Aue

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Aue ist seit Januar 2019 ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Aue-Bad Schlema im sächsischen Erzgebirgskreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Aue.

Auerhammer Metallwerk

Eschweiler Bergwerks-Verein

Friedrich Emil Krauß

Metallwarenfabrik Ernst Hecker

Weberei S. Wolle

Wellner

Sonstige

Geschichte

Erste Besiedlung

Eine 1919 im Auer Tal beim Straßenbau gefundene Steinaxt dient neben den Funden einer Spitzhaue und von Keramikscherben als Beleg dafür, dass in der Jungsteinzeit Menschen das Gebiet auf ihren Wegen ins Böhmische Becken durchstreiften. Eine feste Besiedlung zu diesem Zeitpunkt gilt als ausgeschlossen.[9]

In einer Urkunde des Kaisers Friedrich I. vom 7. Mai 1173 wird die Gründung einer Augustiner-Chorherren-Propstei an der Mulde bestätigt,[10] die als Ursprung der späteren Stadt gilt. Das Gründungsdatum dieser Celle wird als Entstehungszeit der späteren Stadt betrachtet und gilt als Bezugspunkt für Jubiläen.

Der Name Aue leitet sich von der Bezeichnung für die Feuchtwiese am Zusammenfluss von Schwarzwasser und Zwickauer Mulde ab,[11] auf der neben dem Klösterlein Zelle Siedler aus der Herrschaft Schwarzenberg als Bauern sesshaft geworden waren. Dass Bertoldus prepositus de Owa, der 1219 in einer Urkunde als Zeuge im Zusammenhang mit einer Klosterstiftung genannt wird,[12] tatsächlich Propst des Zeller Klosters war und das dortige Aue gemeint ist, ist zweifelhaft. Auch bei der auf 1286 datierten Erwähnung von Awe im Fragment der Naumburger Bistumsmatrikel[13] handelt es sich nicht um die urkundliche Ersterwähnung, da dieses Dokumentenbruchstück aus der Zeit um 1470 stammt. Vermutlich wurde Aue daher erst 1460/62 im Terminierbuch der Zwickauer Franziskaner zum ersten Mal urkundlich erwähnt.[14]

Aue entwickelte sich nach seiner Entstehung im Spätmittelalter langsam als kleines Bauerndorf und blieb zunächst ohne größere wirtschaftliche Bedeutung.

Vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Verleihung der Marktrechte

Mit der Entdeckung abbauwürdiger Eisenerzgänge an den Hängen des Brünlasberges und im Lumbachtal und dem Abbau von Zinn-, Silber- und Kobalterzen ab dem 15. Jahrhundert wandelte sich Aue zu einem Bergarbeiterort. Kurfürst Johann Georg I. vergab 1627 das Marktrecht für einen Jahrmarkt zu Bartholomäus (24. August) am heutigen Altmarkt, 1632 für einen zweiten, den Katharinenmarkt (25. November) am heutigen Neumarkt. Mit der Vergabe der Marktrechte wurde Aue zur Stadt und seit 1635 in Urkunden und im Wappen als solche bezeichnet. Die Einwohner arbeiteten zumeist als Bauern, Bergarbeiter und Fuhrleute.

Dreißigjähriger Krieg und Katastrophen

Während des Dreißigjährigen Krieges brannten Söldner des Generals Holk aus dem Wallenstein-Heer 1633 das Auer Rathaus mit allen Archivalien nieder. Die Zerstörung des Auer Hammers wurde von den dortigen Schmieden verhindert. Nachdem die Stadt ein weiteres Mal von den kaiserlichen Truppen heimgesucht worden war, war alles „…bis auf drei kleine Häuserlein“ vernichtet.[15] Obwohl bereits 1635 ein Friedensvertrag existierte, zogen danach noch schwedische Soldaten durch das Gebirge und plünderten Aue 1637 und 1639. Veit Hans Schnorr, Gründer des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel und Besitzer des Auer Hammers, wurde 1648 von herumstreifenden russischen Soldaten gefangen genommen und als Bergbaukundiger in den Ural verschleppt.

Die Stadt war bis ins 17. Jahrhundert mehrfach von im Erzgebirge grassierenden Pestwellen betroffen, unter anderem 1599, 1607, 1624–1627 und 1633. 1633 starben in Aue 62 Personen an der Seuche. 1624 und 1627 forderten die ansteckenden Krankheiten Ruhr und Blattern Opfer.[16]

Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich Aue von den Folgen der Kämpfe, Ausplünderungen und Epidemien erholt. Die zerstörten Häuser waren durch neue Gebäude ersetzt worden.[17]

Eisen- und Zinnbergbau im 17. und 18. Jahrhundert

Kriege und Naturkatastrophen führten in der Stadt zu Zerstörungen, wirtschaftlichen Rückschlägen und einer schwankenden Einwohnerzahl, die nicht über 800 Personen hinauswuchs. Nachdem 1661 erstmals Zinnerze in Aue gefunden worden waren, wandelte sich der Charakter der Stadt deutlich. Neben den vorhandenen Eisenerzbergwerken entstanden Zinnerzgruben, neue Pochwerke, Hammerwerke und Mühlen, die die Erze aufschlossen. Die Metalle und Nebenprodukte der Bergwerke wurden teilweise direkt verkauft, teilweise gleich an Ort und Stelle weiterverarbeitet. In Aue und Umgebung waren bald etwa 250 Erzabbaustellen in Betrieb. Viele Bauern arbeiteten nun als Köhler, Bergmänner und Hüttenwerker. Aus anderen deutschen Ländern und benachbarten Staaten kamen Lohnarbeiter in die Stadt, die sich am Heidelsberg eine eigene Siedlung errichteten (siehe Bild).

Entstehung erster Industriebetriebe

Beim Abbau eisen- und zinnführender Gesteine wurden auch Erze mit Kobalt-, Nickel- und Wismutgehalt gefördert sowie die „weiße Erde“, später Kaolin genannt. Die Verarbeitung dieser Materialien führte zu neuartigen Produkten und zur Ansiedlung neuer Betriebe vor allem entlang der Fließgewässer. Die Blaufarbenwerke in Pfannenstiel und Oberschlema entstanden, die Kobalt und Wismut erschlossen. Eine neue Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel führte zu Argentan (Neusilber), aus dem nichtrostende und preiswerte Bestecke hergestellt werden konnten. Drei Besteckfabriken wurden in Aue gegründet. Außerdem begann die Verarbeitung von Wolle und Baumwolle in Tuchmanufakturen, Bleichanstalten und Webereien. Die Auer Weißerdenzeche St. Andreas erlangte 1711 eine Monopolstellung in Sachsen, da sie per kurfürstlichem Privileg zum alleinigen Lieferanten von Kaolin für die Porzellanmanufaktur in Meißen wurde.

Der Handel mit den vielen neuen Produkten führte zu europaweiten Beziehungen der Auer Fabrikherren und einem ersten wirtschaftlichen Aufstieg. Die Einwohnerzahlen in der Stadt und den umliegenden Dörfern stiegen. 1839 lebten in Aue 1006 Menschen, die zumeist in den neuen Werken, in der Landwirtschaft und als Fuhrleute arbeiteten.

Anfang 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Weiteres Industriewachstum

In Aue wurden die Wasser von Zwickauer Mulde, Schwarzwasser und Zschorlaubach vielfach und mehrfach abgeleitet und ermöglichten die Nutzung dieser Energie für die im Umland ansässige zuerst nur handwerkliche Blechverarbeitung und die Gründung zahlreicher neuer Industriebetriebe in den Bereichen Eisenverarbeitung, Maschinenbau (Textil- und Blechbearbeitungsmaschinen) und Textilindustrie. Die sich rasch verbreitenden leistungsstärkeren Antriebstechnologien Dampfmaschine und Elektromotor führten zur Modernisierung der Produktionsstätten in der Stadt. Mit dem Bau von Eisenbahnlinien nach Zwickau und Chemnitz und den 1879 beginnenden Eingemeindungen umliegender Ortschaften wurde Aue eine der bedeutenden Industriestädte in Sachsen. Die Einwohnerzahlen hatten sich zwischen 1839 und 1895 verachtfacht.

Auswirkungen des Ersten Weltkrieges

Während des Ersten Weltkrieges wurden zunächst Frauen, später Zwangsarbeiter in den Fabriken der Stadt beschäftigt. Nur bestimmte kriegswichtige Erzeugnisse wie Nickel und Eisenbleche wurden in größeren Mengen produziert. Auch infolge der Bereitstellung von Kriegsanleihen und der Inflation verlangsamten sich der industrielle Aufschwung und der dringend nötige Wohnungsbau in Aue.

Von der Weimarer Republik bis 1945

Zwischen den beiden Weltkriegen bestimmten die politischen und finanziellen Entwicklungen Deutschlands das Leben in Aue. Nach der Hyperinflation arbeiteten die meisten Betriebe wieder auf Hochtouren. Die Einwohner wandten sich in der freien Zeit kulturellen Vergnügungen zu, es entstanden Theater, Kinos, Kaffeehäuser, weitere Parkanlagen und Vereine.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden jüdische Handelshausbesitzer wie die Familie Schocken enteignet und es kam zur Umstellung metallverarbeitender Betriebe auf Kriegsproduktion. Weitere jüdische Mitbewohner wurden verfolgt und mussten emigrieren oder kamen in Lager. Erst später, im Jahre 2012, erfolgten erste öffentliche Aktionen zur Erinnerung an dieses dunkle deutsche Kapitel. In der Schwarzenberger Straße, vor dem Haus Nummer 1, verlegte Gunter Demnig fünf Stolpersteine für die Familie Thorn (David Thorn, Rosette Thorn, Max Schüftan, Betty Schüftan (geb. Thorn), Herta Kreinberg (geb. Thorn)). Am 4. Mai 2016 wird mit einer zweiten Stolperstein-Aktion an das Schicksal der Familie Kaiser erinnert, die zuletzt in der Lessingstraße 1 gewohnt hatte (Lina Kaiser, Gerda Kaiser, Bernd Ludwig Kaiser).[18]

In den frühen 1940er Jahren kam es zum Zuzug von Flüchtlingen aus den umkämpften ehemaligen Gebieten im Osten.

Von November 1944 bis Ende April 1945 während des Zweiten Weltkrieges existierte im Ort ein Außenlager des KZ Flossenbürg, dessen 20 Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten mussten. Die Häftlinge mussten ein stillgelegtes HJ-Heim zur SS-Führerschule ausbauen.[19]

Am Ende des Krieges erreichte die amerikanische Armee Aue, ohne es zu besetzen. In Umsetzung der Beschlüsse von Jalta zog nach vier Wochen die sowjetische Armee als Besatzungsmacht in Aue ein.

1945 bis zum Ende der DDR

Sechs große Auer Fabriken, die in der NS-Zeit kriegswichtige Güter produziert hatten, wurden nach Kriegsende demontiert und ihre Besitzer enteignet. Ein wirtschaftlicher Neuanfang wurde erschwert. Durch die Uranerzgewinnung für die sowjetische Siegermacht ab 1946 lebte der Bergbau in der Stadt neu auf. Neu angeworbene Arbeiter bauten unter Anleitung von Spezialisten großflächig uranhaltiges Erz ab; Aue wurde zur Verwaltungszentrale der späteren SDAG Wismut. Die Bevölkerungszahl vervielfachte sich. Neue Wohnviertel entstanden in den ehemaligen Randsiedlungen, die städtische Infrastruktur wurde deutlich verbessert. Mit rund 40.000 Einwohnern und dem Status einer Kreisstadt erreichte die Entwicklung von Aue zwischen 1950 und 1970 ihren Höhepunkt. Durch den Rückgang des Uranabbaus wegen abnehmender Ausbeute, wegen der Erschließung ausländischer Vorkommen und der Automatisierung in den Fabriken gingen Arbeitsplatz- und Einwohnerzahl stark zurück. Gegen Ende der 1980er Jahre lebten noch etwa 20.000 Menschen in der Stadt. Das Stadtbild wurde zunehmend von maroden Fabrikgebäuden, Bergbauhalden und trostlosen Wohngebieten bestimmt.

Wie in vielen anderen Städten in der DDR kam es 1989 und 1990 in Aue zu Demonstrationen für gesellschaftliche Veränderungen und die Erneuerung des Staates.

Aue im vereinigten Deutschland

Verwaltungsänderungen und neue Strukturen

Aue war zunächst Verwaltungssitz des Kreises Aue und ab 1994 Sitz des neuen Westerzgebirgskreises (1995 in Landkreis Aue-Schwarzenberg umbenannt). Bei der sächsischen Verwaltungsreform im Jahr 2008 verlor es den Kreissitz. Als Ausgleich wurde der Stadt der Status Große Kreisstadt verliehen.

Seit 1996 existiert der Städtebund Silberberg, dem neben Aue auch Schneeberg, Schwarzenberg, Bad Schlema, Lauter und Lößnitz angehören. Das langfristige Ziel ist ein Zusammenschluss zu einer Stadt Silberberg.

Zusammenschluss mit Bad Schlema zur Großen Kreisstadt Aue-Bad Schlema

Seit 1. Januar 2019 bilden Aue und Bad Schlema die Große Kreisstadt Aue-Bad Schlema. Das ist ein erster bedeutender Schritt zur Fusion in der Region. Im Oktober 2018 hatte das Sächsische Innenministerium die Genehmigung zum Zusammenschluss erteilt, deren Urkunde am 22. Oktober in einer kleinen Feierstunde im Auer Rathaus den beiden Stadtverwaltungen übergeben wurde.[1][20]


Text: Wikipedia

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