Bankhaus H. Aufhäuser

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Die Bank H. Aufhäuser war eine Privatban mit Sitz in München.

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Geschichte

Gründung 1870

Durch Heinrich Aufhäuser (1842–1917) und Samuel Scharlach wurde am 14. Mai 1870 das Bankhaus Aufhäuser & Scharlach in München gegründet. Bereits in den ersten Jahren von 1870 bis 1876 verfünffachte sich die Bilanzsumme des neuen Bankhauses. Nachdem Heinrich Aufhäuser seinen ehemaligen Partner Scharlach bis 1892 allmählich ausbezahlt hatte, firmierte das Institut ab 1894 unter dem Namen Bankhaus H. Aufhäuser. Die Bank erlangte schnell einen guten Ruf und zählte alsbald u. a. Herzog Luitpold in Bayern und die Familie von Thomas Mann sowie Neuberger und Einstein (Alfred Einstein) zu ihren Kunden. Um die Jahrhundertwende wurde aus der zunächst auf das Effektenkommissionsgeschäft spezialisierten Bank ein umsatzstarkes Kreditinstitut. 1913 belief sich die Bilanzsumme von H. Aufhäuser erstmals auf über 10 Millionen Goldmark.

S. Bleichröder Kommanditistin und erfolgreiche 1920er Jahre

Eine der angesehensten deutschen Privatbanken und die ehemalige Hausbank des vormaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck, das Berliner Bankhaus S. Bleichröder, wurde 1918 Kommanditistin vom Bankhaus H. Aufhäuser – auch ein Kennzeichen des Konzentrationsprozesses bei den Banken seit der Jahrhundertwende. Der offizielle Name lautete nun: H. Aufhäuser Kommandite von S. Bleichröder. 1921 kam es durch die Beteiligung Martin Aufhäusers an S. Bleichröder zu einer Überkreuzbeteiligung zwischen den beiden jüdischen Bankhäusern. Gleichzeitig trat Ernst Kritzler, seit 1917 Teilhaber von S. Bleichröder, dem Bankhaus H. Aufhäuser bei. Die 1920er waren sehr erfolgreiche Jahre für H. Aufhäuser. Martin Aufhäuser (1875–1944) saß zudem im Aufsichtsrat der 1924 neu gegründeten Golddiskontbank, die nach der Hyperinflation als Tochtergesellschaft der Reichsbank gegründet wurde, um dem deutschen Außenhandel wieder ein konvertierbares Zahlungsmittel zur Verfügung zu stellen.

„Arisierung“

Diese ausgesprochen erfolgreichen Jahre wurden jäh durch die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten unterbrochen. Da die Aufhäusers dem jüdischen Glauben angehörten, war das Bankhaus massiven Repressalien ausgesetzt und es verlor einen Großteil seiner Kunden – durch Zwangsmaßnahmen (Judenboykott etc.), Auswanderung oder Deportation.

Das Bankhaus H. Aufhäuser wurde infolge der sogenannten Reichspogromnacht Anfang November „zwangsarisiert“ und im Dezember 1938 übernahm Friedrich Wilhelm Seiler die Bank; H. Aufhäuser war damit eine der letzten Privatbanken und eine der bedeutendsten, die auf diese Art „arisiert“ wurde. Das Bankhaus änderte seinen Namen in Seiler & Co. und die jüdischen Mitarbeiter mussten entlassen werden. Allerdings muss vermerkt werden, dass Martin Aufhäuser die ersten Verhandlungen mit Friedrich Seiler im Sommer 1938 noch mehr oder weniger freiwillig geführt hatte; Seiler war derjenige, dem die Aufhäusers ihre Bank übergeben wollten. Erst nach der „Reichspogromnacht“ mischten sich die nationalsozialistischen Stellen massiv in die Verhandlungen ein und bestimmten den Weg der „Arisierung“. Das Geschäft wurde ab Ende 1938 hauptsächlich von dem seit den 1920er Jahren im Bankhaus H. Aufhäuser tätigen und engen Vertrauten der Aufhäusers, Josef Bayer (1897–1965), geführt, der selbst mit einer Jüdin verheiratet war, aber aufgrund seiner Kenntnis über die Bank von den nationalsozialistischen Stellen nicht entlassen werden konnte. Dem Bankhaus Aufhäuser/Seiler gelang es sogar, bis 1944 Gewinne zu erzielen, ohne sich in Rüstungsgeschäfte oder Ähnliches zu verstricken. Josef Bayer wie auch der seit 1939 persönlich haftende Gesellschafter Otto Schniewind, der in der geplanten Regierung Goerdeler zeitweise als Finanz- bzw. Wirtschaftsminister vorgesehen war, wurden infolge des Attentats vom 20. Juli 1944 sogar ins Konzentrationslager gebracht beziehungsweise in Lagerhaft genommen, überlebten aber die nationalsozialistische Zeit.

Wiederaufbau, Aufhäusers scheiden endgültig aus

Die Brüder Martin und Siegfried Aufhäuser (1877–1949, seit 1921 Partner in der Bank und englischer Staatsbürger) mussten Deutschland mittellos und gedemütigt verlassen und wanderten nach London bzw. über die Niederlande in die USA aus. 1954 wurde das Münchner Institut wieder in Bankhaus H. Aufhäuser umbenannt, und den Nachfahren der Aufhäusers wurde bereits 1953 rückwirkend zum Jahre 1948 eine 40-prozentige Beteiligung am Kommanditkapital angeboten. 1955 veräußerte die Familie Aufhäuser aufgrund der Vorkommnisse während der Zeit des Nationalsozialismus ihre Anteile jedoch vollständig und ist seitdem nicht mehr an der Bank beteiligt; persönliche Beziehungen bestehen aber weiterhin fort.

Hauck & Aufhäuser

Zum 1. Januar 1998 fusionieren das Frankfurter Bankhaus Georg Hauck & Sohn und das Münchener Bankinstitut H. Aufhäuser zu Hauck & Aufhäuser KGaA.[9] Der Partnerkreis der Bank besteht aus dem Sprecher Michael Bentlage sowie Stephan Rupprecht und Wolfgang Strobel. Hauck & Aufhäuser versteht sich als traditionsreiches und gleichzeitig modernes Privatbankhaus.[10]

Bis August 2016 war Hauck & Aufhäuser eines der wenigen Privatbankhäuser, das eigenständig von persönlich haftenden Gesellschaftern und konzernunabhängig geführt wurde. Zu den Teilhabern gehörten neben Nachkommen der Gründerfamilie auch Hans Joachim Langmann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Merck KGaA, Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender der SolarWorld AG sowie die Familie Findel-Mast, welche Eigentümerin der Mast-Jägermeister SE ist.[11]

Am 8. Juli 2015 wurde bekannt, dass sich Hauck & Aufhäuser in Verkaufsgespräche mit dem chinesischen Beteiligungskonzern Fosun International führt.[12][13][14] Das Angebot von Fosun belief sich nach Medienberichten auf 210 Millionen Euro.[15] Im August 2016 wurde die Übernahme nach über einjähriger Prüfung von der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Bank- und Finanzaufsicht (BaFin) bestätigt.[16] Damit ging zum ersten Mal eine deutsche Bank an einen Mehrheitseigentümer aus China. Die Geschäftsleitung von Hauck & Aufhäuser blieb mit Stand Januar 2017 unverändert.[17][18]

Im Dezember 2016 gab die Privatbank bekannt, das Fondsplattformgeschäft der Sal. Oppenheim in Luxemburg und in diesem Zuge die beiden dort ansässigen Gesellschaften Sal. Oppenheim jr. & Cie. Luxemburg S.A. und Oppenheim Asset Management Services S.à r. zu übernehmen.


Adresse: Löwengrube 20, München

Text: Wikipedia

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