellung befindet sich im Neuen Palais, das 1729–1734 als Witwensitz der Fürstin Elisabeth Albertine von Schwarzburg-Sondershausen erbaut wurde.

1867 wurde Arnstadt an das Netz der Eisenbahn angeschlossen. Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen. Von dieser zweigt hier seit 1894/95 die Bahnstrecke Arnstadt–Saalfeld ab.

Vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Prägende Persönlichkeit des ersten Vierteljahrhunderts war Harald Bielfeld (NLP, DDP), (Ober-)Bürgermeister von 1894 bis 1928. Neben seinem Amt als Bürgermeister war er Landtagspräsident im Landtag des Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen und später Minister im neugeschaffenen Thüringen.

Nach dem Thronverzicht des Schwarzburger Fürsten Günther Victor im November 1918 gehörte Arnstadt zum Freistaat Schwarzburg-Sondershausen (Oberherrschaft), der 1920 im Land Thüringen aufging.

Von 1868 bis 1933 tagte in Arnstadt der akademische Arnstädter Verband und errichtete 1926 ein Denkmal für seine im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder auf der Alteburg.

1910–1912 wurde die Eisenbahn im Stadtgebiet „hochgelegt“, d. h. auf Dämmen, Mauern und Brücken durch die Stadt geführt. Dank dieser umfangreichen Maßnahmen gibt es an den beiden Hauptstrecken in der Kernstadt keinen einzigen Bahnübergang. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde der Südbahnhof gebaut, dessen Vorgänger bis dahin Arnstadt-Längwitz hieß.

1912 wurde Arnstadt zur kreisfreien Stadt. Das bis dahin existierende Landratsamt wurde mit Gehren fusioniert und dorthin verlegt.

1922 wurde der Landkreis Arnstadt gebildet. Arnstadt blieb kreisfrei und wurde Sitz der Kreisverwaltung. Noch heute findet man an einigen Ausfallstraßen die alten Grenzsteine zwischen Stadt- und Landkreis Arnstadt. Die Orte Angelhausen-Oberndorf, Dornheim und Rudisleben wurden eingemeindet – Dornheim und Rudisleben wurden nach wenigen Jahren auf eigenen Wunsch wieder eigenständig.

Am 1. April 1923 erhielt der Bahnhof Arnstadt die Bezeichnung Hauptbahnhof. Er ist damit einer von nur 4 Hauptbahnhöfen in Thüringen.

In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge an der Krappgartenstraße niedergebrannt, woran seit 1988 ein Gedenkstein am früheren Standort erinnert. 30 männliche Juden wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. Auf dem Neuen Friedhof am Parkweg erinnert ein Gedenkstein an die ermordeten Juden. Außerdem wird dort mit einem Ehrenhain der sechs Todesopfer aus der Arbeiterklasse gedacht, die von den Nationalsozialisten getötet wurden.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 2.950 Frauen und Männer vorwiegend aus der Sowjetunion und Polen sowie Kriegsgefangene aus den von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit verrichten: im Polte-Werk 1 und 2, in der Firma Siemens & Halske, in der Eisengießerei Winter, bei der Firma Schmidt & Co. Daimon, im Reparaturwerk Erfurt, in der Aktiengesellschaft für Kartonagenindustrie, in der Firma Braunsteinwerke Kunze & Co., in der Fahrzeugfabrik Renger & Co. und in der Bahnmeisterei. Auf dem Neuen Friedhof erinnern 102 Grabsteine an die bei Zwangsarbeit Umgekommenen.[10] Zudem unterhielten die Nationalsozialisten im nahe gelegenen Jonastal ein geheimes Bauvorhaben.

Bei einem amerikanischen Bombenangriff mit B-17 „Flying Fortress“ am 6. Februar 1945 wurden Bahnanlagen, Gewerbebetriebe und Wohnhäuser, das Marienstift, die Gottesackerkirche, der Alte Friedhof, der Prinzenhof und der Anbau an den Neideckturm getroffen.[11][12] Vom 3. bis 10. April 1945 wurden das Rathaus und baukulturell wertvolle Häuser am Marktplatz (Apotheke, Arkaden, Güldener Greif) und am Ledermarkt durch Artilleriebeschuss beschädigt. In Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Liebfrauenkirche, die Oberkirche und das ehemalige Franziskanerkloster.[13][14] Bei den Luftangriffen und dem Beschuss wurden insgesamt mehr als 155 Zivilisten getötet.[15]

Am 10. April 1945 wurde Arnstadt von amerikanischen Truppen besetzt. Diese wurden Anfang Juli vereinbarungsgemäß durch Rote Armee abgelöst. Damit lag Arnstadt, wie ganz Thüringen, in der SBZ und ab 1949 in der DDR.

Auf dem Arnstädter Neuen Friedhof findet sich ein Gräberfeld mit Denkmal und Grabsteinen für 124 hier Bestattete. Eine Bodenplatte (von 2002) trägt die Inschrift: „Gedenkt der Opfer, die bei den Bombenangriffen 1944/1945, bei den Artilleriebeschüssen vom 4.-10. April 1945 und durch Erschiessungen am 12. April 1945 in Arnstadt ums Leben kamen. Bewahrt den Frieden.“

1951 ließ die SED das Denkmal für die Dichterin Marlitt auf dem Friedhof entfernen („Predigerin des Untertanengeistes“).

1951 verlor Arnstadt seinen Status als kreisfreie Stadt und wurde in den Landkreis Arnstadt aufgenommen. 1952 wurde der Landkreis durch die Bezirksgrenze Erfurt/Suhl durchschnitten und in die Kreise Arnstadt und Ilmenau aufgeteilt. 1300 Jahre Arnstadt: deutsche Briefmarke von 2004

Arnstadt war früh an der Friedlichen Revolution 1989/90 beteiligt. Bereits am 30. September folgten 200 Bürger dem maschinengeschriebenen Aufruf von Günther Sattler zu einer Demonstration auf dem Holzmarkt. Eine Woche später, am 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, beteiligten sich schon wesentlich mehr Arnstädter an der Protestaktion. Diesmal lösten aber mit Knüppeln bewaffnete Volkspolizei-Einheiten die versammelte Menge auf. An Demonstrationen im November 1989 nahmen etwa 10.000 Menschen teil.

1994 wurde mit der Gebietsreform Thüringens der Landkreis Arnstadt in seiner ursprünglichen Größe wiederhergestellt. Er trägt seither den Namen Ilm-Kreis. Arnstadt ist damit seit nunmehr 91 Jahren Sitz der Kreisverwaltung. Arnstadt übernahm im Zuge dieser Gebietsreform die Verwaltung der neu gebildeten Wachsenburggemeinde und der Gemeinde Wipfratal als erfüllende Gemeinde.

1999 wurde die Gemeinde Rudisleben erneut eingemeindet. Rudisleben versuchte vergeblich dies gerichtlich zu verhindern. Arnstadt konnte so auch das nördlich der Stadt von Arnstadt angelegte Gewerbegebiet übernehmen, welches Arnstadt in Unkenntnis der tatsächlichen Ortsgrenzen versehentlich auf Rudislebener Flur errichtet hatte.

Im Jahr 2004 feierte die Stadt ihre 1.300-jährige Ersterwähnung. Aus diesem Anlass wurde unter anderem ein Neigetechnik-ICE der DB-Baureihe 411 im Hauptbahnhof auf den Namen Arnstadt getauft und eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Im gleichen Jahr gewann die Stadt beim Bundeswettbewerb Unsere Stadt blüht auf die Goldmedaille.

2006 wurde während des Stadtfestes und des Tages des Offenen Denkmals den Arnstädtern erstmals seit 1942 die restaurierte Skulptur des Bismarck-Brunnens von 1909 gezeigt. Diese befindet sich auch 2012 noch in einer Lagerhalle, weil die Stadt – trotz früherer Zusage – die Genehmigung zur Aufstellung auf dem Marktplatz nicht erteilte.

Im Jahre 2008 wurde in der Arnstädter Rosenstraße ein Denkmal mit folgender Inschrift errichtet: „Den Opfern kommunistischer Gewalt 1945–1989“.

Am 31. Dezember 2012 wurde die Wachsenburggemeinde verwaltungstechnisch ausgegliedert und gehört seitdem zum Amt Wachsenburg.

Im Ortsteil Rudisleben wurde am 7. Juli 2014 die neue Jugendstrafanstalt Arnstadt mit 340 Haftplätzen in Betrieb genommen.


Text: Wikipedia

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