Baumkuchen

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Der Baumkuchen ist ein schichtweise aufgebauter und über offener Flamme gebackener Kuchen. Der „König der Kuchen“ wird auch Prügel- oder Spießkuchen genannt, in Österreich auch Prügelkrapfen. Die Bezeichnung Baumkuchen wurde erstmals 1682 in einem diätetischen Kochbuch von Johann Sigismund Elsholtz verwendet, dem Leibarzt Kurfürst Friedrich Wilhelms von Brandenburg.[1] Wegen seiner ähnlichen Form wird oft auch der Baumstriezel irrtümlich Baumkuchen genannt.

Baumkuchen Reklamemarkenkatalog

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Baumkuchen.

Herstellung

Die Zutaten einer Baumkuchen-Masse sind Butter, Eier, Zucker, Vanille, Salz und Mehl. Backpulver darf nicht verwendet werden. Das Verhältnis von Mehl, Butter und Eiern muss mindestens 1:1:2 sein, das heißt auf 100 g Mehl müssen mindestens 100 g Butter und 200 g Vollei kommen.[2] Honig und Alkohol (zum Beispiel Rum) können als Aromen hinzugegeben werden, ebenso Nüsse, Marzipan und Nougat. Die Grundrezeptur ist aber immer gleich.

Ein echter Baumkuchen wird schichtweise an einem sich drehenden Spieß, der so genannten Walze, gebacken. Früher geschah das über Feuer, heute gibt es dafür speziell konstruierte Backapparate, die elektrisch beheizt werden. Die Teigmasse wird in circa 10 bis 20 einzelnen Schichten aufgetragen, meist durch einen Tauchvorgang, und schichtweise gebacken. Dadurch ähneln die Schichten im fertigen Kuchen den Jahresringen eines Baumes.

Durch eine besondere Technik beim Auftragen der einzelnen Teigschichten (Formung etwa mit einem Holzkamm[3]) erhält der Kuchen eine wellenförmige Kontur, es bilden sich Ringe. Nach Entfernen des Spießes kann die Kuchenrolle in Portionen geschnitten werden, dabei sind ein bis zu fünf Ringe üblich. Diese erhalten eine Glasur aus Fondant oder Kuvertüre (entweder Bitterschokolade oder Vollmilchschokolade). Die lange Backzeit macht den Baumkuchen sehr haltbar und ermöglicht dadurch den Export auch nach Japan und in die USA. Dies ist allerdings nur als Rohling möglich, denn eine Glasur kann die Haltbarkeit unter Umständen stark verkürzen, da sie Feuchtigkeit anzieht.

Zum Verzehr wird Baumkuchen traditionell mit etwa spiralförmig geführten Schnitten in „Schollen“ von höchstens ein viertel Rippe Dicke, immer im Kreis herum allmählich von oben nach unten abgetragen. Eine andere Schnittart besteht darin, einzelne Ringe abzuschneiden und diese dann, je nach Größe der Ringe, zu vierteln oder zu achteln. Dabei sind die einzeln gebackenen Schichten sichtbar. Das bei anderen Kuchenarten übliche Anschneiden mit senkrechten Schnitten ist bei Baumkuchen unüblich.

Für die Herstellung der Baumkuchenspitzen wird ein Ring in trapezförmige Stücke geschnitten, die einzeln mit Glasur überzogen werden. Nach einem anderen Verfahren, welches verbreiteter ist, wird die Masse schichtweise auf einem Backblech verteilt, gebacken und nach dem Abkühlen geschnitten. Damit sind große Mengen schnell zu produzieren. Der Spitzkuchen weist keine Wölbung auf und ist daher gleichmäßiger.

Geschichte

Der genaue Zeitpunkt der Erfindung des Baumkuchens ist nicht bekannt, im Mittelalter gab es jedoch auch Brote, bei denen der Teig um einen Spieß gewickelt und über dem Feuer geröstet wurde. Erste Rezepturen für den Kuchen gibt es in einem italienischen Kochbuch von 1426. Das älteste überlieferte deutschsprachige Rezept erschien um 1450 in einer Heidelberger Handschrift. In Nürnberg und Frankfurt am Main war Baumkuchen schon im 15. Jahrhundert ein bekanntes Hochzeitsgebäck der Patrizier.[1]

Im 16. Jahrhundert veränderte sich die Herstellungsmethode, der Kuchenteig wurde nun nicht mehr ringförmig um eine rotierende Holzwalze gelegt, sondern als ganzes Stück um die Walze gelegt und mit Schnüren festgebunden. Durch das Abbinden entstanden die typischen Einkerbungen des Baumkuchens. Im 17. Jahrhundert kam eine weitere neue Fertigungsmethode auf, bei der dünnflüssiger Teig schichtweise auf die sich drehende Walze aufgegossen wurde. Zu dieser Zeit wurde es auch üblich, eine Glasur aus Zucker und Rosenwasser aufzutragen. Zucker wurde bei der Teigzubereitung zu dieser Zeit aber noch eher sparsam verwendet, man benutzte zum Würzen Muskat, Zimt und Kardamom. Die heute übliche Rezeptur entstand erst im 18. Jahrhundert. Eines der ersten bekannten Rezepte dieser neuen Art ist in der 7. Auflage des Nieder-Sächsischen Koch-Buchs von 1769 enthalten. Zu dieser Zeit wurde der fertige Baumkuchen mit geraspelter Schokolade bestreut oder ganz mit Kuvertüre bestrichen. Seit etwa 1800 wurden diese Kuchen kaum noch in privaten Haushalten hergestellt, sondern fast ausschließlich von Konditoren. Schwerpunkte der Baumkuchenherstellung entstanden in Dresden, Cottbus und Salzwedel.[1][4] Salzwedeler Baumkuchen besitzt seit 2010 das EU-Gütezeichen geschützte geografische Angabe (g.g.A.).

Baumkuchen ist eine traditionelle Spezialität in Litauen (litauische Bezeichnung: šakotis) sowie in den nordöstlichen Regionen (Podlachien und Masuren) von Polen (polnische Bezeichnung: sękacz), wo er seit dem 16. Jahrhundert landesweit vom Adel geschätzt wurde und heute allgemein bekannt ist. In Japan, wohin er von dem deutschen Konditor Karl Joseph Wilhelm Juchheim gebracht wurde, ist der Baumkuchen (バウムクーヘン, Baumukūhen oder バームクーヘン, Bāmukūhen) eine der beliebtesten Backwaren überhaupt und trotz seines relativ hohen Preises zumindest abgepackt in fast jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich.

In Griechenland nennt man ihn Obelisa, in Rumänien Agnethler.

Der Baumkuchen ist ein Symbol des Konditorberufs (Berufs- oder Zunftwappen).



Text: Wikipedia

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