BASF

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Die BASF SE (ehemals „Badische Anilin- & Soda-Fabrik“) ist ein deutscher Chemiekonzern und der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größte Chemiekonzern. Insgesamt sind etwa 112.000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern bei der BASF beschäftigt. Die BASF betreibt über 390 Produktionsstandorte weltweit, ihr Hauptsitz befindet sich in Ludwigshafen am Rhein.

Reklamemarken & Siegelmarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken von BASF.

Indanthren Entwurf: Lucian Bernhard

Geschichte

Badische Anilin- und Sodafabrik (1865–1925)

Am 6. April 1865 wurde in Mannheim-Jungbusch die Badische Anilin- und Sodafabrik von Friedrich Engelhorn als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 1,4 Mio. Gulden gegründet (neben Engelhorn als Vorsitzenden erhielten noch August Clemm, Carl Clemm und Julius Giese Direktionsposten). Sie ging auf die bereits seit 1848 in Mannheim bestehende Badische Gesellschaft für Gasbeleuchtung zurück, die sich ebenfalls im Besitz von Engelhorn befand. Engelhorn versuchte damals den bei der Leuchtgasgewinnung durch Verkokung anfallenden Steinkohlenteer zu nutzen und begann deshalb Teerfarbstoffe und Farbstoffe auf Anilinbasis für die Textilindustrie herzustellen. Zu diesem Zweck gründete er mit Unterstützung des Bankhauses Ladenburg und deren Inhaberfamilie die BASF. Bereits eine Woche nach der Gründung zog sie auf die andere Rheinseite in das damals zur bayerischen Rheinpfalz gehörende Ludwigshafen, auf das Gebiet des damaligen Hemshof, da seit 1863 der bayerische König Maximilian II. die Ansiedelung von Industrieunternehmen förderte, so dass die neue Fabrik mit einer Subvention von 1,5 Mio. Gulden bedacht wurde.

Bedeutende Chemiker in den Anfängen der Firmengeschichte waren neben den oben genannten Gründern Heinrich Caro, Heinrich von Brunck, Rudolf Knietsch. Anfänglich produzierte das Unternehmen Teerfarbstoffe und deren Vorprodukte, begann jedoch mit der Herstellung von Textilfarbstoffen auf Indigobasis und erreichte innerhalb weniger Jahre durch Ausbau und Akquisitionen eine führende Position auf dem weltweiten Markt für Färbemittel. Eines der ersten vertriebenen Produkte waren Anilinfarben auf Basis des aus Indigo gewonnenen Anilin. Bald schon folgt die Herstellung der Farbstoffe Indanthren (René Bohn), Alizarin, Eosin, Auramin, Methylenblau und Azofarbstoffe. 1880 wurde mit der Erforschung der synthetischen Herstellung von Indigofarben begonnen, ein ungeheurer finanzieller Kraftakt für das Unternehmen. 1897, nach 17 Jahren der Forschung, konnte weltweit erstmals das als Heumann-Synthese[10] bekannt gewordene Verfahren in die Produktion übernommen werden.

In den 1880er Jahren gründete das Unternehmen Niederlassungen in Frankreich, Russland und den USA. 1900 präsentierte sich die Badische Anilin und Soda Fabrik Aktiengesellschaft auf der Weltausstellung in Paris als größte chemische Fabrik der Welt. Damals waren im Werk in Ludwigshafen 148 Chemiker, 75 Ingenieure, 305 kaufmännische Beamte sowie 6.207 Arbeiter beschäftigt. 1901 konnte das Unternehmen mit den licht- und waschechten Indanthren-Farben eine weitere Weltneuheit präsentieren, die in der Folgezeit die Indigofarben in Färbereien und Druckereien ersetzen sollten.

Im Jahr 1903 kam es auf Betreiben des Bayer-Vorstandes Carl Duisberg zu Versuchen, ein Chemie-Kartell zwischen der BASF, Bayer, Farbwerke Hoechst, Leopold Cassella & Co KG und Agfa zu schmieden. Zusammen mit Gustav von Brüning (Generaldirektor der Farbwerke Hoechst) veröffentlichte er eine Denkschrift, in der eine Fusion dieser Unternehmen angeregt wurde. Nachdem Hoechst die Strategie änderte und eine Kapitalverflechtung mit Cassella einging, schlossen sich 1904 die drei verbliebenen Unternehmen BASF, Bayer und Agfa unter Beibehaltung der unternehmerischen Unabhängigkeit zur Interessengemeinschaft Farbenindustrie (auch Dreibund genannt) zusammen, in der ein koordiniertes Vorgehen und die Kooperation in der Farbenproduktion beschlossen wurde.

In der Folgezeit begann bei der BASF die Erforschung der für die Rüstungswirtschaft wichtigen Ammoniaksynthese, die mit der Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens (1908/1912, 1910 reichte die BASF ein Patent für dieses Verfahren ein, nachdem Fritz Haber zuvor ein fehlerhaftes Patent darauf zurückzog) unter Mitarbeit von Alwin Mittasch in die Produktion übernommen werden konnte. 1913 ging die erste Ammoniaksyntheseanlage in Oppau in Betrieb. Sie erreichte eine Jahresproduktion von 7.200 Tonnen Ammoniak (heute liegt die Jahresproduktion dort bei 875.000 Tonnen Ammoniak). Gleichzeitig wurde die Produktion von Düngemitteln aufgenommen. Daraufhin wurde 1914 das Agrarzentrum Limburgerhof eröffnet, das den Beginn der industriellen Agrarchemie in Deutschland darstellte.

Im Ersten Weltkrieg wurde die BASF in die Rüstungswirtschaft integriert. Neben Ammoniak und Salpeter als Ausgangsstoffe für die Sprengstoff- und Schießpulverproduktion wurden Vorprodukte für die Giftgaserzeugung hergestellt. 1916 errichtete die BASF mit dem Ammoniakwerk Merseburg (Leunawerke) ein zweites Ammoniak-Synthesewerk und baute die Oppauer Produktionsstätten weiter aus, um der starken Nachfrage, vor allem aufgrund der unerwarteten Kriegslage (durch den Stellungskrieg wurde weit mehr Sprengstoff und Schießpulver als vorgesehen benötigt), gerecht zu werden.

In Haßmersheim am Neckar wurde zur Herstellung von Schwefelsäure ab 1916 für 51 Millionen Mark das „Reichsschwefelwerk“ errichtet. Das Werk wurde nach dem Ersten Weltkrieg auf Grund des Versailler Vertrages wieder stillgelegt.

Die Produktion im Bereich Farben kam durch den Krieg (drei Viertel der Absatzmärkte lagen im Ausland) fast zum Erliegen, daher schlossen sich 1916 die Farbenabteilungen des sogenannten Dreibunds (BASF, Bayer und Agfa) zusammen mit den Farbwerken Hoechst, Cassella, Kalle und Weiler-ter-Meer bei fortdauernder Selbstständigkeit der anderen Unternehmensbereiche zur erweiterten Interessengemeinschaft Farbenindustrie zusammen, um Forschung, Einkauf und Absatz zentral zu steuern. Der Gewinn wurde in eine gemeinsame Kasse gezahlt und nach einem Beteiligungsschlüssel verteilt (für Hoechst, Bayer und die BASF betrug die Quote je 24,82 %).

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Produktionsanlagen der BASF von den Alliierten größtenteils demontiert und die Patente beschlagnahmt. Das Monopol auf viele von der BASF entwickelte Farbstoffe ging verloren. Trotzdem wurde die Produktion in den frühen 1920er Jahren schnell wieder aufgenommen, ohne dass sie ihrer Marktführerschaft wiedererlangte. Es folgte eine Unternehmenskrise.

Im Juli 1919 übernahm die BASF den ersten in Deutschland geschlossenen Tarifvertrag in der chemischen Industrie. Er sah die Reduzierung der Arbeitszeit auf acht Stunden pro Tag und die Schaffung eines Betriebsrates vor, der in der BASF erstmals 1920 gewählt wurde und ab 1922 Vertreter in den Aufsichtsrat des Unternehmens entsandte. 1921 wurde im Werk Leuna ein Streik von 2000 Arbeitern von Verbänden der Reichswehr und der Sicherheitspolizei niedergeschlagen. Am 21. September 1921 wurde bei einer katastrophalen Explosion das Oppauer Stickstoffwerk vernichtet, bei der 565 Menschen ihr Leben ließen und große Teile angrenzender Wohngebiete zerstört wurden.

Auf dem Höhepunkt der Inflation in der Weimarer Republik führte die BASF 1923 für ihre Mitarbeiter ein konzerneigenes Zahlungsmittel, den sogenannten „Anilindollar“, ein.[11] Es sollte die Angestellten vor den Folgen der galoppierenden Geldentwertung schützen und etablierte sich für kurze Zeit als Ersatzwährung in der Region um Ludwigshafen. Im selben Jahr gelang dem Chemiker Matthias Pier im Werk Ludwigshafen erstmals die Methanolsynthese, die bald in die Großproduktion übernommen wurde.

I.G. Farben AG (1925–1952)

Aufgrund zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten und wachsender internationaler Konkurrenz vor allem durch die Vormachtstellung des amerikanischen Chemiekonzerns DuPont nahmen die bereits eng zusammenarbeitenden deutschen Chemiekonzerne 1923 konkrete Fusionsverhandlungen auf.

Am 14. November 1924 wurde die Gründung der I.G. Farben AG beschlossen. Die Farbwerke Hoechst AG sowie die Chemiefabriken Cassella und Kalle & Co. AG übertrugen am 21. November 1925 ihr gesamtes Vermögen auf die BASF. Auch Bayer, Agfa, Griesheim Elektron und Weiler-ter-Meer folgten. Daraufhin änderte die BASF am 2. Dezember 1925 ihren Namen in I.G. Farbenindustrie AG und verlegte ihren Sitz nach Frankfurt am Main. Der Vorstand des neuen Unternehmens umfasste 83 Personen, Carl Bosch übernahm den Vorsitz und Carl Duisberg wurde Aufsichtsratsvorsitzender. Das Stammkapital der I.G. Farben AG betrug 1,1 Milliarden RM, die Mitarbeiterzahl lag 1924 bei etwa 80.000, es war das größte Chemieunternehmen dieser Zeit.

In der Folge begann das Unternehmen, vor allem aufgrund der prosperierenden Automobilindustrie, ab 1926 mit der Kohlehydrierung (nach dem Bergius-Pier-Verfahren) zur Herstellung von Benzin. 1930 gelang bei der Kautschuk-Synthese der Durchbruch, der Kautschuk „Buna“, der einer der ersten synthetischen Kautschuke war, wurde hergestellt. Da für diese Produkte sehr viel Energie benötigt wurde, verlagerte die I.G. Farben AG ihre Produktion zunehmend in das Mitteldeutsche Braunkohlerevier und die Leuna- und Buna-Werke wurden zum Zentrum des Unternehmens. In den 1930er Jahren war der I.G.-Farben-Konzern weltweit führend in der Stickstoffchemie (Synthese von Ammoniak nach dem Haber-Bosch-Verfahren), der damit möglichen Herstellung von Harnstoff und des 1927 eingeführten Volldüngers „Nitrophoska“. Die Ammoniaksynthese ermöglicht auch die Synthese von Salpetersäure, aus der Ammoniumnitrat oder Pikrinsäure für Sprengstoffe hergestellt werden kann. So konnte auf die Einfuhr von Salpeter verzichtet werden. Weitere wichtige Geschäftsbereiche waren Teerfarbstoffe und die Erzeugung von Polyethylen („Lupolen“) sowie Chemiefasern: Paul Schlack entwickelte 1938 das Polyamid „Perlon“ als Konkurrenz zu dem 1935 vom US-amerikanischen Chemiekonzern DuPont patentierten „Nylon“.

1930 zog die Zentrale der I.G. Farben in das neue I.G.-Farben-Haus, das nach dem Entwurf des Architekten Hans Poelzig von 1928 bis 1930 in Frankfurt errichtet worden war. Bis in die 1950er Jahre galt das Gebäude, dessen Baukosten rund 24 Millionen Reichsmark betragen hatten, als eines der modernsten und größten in Europa.

In der Anfangszeit konnte die I.G. Farben AG – im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Großunternehmen dieser Zeit – unternehmerisch frei agieren. Ihre Aktien waren breit gestreut und nicht im Besitz deutscher Großbanken oder eines Großaktionärs. Dies änderte sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933, als die I.G. Farben zunehmend unter politischen Einfluss geriet und zu einem Staats- und Kriegskonzern umgebaut wurde.

Die AEG und die I.G. Farben beschlossen 1932 eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der magnetischen Tonaufzeichnung. Das Werk Ludwigshafen sollte das Magnetband entwickeln, für das Bandgerät war die AEG zuständig. Die ersten 50.000 Meter Tonband wurden 1934 ausgeliefert und die AEG stellte ihr erstes Tonbandgerät „Magnetophon K1“ im August 1935 auf der 12. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin vor.

Nach dem 1935 von Kodak präsentierten Kodachrome-Film stellte 1936 als weltweit zweiter Hersteller die Agfa, welche die Sparte III (Photochemie) der I.G. Farben repräsentierte, 1936 ihren Dreischichtfarbfilm „Agfacolor Neu“ vor.

Nach Kriegsbeginn 1939 produzierte die I.G. Farben für die Kriegswirtschaft und unterstützte die Rekrutierung von Zwangs- und Fremdarbeitern und die Ausbeutung von KZ-Häftlingen. Ab 1942 betrieb das Unternehmen in der Nähe der polnischen Stadt Monowitz eine Fabrik mit angeschlossenem Arbeitslager zur Produktion des synthetischen Kautschuks Buna, der die deutsche Rüstungsindustrie von importiertem Naturkautschuk unabhängig machen sollte. Das Lager Buna/Monowitz war ein Nebenlager des Lagerkomplexes Auschwitz.

Ab 1941 erfolgte die erste Produktion von magnetischen Tonbändern in der Agfa Filmfabrik Wolfen der I.G. Farben. Im Herbst 1941 wurde in Auschwitz erstmals das für die Schädlingsbekämpfung hergestellte Blausäure­präparat Zyklon B zur Tötung von Menschen getestet, das von der Degesch (Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung), an der die I.G. Farben mit 42,5 % beteiligt war (restliche Anteile: Degussa mit ebenfalls 42,5 % und die Th. Goldschmidt AG in Essen mit 15 %), produziert wurde und ursprünglich zur Entwesung von Kleiderläusen dienen sollte. In der Folgezeit wurde das Giftgas in den Gaskammern von Auschwitz zur industriell organisierten Massenermordung mehrerer Millionen Menschen eingesetzt; in Majdanek, Sachsenhausen, Ravensbrück, Stutthof, Mauthausen und Neuengamme wurde Zyklon B zur industriell organisierten Massenermordung von Häftlingen missbraucht. Der Hauptgrund für den Einsatz von Zyklon B zur Massentötung war die Zeitersparnis, die durch die schnelle Wirkungsweise von Blausäuregas im Vergleich zu anderen Tötungsarten, z. B. durch Kohlenmonoxid, erzielt werden konnte. Außerdem konnte durch den Einsatz in verschlossenen Duschräumen ein Überraschungseffekt erzielt werden, der die Gefahr einer Massenpanik im offenen Gelände annullierte.

Am 26. März 1945 besetzten alliierte Truppen das Werk in Ludwigshafen, das bereits durch Bombenangriffe weitgehend zerstört war. Nach 1945 beschlagnahmten die vier Besatzungsmächte das gesamte Konzernvermögen. In der sowjetischen Besatzungszone wurden die Werke (insbesondere Leuna und Buna) zur Reparation demontiert oder verstaatlicht. Im November 1945 verfügte der alliierte Kontrollrat die Kontrolle und Auflösung der I.G. Farben. Aufgrund der guten Geschäftsbeziehungen des Konzerns vor allem mit der amerikanischen Exxon und dem Chemiekonzern DuPont, mit dem seit Beginn der 1930er Jahre eine Überkreuzverflechtung bestand, wurde die vollständige Zerschlagung der I.G. Farben in den westlichen Besatzungszonen nicht konsequent verfolgt. 1947/48 wurden vor einem amerikanischen Militärtribunal 23 leitende Vertreter der I.G. Farben im so genannten I.G.-Farben-Prozess angeklagt, 13 von ihnen wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Am 28. Juli 1948 kam es zu einer verheerenden Kesselwagenexplosion im Ludwigshafener Werk, bei der 207 Menschen ihr Leben verloren und etliche verletzt wurden.

1950 verfügten die Alliierten in den Westzonen die Entflechtung der I.G. Farben. Am 30. Januar 1952 entstanden hieraus die folgenden 11 Unternehmen: Agfa, BASF, Cassella GmbH, Chemische Werke Hüls AG, Bayer AG, Hoechst AG, Duisburger Kupferhütte AG, Kalle & Co. AG, Dynamit AG, Wasag Chemie AG und Mainkur AG. Am 1. Januar 1952 trat die I.G. Farben AG in Liquidation und nannte sich I.G. Farbenindustrie AG i.L., nur sie ist rechtlicher Nachfolger der I.G. Farben.

Badische Anilin- & Soda-Fabrik Aktiengesellschaft (1952–1973)

In den Nachkriegsjahren wurde die Produktion im Ludwigshafener Werk unter französischer Kontrolle langsam wieder aufgenommen. 1952 – nach der Neugründung als Badische Anilin- & Soda-Fabrik Aktiengesellschaft im Januar mit einem Nominalkapital von 100.000 Deutsche Mark – war bis in die Mitte der 1950er Jahre noch offen, ob die deutschen Alternativen zur Petrochemie, beispielsweise das Reppe-Verfahren der BASF mit Karbid und Acetylen, konkurrenzfähig bleiben würden. Es zeichnete sich aber bereits ein Trend zur Herstellung von Kunststoffprodukten ab. Bereits 1951 wurde im Werk Ludwigshafen das Styropor (Schaumpolystyrol), das als Isoliermaterial im Bau und in der Verpackungstechnik häufig Verwendung findet, entwickelt. Außerdem produzierte die BASF das PA 6 Perlon (von den I.G. Farben entwickelt) beziehungsweise Nylon (PA 6.6 1935 von DuPont entwickelt), Polyethylen und Polyvinylchlorid. 1952 schloss die BASF mit Shell ein Abkommen zum Bau der Rheinischen Olefinwerke (ROW, später fusioniert zur Basell) in Wesseling, die ab 1955 die Produktion aufnahm.

In den 1950er und 1960er Jahren begann die BASF mit dem systematischen Aufbau von Produktionsstätten im Ausland. So entstanden Anlagen im europäischen Ausland (vor allem in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Spanien), Amerika (vor allem Vereinigte Staaten, aber auch in Mexiko, Argentinien und Brasilien) sowie in Japan und Australien. Einen Schwerpunkt bildete hierbei der Produktionsstandort Antwerpen in Belgien, der zum zweitgrößten europäischen Standort des Unternehmens wurde. In Texas, USA, wurde die Dow Badische Chemical Company als Gemeinschaftsunternehmen mit Dow Chemical gegründet.

Durch einen Unfall wurden 1953 in einer Produktionsstätte im Werk Ludwigshafen 55 Personen dem Giftstoff 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin ausgesetzt. Sie erkrankten an Chlorakne und wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Produktion in diesem Werksteil wurde in der Folgezeit zunächst wieder aufgenommen, nach einem dioxinbedingten Todesfall jedoch eingestellt und die Produktionsstätte gesperrt. 1968 wurde das Gebäude unter großen Sicherheitsvorkehrungen abgerissen.

Von 1954 bis 1957 wurde auf dem Gelände des Werks Ludwigshafen das Friedrich-Engelhorn-Hochhaus, die neue Verwaltungszentrale der BASF, errichtet und war zu diesem Zeitpunkt das erste Hochhaus und höchste Gebäude in Deutschland. Obwohl es als Industriedenkmal unter Denkmalschutz stand, konnte die BASF den Abriss des Hochhauses wegen Bauschäden und Asbestproblemen durchsetzen und ließ es 2014 abreißen. Da eine Sprengung wegen einer möglichen Gefährdung der nahegelegenen chemischen Produktionsanlagen nicht in Frage kam, wurde es Stockwerk um Stockwerk abgetragen und soll ab 2016 durch eine Neukonstruktion ersetzt werden.

Ab Mitte der 1960er Jahre war das Unternehmen bestrebt seine Produktionspalette verstärkt um verbrauchernahe und höherveredelte Erzeugnisse zu erweitern. Hierzu wurde 1965 mit der Glasurit-Werke M. Winkelmann AG eines der größten Unternehmen der europäischen Lackindustrie übernommen. Der Bereich Lacke (heute BASF Coatings AG) wurde 1967 durch die Dr. Beck & Co. AG, Spezialist für Isolierlacke und Isolationswerkstoffe für die Elektroindustrie, und 1968 durch eine Mehrheitsbeteiligung an der Herbol-Werke Herbig Haarhaus AG ergänzt.

Ein weiterer endverbrauchernaher Bereich wurde 1966 durch die Eröffnung der Magnetbandfabrik in Willstätt bei Kehl erschlossen, die Audio- und Videokassetten, Speichermedien für die EDV sowie Druckplatten für das graphische Gewerbe herstellte.

1965 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von 4,05 Milliarden DM und beschäftigte 56.000 Mitarbeiter.

Zusätzlich begann die BASF mit dem Aufbau eines eigenen Pharmabereichs. Zuvor war das Unternehmen nur als Lieferant von Vorprodukten für die pharmazeutische Industrie tätig. 1968 erwarb sie die Nordmark-Werke GmbH in Hamburg (das 1927 gegründete Unternehmen produziert Medikamente gegen Störungen des Zentralnervensystems, Blut-, Herz- und Kreislaufveränderungen und Infektionskrankheiten).

1969 übernahm die BASF die Wintershall AG aus Kassel (Umsatz 1965: 1,24 Milliarden DM), und sicherte somit ihre inländische Rohstoffversorgung ab. 1970 wurden die Produktionsstätten der Wintershall AG mit der Salzdetfurth AG und der Burbach-Kaliwerke AG in die neu gegründete Kali und Salz GmbH in Kassel eingebracht, an der die BASF fortan die Aktienmehrheit hielt. Zudem erwarb sie zur Stärkung des USA-Geschäfts die Wyandotte Chemicals Corporation aus Wyandotte, Michigan (USA), einen bedeutenden Hersteller der chemischen Grundprodukte Ethylen- und Propylenoxid sowie von Polyurethan. 1970 wurde zusammen mit Degussa in dem Gemeinschaftsunternehmen Ultraform GmbH die Produktion von Acetal-Copolymerisat aufgenommen.

BASF Aktiengesellschaft (1973–2001)

1972 wurde das bisher unter Badische Anilin und Soda Fabrik Aktiengesellschaft firmierende Unternehmen auch offiziell unter der geläufigen Kurzform BASF Aktiengesellschaft ins Handelsregister eingetragen.

Zur Stärkung des Pharma-Sektors übernahm das Unternehmen 1975 die Mehrheit an der Knoll AG in Ludwigshafen. 1982 wurde die Knoll AG eine 100 %-Tochter. Während der 1970er Jahre kam es über das Gemeinschaftsunternehmen Rheinischen Olefinwerken GmbH in Wesseling bei der Herstellung des Kunststoffes Polypropylen zu einer umfangreichen Kooperation mit Shell. 1977 ging im Werk Ludwigshafen die weltgrößte Anlage zur Herstellung von Acrylsäure, einem wichtigen Vorprodukt unter anderem zur Klebstoffproduktion, in Betrieb. Die BASF wurde dadurch zum Marktführer auf diesem Gebiet. Die Dow Badische Chemical Company wurde 1978 zu 100 % übernommen.

Zur weiteren Diversifizierung wurde 1982 das BASF-Riechstoffsortiment entwickelt. In Ludwigshafen wurden nun nach eigenem Verfahren Citronellal, Citronellol und Hydroxycitronellal hergestellt, die als Grundlage für Seifen und Waschmittel dienen. Im selben Jahr übernahm die BASF von dem dänischen Unternehmen Grindsted die Vitaminproduktionen zur Stärkung des Pharmabereichs.

Ab 1975[13] stieg die BASF in ein weiteres neues Geschäftssegment ein: Unter dem eigenen Markennamen wurden Minikomputer (Linie 7100) und Großrechner und zugehörige Peripheriegeräte, hauptsächlich des Herstellers Hitachi (aber auch andere, wie Magnetbandlaufwerke von STC) verkauft, die zum System/370 des Marktführers IBM kompatibel waren. Bereits 1988 brachte die BASF nach einem Strategiewechsel diese Aktivitäten in das Gemeinschaftsunternehmen Comparex ein und stieg später ganz aus dieser Beteiligungsgesellschaft aus.

Der Bereich Pflanzenschutzmittel (heute BASF Crop Protection) brachte 1983 das Gräserherbizid Poast auf den Markt, das vorwiegend bei Soja und Baumwolle eingesetzt wird. Im Jahr 1984 wurde die BASF über ihre Tochter Elastogran GmbH erstmals in Osteuropa aktiv. Zusammen mit ungarischen Partnern gründete sie die Kemipur GmbH, die Polyurethan-Komponenten produziert.

1985 wurde das Nordamerikageschäft durch den Erwerb der Faserverbundwerkstoffproduktion von Celanese (American Enka) verdoppelt. Die Faseraktivitäten der BASF wurden nun ganz auf den nordamerikanischen Kontinent konzentriert. Nach dem Erwerb des amerikanischen Lackherstellers Inmont Corporation wurde das gesamte Amerikageschäft neu strukturiert und alle Teilbereiche in der neuen Gruppengesellschaft BASF Corporation zusammengefasst.

1989 wurde die Umweltzentrale des Werkes Ludwigshafen in Betrieb genommen, mit ihr werden Emissionswerte der Fabrik überprüft und die Kühlwasserabläufe in den Rhein beobachtet.

In den 1990er Jahren wurde die BASF unter dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Strube zunehmend weiter internationalisiert und die Aktivitäten des Konzerns auf die Kerngeschäftsfelder Chemikalien, Kunststoffe, Veredelungsprodukte, Pflanzenschutz und Ernährung sowie Öl und Gas konzentriert. Ein erster Schritt stellte die Aufnahme des Handels mit der BASF-Aktie an der Börse Tokio am 27. November 1990 dar.

Ebenfalls 1990 wurden die Magnetband-Aktivitäten der Agfa-Gevaert-Gruppe übernommen und das Geschäft mit Magnetprodukten neu geordnet. Produktion und Vertrieb der Bänder, Kassetten und Disketten wurden in die neue Tochtergesellschaft BASF Magnetics GmbH eingebracht. Außerdem übernahm die BASF das Synthesewerk Schwarzheide AG in der Niederlausitz von der Treuhandanstalt. Es wurde als neue BASF-Tochter unter dem Namen BASF Schwarzheide GmbH geführt. Es stellt vorwiegend Polyurethan-Grundprodukte her und wurde in den folgenden Jahren stark ausgebaut.

Das Tochterunternehmen Wintershall Holding AG begann eine Kooperation mit dem sowjetischen Konzern Gazprom. Dies führte zum Bau neuer Erdgasinfrastruktur (Mitte-Deutschland-Anbindungsleitung (MIDAL), Sachsen-Thüringen-Erdgasleitung (STEGAL) sowie den Erdgasspeicher Rehden) für insgesamt 4 Mrd. DM. Der gemeinsame Vertrieb von Erdgas wird über die Wingas GmbH mit Sitz in Kassel abgewickelt, die sich zunächst zu 65 % im Besitz von Wintershall und zu 35 % im Besitz von Gazprom befanden.

An ihrem Standort in Antwerpen nahm die BASF 1994 den damals weltweit größten Steamcracker in Betrieb, dessen Errichtung 1,3 Mrd. DM kostete. 1996 wurde die Expansion nach Ostasien fortgesetzt. Zusammen mit dem malaiischen Staatsunternehmen Petronas wurde eine der weltweit größten Anlagen zur Produktion von Acrylmonomeren eingeweiht. Im Forschungsbereich Crop Protection gelang mit dem Mehltau-Fungizid Brio der Durchbruch zu einer völlig neuen fungiziden Wirkstoffklasse, den Strobilurinen.

1997 führten die BASF und Hoechst ihr Polypropylen-Geschäft in dem Gemeinschaftsunternehmen Targor zusammen. Außerdem wurde die BASF Magnetics GmbH an die koreanische Unternehmensgruppe KOHAP Inc. veräußert, welche die Datenträgerproduktion unter dem Namen Emtec Magnetics weiterführte. Zusammen mit Shell gründete die BASF die Elenac als Gemeinschaftsunternehmen zur Polyethylenproduktion. Ein Jahr später ging im Werk in Port Arthur der weltweit größte Steamcracker in Betrieb.

1999 beschlossen die BASF und Shell die Unternehmen Elenac, Targor und Montell in einem paritätischen Joint Venture zusammenzuführen. Dieses neue Unternehmen, das vorwiegend Polyolefine produziert, bekam den Namen Basell N.V. und sitzt in Hoofddorp in den Niederlanden. Im Mai 2005 wurde die Basell N.V. für 4,4 Mrd. EUR an die amerikanische Holdinggesellschaft Access Industries Inc. verkauft.

Im Februar 1999 zahlte die BASF in den Fonds der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, der zur Hälfte die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ finanzierte, 110 Mio. DM als Entschädigung für die Verwicklung in die Verbrechen des Dritten Reichs.

2000 übernahm die BASF für 3,8 Mrd. $ das Pflanzenschutzgeschäft der American Home Products Corporation und verdoppelte damit den Umsatz der Sparte Pflanzenschutzmittel, der im Jahr 2003 noch durch die Übernahme eines Teils der Pflanzenschutzproduktion von Bayer für 1,2 Mrd. EUR verstärkt wurde. Der Bereich Lebensmittelchemie wurde durch den Erwerb des Vitamingeschäfts der Takeda Chemical Industries Ltd. aus Japan erweitert. Die BASF wurde damit zum zweitgrößten Vitaminhersteller der Welt. Ebenfalls im Jahr 2000 legte die BASF ihre Textilfarben-Aktivitäten mit denen der DyStar, einem Joint-Venture zwischen Bayer und Hoechst, zusammen (Hoechst und Bayer hielten je 35 %, die BASF 30 %).

BASF Aktiengesellschaft (2001–2007)

Im März 2001 verkaufte die BASF im Zuge der Ausrichtung auf ihre Kernaktivitäten ihr Pharmageschäft an die Abbott Laboratories Inc. aus Illinois/USA. Im darauffolgenden Jahr wurde der Standort Antwerpen um die weltweit größte Produktionsanlage für Superabsorber erweitert. Die BASF stärkte damit ihre Stellung als Weltmarktführer im Bereich Acrylsäure und Superabsorber. Bis 2003 verringerte die BASF ihre Beteiligung an der K+S AG (früher Kali und Salz GmbH) schrittweise auf 10 %.

2004 gab der Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht die Strategieplanung BASF 2015 aus. Mit ihr erfolgte eine Auffrischung und Vereinheitlichung der weltweiten Marktpräsenz mit einem leicht veränderten Logo und dem Motto BASF – The Chemical Company. Die Beteiligung an dem Joint Venture Dystar wurde an den amerikanischen Investor Platinum Equity veräußert.

Im September 2005 nahm der Standort Nanjing, der für 2,9 Mrd. EUR errichtet wurde, die Produktion auf. Hier werden vorwiegend Styrol, Polystyrol, Ethylen und Propylen hergestellt. Der neue Standort stellt nach Ludwigshafen und Antwerpen das drittgrößte Werk der BASF dar.

Im März 2006 übernahm die BASF die Bauchemieaktivitäten der Degussa AG für 2,2 Mrd. EUR. Die Akquisition wurde am 1. Juli abgeschlossen und umfasst Produktionsstandorte und Vertriebszentren in über 50 Ländern sowie ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Trostberg/Deutschland. Rund 7400 Mitarbeiter wurden von Degussa übernommen. Der Umsatz der Degussa Bauchemie lag 2005 bei fast zwei Mrd. EUR.

Anfang des Jahres hatte die BASF bereits mit einer als feindlich empfundenen Übernahmeofferte an die amerikanische Engelhard Corporation begonnen. Nachdem das ursprüngliche Angebot von 37 $ auf 39 $ je Aktie erhöht wurde, stimmte der Vorstand der Engelhard Corp. nach anfänglichem massiven Widerstand der Übernahme zu, die die BASF 4,8 Mrd. $ (3,8 Mrd. EUR) gekostet hat. Der Erwerb der Engelhard Corp. stellt die bislang größte Übernahme der Unternehmensgeschichte dar. Die Akquisition im Katalysatorenmarkt umfasst 50 Produktionsstandorte und 22 Forschungs- und Entwicklungszentren in über 20 Ländern. Rund 7300 Engelhard-Mitarbeiter kamen zur BASF-Gruppe. Engelhard erzielte 2005 Umsätze von 4,6 Mrd. $.

Am 1. Juli 2006 verkündete die BASF den Erwerb des US-Harzspezialisten Johnson Polymer für 470 Mio. $ (379 Mio. EUR). Die Akquisition ergänzte das BASF-Portfolio von High-Solids- und UV-Harzen für die Lack- und Farbenindustrie um die wasserbasierte Technologie. Mit dem Kauf will die BASF ihre Marktstellung in Nordamerika verbessern. Die Geschäfte des US-Unternehmens sollen in den BASF-Bereich Veredelungschemikalien integriert werden.[14][15]

Im Oktober 2007 ging in Freeport, Texas, eine Superabsorberanlage in Betrieb, deren Kapazität die der Antwerpener Anlage zunächst um 50 % übertraf; jedoch wurde später die Produktion in Belgien auf dieselbe Menge wie in Freeport erweitert. US-amerikanische BASF-Betriebe in Aberdeen, Mississippi und Portsmouth, Virginia wurden in diesem Zuge geschlossen.

BASF SE (seit 2008)

Am 26. April 2007 beschloss die Hauptversammlung der BASF Aktiengesellschaft eine Umwandlung der Rechtsform in eine Europäische Gesellschaft. Die Eintragung der Societas Europaea im Handelsregister mit dem Namen BASF SE erfolgte am 14. Januar 2008. Sitz des Unternehmens und der Hauptverwaltung soll weiterhin Ludwigshafen am Rhein sein.[16]

Im November 2008 hat die BASF das Schweizer Spezialchemieunternehmen Ciba AG übernommen,[17] und im April 2009 wurde die Übernahme vollzogen und Ciba in den BASF-Konzern integriert.[18] Die Ciba AG trat am Markt zunächst weiterhin unter eigenem Namen auf,[19] bevor sie im März 2010 in BASF Schweiz AG umbenannt wurde.[20]

Im Juni 2010 kaufte die BASF den ehemaligen Mitbewerber Cognis für 3,1 Milliarden EUR auf. Am 2. August selben Jahres wurden die Inhaberaktien in Namensaktien umgetauscht.

Am 17. Juni 2016 wurde bekanntgegeben, dass BASF SE das Spezialchemieunternehmen Chemetall GmbH für 3,2 Milliarden Dollar kauft. Die Transaktion soll bis Ende 2016 abgeschlossen sein. [21]

Am 17. Oktober 2016 kam es bei Arbeiten an einer Rohrleitungstrasse im Ludwigshafener Nordhafen, über den die gesamte Versorgung des Ludwigshafener BASF-Werks mit brennbaren Flüssiggasen läuft, zu einem Brand und mehreren Explosionen.[22] Dabei starben drei Menschen; acht weitere wurden schwer verletzt.[23] Ein Teil der chemischen Anlagen wurde vorübergehend heruntergefahren.[24]


Text: Wikipedia

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