Bahnhof Berlin Zoologischer Garten

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Der Bahnhof anlässlich der Olympischen Spiele 1936

Der Bahnhof Berlin Zoologischer Garten (kurz Bahnhof Zoo) ist ein Bahnhof der Deutschen Bahn im Berliner Ortsteil Charlottenburg am Hardenbergplatz in unmittelbarer Nähe zum Berliner Zoo.

Der Durchgangsbahnhof an der Berliner Stadtbahn gehört zu den über 80 Bahnhöfen der zweithöchsten Bahnhofskategorie 2 der DB Station&Service und ist Umsteigepunkt zwischen S-Bahn und Regional-Express. Bei den Zahlen der täglichen Fahrgäste im Regionalverkehr lag Ende 2006 die Station Zoo hinter dem Bahnhof Friedrichstraße an zweiter Stelle, gefolgt vom Bahnhof Alexanderplatz auf Platz drei.

Unter ihm befindet sich der gleichnamige U-Bahnhof der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Am Busbahnhof auf dem Hardenbergplatz kann man zum innerstädtischen Busverkehr (auch Metro- und Nachtbusse) der BVG wechseln.

Während der Zeit der Teilung Berlins war der Bahnhof der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des Personenfernverkehrs im Westteil der Stadt; diese Rolle hat für die gesamte Stadt der 2006 eröffnete Berliner Hauptbahnhof übernommen.


Eröffnung und Mauerbau

Der Bahnhof Zoologischer Garten wurde im Februar 1882 für die Vorortzüge der Berliner Stadtbahn eröffnet. Ab 1884 hielten dort auch durchlaufende Fernzüge der Ost-West-Relationen.

Im Jahr 1902 wurde der unterirdische Bahnhof der heutigen U-Bahnlinie U2, damals die erste U-Bahnlinie Berlins in Betrieb genommen.

Der Fern- und Vorortbahnhof wurde für die Olympischen Spiele (1936) von 1934 bis 1940 umgebaut und dabei wurden die Gleisanlagen der Fernbahn erweitert. Die dazu errichteten Brückenbauten wurden 2007 für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland vorgeschlagen. In Zusammenhang mit der Erweiterung wurde auch die heute noch bekannte Bahnhofshalle errichtet, die erst einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Verglasung erhielt.

Nach der Stilllegung der übrigen Fern- und Kopfbahnhöfe im Westsektor von Berlin am 18. Mai 1952 war er der einzige verbleibende Fernbahnhof in West-Berlin. Obwohl er nur zwei Bahnsteige für den Fernverkehr besaß, war er damit der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt im Westteil der Stadt. Er war Ausgangspunkt der Interzonen- und späteren Transitzüge in das Bundesgebiet.

Vor dem Mauerbau und ab 1962 verkehrten vom Bahnhof Zoo auch Fernzüge – direkt oder mit Kurswagen – nach Kopenhagen, Stockholm und über Prag nach Wien. Die internationalen Ost-West-Verbindungen in Richtung Warschau wurden 1961 nicht unterbrochen. Als zusätzlicher Fernbahnhof für West-Berlin konnte bis 1976 nur der Grenzbahnhof Friedrichstraße in Ost-Berlin benutzt werden. Erst ab 1976 hielten die Fernzüge auch an den Bahnhöfen Wannsee und Spandau.


Sozialer Brennpunkt

In den 1970er und 1980er Jahren war die Rückseite des Bahnhofs an der Jebensstraße ein Treffpunkt der Drogen- und Stricherszene. Das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, das von Kai Hermann und Horst Rieck aufgrund von Tonbandprotokollen von Christiane F. niedergeschrieben wurde, thematisiert den Alltag in der Drogenszene aus der Sicht einer Betroffenen. Durch diese Veröffentlichung erlangte der Bahnhof deutschlandweit ein Schmuddelimage. Die Berliner Senatsverwaltung beendete diese Vorgänge am Bahnhof Ende der 1980er Jahre durch rigorose Polizeieinsätze. Trotzdem ist der Bahnhof Zoologischer Garten weiterhin ein Treffpunkt für viele Obdachlose, Stricher und Junkies, insbesondere an den Brücken der Eisenbahngleise.

Im Jahr 1991 inspirierte der Bahnhof die irische Rockband U2 zu dem Stück Zoo Station. Des Weiteren gibt es ein Lied der schwedischen Punkrockband Randy mit dem Titel Bahnhof Zoo, in dem die Perspektivlosigkeit und die sozialen Probleme heutiger Jugendlicher beschrieben werden. Die Band Alphaville griff die Thematik in ihrem Lied Big in Japan auf.


Anbindung an den Fernverkehr

Ab 3. Juli 1993, mit Inbetriebnahme der elektrischen Oberleitung, wurde der Bahnhof Zoo planmäßig von ICE-Zügen bedient. Damit entfiel ein zuvor eingerichteter Shuttle-Verkehr vom provisorischen ICE-Bahnhof Michendorf mit dem betrieblichen Endbahnhof Lichtenberg.

Zum 15. Februar 2004 wurde die Station zum „rauchfreien Bahnhof“ erklärt.

Am 7. Juli 2005 kündigte die Deutsche Bahn an, ICE-Züge der Linien Köln–Berlin und Stuttgart/Basel–Berlin auch nach Inbetriebnahme des Nord-Süd-Tunnels über die Stadtbahn zu führen, jedoch nicht mehr am Bahnhof Zoo halten zu lassen. Etwa 20.000 Fernreisende pro Tag wurden zuletzt am Bahnhof Zoo gezählt.

Mit der Umsetzung des Pilzkonzeptes zum Fahrplanwechsel am 28. Mai 2006 wurden die Zugläufe im Eisenbahnknoten Berlin neu geordnet und die neuen Fernbahnhöfe Hauptbahnhof, Südkreuz und Gesundbrunnen eröffnet. Der Bahnhof Berlin-Spandau wurde mit zusätzlichen Zughalten aufgewertet. Infolgedessen halten am Bahnhof Zoologischer Garten keine ICE- und IC-Züge mehr. Vertreter einer Bürgerinitiative legten in der Nacht des Fahrplanwechsels einen Gedenkkranz für den letzten planmäßig haltenden ICE nieder. Bis dahin hatten sie rund 130.000 Unterschriften für einen Erhalt des Bahnhofs Zoo als Fernbahnhof gesammelt. Zuletzt hielten täglich 146 Fernzüge.

Während zahlreiche Reisende durch eine Steigerung der täglichen Zughalte von rund 1200 auf etwa 1700 ebenso profitieren wie von deutlich verkürzten Reisezeiten in Nord-Süd-Richtung, hat die Umsetzung des Pilzkonzepts zu einer Verlängerung der Reisezeit für Bahnkunden geführt, die von der westlichen Innenstadt aus insbesondere nach Westdeutschland reisen. Diese Kunden müssen oftmals mit S-Bahn- oder Regionalzügen zum Bahnhof Spandau fahren, um Anschluss an den Fernverkehr zu erhalten. Der Hauptbahnhof liegt 3,8 Schienenkilometer, der Bahnhof Spandau 11,6 Kilometer vom Bahnhof Zoo entfernt. Längere Reisezeiten ergeben sich teilweise auch für Fahrgäste aus dem Berliner Umland mit Fahrtzielen in der westlichen Innenstadt.

Die Zahl der täglichen Besucher des Bahnhofs ging von etwa 150.000 auf rund 100.000 zurück. In der Folge beklagten Einzelhändler im Bahnhof massive Umsatzeinbrüche. Laut Angaben der Deutschen Bahn vom Dezember 2006 verlor die Station auch ihre Bedeutung als wichtigster Regionalknoten Berlins und rangiert nun auf dem zweiten Platz hinter dem Bahnhof Friedrichstraße. Wurden vormals noch 45 Prozent aller Fahrkarten in Berlin am Bahnhof Zoologischer Garten verkauft, waren es im Dezember 2006 noch 25 Prozent. Kurz nach dem Ende des Fernverkehrshaltes schloss das Restaurant Terrassen am Zoo, das täglich bis zu 600 Gäste hatte. Anfang 2008 nutzten täglich wieder rund 130.000 Reisende den Bahnhof. Mit Ausnahme des ehemaligen Terrassen-Restaurants sind alle Gewerbeflächen vermietet.

Neben den Zügen des Regionalverkehrs und der S-Bahn halten Nachtzüge der Deutschen Bahn und Fernzüge weiterer Eisenbahngesellschaften. Am Bahnhof Zoo beginnen nun auch die Züge nach Osteuropa (Sankt Petersburg, Moskau, Kiew und andere), die früher im Bahnhof Lichtenberg eingesetzt wurden.

Kritiker bemängeln die Entscheidung der DB. So sei der Bahnhof Zoo seit 1884 immer ein Fernbahnhof gewesen und in allen bis März 2005 erschienenen Publikationen der DB zum Pilzkonzept sei der Bahnhof als Fernverkehrshalt ausgewiesen gewesen.

Im Koalitionsvertrag des Berliner Senats (Stand: 2013) war ein Fernverkehrshalt am Bahnhof Zoo als Ziel enthalten.

Seit 14. April 2014 hält hier zumindest der Interregio-Express (IRE) Berlin – Stendal – Salzwedel – Uelzen – Lüneburg – Hamburg einmal pro Tag und Richtung, der für diese Verbindung etwas mehr als drei Stunden benötigt. Der IRE gehört jedoch generell zum Nahverkehr und ist hier gleichzeitig tariflich und von den Bahnhofsabständen als Nahverkehrsangebot konzipiert und kann mit entsprechenden Fahrausweisen sowie einem speziellen Sparpreisticket genutzt werden.


Planungen

Die Deutsche Bahn plant eine grundlegende Sanierung des Bahnhofs. Eine wiederholte Erneuerung der Gleisanlagen gab es 2006, zuvor auch 1984 und 1991–1993. Das Unternehmen betont, dass diese erneuten Bauarbeiten erst durch den reduzierten Zugverkehr seit der Einstellung der ICE- und IC-Halte möglich seien. Von 2015 bis 2017 soll das Empfangsgebäude modernisiert werden.


Coding da Vinci Projekt (2015), nach der Idee von Berliner Grossstadtgeschichten


Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Willy Pragher

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