Bad Gandersheim

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Bad Gandersheim (bis 1932 Gandersheim) ist eine Kurstadt im niedersächsischen Landkreis Northeim.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bad Gandersheim.

Fahlberg-List

Sonstige

Geschichte

Mittelalter

Das Stift Gandersheim wurde 852 von Sachsenherzog Liudolf, dem Namensgeber der Liudolfinger, gegründet. Es handelte sich um ein Frauenstift, das seit 877 reichsunmittelbar war. Bereits in früherer Zeit bestand eine Kaufmannsniederlassung (der Wiek) an der Stelle der heutigen Georgskirche. Die Stadt erlebte eine Blütezeit unter den Liudolfingern im 10. Jahrhundert. Zu dieser Zeit lebte auch die Dichterin Roswitha von Gandersheim. Das Markt-, Münz- und Zollrecht wurde ihr 990 von der Kaiserin Theophanu im Namen ihres (unmündigen) Sohnes Otto III. verliehen.

Um 1300 wurde die herzoglich-braunschweigische Burg Gandersheim als Gegenpunkt zum Stift errichtet. 1329 kauften sich die Bürger der Stadt endgültig aus ihrer Abhängigkeit vom Stift frei (Magna Charta Gandershemensis). Die drei Machtzentren Stift, Stadt und Burg waren künftig für Gandersheim bestimmend. Neuzeit

1568 wurde auf Betreiben des Herzogs Julius von Braunschweig die Reformation auch für das Stift durchgeführt. Eine weitere Blüte erlebte das Stift im Barock unter der Äbtissin Elisabeth von Sachsen-Meiningen (Äbtissin von 1713 bis 1766). Mit dem Reichsdeputationshauptschluss verlor das Stift 1803 seine Unabhängigkeit und wurde 1810 nach dem Tod der letzten Äbtissin ganz aufgelöst. Das Vermögen ging an das Königreich Westphalen. Das Stift bestand zunächst als evangelisches Damenstift fort, die Territorien fielen an den Herzog von Braunschweig.[2]

Stadtbrände ereigneten sich 1580, als die damalige Stadtkirche St. Mauritius zerstört wurde, und 1833. Zudem kam es im Dreißigjährigen Krieg zu erheblichen Verwüstungen, sodass von der ursprünglichen Stadtbefestigung nur Reste vorhanden sind.[3]

1833 wurde der Landkreis Gandersheim gegründet und 1977 im Wesentlichen auf die Landkreise Goslar und Northeim aufgeteilt. 1878 wurde das erste Solebad in Gandersheim gegründet, und der Kurbetrieb setzte langsam ein. Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine professionelle Fremdenverkehrswerbung und ab 1932 durfte die Stadt sich „Bad“ Gandersheim nennen.

1944 wurde im ehemaligen Kloster Brunshausen bei Gandersheim das KZ Bad Gandersheim als Außenlager des KZs Buchenwald errichtet, in dem hunderte Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Sie mussten Zwangsarbeit im zu den Heinkel-Werken gehörenden Flugzeugwerk und in einem nahegelegenen Steinbruch verrichten. Der französische Schriftsteller Robert Antelme, der dort interniert war, schildert das Leben und Sterben im Lager Gandersheim eindringlich in seinem Werk Das Menschengeschlecht. Außerdem existierte in Bad Gandersheim der Betrieb Gandersheimer Flachsröste GmbH, der 1935 als Zweigbetrieb der Deutschen Flachsbau GmbH Berlin gegründet wurde und sich bald zur größten Flachsröste im Deutschen Reich entwickelte. Mit der Weiterverarbeitung von Rohstoffen zu Garnen und Stoffen, unter anderem zur Verwendung für Fallschirme, zählte die Einrichtung in der NS-Kriegswirtschaft zu den kriegswichtigen Betrieben, die beim Arbeitseinsatz nachdrücklich zu unterstützen waren. Die Gandersheimer Flachsröste verfügte in der Karl-Dinklage-Straße im Gandersheimer Stadtgebiet über ein eigenes Lager für Zwangsarbeiter. Spätestens ab Mai 1940 wurden in der Flachsröste 40 Polinnen, die zwischenzeitlich im Lager Meierhof wohnten, später noch 20 Russinnen und 15 Ukrainerinnen eingesetzt.[4] Diese wohnten in der örtlichen Molkerei, da im Zwangsarbeiterlager zu diesem Zeitpunkt noch Kriegsgefangene untergebracht waren. Einwohnermeldekarten bezeugen für den Zeitraum zwischen 1940 und 1945 den Einsatz von mindestens 51 osteuropäischen „Zivilarbeiterinnen“ und „Zivilarbeitern“ in der Flachsröste.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Heimatvertriebene vor allem aus Schlesien im Stadtgebiet angesiedelt. Deshalb wurde in den 1950er Jahren eine neue katholische Kirche in der Innenstadt errichtet. Der angrenzende ehemalige Domänenhof des Stiftes wurde zu einem zentralen Busbahnhof umgebaut. An dessen südlicher Seite wurde für die evangelische Stiftskirchengemeinde auf dem Gelände des ehemaligen Kreuzgangs des Klosters das Martin-Luther-Haus als modernes Zentrum der Kirchengemeinde gebaut.

Vor allem in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren wurde der Kurbetrieb in der Stadt Bad Gandersheim maßgeblich erweitert. Zahlreiche neue Kuranlagen mit Sole-Trinkpavillon, Wassertretbecken, Musikpavillon, Kleingolfanlage und Naturwanderwegen wurden angelegt. Daneben wurden ein neues Kurhaus und ein halbes Dutzend Kurkliniken am Rande der Parkanlagen errichtet. Der Kurbetrieb wurde zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt und des Umlandes.

In den 1990er Jahren wurde die gesamte Innenstadt umgestaltet: Am Markt und neben der Stiftskirche gibt es seitdem eine kleine Fußgängerzone. Außerdem wurde die Moritzstraße – die Haupteinkaufsstraße der Stadt – verkehrsberuhigt; etliche Gebäude des historischen Stadtkerns wurden saniert. Hinzu kamen zwei Naturlehrpfade im Bad Gandersheimer Norden, der Bergkurpark in steiler Hanglage, und ein Weg durch ein Feuchtgebiet mit hölzernem Beobachtungsturm.

In jüngster Zeit wurde der innerstädtische Park Plangarten unter anderem mit einem großzügigen Spielplatz neu gestaltet.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.