Bad Neuenahr-Ahrweiler

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Bad Neuenahr-Ahrweiler ist eine verbandsfreie Stadt und Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Ahrweiler im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Kardinal Anton Fischer

Sonstige

Geschichte

Altertum

Funde aus der Hallstattzeit (1000 bis 500 v. Chr.) zeigen, dass Kelten in der Region ansässig waren und Ackerbau und Viehzucht betrieben. In den Jahren 58 v. Chr. bis 50 v. Chr. wurde der Gallische Krieg geführt, eine Folge daraus war die fast vollständige Vernichtung der autochthonen keltischen Urbevölkerung, die dem Stamm der Eburonen angehörte. Germanische Stammesverbände rückten in die linksrheinischen Gebiete am Mittelrhein ein. Aus dem 1. bis 3. Jahrhundert existieren zahlreiche Funde aus der Römerzeit; unter anderem die Villa Rustica am Silberberg.

Mittelalter

Anno 893 wurde Ahrweiler erstmals im Prümer Urbar (Güterverzeichnis aus der Benediktinerabtei Prüm) als Arwilre, Arewilre, Arewilere und später Arweiller benannt. Danach besaß die Abtei in Ahrweiler einen Herrenhof mit 24 Hofstellen, 50 Morgen Ackerland und 76 Morgen Weinberge. Das Dorf Wadenheim wurde 992, also knapp einhundert Jahre danach, erstmals genannt, Hemmessen folgte im Jahr 1106. Die erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrkirche in Ahrweiler stammt aus dem Jahr 1204, um 1225 wurden die Burg Neuenahr und die Grafschaft Neuenahr (Newenare) durch den Grafen von Are-Nürburg errichtet, das Geschlecht wurde nach der Burg benannt. Zwanzig Jahre darauf ließ König Konrad IV. Ahrweiler durch Burggraf Gerhard von Landskron brandschatzen. Die Ortschaft wurde 1246 an das Erzbistum Köln verschenkt.

Am 2. August 1248 erfolgte die Bestätigung der Stadtrechte den Bürgern Ahrweilers durch Erzbischof Konrad I. von Are-Hochstaden in Are (Altenahr). 1250 begann der Bau der heute noch existierenden Stadtmauer von Ahrweiler, dieser wurde etwa zehn Jahre später abgeschlossen. Um das Jahr 1255 herum wurde Ahrweiler bereits regelmäßig Stadt (lateinisch oppidum = „Stadt“) genannt, erhielt allerdings erst 1320 das Stadtsiegel. Im Jahr 1269 wurde mit dem Bau der St.-Laurentius-Pfarrkirche begonnen, die zu den heute noch wenigen, genutzten Kirchen mit einem „Judensau-Relief“ (Wasserspeier) gehört. Eine Urkunde vom 22. Februar 1277 enthält erstmals den Beleg Ahrweilers als Stadtgemeinde und nennt die Vertreter der kommunalen Selbstverwaltung: Schöffen, Bürger und Gemeinde von Ahrweiler (scabini, burgenses ac universitas in Arwilre).[8]

Spätestens im 13. Jahrhundert leben unter dem Schutz des Kölner Erzbischofs Juden in Ahrweiler. Im Verlauf der Pestpogrome 1348/49 wird die jüdische Gemeinde ausgelöscht; seit 1367/70 sind wieder Juden in der Stadt. Auch eine Mikwe lässt sich nachweisen. Unter den jüdischen Einwohnern der Stadt werden auch Schriftgelehrte genannt.[9]

Die Herzöge von Jülich erhielten 1343 die Grafschaft Neuenahr zum Lehen. Um 1350 wurden erstmals die innerstädtischen Viertel Oberhut, Adenbachhut, Niederhut und Ahrhut genannt. Im Jahr 1352 folgten nach dem Tod des Grafen Wilhelm von Neuenahr schwere Erbstreitigkeiten, da sein Geschlecht in männlicher Linie mit ihm ausstarb. Aus dem Jahr 1365 stammt das älteste erhaltene Stadtsiegel von Ahrweiler. 1366 trat Ahrweiler dem Landfriedensbündnis Maas-Rhein bei,[10] das am 13. Mai 1351 zwischen Erzbischof Wilhelm von Gennep, dem Herzog Johann von Brabant, dessen Sohn Herzog Gottfried von Limburg (* 1347, † 1352) und den Städten Köln und Aachen auf zehn Jahre vereinbart und dann stetig verlängert worden war.[11]

Zu einem Eingriff durch den Erzbischof von Köln Friedrich III. von Saarwerden kam es 1372, die Burg Neuenahr wurde zerstört und Kurköln zum Mitbesitzer der Grafschaft. Zwei Jahre darauf erfolgte die erste Nennung des Dorfes Beul in der Grafschaft Neuenahr. Die Ahrweiler Huten (Ahrhut, Niederhut, Oberhut, Adenbachut), ursprünglich fiskalische Bürgergemeinschaften, wurden 1411 mit Wehraufgaben betraut. Die Abtei Prüm blieb Grundherr von Ahrweiler und bezog erhebliche Weinzinse. Die Pfarrkirche war Eigenkirche der Abtei und wurde im 14. Jahrhundert noch von einem Prümer Konventualen als Ortspfarrer bedient. 1373 kam es darüber zum Streit, der bis vor die Kurie in Rom ging und dort zugunsten der Abtei und ihres Kandidaten entschieden wurde[12].

Nach dem Tod des Erzbischofs und Kurfürsten Dietrich II. von Moers am 14. Februar 1463 waren nahezu alle Schlösser, Burgen, Ämter und Renten in den Händen von Pfandinhabern. Infolgedessen kam es in Kurköln am 26. März 1463 zur rheinischen Erblandesvereinigung, die vom Erzbischof beschworen werden musste. An ihr beteiligte sich das Kölner Domkapitel, die Grafen, Ritter und die bedeutendsten Städte. Auch die Stadt Ahrweiler besiegelte die Vereinigung.[13] Im Verlauf der Kölner Stiftsfehde (1473–1480) wurde Ahrweiler im April und Mai 1474 durch Truppen des Kölner Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz belagert. Mauern und Huten wehrten die Angriffe ab.[14]

Neuzeit

Aus dem Jahr 1510 stammt die älteste überlieferte Stadtordnung für Ahrweiler. 36 Jahre später, 1546, kam es zur Rückeroberung der Grafschaft Neuenahr durch den Herzog von Jülich; seitdem war die Grafschaft mit dem Herzogtum Jülich als Amt Neuenahr vereint. Auch in Ahrweiler gab es Hexenverfolgungen. Eine erste, überlieferte Aktennotiz deutet auf eine entsprechende Hinrichtung 1501 hin: Do Tryne van Eich verbrant wart, heißt es in der Ratsnotiz. Details überliefert eine für die Jahre 1628/29 überlieferte, ausführliche Generalrechnung was wegen des Hexenwesenß alhi neben den special gerichtlichen rechnunghen so vff jeder persohn gestelt vor Uncosten drufgangen. Die Hinrichtungen fanden danach auf Honenstein hinter dem Kalvarienberg statt.[15] 1629 erreichte die Hexenverfolgung mit der Verbrennung der Frau des Bürgermeisters Stapelberg ihren Höhepunkt. In der besagten Rechnungslegung der Ahrweiler Hexenprozesse sind 26 Personen namentlich aufgeführt, die verbrannt worden waren.[16]

Mit dem Vertrag von Xanten aus dem Jahr 1614 infolge des Jülich-Klevische Erbfolgestreits fiel Neuenahr an das Herzogtum Pfalz-Neuburg. Generalfeldmarschall Wolf Heinrich von Baudissin erzwang 1632 den Einzug in die Stadt, gegen die Entrichtung einer hohen Summe am 11. Dezember kam es zu keinen Plünderungen. Vier Jahre darauf eroberte Bernhard von Sachsen-Weimar Ahrweiler. Nach einer Niederlage der kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Krefeld (Niederrhein) unter General Guillaume de Lamboy am 17. Januar 1642 wurden 2200 Mann zu Fuß und 700 Kavalleristen für vier Monate lang nach Ahrweiler gelegt; es kam zu Plünderungen, Brandschatzungen, Raub, Vergewaltigungen. Im Juli 1646 eroberte der französische General Vicomte de Turenne Ahrweiler. Wieder kam es zu Plünderungen, zu Raub und Mord.[17][18] Nur zwei Jahre danach forderte die Pest mehr Menschenleben als zuvor der Dreißigjährige Krieg.

Die Bürgermeisterei Neuenahr fiel mit Jülich-Berg 1685 an die Kurpfalz. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg besetzten französische Truppen am 7. September 1688 Ahrweiler. Bei ihrem Rückzug unter General Henri d’Escoubleau, comte de Montluc setzten die Franzosen die Stadt am 1. Mai 1689 in Brand; Ahrweiler wurde bis auf zehn Häuser niedergebrannt.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das heutige Stadtgebiet zu verschiedenen Territorien:[19]

Ahrweiler war eine kurkölnische Vogtei, zu der auch Bachem, Marienthal und Walporzheim gehörten

Bad Neuenahr (Wadenheim mit Beul und Hemmessen) und Ramersbach gehörten zu Herzogtum Jülich (Amt Neuenahr)

Heimersheim, Heppingen und Ehlingen gehörte ebenfalls zum Herzogtum Jülich (Amt Sinzig-Remagen)

Lohrsdorf mit Green gehörte zur Herrschaft Landskron

Gimmigen und Kirchdaun waren im gemeinschaftlichen Besitz der Herzöge von Jülich und der Herren der Landskron; der jülichische Teil unterstand dem Amt Sinzig-Remagen.

Im Jahr 1794 wurde das gesamte Linke Rheinufer im ersten Koalitionskrieg von französischen Revolutionstruppen besetzt. Von 1798 bis 1814 gehörte das heutige Stadtgebiet zum Rhein-Mosel-Departement (französisch Département de Rhin-et-Moselle), Ahrweiler wurde Hauptort (chef-lieu) des gleichnamigen Kantons, die übrigen heutigen Stadtteile gehörten zum Kanton Remagen.

Anfang des Jahres 1814 endete die französische Herrschaft in den linksrheinischen Gebieten. Das vorherige Rhein-Mosel-Departement wurde vorläufig dem Generalgouvernement Mittelrhein zugeordnet. Aufgrund der auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen kam die Region 1815 zum Königreich Preußen. Unter der preußischen Verwaltung kam das heutige Stadtgebiet 1816 zum neu errichteten Kreis Ahrweiler im Regierungsbezirk Koblenz, der Teil der Provinz Großherzogtum Niederrhein und von 1822 an Teil der Rheinprovinz war. Das heutige Stadtgebiet wurde von der Bürgermeisterei Ahrweiler verwaltet, Ramersbach gehörte zur Bürgermeisterei Königsfeld. Die Stadt Ahrweiler schied 1857 aus dem Bürgermeistereiverband aus und bildete einen eigenen städtischen Verwaltungsbezirk.

Der Straßentunnel bei Altenahr wurde 1834 eröffnet, damit begann der Fremdenverkehr. Etwa 20 Jahre darauf – 1852 – wurde der Apollinarisbrunnen erbohrt. Im Jahr 1856 wurden die Heilquellen erschlossen und zwei Jahre später ein Heilbad in Wadenheim gegründet.[20]

Im Jahre 1875 erfolgte die Zusammenlegung der Orte Wadenheim, Hemmessen und Beul zur Gemeinde Neuenahr (hergeleitet aus dem Namen der ehemaligen Burg und Grafschaft). Die Bürgermeisterei Ahrweiler-Land wurde in Bürgermeisterei Neuenahr umbenannt, der Sitz des Bürgermeisters und der Verwaltung wurde von Ahrweiler nach Wadenheim verlegt. Die Ahrtalbahn von Remagen bis Ahrweiler wurde 1880 eröffnet (1886 führte sie bis Altenahr, 1888 bis Adenau und 1910 begann der zweigleisige Ausbau). Von 1906 bis 1917 verkehrte außerdem die Elektrische gleislose Bahn Ahrweiler in der Stadt, ein früher Oberleitungsbus-Betrieb. Zwischen 1899 und 1901 wurden das Thermal-Badehaus, der Ostbau, das Kurhotel und das Kurhaus gebaut.

Im Jahre 1908 wurde das Ahrgau-Museum durch Peter Joerres gegründet. Das Ahrhochwasser forderte 1910 mehrere Menschenleben. Am 30. Juli 1912 starb Kardinal-Erzbischof Antonius Fischer während einer Kur. Am 5. Juli 1927 genehmigte das Preußische Staatsministerium das Wappen des Kreises Ahrweiler. Im selben Jahr wurde der Heilcharakter der Quellen anerkannt – Neuenahr wurde Bad Neuenahr.

1933 lebten 31 jüdische Einwohner (zehn Familien) in Ahrweiler sowie 96 jüdische Einwohner in Bad Neuenahr. Im Verlauf der Novemberpogrome 1938 wurden die Synagoge in Ahrweiler sowie noch bestehende jüdische Geschäfte im heutigen Stadtgebiet verwüstet. Die Synagoge in Bad Neuenahr wurde ebenfalls verwüstet und anschließend niedergebrannt. Sie stand in der Tempelstraße, welche am 20. Dezember 1938, auf Antrag des Ortsgruppenleiters Thür, in Wadenheimer Straße umbenannt wurde. 1942 erfolgte die Deportation der letzten jüdischen Einwohner in Vernichtungslager.[21] In den Jahren 2012 bis 2015 wurden zu deren Gedenken 72 Stolpersteine in drei Stadtteilen verlegt.

Während des Zweiten Weltkriegs kam es in den letzten beiden Kriegsjahren zu schweren Kriegsschäden durch alliierte Bombenangriffe auf Ahrweiler, dabei wurden 126 Häuser insbesondere in der unteren Ahrhutstraße, Schützbahn und Blankenheimer Hof zerstört. Im nahe gelegenen Silberbergtunnel suchten die Bewohner Schutz vor den Luftangriffen. Das heutige Stadtgebiet wurde nach dem Krieg innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Jahr 1951 wurde Bad Neuenahr zur Stadt erhoben.

1953 wurde die Bundesschule der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk im Stadtteil Marienthal eingerichtet. Im Jahr 1971 wurde die THW-Bundesschule in die Katastrophenschutzschule des Bundes umgewandelt. Bei Bauarbeiten an der Bundesstraße 267 wurde 1980 eine Römervilla entdeckt. Zwischen 1991 und 1993 wurden die Ahrthermen gebaut. 1995 kam es zum Kompromiss von Bad Neuenahr: Es wurde eine historische Einigung zwischen den deutschen Länderregierungen zu einem neuen Rundfunkstaatsvertrag erzielt. Die Europäische Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen (Technikfolgenabschätzung) wurde 1996 gegründet, im selben Jahr wurde die Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz (AkNZ) – seit 2002 Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) und seit März 2021 Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) – eingerichtet.

Beim schweren Hochwasser im Juli 2021 kam es zu erheblichen Schäden an der Infrastruktur. So wurden mit einer Ausnahme alle Ahr-Brücken der Stadt – darunter die Casinobrücke und die Kurgartenbrücke – zerstört. Uferbereiche wurden mitgerissen, so dass auch angrenzende Straßen beschädigt wurden. Zu schweren Beschädigungen kam es an der Spielbank, dem Thermalbadehaus, dem Saunagarten der Ahr-Thermen, dem Kurgarten, dem Dahliengarten und mehreren Hotels. Der Friedhof am Ahrtor wurde teilweise zerstört.[22][23]

Zusammenschluss

Die heutige Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler entstand in Form einer Neubildung am 7. Juni 1969 aus den beiden Städten Ahrweiler und Bad Neuenahr und den Gemeinden Gimmigen, Heimersheim, Kirchdaun und Lohrsdorf (Verbandsgemeinde Bad Neuenahr). Die Gemeinde Ramersbach wurde am 16. März 1974 eingemeindet.[24]


Text: Wikipedia

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