Bethel Henry Strousberg (Grab)

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"Eisenbahnkönig" Bethel Henry Strousberg, Stich vor 1876
Mausoleum Strousberg nach Restaurierung

Bethel Henry Strousberg (* 20. November 1823 in Neidenburg, Ostpreußen; † 31. Mai 1884 in Berlin; gebürtig/eigentlich Baruch Hirsch Strousberg, eingedeutscht Barthel Heinrich Strausberg) war ein deutscher jüdischstämmiger Unternehmer der Gründerzeit, der sich hauptsächlich im Eisenbahnbau engagierte. Als standesgemäßen Wohnsitz nutzte Strousberg das 1867/68 von August Orth errichtete Palais Strousberg in der Berliner Wilhelmstraße.

Bestattet auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, Abt. I-OE-005 (Mausoleum)



Leben

Nach dem frühen Tod seines Vaters 1835 wurde Strousberg in die Obhut und Lehrmeisterschaft seines in London lebenden Onkels gegeben und erlernte in dessen Handelshaus (Kohlenhandel) den kaufmännischen Beruf. Nebenbei beschäftigte er sich mit Sprachen, Musik und Geschichte. Ebenfalls in London lernte er das Banken- und Börsenwesen kennen und erwarb einen Ruf als Wirtschaftsfachmann. Der fortschreitende Eisenbahnbau in Großbritannien erweckte sein Interesse, daher fasste er seit Anfang der 1860er Jahre Pläne, Eisenbahnen in Preußen zu bauen.

Gute Kontakte zur preußischen Regierung und zu britischen Finanziers bescherten ihm 1862 eine erste Konzession zum Bau der Ostpreußischen Südbahn (Eisenbahnlinie Tilsit–Insterburg). In den nächsten Jahren folgten weitere Strecken wie z. B. Berlin–Görlitz und Hannover-Altenbeken.

Neuartig war die von Strousberg praktizierte Methode von Ausführung und Finanzierung der Bauvorhaben. Er beauftragte Generalunternehmer und streute damit die Risiken. Die Leistungen des Generalunternehmers wurden jedoch nicht in Geld, sondern ratenweise nach Baufortschritt mit Aktien der neu gegründeten Eisenbahngesellschaft bezahlt. Die Gründer und Kapitalgeber mussten damit nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten aufbringen und erhielten erhebliche Provisionen, teilweise auch Gewinne aus der Lieferung von Eisenbahnmaterial oder aus dem Verkauf von Grundstücken, die für Bahnanlagen benötigt wurden.

Unseriös daran war, dass das Aktienkapital höher als die tatsächlichen Baukosten angesetzt wurde. Der Generalunternehmer erhielt damit Aktien, deren Nennwert höher als die Baukosten war. Der Handel mit diesen Aktien blähte den Wert der Gesellschaften künstlich auf.

Strousberg engagierte sich zusätzlich in weiteren Projekten, z. B. als Zeitungsherausgeber mit der 1866 neu erschienenen Tageszeitung „Die Post“; kaufte u. a. die Maschinenfabrik Georg Egestorff in Hannover, betrieb Walzwerke und Hochöfen sowie den damals hochmodernen Berliner Viehmarkt. Gemessen an anderen Unternehmern der Epoche war er sehr sozial eingestellt, zahlte vergleichsweise gute Löhne und sorgte für zusätzliche soziale Leistungen. 1868 erwarb Strousberg das Schloss Miröschau in Böhmen, auch im benachbarten Sbirow war er Besitzer des Schlosses.

Als 1866 Prinz Karl Eitel Friedrich aus dem Hause Hohenzollern Fürst von Rumänien wurde, nutzte Strousberg seine Regierungskontakte, um sich als Unternehmen für dortige Eisenbahnprojekte ins Gespräch zu bringen. Infolge der damaligen preußisch-österreichischen Gegensätze bestand ein preußisches Interesse daran, das österreichische Monopol auf die Donauschifffahrt zu durchbrechen und einen Verkehrsweg über Land zu etablieren. Mittels Intrigen und Bestechung erhielt Strousberg im Sommer 1868 die Konzession für den rumänischen Eisenbahnbau. Nach dessen erfolgversprechendem Beginn zeigten sich jedoch bald technische und finanzielle Probleme, die teils zu einer minderwertigen Bauausführung, teils zum Baustillstand führten. Die Kritik an Strousberg führte sogar zu diplomatischen Verwicklungen. Strousberg musste sich mit großen finanziellen Verlusten aus dem Geschäft zurückziehen.

Seine große Villa in der Wilhelmstraße 70 wurde später von der Englischen Botschaft gekauft (heute Neubau an Originalort).

Seine letzten Jahre verbrachte er unter wirtschaftlich sehr beengten Verhältnissen in Berlin mit fehlgeschlagenen Versuchen, an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Er starb am 31. Mai 1884 in Berlin nach einem Herzinfarkt. Die Familiengrabstätte im Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg an der Ostwand, Feld I-OE-005 besteht noch heute.

Das von Strousberg für seinen 1873 verstorbenen Sohn Arthur Strousberg bestellte und von Bildhauer Reinhold Begas 1874 modellierte Grabmal konnte er nicht mehr bezahlen. Es verblieb im Besitz des Künstlers, der es 1900 auf eigene Kosten für die Pariser Weltausstellung in Bronze gießen ließ und damit einen Grand Prix errang. Aus dem Nachlass von Begas kaufte die Stadt Berlin das Grabmal und ließ es 1913 auf dem Friedhof Reinickendorf aufstellt, wo es erhalten blieb.

2009 wurde das Mausoelum restauriert mit Hilfe der Stiftung Verkehrsgeschichte/ Denkmalamt Bonn.


Text: Wikipedia

Bild 1: commons.wikimedia
Bild 2: commons.wikimedia/L. Wekenborg

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