Ausbildungsobjekt der Dienststelle Blumberg

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Dienststelle der DVP Blumberg „Dr. Richard Sorge“ mit Standort Freudenberg nordöstlich von Berlin war eine geheime Einheit der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern (MdI) in der DDR. Sie war für den technischen Unterhalt des Gefechtsstandes und dessen Verteidigung zuständig, in den sich im Verteidigungsfall der Innenminister des MdI und sein Stab zurückgezogen hätten (Objekt 7001). Für den Bunkerbau war der VEB Spezialbaukombinat Schwedt verantwortlich, einen Teil der Baukräfte stellte der Truppenteil.


Lage

Die Dienststelle Blumberg befand sich nicht in Blumberg direkt am nordöstlichen Stadtrand von Berlin, wie der Name vermuten ließe, sondern ab etwa 1985 ungefähr drei Kilometer nördlich der Bundesstraße 158 am Ortsausgang von Freudenberg, auf einem heute steuerfreien Gewerbegebiet. Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich die Dienststellenleitung in der Kaserne der Sicherungseinheit (kasernierte „Volkspolizei-Bereitschaft“).

Ein in der Nähe von Blumberg zwischen Ahrensfelde und Lindenberg gelegenes Objekt hatte zwar die gleiche Objektstruktur wie alle Bunkerbauwerke (vorn: Kaserne Wachbataillon, dahinter: Schutzbauwerke), war aber ein Objekt des Wachregiments des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Heute befindet sich auf diesem Gelände die Bundespolizeiabteilung Blumberg der Bereitschaftspolizei der Polizei Brandenburg.

Das Objekt des MdI in der Ortschaft Blumberg, Zentrales Orchester des MdI, diente der Dienststelle der DVP Blumberg „Dr. Richard Sorge“ als Tarnobjekt.

Die Dienststelle Blumberg belegte im Einzelnen nachfolgende Objekte:


- AO = „Ausbildungsobjekt“, Kaserne der Sicherungseinheit bei Gielsdorf

- SO = „Schulungsobjekt“ (Objekt 7001), Schutzbauwerke mit Funk-Empfangsstelle bei Freudenberg

- AG = „Ausbildungsgelände“, Funk-Sendestelle bei Tuchen

- Blumberg, zwei Dienstzimmer in Blumberg


Organisation

Die „Dienststelle der DVP Blumberg“ gliederte sich in

ein Führungsorgan,

das Politorgan,

den Stab,

die Versorgungsdienste,

den Bereich Stellvertreter des Leiters (Stabskommandant Bunkerbauwerk),

den Bereich Stellvertreter Nachrichtentechnik,

die Sicherungseinheit (SE) und

die Offiziersaufklärungsgruppe.


Außerdem gab es


einen Parteisekretär (der Kreisleitung der SED des MdI unterstellt) und

einen FDJ-Sekretär (der Kreisleitung der FDJ des MdI unterstellt) sowie

die Arbeitsgruppe Abwehroffiziere des MfS (5 Offz., der HA VII des MfS direkt unterstellt).


Führungsorgan

Es bestand aus dem

Leiter der Dienststelle

seinen Stellvertretern:

Stellvertreter des Leiters und Stabschef,

Stellvertreter für Politische Arbeit des Leiters,

Stellvertreter des Leiters

Stellvertreter des Leiters für Nachrichtentechnik und

Stellvertreter des Leiters für Versorgung

sowie deren nachgeordneten Fachoffizieren und

den Offizieren innere Sicherheit (unter anderem Kriminalist aus Diensteinheit IX, MdI HA/K Berlin)

dem Kontrolloffizier (Finanzwesen)

dem Leiter Kader/Ausbildung

dem Offizier Finanzen


Politorgan

Stellvertreter für Politische Arbeit des Leiters

Stellvertreter des Stellv. für Pol. Arbeit


Versorgungsdienste

Stellvertreter des Leiters für Versorgung

Offizier Organisation/ Einsatz (Stellvertreter)

Leiter Kfz. / Munition (einschließlich fünf Ikarus-Busse)

Truppenarzt (zwei Med.-punkte mit Sankra)

Offizier Unterkunft (mit Objekthandwerker, Betreibung Wasserwerke und Heizhäuser)

Offizier Quartiernutzung (Intendantur, einschließlich zwei Verkaufsstellen)

Offizier für Bekleidung/Ausrüstung (Lager)


Unterstellte Einheiten

Stellvertreter des Leiters (Besatzung der Schutzbauwerke zuzüglich ca. 300 Personen der Minister-Führungsgruppe)

Stellvertreter des Leiters Nachrichtentechnik (Sicherstellung der Funk- und Drahtnachrichtenverbindung) (Umunterstellung unter Stellvertreter des Ministers Nachrichten)

Offiziersaufklärungsgruppe (polizeiliche Aufklärung des Unterbringungsraumes, Kripo K1)

Sicherungseinheit (SE) (Bau- und Wachbataillon)


Stellvertreter des Leiters

Stellvertreter des Leiters (Kommandant Schutzbauwerke)

Stellv. für politische Arbeit des StL

Leiter Technik (Wartungs- und Instandsetzungsdienst Schutzbauwerke)

Leiter Eigenleistung (Koordinierung aller Bauleistungen für die Schutzbauwerke)

Leiter Planung (Stabschef mit Stab)

Nachrichtenoffizier (Leiter Nachrichtenzentrale Schutzbauwerk)

Leiter Diensthabende (Diensthabendes System Schutzbauwerke)

Leiter EDV (Personalcomputer neuester Produktion/ EC-1834)

Offizier Versorgung (Versorgungsdienst)


Nachrichtentechnik

Stellv. d. Ltr. Nachrichtentechnik

Leiter Objektnachrichtenzentrale (Sicherstellung Nachrichtenverbindungen)

Leiter Funknachrichtenzentrale (abgesetzte FuNZ bei Tuchen-Klobicke)

Leiter VS-Stelle (für alle drei Objekte („Ausbildungs-“ (AO), „Schulungsobjekt“ (SO) u. FuNZ)


Sicherungseinheit

Sicherungseinheit: „Ständige Einsatzbereitschaft“

Kommandeur

Stab (Führungsorgan) (strukturiert wie VPB)

1. Kompanie (drei Schützenzüge)

2. Kompanie (drei Schützenzüge)

3. Kompanie (SPW-Zug (PSH), Pionierzug, Flak-Zug)

4. Kompanie (Transportzug, zwei Halbzüge Heizer, zwei Halbzüge Köche)

Sicherungseinheit „Verteidigungszustand“

Kommandeur

Stab (Führungsorgan) (strukturiert wie VPB)

1. (Schützen-) Kp. (Verteidigung der Führungsstelle/ SO)

2. (Schützen-) Kp. (Verteidigung der Führungsstelle/ SO)

3. (Schützen-) Kp. aus Reservisten (Verteidigung des Anlaufpunktes (AO) für Chefs BDVP)

4. (Schützen-) Kp. aus Reservisten (Verteidigung der Funksendezentrale)

5. Kp. SPW PSH aus 3. Kp., SPW-Zug (gepanzerte Begleitgruppe)

(6. Kp.) Flak-Bttr. aus Flak-Zug/3. (Luftabwehr an der Führungsstelle/ SO)

7. Stabs-Kp. aus 4. Kp., ohne Pionierzug (Sicherstellung, Pionierzug/Stab Dienststelle)


Geschichte

Vorgeschichte 1972–1983

Ihr Aufbau wurde von vier VP-Angehörigen Ende des Jahres 1972 in Berlin-Bohnsdorf in einer Dreizimmerwohnung begonnen. Ihr Zweck war ursprünglich die Vorbereitung und Leitung des Baus einer unterirdischen Führungsstelle bei Werneuchen (Objekt 025) für den Innenminister der DDR, Armeegeneral Friedrich Dickel. Danach sollte dieser Truppenteil aufgelöst werden.

Dienststellenleiter wurde Oberst d. VP Hans Wahner, ehemaliger Wehrmachtsoffizier, der die operativen (militärischen) Aufgaben bearbeitete. Er war Anfang der 1960er Jahre Kommandeur der aus den Basdorfer Bereitschaften gebildeten Mot.-Brigade (B) und in dieser Eigenschaft nach eigenem Bekunden der unmittelbare militärische Leiter des Mauerbaus. Weiterhin nahm der Obermeister der VP Manfred Mittelberger (inzwischen verstorben) die Aufgaben der Versorgungsdienste wahr. Hauptmann, zuletzt Major d. VP, Friedemann bereitete die nachrichtentechnische Sicherstellung vor. Wenig später kam Hptm. Delow hinzu, zuletzt Oberstleutnant d. VP. Er war für die Bauvorbereitung und -durchführung verantwortlich.

Diese Dienststelle unterstand bis zuletzt dem 1. Stellvertreter des Chefs des Stabes des MdI bis zur Übernahme durch den Bundesgrenzschutz bzw. einzelner Teile durch den Zivilschutz/BMI im Jahre 1990. Vorgesetzter war demzufolge zuerst Generalleutnant Friedhelm Rausch bis zu seiner Ernennung zum Präsidenten der VP Berlin und als sein Nachfolger Generalleutnant Egon Grüning.

Nachdem weitere Mitarbeiter zukommandiert wurden, verlegte diese Dienststelle ihren Standort in die Ortschaft Blumberg bei Berlin in das VP-Objekt des Standortmusikkorps des MdI.

Etwa 1977 begann die Zukommandierung von Wehrpflichtigen mit Bauberufen aus den VP-Bereitschaften. Es begann der Aufbau militärischer Einheiten, einer technischen Einheit und einer nachrichtentechnischen Einheit sowie von rückwärtigen Sicherstellungseinheiten in der Nähe der Ortschaft Gielsdorf. Alle Angehörigen wurden in diese Kaserne verlegt und das Objekt in der Ortschaft Blumberg diente als Tarnadresse.

Ende der 1970er Jahre mündete diese Entwicklung in der Bildung einer „Sicherungseinheit“ (drei Kompanien). Diese wurde Ende 1983 aufgelöst und ihre Kompanien dem Dienststellenleiter direkt unterstellt. Im November 1985 wurde die Sicherungseinheit neu gebildet und diesmal noch stärker an die Struktur einer VP-Bereitschaft (VPB) angelehnt (vier Kompanien, davon zwei Schützen- und eine gemischte Kompanie in der der SPW-Zug als zukünftige Kompanie gekadert wurde).


Der Bunkerbau 1983 bis zur Gegenwart

Der Bau einer dreistöckigen unterirdischen Führungsstelle wurde etwa Anfang 1983 bei Werneuchen, in unmittelbarer Nähe des sowjetischen strategischen Militärflugplatzes, abgebrochen und neu in ca. 10 km Entfernung ostwärts am Ortsrand von Freudenberg begonnen. Das NVA-Bauregiment, das in diesem Objekt bis dahin in dreigeschossigen Metallleichtbaugebäuden untergebracht war und die unterirdischen Führungsstellen der NVA im Raum Strausberg zusammen mit dem VEB Spezialbau Schwedt gebaut hatte (7000er Objekte), wurde aufgelöst. An Stelle des aufgelösten Regimentes bauten nun Baukräfte aus den Kompanien der Dienststelle.

Die schlechte wirtschaftliche Lage in der DDR zwang allerdings dazu, an Stelle des ursprünglich vorgesehenen mehrstöckigen Bauwerks der Schutzklasse A und einer späteren Präzisierung auf einen zweistöckigen Bunker der Schutzklasse B nunmehr lediglich drei bescheidenere einstöckige Bauwerke zu errichten, von denen zwei (TO 01 und 02) nur die Schutzklasse D aufwiesen. Lediglich einer der drei Bunker (TO 03) erfüllte wenigstens die Schutzklasse C. Dieser Bunker ist der größte der drei Bunker, etwa 88 Meter lang und 14 Meter breit und wurde vollständig unterirdisch errichtet. An seinem Ende befand sich ehemals das sogenannte „Lagezentrum“ mit Kartenwänden und Filmprojektor. Ein kleines Tonstudio mit einer Leitungsverbindung zum Rundfunk der DDR war ebenfalls im TO 03 angesiedelt. Die nur 50 Meter langen Bunker TO 01 und TO 02 enden jeweils in einer geschützten Garage von 25 Metern Länge und 15 Metern Breite. Sie wurden innerhalb der sogenannten „Parkzone“ mit zwei Baracken überbaut, in deren Kellern eine Schleuse in den Bunker führt. Neben den Baracken befindet sich je ein Notausgang. Alle drei Bunker sind untereinander durch Tunnel verbunden, deren längster mit 260 Metern den TO 03 mit dem Keller des Stabsdienstgebäudes (TO 04) verbindet. (TO=Teilobjekt)

Der Bau der Bunkeranlage erfolgte in den Jahren 1983 bis 1987 und soll 58 Millionen DDR-Mark gekostet haben. Die drei Bunker sollten der geschützten Unterbringung von 200 Personen dienen und vollständig hermetisiert deren Überleben für zehn Stunden ermöglichen.

Im Jahr 2005 drehte das ZDF einen Beitrag für die Sendung Abenteuer Wissen in den Bunkern bei Freudenberg (Objekt 7001), der am 9. November 2005 gesendet wurde. Geführt wurde das Kamerateam des ZDF von zwei Bunkerforschern vom Berliner Bunker Netzwerk und vom Verein Berliner Unterwelten.

Die Bunker sind zugänglich und können geführt besichtigt werden.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.