Bernau

Aus veikkos-archiv
Version vom 25. August 2021, 08:23 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Stadtführer

Die Karte wird geladen …

(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bernau.

Max Jasper Nachf.

Sonstige

Geschichte

Vom Ursprung der Stadt bis zum 17. Jahrhundert

Wie archäologische Quellen belegen, ist Bernau seit der Mittelsteinzeit vor 7000 v. Chr. ein Siedlungsplatz.[9] Am Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die Stadt gegründet.[10] Die genauen Umstände sind ungeklärt, da alle Urkunden bei großen Bränden 1406 und 1484 vernichtet wurden. Am Georgstag (23. April) des Jahres 1432 gelang den Bernauer Bürgern die Abwehr eines Angriffs der Hussiten, die auf ihrem Feldzug durch die Lausitz (18. März–5. Mai 1432) zahlreiche Städte zerstörten und plünderten. Seit 1832 wird dieses Ereignisses jährlich mit dem dreitägigen Bernauer Hussitenfest gedacht (außer in der DDR-Zeit).

Das Bier und die Tuchproduktion machten die Stadt im Mittelalter weit über die Grenzen der Mark Brandenburg hinaus bekannt. Über Jahrhunderte hinweg galt das Bier als das beste der Mark, und die gute Haltbarkeit machte es zum Exportschlager. Noch im 17. Jahrhundert wurden jährlich 30.000 Tonnen Bier in andere Städte und Gemeinden – auch außerhalb der Mark Brandenburg – geliefert. Im Heimatmuseum vermitteln prächtige Trinkgefäße, Schleppkannen und Schankzeug einen Eindruck von der Bierbrauerei in Bernau.

Während der Hexenverfolgungen wurden von 1536 bis 1658 in Hexenprozessen 25 Frauen und drei Männer wegen angeblicher Zauberei verfolgt, gefoltert und hingerichtet,[11] darunter Dorothea Meermann und Catarina Selchow.[12] Von der Künstlerin Annelie Grund wurde das Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung in Bernau geschaffen mit der Inschrift: „der Hexerei beschuldigt, gefoltert, getötet“. Es wurde am 31. Oktober 2005 eingeweiht.[13] Die Stadtverordnetenversammlung von Bernau bei Berlin beschloss am 6. April 2017 die sozialethische Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse.[14]

Die starken Stadtmauern erschwerten jeden Angriff auf die Stadt. 1598 wütete die Pest so stark, dass alleine in dem Jahr 1137 Menschen daran verstarben. Der Dreißigjährige Krieg und die Pest machten aus Bernau eine verarmte und verödete Stadt. Dies änderte sich erst, als Kurfürst Friedrich III. französische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) ins Land holte. 1699 wurden 25 Familien in Bernau aufgenommen. Darunter waren ausgezeichnete Handwerker, Bauern, Wissenschaftler und Kaufleute. Von der Blütezeit der Stadt sind bis in das 21. Jahrhundert Bauwerke erhalten.

Vom 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Zwischen 1806 und 1815 hatten die Einwohner unter der Besetzung französischer Soldaten sehr zu leiden, da die Stadt ein wichtiger Etappenort der französischen Armee war.[15]

Seit 1817 gehörte Bernau zum Kreis Niederbarnim in der preußischen Provinz Brandenburg.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen Aufschwung. Am 30. Juli 1842 wurde die Eisenbahnstrecke Berlin – Eberswalde der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft eingeweiht. Seit 1924 verbindet die erste elektrisch betriebene Stadtschnellbahn Bernau mit Berlin. Die Nähe zur aufstrebenden Hauptstadt begünstigte in Bernau den gewerblichen Aufschwung. Wachstum und Industrialisierung blieben jedoch nicht ohne Konflikte, und es bildeten sich in Bernau seit Mitte des 19. Jahrhunderts Ausläufer der sozialistischen Arbeiterbewegung.[16]

Um das Jahr 1927 errichtete die Reichswehr, aus der im Jahr 1935 die Wehrmacht wurde, auf einem bis dahin ungenutzten Gelände an der Schwanebecker Chaussee das Heeresbekleidungsamt. Der Gebäudekomplex aus einem verwinkelten Haupthaus und mehreren zugeordneten Einzelhäusern entstand aus splitterfestem Beton, der jedoch mit Backsteinen verkleidet wurde. Das Bauwerk und die dort bis zu 1300 Beschäftigten galten seit seiner Erbauung als kriegswichtig. Es entstanden vor allem die Uniformen für die Truppen der Wehrmacht, sie waren hier auch eingelagert. Selbst nach intensiver Nachnutzung zwischen 1945 und 1991 durch die Rote Armee sind ursprüngliche Schriftzüge in Frakturschrift wie Rauchen verboten erhalten.[17]

Die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) wurde am 2. Mai 1933 zu einer Reichsführerschule der NSDAP und der DAF enteignet. Die Eröffnung am 16. Juli 1933 geschah in Anwesenheit Hitlers. Ab 1936 bis 1945 war im Gebäude die Sicherheitsdienstschule der Sicherheitspolizei und des SD.[18] Ab Sommer 1943 gab es in der Stadt ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, von dem 300 Häftlinge bei Arbeiten in einer Polizeidienststelle eingesetzt wurden. Ein Mahnmal vor dem Bahnhof auf einer Grünanlage an der Breitscheidstraße erinnert seit dem 11. September 1949 an die Opfer des Faschismus[19] auch unter Sinti und Roma.[20]

Am Morgen des 20. April 1945 wurde Bernau von der Roten Armee eingenommen.[21] Von Zerstörungen blieb die Stadt im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont, es gab ja fast keine Industrieansiedlungen. Für die sowjetischen Opfer wurde im Stadtpark ein sowjetischer Ehrenfriedhof errichtet, auf dem 425 gefallene Soldaten bestattet liegen.[22]

Von 1945 bis zur deutschen Wiedervereinigung

Konrad Wolf war im April 1945 mit 19 Jahren für kurze Zeit der erste Stadtkommandant im Auftrag der SMAD. Dieses prägende Erlebnis verarbeitete er in dem DEFA-Film Ich war neunzehn.[23]

Mit dem Einmarsch der Sowjetarmee wurde das frühere Heeresbekleidungsamt zu einem Nachschub- und Versorgungsdepot. Später hatte die 90. Panzerdivision der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ihren Standort in der ummauerten Einrichtung. Die Soldaten und Offiziere zogen in die Gebäude ein und nutzten sie auch zu kulturellen Zwecken. Auf dem Gelände wurden nach und nach Panzer-Garagen, Sporteinrichtungen und andere Wirtschaftsbauten hinzugefügt.[17]

In den 1980er Jahren ließ die Stadtverwaltung große Teile der meist aus Fachwerkhäusern bestehenden Bernauer Altstadt abreißen und weitestgehend durch Neubauten in einheitlicher Plattenbauweise ersetzen. Eine diskutierte Sanierung der stark verfallenen Altbausubstanz war den damals Verantwortlichen zu teuer. Bernau wurde damit zu einer von drei Modellstädten für den Umgang der DDR mit der Denkmalpflege – während in dieser Stadt großflächig abgerissen wurde, gab es in Greifswald eine Mischung aus Abrissen und Sanierungen, und in der Stadt Quedlinburg eine weitgehende Sicherung und Sanierung der Altstadt, letztere gehört seit den 2000er Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Von 1952 bis 1990 war Bernau Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder).

Seit 1990

Trotz der politischen und verwaltungsmäßigen Änderungen infolge der deutschen Wiedervereinigung (Neubildung des Landes Brandenburg) blieb Bernau bis 1993 Kreisstadt. Erst mit einer Verwaltungsreform im Jahre 1993 verlor die Stadt diesen Status und wurde in den neugebildeten Landkreis Barnim eingegliedert. Da der Zusatz bei Berlin, in Abgrenzung zu zahlreichen anderen Orten mit dem Namen Bernau, auch schon früher Verwendung fand, trägt die Stadt diesen seit dem 1. April 1999 offiziell.[24] Seit dem 1. Januar 2011 hat Bernau den Status einer Großen kreisangehörigen Stadt.[25]

Im Jahr 1991 – nach der deutschen Wiedervereinigung zog die Rote Armee komplett ab und hinterließ in einigen Innenräumen des ehemaligen Heeresbekleidungsamtes einfachste Wandmalereien, alte Wandzeitungen und Europa-Landkarten. Persönliche Ausrüstungsgegenstände wie defekte Militärkleidung wurden gefunden. Das freigeräumte Gelände fiel in einen Dornröschenschlaf, den nur Graffiti-Sprayer störten. Diese bemalten im Laufe der folgenden 25 Jahre sämtliche erreichbaren Räumlichkeiten. Hier finden sich nun (Stand im Mai 2018) Bilder der besten regionalen Streetart-Künstler wie Tobo oder Anders "Strøk" Gjennestad.

Nach unendlichen Versuchen einer Nutzung des Geländes wie die Ansiedlung eines Autoparks zu Beginn des 21. Jahrhunderts konnte im Jahr 2017 ein Investor gefunden werden. Dieser plant, auf dem Gelände insgesamt 2000 Wohnungen zu errichten oder in den zu rekonstruierenden und denkmalgeschützten Gebäuden unterzubringen (rund 1400). Die übrigen etwa 600 Wohnungen werden Neubauten sein. Zusätzlich werden Kindertagesstätten, eine Schule und Geschäfte gebaut.[17] Seit dem Frühjahr 2018 fanden umfangreiche Baumfällungen und Abrissarbeiten statt. Im Frühjahr 201 sind bereits die Panzer-Garagen abgeräumt und die historischen Gebäude größtenteils entkernt. – Schon Ende der 1990er Jahre war eine kleine Fläche im Nordbereich an der Chaussee frei geräumt worden, wo sich ein Lidl-Markt ansiedelte und etliche Wohnungen entstanden.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.