Arys

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Orzysz (deutsch Arys) ist eine Stadt im Powiat Piski der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Arys.

Geschichte

Als 1867 der Aryssee abgesenkt wurde, kamen Reste einer Siedlung zum Vorschein, die von Experten in die frühe Bronze- und Eisenzeit, also 1000 bis 300 v. Chr., eingeordnet wurden. Der im 2. Jahrhundert n. Chr. lebende Geograph Claudius Ptolemäus erwähnt die „Galindae“ (Γαλίνδαι) als Bewohner der Gegend,[4] einen der Stämme der Prußen. Der Archäologe Gaerte nimmt an, dass ein Großteil der Galinder mit den Goten zog und dass das schwach besiedelte Gebiet nach und nach friedlich von Masowiern bezogen wurde, was dazu führte, dass aus Galinden schließlich Masuren wurde. Nach der Eroberung durch den Deutschen Orden begann die Ansiedlungen der deutschen Bevölkerung. Westlich des Aryssees entstand der Ort Neudorf, dem Konrad von Erlichshausen, der Hochmeister des Deutschen Ordens, 1443 eine Handfeste verlieh. Als Ortsgründer ist der Lokator Lorenz Polun überliefert. 1507 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. In diese Zeit fiel die Amtsperiode des Komturs von Rhein, der in Arys einen Ordenshof mit Vorwerk einrichtete, zu dem zwei Mühlen und mehrere Schiffe und Kähne gehörten. Eine der Mühlen wurde bis 1861 betrieben. Auch die Aryser Kirche wurde unter dem Komtur von Rhein errichtet; in ihr wurde bis 1702 nur auf Masurisch gepredigt.

Nach der 1525 erfolgten Säkularisation des Deutschen Ordens und seiner Umwandlung in ein Herzogtum wurde auch der Ordenshof in einen Amtshof umgewandelt und erstmals eine Schule gegründet. Arys unterstand nun dem Hauptamt Rhein, aus dessen Archiv hervorgeht, dass in Arys bereits Ende des 16. Jahrhunderts ein Kammeramt bestand, das damit zu den ältesten im später so genannten Masuren gehörte. Während des Tatareneinfalls wurde der Ort 1656 in Brand gesteckt; die Pestjahre 1709 bis 1711 dezimierten die Einwohnerschaft weiter. Begünstigt durch die Lage an der wichtigen Handelsstraße nach Warschau konnte sich Arys jedoch von diesen Katastrophen erholen, so dass ihm am 3. März 1725 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. das Stadtrecht verliehen wurde. Mit seinen knapp 1000 Einwohnern war Arys die kleinste Stadt im masurischen Gebiet. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) war Arys vier Jahre lang von der russischen Armee besetzt. Anschließend wurde in der Stadt eine Garnison des preußischen Heeres stationiert. Während des Russlandfeldzuges Napoleons I. lagerten im Januar und Februar 1807 16.000 russische Soldaten in der Stadt, die für die Stationierungskosten aufkommen musste. Im Juli 1807 verlangten französische Truppen große Mengen Lebensmittel und Leinwand von der Stadt. Das alles wiederholte sich im Jahre 1812. Ein Großbrand im Jahre 1826 brachte nochmals Not und Elend in die Stadt, 700 Einwohner verloren alles, über 200 verließen ihre Stadt, so dass danach nur noch 900 Menschen in Arys lebten.

Durch die preußischen Verwaltungsreformen gehörte Arys ab 1818 zum Kreis Johannisburg im Regierungsbezirk Gumbinnen (1905 bis 1945: Regierungsbezirk Allenstein) in der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Die Schicksalsschläge des frühen 19. Jahrhunderts hinterließen für lange Zeit ihre Spuren in Arys. Die noch verbliebenen Einwohner ernährten sich mühsam von Landwirtschaft, Fischerei, vom Weber- und Gerberhandwerk. Hilfe wurde den Bauern zuteil, als man in den Jahren 1861 und 1867 den Aryssee um zwei Meter senkte und damit 3000 Hektar Wiesen gewonnen wurden. Der zur gleichen Zeit vorangetriebene Bau neuer Chausseen belebte schließlich auch den Handel wieder neu. Den größten wirtschaftlichen Impuls gab jedoch die Anlage des Truppenübungsplatzes Arys im Jahre 1891.

1890 hatte Arys 1324 Einwohner, eine Post, eine Telegraphenstation, eine Weberei und Landwirtschaft. Relativ spät wurde Arys an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Zunächst wurde 1905 die Strecke zur Kreisstadt Johannisburg eröffnet, ein Jahr später war die Verbindung nach Lötzen fertiggestellt, 1915 kam die Bahnstrecke Sensburg–Lyck hinzu. Obwohl die Stadt damit zu einem Bahnknotenpunkt geworden war, wirkte sich dies nur wenig auf das Wirtschaftsleben aus.

Der Erste Weltkrieg hatte katastrophale Folgen für die Stadt. Sie wurde vom 21. August bis zum 8. September 1914 von russischen Truppen besetzt, es wurde geplündert und gebrandschatzt, zehn Einwohner wurden verschleppt. Am 7. und 8. September 1914 wurde die Stadt von deutschen Truppen im Gefecht von Arys (Teil der Schlacht an den Masurischen Seen) zurückgewonnen. Vom 10. November 1914 bis zum 12. Februar 1915 besetzten russische Truppen abermals die Stadt. Erst in der Winterschlacht in Masuren konnten die preußischen Truppen die Stadt endgültig zurückerobern. Durch die von der Reichsregierung ins Leben gerufene Ostpreußenhilfe wurden die erheblichen Zerstörungen noch im Laufe des Krieges beseitigt, dabei übernahm die preußische Provinz Sachsen die Patenschaft. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Arys gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Arys stimmten 1480 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[5] Aus den an Polen verlorenen westpreußischen Gebieten zogen zahlreiche Menschen hinzu, so dass sich die Einwohnerzahl in Arys von 2201 im Jahre 1910 auf 2848 1924 erhöhte. Zu einem nochmaligen Bevölkerungszuwachs kam es, als ab 1933 der Truppenübungsplatz auf 20.000 Hektar erweitert wurde. 1939 lebten 3553 Menschen in der Stadt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fiel Arys am 23. Januar 1945 unversehrt in die Hände der Roten Armee, deren Soldaten anschließend 40 Häuser in Brand steckten. Im August 1945 wurde die Stadt zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die Deutschen nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils vertrieben.


Text: Wikipedia

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