Bad Freienwalde

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Bad Freienwalde (Oder) ist eine Stadt im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg und staatlich anerkanntes Moorheilbad sowie nördliches Zentrum der Märkischen Schweiz.

Ausflüge

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bad Freienwalde.

Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft

Diakoniestiftung Lazarus

Friedrich Wilhelm von Seydlitz

Sonstige

Geschichte

14. bis 18. Jahrhundert

Die erste urkundliche Erwähnung von Freienwalde erfolgte als Vrienwalde im Jahr 1316. Zwischen 1369 und 1375[4] erhielten die märkischen Brüder Heinrich und Arnold von Uchtenhagen die Stadt als markgräfliches Lehen. Sie bestimmten fortan bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1618 allumfänglich die Geschicke des Ortes, setzten sich aber auch für den Bau einer steinernen Kirche ein, die in der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgebaut wurde. Die von Uchtenhagen setzten unter anderem Bürgermeister und Ratsmänner ein und bestimmten, wer als Richter und Schöffe tätig werden durfte. Da sie ebenfalls vergleichsweise restriktiv den Zuzug in den Ort kontrollieren, entwickelte sich Freienwalde nur zögerlich. Einnahmen erhielten die Adeligen durch die Erhebung von Abgaben der Bewohner, aber auch durch Zoll und Fährgeld, das durchreisende Händler entrichten mussten. Dieser Zustand endete erst mit dem Tod Hans von Uchtenhagens am 21. März 1618. Zu dieser Zeit lebten rund 800 Einwohner in der Stadt, die von der Landwirtschaft sowie der Fischerei lebten und im geringen Umfang auch ein Handwerk ausübten.

Im Jahre 1618 wurde Freienwalde Domänenamt der brandenburgischen Kurfürsten. Im Dreißigjährigen Krieg war die Stadt ab 1627 von Einquartierungen und Requisition betroffen. Hinzu kam eine Pest, die fast alle Einwohner tötete. Nach größeren Plünderungen in den Jahren 1636 und 1637 lebten 1638 nach Ende der Pest sowie der aktiven Kriegshandlungen in Freienwalde nur noch 74 Bürger. Bei Kriegsende war die Hälfte der Bürgerhäuser zerstört; die Stadt erholte sich nur langsam von der schrecklichen Zeit: 1668 waren von 148 Bürgerhäusern noch immer 27 unbewohnt.[5] Im Jahr 1685 beschrieb Bernhard Friedrich Albinus die 1683 entdeckte Heilquelle (im Jahr 2019 „Kurfürstenquelle“) und legte damit den Grundstein für Entwicklung des Ortes zur Kurstadt. Im Jahre 1696 entstand auf dem Fundament eines Vorgängerbaus die Kirche St. Georg. Durch den Fund von eisenhaltigen Sanden und Alaun entstanden 1716/1718 ein Eisenhammer und ein Alaunwerk.

Friedrich Wilhelm I. war zunächst ob der Heilquelle skeptisch. Doch dies änderte sich, als ihm 1733 berichtet wurde, dass seine Soldaten dort wieder gesund wurden. In Folge dessen nahmen die Besuche an der Quelle zu; es entstand ein neues Logierhaus, das „Alt-Königlich“.[6] Friedrich II. misstraute den Berichten über eine Genesung nach dem Besuch der Heilquelle, förderte aber dennoch den Brunnen. Er ließ ein weiteres Logierhaus, das „Neu-Königlich“, errichten. Ab 1790 hielt sich die Königin Friederike Luise in den Sommermonaten in der Stadt auf. Ihre Anwesenheit prägte in den kommenden 13 Jahren das gesellschaftliche Leben der Stadt. Sie ließ nach 1792 vor den Stadttoren am Apothekerberg einen kleinen Lustgarten anlegen, der nach und nach erweitert wurde. Am Hang des Bergs entstand 1790 ein Theater- und Konzertpavillon. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms II. wählte sie Freienwalde zu ihrem dauerhaften Sommerwitwensitz; das Schloss Freienwalde entstand.[7]

19. Jahrhundert

Mit der Einführung der Preußischen Reformen wurde Freienwalde im Jahr 1816 zur Kreisstadt des Landkreises Oberbarnim erhoben. Die Stadtverwaltung zog gemeinsam mit den Kreisbehörden in das kurfürstliche Jagdhaus.[8] Im gleichen Jahr berichtete die Königliche Brunnendirektion dem König, dass der Gesundbrunnen mittlerweile baufällig geworden war. Der König gewährte Hilfe, mit dem der Badebetrieb neu aufgenommen werden konnte. 1821 wurden die Gartenanlagen nach Plänen von Peter Joseph Lenné neugestaltet. 1832 übernahm die Stadt das Anwesen und führte den Badebetrieb fort. Ab 1840 wurden die Anwendungen um Moorbäder ergänzt. Freienwalde war 1850 Tagungsort eines Landgerichts, welches den verfassungsrechtlich bedeutenden Freienwalder Schiedsspruch fällte. 1854 beschloss die Stadt, ein eigenes Rathaus zu errichten, das am 10. September 1855 bezogen werden konnte. 1866 erfolgte der Eisenbahnanschluss an die Strecke Neustadt Eberswalde – Wriezen, 1877 an die Strecke nach Angermünde. In dieser Zeit erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung, der sich auch im Bau zahlreicher Villen an der Gesundbrunnenstraße, der Weinbergstraße und der Goethestraße zeigte. Die Stadt erwarb im Jahr 1879 das Gelände zwischen der Wriezener und der Melcherstraße und legte dort neue Straßen an. Prägend für die Entwicklung der Stadt war jedoch die im 21. Jahrhundert noch vorhandene Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde. Hinzu kamen die neuen Aufgaben als Kreisverwaltung, die zu einem Neubau des Verwaltungsgebäudes führten. Es wurde am 9. September 1875 eingeweiht. Darüber hinaus fasste der Kreisausschuss am 17. Januar 1889 den Beschluss, ein Kreismuseum aufzubauen.[9] Die Entdeckung von Tonvorkommen führte in den 1880er Jahren zur Gründung einer Schamottefabrik und von fünf Dampfziegeleien. Dort waren bis zu 800 Arbeiter beschäftigt die jährlich über 25 Millionen Mauersteine und weitere hunderttausende Dachsteine herstellten.

20. bis 21. Jahrhundert

Neben den wirtschaftlichen Aufschwung ließen sich im Ort auch zahlreiche Pensionäre und Rentner nieder. So gab es um 1900 in der Stadt 30 Hotels und rund 200 Pensionen. 1909 verkaufte die Königliche Hofkammer das Schloss Freienwalde an Walther Rathenau. Er ließ das mittlerweile vernachlässigte Anwesen sanieren und nutzte es für seine schriftstellerische Arbeit. Nach seiner Ermordung verschenkten seine Erben das Schloss samt Einrichtung an den Landkreis Oberbarnim. Nach der Weltwirtschaftskrise kam es in der Stadt zu einem bescheidenen Aufschwung; die Anzahl der Einwohner stieg bis 1928 auf 10.900 an. Hinzu kamen zahlreiche Tagesgäste aus dem Berliner Mittel- und Kleinbürgertum, die Bad Freienwalde als Erholungsort nutzten. Am 23. Oktober 1925 erhielt Freienwalde die offizielle Bezeichnung Bad. Anfang der 1920er Jahre waren auch im neu errichten Rathaus die Platzverhältnisse beengt. Die Stadt beschloss daher, das Dachgeschoss in den Jahren 1926/1927 auszubauen und dort einen neuen Sitzungssaal einzurichten.

Weil von wohlhabenden Berliner Juden gern als Kurort besucht, wurde Bad Freienwalde von den Nationalsozialisten in diffamierender Absicht als „Judenbad“ bezeichnet. Juden wurde das Betreten des Kurviertels verboten. Ab 1934 wurde am westlichen Ortsausgang eine große Kaserne errichtet, durch die zahlreiche Bad Freienwalder Baufirmen Aufträge erlangen konnten. Sie errichteten innerhalb von zwei Jahren die Hohenfriedberg-Kaserne für das 3. Kradschützenbataillon des Schützenregiments 3 in Eberswalde. Währenddessen gingen die Anfeindungen gegen die Juden weiter. So hing am 1935 am Bahnhof eine Holztafel mit der Aufschrift „Bad Freienwalde wünscht keine Juden!“[10] In der Pogromnacht 1938 wurde von den Nazis die Synagoge in Brand gesteckt. Einige in Bad Freienwalde lebende Juden konnten fliehen, andere kamen im Holocaust um. Zu dieser Zeit gehörten die Ortsteile Altglietzen, Bralitz, Hohenwutzen, Neuenhagen und Schiffmühle bis 1945 zum Landkreis Königsberg Nm. in der Neumark, die im 21. Jahrhundert weitestgehend zu Polen gehört. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Innenrichtung des Schlosses geplündert; eine massive Zerstörung der Gebäude blieb jedoch aus. Insgesamt wurden in der Zeit des Zweiten Weltkrieges 42 Häuser durch Kriegseinwirkungen zerstört. Der Ort wurde am Morgen des 20. April 1945 geräumt, und daher besetzte die Rote Armee kampflos eine leere Stadt. Allerdings kamen bei den Kämpfen an der Oder zahlreiche Soldaten ums Leben. 1800 Soldaten der Roten Armee wurden bis 1947 von ihren provisorischen Ruhestätten im Kreis Oberbarnim auf eine zentrale Kriegsgräberstätte im Schlosspark von Bad Freienwalde umgebettet. Daneben wurde für die 275 verstorbenen deutschen Soldaten neben dem Evangelischen Stadtfriedhof ein Soldatenfriedhof errichtet.[11]

Nachdem das Moorbad von der Roten Armee 1950 beschlagnahmt worden war, konnten die Betreiber ab 1952 den Betrieb als „Bad der Werktätigen“[12] wiederaufnehmen. Von 1952 bis 1993 war Bad Freienwalde Kreisstadt des gleichnamigen Kreises, bis Oktober 1990 im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder) und danach im Land Brandenburg. In der Zeit der DDR wurde das Schloss vornehmlich für kulturelle Zwecke genutzt. In den 1960er Jahren gründeten sich zahlreiche VEBs, darunter das Makosidwerk, die Vereinigten Dränrohrwerke, ein Werk für Wohnraummöbel sowie ein Produktionsbereich des bezirksgeleiteten Landbaukombinates. Hinzu kamen ein Meliorationskombinat, ein Metallzerspanungsbetrieb sowie ein Schlachthof und eine Druckerei. 1984 entstanden am Scheunenberg zahlreiche Wohnungen, mit denen die Stadt auf die mittlerweile angespannte Wohnungssituation reagierte. Von 1987 bis 1989 gab es erste Arbeiten, um die Altstadt zu sanieren. Dabei wurden zahlreiche baufällig gewordene Gebäude abgerissen.

Das frühere Gefängnis in Bad Freienwalde in der heutigen Adolf-Bräutigam-Straße 4 wurde von 1968 bis 1987 als „Durchgangsheim der Jugendhilfe Frankfurt/Oder“ geführt. Es sollten darin Kinder und Jugendliche, die auf einen Heimplatz warteten, für maximal 18 Tage untergebracht werden. Diese Maximaldauer wurde jedoch nur selten eingehalten; viele Insassen waren unter unmenschlichen Bedingungen länger als ein halbes Jahr dort eingesperrt. Kontakte zur Außenwelt gab es nicht. Zudem war das Gebäude von einer hohen Mauer umgeben. Das jüngste eingesperrte Kind war 3 Jahre alt. Heute ist das Gebäude ein Polizeirevier. An seinem Eingang steht seit 2017 ein Mahnmal mit der Aufschrift „Kindergefängnis – Wir werden nie vergessen. Die Kinder“.[13]

In der Zeit der Wende fand am 31. Oktober 1989 in der Nikolaikirche ein erstes Friedensgebet mit rund 2000 Teilnehmern statt. Nach der Wiedervereinigung zählte für die Stadt neben den zahlreichen gesellschaftlichen Aufgaben die Wiederbelebung der Altstadt sowie des Gesundbrunnenviertels zu den vorrangigen Aufgaben. Infolge dessen wurden in den 1990er Jahren zahlreiche Gebäude saniert oder neu errichtet.[14] Die Walter-Rathenau-Stiftung eröffnete in der oberen Etage des Schlosses eine Gedenkstätte. Die Allgemeine Hospitalgesellschaft Saarbrücken errichtete 1992 eine neue Fachklinik, die 1994 in Betrieb ging. Am 13. Juni 1994 wurde die Stadt in Bad Freienwalde (Oder) umbenannt.[15] Zwischen 2000 und 2002 wurde insbesondere der Bereich um die Königsstraße grundlegend saniert. Am 15. Dezember 2003 erhielt Bad Freienwalde die endgültige Anerkennung als Moorheilbad. 2011 übernahm die Albert Heyde Stiftung die Trägerschaft des Oderlandmuseums. 2012 weihte die Stadt in der Fischerstraße am Standort der ehemaligen Synagoge eine Gedenkstätte ein.

Freienwalde war seit 1816 Kreisstadt des Landkreises Oberbarnim in der Provinz Brandenburg und ab 1952 des Kreises Bad Freienwalde (bis 1990 im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder), 1990–1993 im Land Brandenburg). Seit der Kreisreform 1993 liegt die Stadt im Landkreis Märkisch-Oderland.


Text: Wikipedia

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