Bad Liebenwerda

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Bad Liebenwerda (bis 1925 Liebenwerda) ist eine Kurstadt im Landkreis Elbe-Elster im Land Brandenburg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bad Liebenwerda.

Herrmann Robert Reiss

Orgelbau A. Voigt

Sonstige

Geschichte

Ortsname

Liebenwerda besteht aus zwei Teilwörtern. Lib oder Liv bedeutet so viel wie Liebe oder Leben. Das Wort -werda leitet sich von werder ab, was eine Insel oder eine Erhebung bezeichnet.[4][5]

Der Ortsname hatte im Laufe der Zeit verschiedene Schreibweisen: 1231 Lievenwerde (in der ersten urkundlichen Erwähnung), 1243 Liuenwerde, 1253 Livenwerde, 1301 Liebenwerde, 1304 Liuenwerde, 1347 Lybenwerde, 1375 Liebenwerde, 1505 Liebenwerd und 1550 Libenwerda.[5]

Am 9. Januar 1925 wurde die Stadt durch das Preußische Staatsministerium in Bad Liebenwerda umbenannt.[6] Die Deutsche Reichsbahn folgte mit der Umbenennung des Bahnhofs Liebenwerda in Bad Liebenwerda zum 1. Juli 1925.[7]

Frühgeschichte, Stadtgründung und Mittelalter

Über die Entstehung der Stadt Liebenwerda ist bisher nur wenig bekannt. Es gibt Vermutungen über eine slawische Vorbesiedlung des Stadtgebiets, wofür aber bisher ein eindeutiger archäologischer Nachweis fehlt. Eine 1231 in Liebenwerda angefertigte Urkunde ist der erste geschichtliche Nachweis über das Bestehen des Ortes. Der amtierende Vogt des Markgrafen von Meißen, Otto von Ileburg, ließ das Schriftstück anfertigen, in dem Festlegungen zur Beilegung eines Streits mit dem zwischen 1165 und 1184 gegründeten Kloster Dobrilugk getroffen wurden. Als advocatus in Lievenwerde wurde Otto von Ileburg erwähnt. Da ein Walterus plebanus in lievenverde (übersetzt aus lat.: Leutpriester Walter in Liebenwerda) als einer der Zeugen aufgeführt wurde, lässt dies auf eine Siedlung mit Kirche schließen. Sie entstand im Schutze einer aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammenden Burg, die sich auf der Elsterinsel befand, deren ältester Nachweis ein noch heute erhaltener, um 1207 errichteter Bergfried, der Lubwartturm, ist.

Über die Verleihung von Stadtrechten ist nichts Konkretes bekannt. Allerdings wurde Liebenwerda 1304 erstmals in einer Urkunde mit in nostre civitate Lievenwerde als Stadt bezeichnet. In einer Urkunde des Herzogs und Kurfürsten Rudolf II. aus dem Jahr 1367 wurde über das Vorhandensein von Handwerkerzünften, der Nikolaikirche, drei Kapellen an den Toren der Stadt, einer Lateinschule und eines Steindammes berichtet. Der Kurfürst hatte seit 1360 die Herrschaft in Liebenwerda. Liebenwerda war zu dieser Zeit ein regional bedeutsamer Wallfahrtsort an der Niederstraße, und die kirchlichen Andachtstätten der Stadt wurden durch Stiftungen wohlhabender Adliger mit Altären ausgestattet. Die Stadtkirche verfügte gegen Ende des 15. Jahrhunderts neben dem Altar Beatae Virginis Mariae über sieben weitere Altäre. Ein wundertätiges Marienbild in der Kapelle Zum heiligen Kreuz am Luckauer Tor zog von überallher Wallfahrer an, und zahlreiche Heiligtümer sowie Reliquien aus dem heiligen Land, welche die Kurfürsten Rudolf III. und Friedrich der Weise spendeten, sorgten für steigende Pilgerscharen, die unter anderem auf dem nördlich in die Stadt führenden Pilgerweg in die Stadt kamen. Außerdem befanden sich noch über 60 Reliquien in der Schlosskapelle. Weitere Kapellen waren St. Barbara, die sich vermutlich am Haynschen Tor befand, sowie Unserer lieben Frau. Der Standort dieser mehrfach in Urkunden und Amtsrechnungen erwähnten Kapelle wird in der Nähe des einstigen Torgauer Tores vermutet. Diese Kapellen verfielen nach der Reformation und wurden später abgetragen.[8][9]

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ging die Stadt in den Besitz der sächsischen Herzöge über, und sie wurde das Verwaltungszentrum des neugebildeten sächsischen Amtes Liebenwerda, das die ehemaligen ileburgischen Herrschaften Liebenwerda, Wahrenbrück und Uebigau umfasste. Zu dieser Zeit hatte sich in Liebenwerda bereits eine rege Markttätigkeit entwickelt, die der Stadt beachtliche Einnahmen brachte. Die Markttage, die bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein bestanden, gingen vor allem aus den Wallfahrts- und Ablasstagen hervor und förderten das wirtschaftliche Leben der Stadt. Nach dem Tod Albrecht III. 1422 erhielt seine Witwe Ephigenia Offigka (Offka) das Schloss Liebenwerda als Leibgedinge.

Frühe Neuzeit

Nach dem Beginn der Reformation traf sich 1519 Martin Luther in Liebenwerda mit dem päpstlichen Nuntius Karl von Miltitz zu einem Streitgespräch, das allerdings wie eine vorhergehende Unterredung in Altenburg ergebnislos blieb. Nach der Durchsetzung der Reformation wurde auf Empfehlung Luthers und Melanchthons Martinus Gilbert de Spaignarts 1545[10] zunächst zum Stadtpfarrer, 1555 dann zum ersten Superintendenten Liebenwerdas ernannt. Von 1567 bis 1573 war Georg Lysthenius Superintendent in Liebenwerda, welcher später als Hofprediger entscheidenden Einfluss auf den Kurfürsten von Sachsen und die Entwicklung der Reformation hatte. In dieser Zeit entstanden auch die drei Vorstädte. Die Luckauische Vorstadt erstreckte sich vom Luckauer Tor bis zur Elsterbrücke. Der Standort des mittlerweile abgetragenen Tors ist heute noch durch eine eingerückte Häuserzeile zu erkennen. Die Hainsche Vorstadt begann an der Einmündung des Südrings in die Hainsche Straße und verlief über einige Bauten in Richtung Zobersdorf. Der Standort dieses ehemaligen Tores ist ebenfalls am Verlauf der Häuserfront erkennbar. Die Torgauer Vorstadt zog sich von der Kreuzung Nordring/Südring und Torgauer Straße bis zur Fischergasse. 1558 erwarb der Rat die Gerichtsbarkeit. Auf dem Marktplatz wurden die Urteile gefällt, während die Hinrichtungen vor der Stadt vollzogen wurden. Ein in das Pflaster eingelassener Steinkranz zwischen Rathaus und Kirche erinnert an diesen Ort.

Im August und September des Jahres 1621 hatte die Stadt eine Kippermünzstätte (Pachtmünze), in der unter Münzmeister Jobst Wenighausen Interimsmünzen (Kippermünzen) geschlagen wurden. Die kurze Dauer ihres Bestehens dürfte nicht zum wenigsten auf die schlechte Qualität der dort geschlagenen Münzen zurückzuführen sein.[11] Bekannt sind 12-Kreuzer-Stücke mit dem Münzmeisterzeichen L und LW.

Schwere Verwüstungen erlitt die Stadt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Am 26. Mai 1634 plünderten durchziehende Soldaten die Stadt. Nachdem sie Kirche, Schloss, Rathaus und Wohnhäuser in Brand gesetzt hatten, forderten sie vom Bürgermeister Elias Borßdorff die Herausgabe der Stadtkasse und 25.000 Taler Kontribution. Nachdem dieser jegliche Forderungen ablehnte, fesselten sie ihn und schleiften ihn unbestätigten Überlieferungen zufolge bei Zeischa an Pferden gebunden zu Tode. Sein Grab ist dort bis in die Gegenwart erhalten, und die Rathausglocke läutet zu seinem Gedenken jeden Abend um 21:50 Uhr. Stadt und Schloss Liebenwerda in der Mitte des 17. Jahrhunderts (nach Wilhelm Dilich)

Besonders schwer traf es die Stadt 1637, als sich schwedische Truppen des General Banér im Januar im nicht weit entfernten Torgau einnisteten, das angrenzende Elbe-Elster-Gebiet durchstreiften, plünderten und in Brand setzten. Am 31. Januar 1637 fiel Liebenwerda einer durch einen Marketenderjungen ausgelösten Feuersbrunst zum Opfer. Dabei wurde die Stadt fast gänzlich eingeäschert, und nur einige Hütten im Stadtwinkel blieben verschont. Spuren des Krieges waren bis in das 18. Jahrhundert noch sichtbar. Hinzu kamen in dieser Zeit Pestepidemien, die nach 1584 und 1599, besonders 1633, 1652 und 1663, in der Stadt ihre Opfer forderten. In dieser Zeit entstand die Sage vom Hirtenmädchen Barbara. Sie berichtet von der Tochter des einstigen Stadthirten, die in dieser Zeit an der Pest Erkrankte mit dem Wasser der Schwarzen Elster heilen konnte. 1733 zerstörte ein Feuer das Schloss. Die Bürger bauten daraufhin nur noch einzelne Gebäude wieder auf. Im Siebenjährigen Krieg forderten preußische Truppen 6000 Taler Kontribution.

Um 1800 richtete der Superintendent Seiffarth ein Institut zur unentgeltlichen Ausbildung von Lehrern ein, welches auch Lehrer aus der Inspektion Hayn ausbildete. 1806 gab es 214 Häuser in Liebenwerda. Die Einwohner lebten vom Brauwesen, Handwerk (es gab 1804 214 Meister), von der Landwirtschaft und vom Handel. Jedem Bürger der Stadt gehörte ein Teil der ehemaligen Rittergutsfelder. Unter den Handwerkern gab es besonders viele Tischler, deren Waren nach Dresden, Torgau und Lorenzkirch verkauft wurden. Weiter gab es 3 Tuchmacher und 37 Leineweber. Auch Pottasche wurde hier produziert und verkauft. Die Landwirtschaft brachte im Jahr 1804 etwa 400 Schock Korn, 50 Schock Weizen, 90 Schock Hirse, 1800 Schock Erdäpfel und 600 Schock Hafer, was aber den Jahresbedarf der Stadt nicht vollständig decken konnte. Das bei Zinsdorf gezogene Winterkraut überwinterte in Liebenwerda unter Schilfmatten und wurde nach der Reife zusammen mit anderen Küchenkräutern und Gemüsen bis nach Dresden verkauft. Damals gab es vier Jahr- und Viehmärkte, Wollmärkte und wie in Uebigau und Wahrenbrück auch Flachsmärkte.[12]

Während der Befreiungskriege 1813 erlebte die Umgebung Liebenwerdas gewaltige Truppenbewegungen französischer und preußischer Kriegsverbände. Kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig nahmen Ende September die Korps der Generäle Dobschütz und Tauentzien mit 30.000 Mann in der Stadt für zehn Tage Quartier. Etwa zur gleichen Zeit lagerte vom 28. bis 30. September 1813 das Korps von Gebhard Leberecht von Blücher mit 30.000 Mann im nahe gelegenen Elsterwerda und Kotschka.[13]

Vom Wiener Kongress bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Infolge der Bestimmungen des Wiener Kongresses 1815 gelangte Liebenwerda vom Königreich Sachsen an das Königreich Preußen und gehörte nun zum Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen. Liebenwerda wurde administratives Zentrum des neu gegründeten Kreises Liebenwerda, das es bis zur Kreisgebietsreform von 1993 blieb. Kreishauptmann Freiherr von Rechenberg wurde 1816 als erster Landrat in sein Amt berufen. Der Landkreis bestand zu dieser Zeit aus den sechs Städten Liebenwerda, Elsterwerda, Mühlberg, Ortrand, Wahrenbrück und Uebigau sowie aus 82 Dörfern, 20 Vorwerken, 5 Kolonien und 22 Rittergütern. 1852 begannen bei Zeischa Bauarbeiten zur Regulierung der Schwarzen Elster. Der Fluss bekam bis 1861 sein heutiges Bett und wurde durch Dämme eingedeicht.

Von großer Bedeutung für die Stadt sollte der Bau der Eisenbahnstrecke sein. Am 1. Juni 1874 wurde die Oberlausitzer Eisenbahn von Kohlfurt über Liebenwerda bis Falkenberg/Elster (später bis Wittenberg) in Betrieb genommen. Ursprünglich sollte die Strecke südlich an der Stadt vorbeiführen und der Bahnhof auf städtischer Flur errichtet werden. Die Stadt wollte bei Einhaltung dieser Bedingungen 20 Morgen Land unentgeltlich zur Verfügung stellen. Da die Auflagen letztlich nicht erfüllt werden konnten, zog die Stadt ihr Angebot zurück, und es wurden stattdessen Stammaktien im Wert von 600 Talern gezeichnet. Im gleichen Jahr wurde das ehemalige Fischerdorf Stadtwinkel eingemeindet.

Unter Bürgermeister Paul Moritz Rose vollzog sich seit seiner Übernahme der Amtsgeschäfte 1883 eine aufstrebende Entwicklung, die Industrialisierung der Stadt setzte ein und die Einwohnerzahl begann zu wachsen. 1882 eröffnete in der Bahnhofstraße der Landvermesser Robert Reiss ein Versandgeschäft für Vermessungsinstrumente und Büroartikel. Das Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zum Marktführer der Branche. 1896 begann es mit der Produktion geodätischer Instrumente und wurde bald einer der größten Arbeitgeber des Ortes. Zwei Jahre später wurde das erste Elektrizitätswerk in Betrieb genommen. 1910 beschäftigte das Unternehmen bereits 440 Mitarbeiter. Weitere ansässige Unternehmen waren in dieser Zeit unter anderem die Zeichen- und Meßgerätefabrik Carl Weiland mit 200 Beschäftigten und die Orgelfabrik Arno Voigt. 1912 wurden Teile des benachbarten Ortes Maasdorf gegen eine Zahlung von 20.000 Mark in die Stadt einbezogen. 1939 folgten die Ortschaft Weinberge sowie der Dobraer Ortsteil Neudobra.

Ab 1904 wurden in Liebenwerda Moorbäder zur Behandlung rheumatischer Leiden verabreicht. Erster Badegast war am 12. Dezember im fast vollendeten Neubau der Moorbad-Gesellschaft m.b.H eine Dame aus Elsterwerda, die zu diesem Anlass einen Blumenstrauß überreicht bekam. In der Folgezeit entwickelte sich der Badebetrieb immer weiter. Wurden 1905 noch 4.171 Bäder verabreicht, so waren es 1912 schon 6.865. Seit dem 16. Januar 1925 trägt die Stadt den Titel „Bad“, nachdem das Preußische Staatsministerium am 9. Januar 1925 einer Umbenennung der Stadt mit den Worten „Möge die Stadt unter dem neuen Namen glücklichen und gesegneten Zeiten entgegengehen!“ zustimmte.

1909 wurde der Wasserturm erbaut, der 1988 gesprengt wurde. Die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise machte auch den Liebenwerdaern Unternehmen zu schaffen und trieb viele von ihnen in den Ruin. 1932 war die Stadt vom totalen Niedergang ihrer Betriebe geprägt.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hatte auch Auswirkungen auf Bad Liebenwerda. Die NSDAP erzielte bei der Wahl am 12. März 1933 1.382 Stimmen in der Stadt, während die SPD sich mit 269 und die KPD mit 134 Stimmen begnügen mussten. Nach dem Verbot der Gewerkschaften besetzten die Nazis am 2. Mai deren Büros, und am 1. Juni marschierten SA, SS, sowie die Hitlerjugend durch die Liebenwerdaer Bergstraße. Am 24. August 1935 beschloss der Stadtrat in einer nichtöffentlichen Sitzung unter anderem, dass Handwerker und Geschäftsleute bei der Vergabe städtischer Aufträge ausgeschlossen werden könnten, wenn bei der Auftragsvergabe Juden mitwirkten.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden auch Liebenwerdaer Bürger zum Kriegsdienst einberufen. Unternehmen mussten ihre Produktion umstellen. Bald arbeiteten dort auch Kriegsgefangene, die die einberufenen Arbeiter ersetzen mussten. Die beiden Glocken der Stadtkirche wurden 1942 zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. 1943 folgte die Bronzefigur des Michelbrunnens. Im Jahr darauf entging die Stadt zu Pfingsten nur knapp einer Katastrophe, als alliierte Bomberverbände über der Stadt 375 Sprengbomben abwarfen, die im Süden der Stadt zumeist auf den Feldern niedergingen. Dabei kam eine 70-jährige Frau ums Leben, ein Haus wurde völlig zerstört und 35 Häuser wurden beschädigt.

Auf der Flur des Ortsteils Neuburxdorf befand sich von 1939 bis 1945 das Kriegsgefangenenlager Stalag IV B. Von den insgesamt etwa 300.000 Kriegsgefangenen kamen etwa 3000 meist sowjetische Soldaten ums Leben. Nach dem Ende des Kriegs wurde das Lager vom sowjetischen Geheimdienst NKWD als Speziallager Nr. 1 genutzt. Ungefähr 6700 der etwa 22.000 verhafteten Personen kamen im NKWD-Lager ums Leben und wurden in Massengräbern verscharrt.

Nachkriegszeit und DDR

Nach der Besetzung der Stadt durch Truppen der Roten Armee ließ am 22. April 1945 der sowjetische Stadtkommandant Major Maksakow im Gebäude des Finanzamtes in der Riesaer Straße eine Stadtkommandantur einrichten und einen provisorischen Stadtrat einsetzen. Nachdem dieser sein Amt am 18. Mai 1945 niederlegte, wurde der Klempner Artur Bluhm als Bürgermeister eingesetzt. Er war vor dem Machtantritt der Nazis der einzige kommunistische Stadtverordnete gewesen. Ein neuer Strom von Umsiedlern erreichte die Stadt im August. Die meisten von ihnen zogen weiter. 1.700 von ihnen blieben, und die Einwohnerzahl der Stadt stieg im Oktober 1946 auf 6.472. Das Liebenwerdaer Amtsgericht verhängte in dieser Zeit drakonische Strafen. So wurden zum Beispiel 1947 die Bauern Wilhelm Nußbeck, Wilhelm Jentzsch, Willy Thiemig und Hermann Dittmann in einem Schnellgerichtsverfahren zu 15 bzw. 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie das Milchablieferungssoll nicht erfüllt und 3.400 Liter Milch selbst verkauft haben sollten.

Die folgenden Jahre waren von Reformen geprägt. Die Mehrzahl der Betriebe ging in Volkseigentum über. Ihr Anteil betrug 1955 bereits 78 Prozent. Nach der 1945 einsetzenden Bodenreform kam es nun zu Gründungen von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Das Eisenmoorbad der Stadt, das bereits 1946 wieder 26.505 Behandlungen verzeichnen konnte, wurde 1955 von der Sozialversicherung des FDGB übernommen. Die Festwoche 650 Jahre Stadtrecht fand vom 28. Mai bis 5. Juni 1954 statt. Höhepunkte des Heimatfestes waren ein großer Festumzug unter dem Motto Liebenwerda vom Mittelalter bis zur Gegenwart und ein abschließendes Feuerwerk am Elsterdamm.

1957 wurde in der Stadt die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft Elstertal mit damals 28 Mitgliedern gegründet, und im Norden der Stadt entstand ein Neubaugebiet.

Auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Lage der DDR kam es in den 1980er Jahren auch zu Problemen in Bad Liebenwerda. Die ansässigen Betriebe hatten mit Arbeitskräftemangel, fehlenden Devisen und ausbleibenden Modernisierungen zu kämpfen. Während der Wendezeit 1989 fuhren viele Liebenwerdaer zu den Montagsdemonstrationen nach Leipzig, und als sich am 9. November 1989 die Grenze in Berlin öffnete, fand am 10. November ein spontanes Straßenfest statt. Bereits im Oktober hatten in Liebenwerda erste Aktivitäten der Bürgerrechtsbewegung begonnen, und es wurden Kontakte zum Neuen Forum und zur SDP geknüpft, Materialien organisiert und verbreitet. Am 5. Dezember wurde das Gebäude der Staatssicherheit in Liebenwerda besetzt und die Räume sowie die Panzerschränke anschließend durch die Staatsanwaltschaft unter Kontrolle von Vertretern aller Parteien und Bürgergruppen versiegelt.

Jüngere Vergangenheit

Nach der Wiedervereinigung gingen viele Firmen der Stadt und der Umgebung in Konkurs. Das Moorbad wurde gemäß dem Einigungsvertrag bis zum 1. Januar 1991 abgewickelt. Die letzten Kurpatienten verließen kurz vor Weihnachten die Klinik. Arbeitslosigkeit machte sich breit, und viele Bürger gingen in den Westen Deutschlands, um dort ihr Geld zu verdienen. Aber auch neue Betriebe entstanden. Man plante und realisierte Gewerbegebiete auf den Feldern im Westen der Stadt. In der Altstadt setzte schrittweise die Modernisierung der historischen Bausubstanz ein. Straßen und Plätze im Ort wurden erneuert. Nachdem Anfang 1991 die Altenheim- und Klinikgruppe Rolf Henning Mayer das ehemalige Moorbad übernommen hatte und über 50 Millionen DM in eine neue Kurklinik im Zentrum von Bad Liebenwerda investierte, wurde nun alles unternommen, um den Status Kurstadt zu behalten, den sie dann am 30. September 1994 als erste Stadt im Land Brandenburg befristet erhielt. Nach einer weiteren befristeten Anerkennung 1998 erhielt Bad Liebenwerda schließlich 2003 unbefristet den Titel Ort mit Peloidbetrieb. Seit dem 21. Oktober 2010 ist Bad Liebenwerda ein Ort der Vielfalt.[14]

Obwohl Stadt und Kreis Bad Liebenwerda zuvor nie zu Brandenburg bzw. zur gleichnamigen preußischen Provinz gehörten, wurden sie 1990 gemäß Kreistagsbeschluss dem wiederbegründeten Land Brandenburg zugeordnet. Nicht verbindliche Bürgerumfragen im Vorfeld hatten hingegen eine klare Präferenz für eine Rückkehr zu Sachsen gezeigt.[15] Im Zuge der Kreisreform entstand 1993 schließlich der Landkreis Elbe-Elster aus den Landkreisen Bad Liebenwerda, Finsterwalde und Herzberg. Bad Liebenwerda verlor wie Finsterwalde den Status als Kreisstadt. Die Kreisstadt des neuen Landkreises wurde Herzberg. Bei den folgenden Umstrukturierungen der Kreisverwaltung verblieb in der Stadt nur noch das Straßenverkehrsamt. 2004 feierte die Stadt im Rahmen einer Festwoche das Jubiläum 700 Jahre Stadtrecht Bad Liebenwerda.[16]

Im März 2019 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, dass sich Bad Liebenwerda zum 1. Januar 2020 mit Falkenberg/Elster, Mühlberg/Elbe und Uebigau-Wahrenbrück (alle Landkreis Elbe-Elster) zur Verbandsgemeinde Liebenwerda zusammenschließt.[17]


Text: Wikipedia

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