Beelitz

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Beelitz ist eine Stadt im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Die Stadt liegt am Rand der Zauche südwestlich von Berlin und Potsdam und ist vor allem bekannt als Mittelpunkt des größten brandenburgischen Spargelanbaugebietes. Beelitz ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg. Seit 2013 führt die Stadt offiziell, auch auf den Ortseingangsschildern, die Zusatzbezeichnung „Spargelstadt“.

Ausflüge

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Beelitz.

Geschichte

Siedlungsspuren aus dem Neolithikum und der Bronzezeit

Im Bereich der Nieplitz (Flur 15, 16), ist eine Siedlung aus dem Neolithikum bekannt und ein Rast- und Werkplatz aus derselben Epoche. Dort fanden sich auch eine Siedlung der Bronzezeit (Bodendenkmalnummer 30674). Beim Bau der Umgehungsstraße B2 wurde im Kreuzungsbereich mit der Trebbiner Straße (Flur 16) eine weitere bronzezeitliche Siedlung angeschnitten (Bodendenkmalnummer 30681).

Funde von zwei Urnenfriedhöfen bezeugen, dass es um 300 v. Chr. hier eine Ansiedlung gab.

Mögliche Entstehung vor dem oder im 10. Jahrhundert, aufstrebender Pilgerort

Im Jahr 997 wurde ein slawischer Ort namens Belizi im Gau Bloni erstmals urkundlich erwähnt. Sowohl Beelitz als auch das benachbarte Bad Belzig reklamieren diese Urkunde und damit eine 1000-jährige Geschichte für sich.[5]

Die Wunderblutlegende, wonach eine Hostie Bann- und Heilkraft erlangte, machte Beelitz 1247 zum Wallfahrtsort. Ein Bericht des 16. Jahrhunderts, der der Ritualmordlegende folgend aussagt, die Hostie sei von Juden „gemartert und geschändet“ worden, wurde häufig als Anhaltspunkt dafür genommen, dass bereits zu dieser Zeit Juden dort gelebt hätten.[6] Diese Annahme galt lange Zeit als ältestes Zeugnis der Anwesenheit von Juden in der Mark Brandenburg, ist aber völlig unbelegt. Es gibt keine zuverlässigen Berichte über eine jüdische Präsenz in Beelitz. Ablassbriefe des 13. Jahrhunderts nennen zwar das Hostienwunder, nicht jedoch eine Beteiligung von Juden an dieser „Schändung“.[7][8][9]

Im 15. Jahrhundert reichte der Einflussbereich von Beelitz unter anderem bis nach Wildenbruch. So teilt Riedel im Codex diplomaticus Brandenburgensis mit, dass „das Dorf Wildenbruch an mehre[re] Bürger zu Beelitz im Ganzen 7 Mandel Groschen jährlich entrichten und daß die Bauern neben Körner-Abgaben auch noch an Zins drei Beelitzsche Schillinge auch drei Münzpfennige zu geben hatten.“[10] Während des Dreißigjährigen Krieges litt Beelitz unter Truppendurchmärschen und Einquartierungen und musste Kontributionszahlungen leisten. Als 1731 der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm die Soldaten seiner neu aufgestellten Husareneskadrons in den Bürgerhäusern unterbrachte (darunter Rittmeister Hans Joachim von Zieten), wurde Beelitz Garnisonsstadt.

18. bis 19. Jahrhundert

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde ein jüdischer Friedhof an der jetzigen Straße des Aufbaus Ecke Clara-Zetkin-Straße angelegt. Von den Nationalsozialisten zerstört, wurde er in der DDR-Zeit instand gesetzt. Seit 1988 gibt es dort eine Gedenktafel.

Auf dem Rückzug von Napoleons Russlandfeldzug 1812/13 wurde auch Beelitz vom Krieg betroffen. Am 3. März 1813 griff eine Abteilung verfolgender Kosaken der russischen Armee unter General Graf Wittgenstein den Nachtrupp der Grande Armée unter Eugène de Beauharnais (Vizekönig von Italien und Stiefsohn Napoleons) bei Beelitz an. Am Morgen des 6. März 1813, sammelten sich 2000 Kosaken auf dem Windmühlen-Feld und griffen, unterstützt von 120 bewaffneten Beelitzern, Napoleons Heer überraschend an. Die Franzosen wurden bis kurz vor Treuenbrietzen verfolgt. Dann kehrten die Russen zurück und belästigten die Beelitzer. Noch heute kündet eine Kanonenkugel in einer Hauswand in der Trebbiner Straße vom damaligen Beschuss, eine zur DDR-Zeit ergänzte Gedenktafel erinnert an die Waffenbrüderschaft mit den Russen.[11]

1861 erfolgte der erste feldmäßige Spargelanbau in Beelitz (durch den Glasermeister und Ackerbürger Karl Friedrich Wilhelm Herrmann). 2015 betrug die Spargelanbaufläche in der Region ca. 1300 ha, der Ernteertrag erreichte rund 16.000 t.[12]

Um 1910 unterhielt der Deutsch-Israelitische Gemeindebund Berlin in Beelitz ein Heim für geistig behinderte Kinder und Jugendliche, die einzige jüdische heilpädagogische Einrichtung in Deutschland. Im Jahre 1937 wurden dort noch 56 Mädchen und Jungen betreut. Im Juni 1942 wurden die Kinder und ihre Erzieher in Vernichtungslager deportiert. Am Gymnasium in der Karl-Liebknecht-Straße erinnert seit dem Ende des 20. Jahrhunderts eine Gedenktafel mit dem Davidstern an ihr Schicksal.

20. Jahrhundert: Funkempfangsstelle

1928 wurde von Telefunken in der Nähe des heutigen Ortsteiles Schönefeld eine Übersee-Empfangsstation aufgebaut. Sie diente der telegrafischen und telefonischen Kommunikation, zuerst hauptsächlich mit den USA und Südamerika. Im Verein mit der Betriebszentrale beim Haupttelegraphenamt Berlin (HTA) und der Übersee-Sendestation Nauen wurden Telegramme, Funkgespräche und Bildtelegramme (ähnlich dem heutigen Fax) zwischen Deutschland und dem Ausland per Funk auf Lang- oder Kurzwellen übertragen. Ursprünglich gebaut für das Telefunken Tochterunternehmen Transradio (und als Ersatz für die Station in Geltow) wurden die Funkempfangsstelle (wie auch die Sendestation in Nauen) 1930 der Deutschen Post unterstellt. Der bekannte Telefunken-Architekt Hermann Muthesius lebte beim Bau der Betriebsgebäude in Beelitz zwar schon nicht mehr, aber den Bauten sieht man noch heute an, dass sie in seinem Architektenbüro entworfen wurden. Darüber hinaus beweisen diese Bauten die hervorragende Leistung und Qualität des Beelitzer Bauunternehmens Schielicke. Zwischen 1929 und 1931 wurden Zug um Zug Empfangsgeräte und Funker von Geltow nach Beelitz umgesetzt. Telefunken hatte neue Großempfänger entwickelt, die zusammen mit den neu errichteten Antennenanlagen den Empfang aus New York, Kairo, Buenos Aires, Batavia, Rio de Janeiro, Manila, Bangkok, Santiago de Chile, Osaka, Mexiko, Teheran und Shanghai gewährleisteten. Bald kamen weitere Stationen dazu.

Zu den imposantesten Antennenanlagen gehörten die vier Goniometer-Antennen für den Langwellen-Empfang, deren am weitesten entfernte Masten auf den Wiesen hinter Krobs Hof in Beelitz und auf den Wiesen zwischen Rieben und Dobbrikow standen. Als weiteres Meisterstück der Telefunken-Entwicklung sei die sogenannte Tannenbaum-Antenne genannt, die aus einer Zusammenschaltung von 96 Einzeldipolen bestand, welche an 75 m hohen Stahlmasten aufgehängt waren. All das diente dazu, möglichst störungsfreie Signale zu erhalten, die per Kabel nach Berlin zum HTA bzw. zum Fernsprechamt (Fernamt Berlin) übertragen wurden. Die Funkempfangsstelle Beelitz war somit Teil des weltweiten postalischen Fernmeldenetzes. Um 1930 herum entstand wohl auch der Begriff, dass Beelitz das (deutsche) „Ohr zur Welt“ sei.

Durch den Zweiten Weltkrieg wurden die Verbindungen zu vielen Partner-Funkstationen unterbrochen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden über die Funkempfangsstelle Beelitz die Funkverbindungen für die DDR-Post unter anderem mit Moskau, Peking, Shanghai, Kairo, Helsinki, Budapest, Belgrad, Ulan Bator, Pjöngjang und Havanna hergestellt.

Durch den verstärkten Ausbau der internationalen Kabel-Verbindungen mittels Glasfaserkabel vollzog sich Zug um Zug der Übergang vom postvermittelten Telegramm und Ferngespräch zur direkt vom Teilnehmer hergestellten Kommunikation.

Zuletzt wurden die technisch hervorragenden Anlagen der Funkempfangsstelle Beelitz (zusammen mit den Kurzwellensendern in Nauen) zur Abwicklung von Weitverbindungen des Seefunks der DDR benutzt.

In Beelitz befand sich praktisch ein Arbeitsplatz der Küstenfunkstelle Rügen Radio. Von hier aus ging auch am 22. April 1991 um 00:01 UTC die letzte Sendung von Rügen Radio. Die Kurzwellen-Übertragung und damit die Funkempfangsstelle in Beelitz wurden überflüssig.

Nach Nutzung als Tierpension und Tierheim „Pfötchenhotel“ ist es in Insolvenz und steht zum Verkauf.

Beelitz ab 1990

Nach der Wende wurden die bis dahin bestehenden Bezirke aufgelöst und neue Bundesländer gebildet. Beelitz, bis dahin zum Kreis Potsdam-Land im DDR-Bezirk Potsdam gehörig, kam zum Bundesland Brandenburg. Die Verwaltungsstruktur der Ortschaften war nun ebenfalls zu verändern; am 23. Juni 1992 erteilte der Minister des Innern seine Zustimmung zur Bildung des Amtes Beelitz mit Sitz in der Stadt Beelitz. Als Zeitpunkt des Zustandekommens wurde der 26. Juni 1992 festgelegt.[14] Folgende Gemeinden des damaligen Kreises Potsdam-Land waren darin zusammengeschlossen (in der Reihenfolge ihrer Nennung im Amtsblatt): Rieben, Zauchwitz, Schlunkendorf, Schäpe, Reesdorf, Salzbrunn, Buchholz, Elsholz, Busendorf, Fichtenwalde, Wittbrietzen und die Stadt Beelitz. Die heutige Großgemeinde entstand durch den Zusammenschluss der Stadt Beelitz mit den Orten des ehemaligen Amtes Beelitz am 31. Dezember 2001.[15] Das Amt Beelitz wurde zum selben Zeitpunkt aufgelöst.


Text: Wikipedia

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