Berga (Elster)

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Berga/Elster ist eine Landstadt im Landkreis Greiz im Osten des Freistaates Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Berga.

Geschichte

Mittelalter

Berga wurde wie Greiz bei der Kolonisation des Elstertales um 1200 erschlossen.[2] Eine Burg auf einem Bergsporn, der vom Osten in das Tal der Weißen Elster ragt, sicherte und kontrollierte im Mittelalter den Flussübergang einer in Ost-West-Richtung verlaufenden Straße, die das Orlatal um Auma mit dem Muldetal von Zwickau verband. Den Herren von Lobdeburg waren schon 1225 Ritter von Berga bekannt. Die erste Nachricht über Berga an der Elster ist in der Urkunde aus dem Jahre 1306[3] festgehalten. Dieses Schriftstück berichtet, dass ein Vogt von Gera (Herr von Gerawe) dem Kloster Cronschwitz Zinse kaufte, darunter „in der moll (Mühle) zcu Bergawe auch XXXIV scheffel korn“. Diese Mühle war höchstwahrscheinlich die Angermühle. Vier Jahre später, am 29. März 1310, erwarb das Kloster Cronschwitz einen „hoff ynn dem gerichte zcu Bergaw…. unnd der kyrchlehen zcu Bergaw mit allem deme rechte …“ (einen Hof und das Kirchlehen zu Berga). In der Zeugenreihe einer Urkunde vom 25. März 1313 ist ein „dominus Conradus plebanus in Bergowe“ aufgeführt.

Am 11. September 1319 schlossen die Vögte von Gera mit den Vögten von Weida in Berga einen Vertrag über die Geraer Münze ab. Im Jahre 1320 war für die Bergaer Kirche ein Laie, der Vogt von Gera, Patron. Die Äcker und Fluren waren durch die ständigen Kriege des Landesherrn zerstört, und das durch die Nähe dichter Wälder begünstigte Räuberunwesen ließ keine ordnungsgemäße Feldbestellung zu. Ab dem 13. Jahrhundert war die Familie von Wolffersdorff auf dem heutigen Stadtgebiet von Berga/Elster ansässig. Im Ortsteil Wolfersdorf lebte die Familie von 1240 bis 1831. Gotfridus de Wolfinsdorf siegelte als Zeuge für Vogt Heinrich von Greiz. Im Ortsteil Markersdorf von 1340 bis 1684 und in Culmitzsch von 1360 bis 1785 ansässig. Das alte Wasserschloss in Culmitzsch wird nach einem Brand im Jahre 1675 auf alten Grundmauern durch Heinrich von Wolffersdorff wieder errichtet. Das Schloss Berga mit Umland kauften die Brüder Nickel und Hans v. Wolffersdorff 1432 und besaßen es bis 1569.

Bis über die Mitte des 14. Jahrhunderts unterstand das Bergaer Gebiet den Vögten von Gera. Diese führten dort im Jahre 1363 ihre letzte Rechtshandlung durch. Wenig später gehörte Berga den Wettinern. Darüber berichtet das Registrum dominorum marchionum Missnensium vom Jahre 1378, in dem Berga erstmals als Städtchen (opidum, stetigen) genannt wird. Die Erhebung des Ortes zur Stadt erfolgte demnach in den 1370er Jahren. Der Schiedsspruch über den Streit zwischen König Wenzel von Böhmen und den Markgrafen Friedrich IV. von Meißen vom 13. August 1386 berichtet von der zerstörten und abgebrannten Stadt Berga. Am 31. August 1411 wurde Berga dem Landesteil des Markgrafen Wilhelm II. angegliedert.

Grundlegende Änderungen traten im Jahre 1427 ein. Am 22. Januar veräußerte Heinrich von Weida sein Drittel an der Herrschaft Weida an den Markgrafen Friedrich von Meißen und erhielt dafür von diesem „slosz und stadt Bergaw“ mit allem Zubehör. Der neue Stadtherr von Berga nannte sich Heinrich von Weida, Herr von Berga. Nach diesem feudalistischen Besitzwechsel wurde der Stadt Berga am 9. Juni 1427 ein offener Brief ausgestellt, der in 16 Artikeln den Einwohnern, die bis dahin erlangten „freiheiten und gerechtickaiten“ bestätigte. Dieses Schriftstück spiegelt die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Berga während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wider. Die weitgehende Abhängigkeit des darin erwähnten Bürgermeisters und Rates von der im jährlichen Wechsel von zwei Rittergütern in der Umgebung ausgeübten Grundherrschaft blieb indes bis 1823 bestehen.[4]

Neuzeit

1466 ging Berga als Teil des Vogtlandes an den Wettiner Ernst und somit mit der Leipziger Teilung 1485 an die Ernestiner über. Durch die Grumbachschen Händel erfolgte 1567 der Wechsel zu den Albertinern. Seit Ende des 16. Jahrhunderts war die Familie von Zehmen im Raum Berga/Elster ansässig. 1597 erwarb Moritz Bastian v. Z, Oberaufseher der Kurfürstlichen Flöße und Gehölze, das Rittergut Neumühl (im Ort Pöltschen) von Ernst v. Milkau. 1686 hielt sein Enkel Hans Bastian II. von Zehmen Einzug in Markersdorf. Die „Fabian-Sebastian-Stiftung“ für Bedürftige rief er ins Leben, aus deren Zinsen bis 1945 sozial Schwache eine Zuwendung erhielten. Ferner war er Hauptmann des Neustädter Kreises und Deputierter auf dem Landtag zu Dresden. Darüber hinaus wurde er zum kursächsischen Geheimen Rat berufen und diente Johann Georg III. bzw. Friedrich August I. (August der Starke). Der Landwirt Friedrich von Zehmen (1779–1851) erwarb sich Verdienste um die tiefe Ackerfurche, die er in der hiesigen Gegend heimisch machte.[5] Sein Motto war: „Bete und arbeite, so wird Dir Gott helfen“. Die letzten Besitzer vom Rittergut Markersdorf und Rittergut Neumühl waren Christoph und Moritz Bastian von Zehmen. Letzterer spielte eine wichtige Rolle bei der kampflosen Übergabe der Stadt Berga an die Amerikaner 1945.[6]

Das Königreich Sachsen musste als Ergebnis des Wiener Kongresses 1816 Berga/Elster als Teil des Neustädtischer Kreises an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach abgeben. Bei einem letzten Großfeuer 1842 brannte die Stadt vollständig ab, infolgedessen wurde die Freiwillige Feuerwehr Berga gegründet. 1875 kam der Anschluss an das Eisenbahnnetz über die Bahnstrecke Gera Süd–Weischlitz zustande. 1921 wurde während der Inflationszeit auch in Berga eigenes Notgeld herausgegeben. Die Motive berichten von historischen Sagen rund um Berga.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde seit 1944 die unterirdische Rüstungsanlage Schwalbe V durch 120 ausländische Zwangsarbeiter, 500 Kriegsgefangene und Militärinternierte sowie 1200 bis 1500 Häftlinge des KZ Buchenwald errichtet. Allein auf der Baustelle Schwalbe V kamen 314 Personen unter menschenverachtenden Bedingungen ums Leben. Am Hang des Baderberges erinnert ein 1947 aufgerichteter Gedenkstein an die Opfer des Faschismus. Der größte Teil der Häftlinge wurde auf einen Todesmarsch getrieben, den viele nicht überlebten.[7] Forscher vermuteten in den Stollen zeitweise das verschollene Bernsteinzimmer.

Das 1972 vereinbarte Verkehrsabkommen zum Kleinen Grenzverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, betraf so auch Berga/Elster im damaligen Kreis Greiz. Im Gegensatz zu DDR Bürgern, hatten Bürger festgelegter Grenzzonen der Bundesrepublik Deutschland, die Möglichkeit touristischer Kurzaufenthalte in Berga/Elster.

Das Bergaer Schloss

Die Bauzeit der auf drei Felsen errichteten Schlossanlage kann bis ins 12. Jahrhundert zurückdatiert werden, Reste der befestigten Ritterburg aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind zum Teil in den Befestigungsmauern erhalten. Die Gründung der Burg geht auf die Lobdeburger zurück, die einen Gegenpol zur Herrschaft der Vögte von Weida schaffen wollten. 1358 übernahmen die Landgrafen von Thüringen die Anlage. 1373 wurde sie von Heinrich dem Roten, Vogt von Weida, verpfändet. 1427 erhielt er sie endgültig zurück. 1445 bekamen die Wettiner sie wieder.[8][9] Schloss Berga um 1912

Im Jahre 1592 wurde der Besitz vom Churfürstlichen Kammer- und Bergrat in Dresden an Daniel von Watzdorf übergeben. Die Familie von Watzdorf ist bis 1870 als Eigentümer verzeichnet. Letztes Familienmitglied war Bernhard von Watzdorf, der als Staatsminister am Hofe von Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar wirkte. Bis 1875 gehörte das Schloss Richard Hermann aus Zeitz, der es im Jahre 1875 an Ernst Semmel, den Sohn des Landrates und geheimen Justitzrathes Moritz Semmel aus Gera weiter veräußerte. Ernst Semmel wurde als Gemeindevertreter gewählt und verkaufte das Schloss 1909[10] an Hauptmann Toppius, der bereits als Verwalter des Schlossgutes gewirkt hatte. 1938 erwarb Ludwig Scharpenseel, der zuvor seine Anteile an der Schlegel-Scharpenseel-Brauerei veräußert hatte, die Immobilie und ließ das Objekt und die Außenanlagen von Grund auf sanieren.

Am 10. September 1945 wurde die Familie Scharpenseel entschädigungslos enteignet und flüchtete nach Sichtigvor. Sie verlor das Rittergut und die zugehörigen Ländereien in einer Gesamtgröße von 239 Hektar. Die Einrichtung wurde ausgelagert bzw. zur Möblierung der Notunterkünfte von vertriebenen Deutschen aus Mittel- und Osteuropa verwendet. Zur gleichen Zeit wurde eine Landwirtschaftsschule im Schloss eingerichtet. Ende der 1950er Jahre wurde diese ausgelagert und das volkseigene Gut Meilitz übernahm die Rechtsträgerschaft. Die Stallungen wurden zur Schweinemast umgenutzt. Mit der „Wende“ ging das Schloss in das Eigentum der Weigl Holding über. Am 8. März 1994 brannte der Dachstuhl des 1760 errichteten Pächterhauses. Der Brand und das Löschwasser haben erhebliche Schäden am Gemäuer verursacht. Ende 2011/Anfang 2012 wurde das Schloss in großen Teilen abgerissen.[11]



Text: Wikipedia

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