Bielitz-Biala

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Bielsko-Biała, deutsch Bielitz-Biala (tschechisch Bílsko-Bělá), ist eine kreisfreie Stadt in der Woiwodschaft Schlesien in Polen, die 1951 durch den Zusammenschluss der (österreichisch-)schlesischen Stadt Bielsko (Bielitz) und der kleinpolnischen bzw. galizischen Stadt Biała (Biala), die in polnischer Zeit zum Kreis Schlesien (1564–1792) gehört hatte, entstand. Die Stadt wurde zum wirtschaftlich-kommerziellen, kulturellen Zentrum eines Gebiets, das oft informell als Beskidenland benannt wurde.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bielitz-Biala.

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Sonstige

Geschichte

Bielsko

Aus dem 12. Jahrhundert stammt die slawische Wallburg in Stare Bielsko (Alt-Bielitz) und im frühen 13. Jahrhundert gab es möglicherweise eine Siedlung an der Stelle des heutigen Marktplatzes in Bielitz, nahe der Furt am Fluss Biała (Bialka), auf dem Weg zwischen Skoczów (Skotschau) und Kęty (Kenty), die damals wahrscheinlich schon der Grenze zwischen den Bistümern Breslau (Teschener Kastellanei im Westen) sowie Krakau (Auschwitzer Kastellanei mit Pless im Osten und Norden) war. Im Jahr 1290 entstand das Herzogtum Teschen-Auschwitz, dessen zum großen Teil Gebirgsgegend bis 1281 eher die Peripherie des Herzogtums Oppeln-Ratibor war. Der erste Piastenherzog Mieszko I. initiierte eine starke deutschrechtliche Kolonisation, einschließlich des Biala-Tals direkt auf dem Weg zwischen den zwei wichtigsten herzöglichen Residenzen. Damals entstanden zwischen den Flüssen Ostravice im Westen und Skawinka im Osten einige deutsche Sprachinseln, aber um Bielitz war die Teilnahme der deutschen Siedler wahrscheinlich am stärksten und die Bielitz-Bialaer Sprachinsel blieb als einzige bis nach dem 17. Jahrhundert bestehen.

Die ersten urkundlichen Erwähnungen des Orts Belsko stammen aus der Jahrhundertwende vom 13. zum 14. Jahrhundert. Etwa nach der Aufstellung des Dokuments Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (wo Bielsko nicht erwähnt worden war) und vor 1312 erhielt Bilitz das Stadtrecht. Zu dieser Zeit bestand es aus lediglich 56 Häusern.

Als 1315 das Herzogtum Auschwitz von Teschen abgespalten wurde, verlief die Grenze durch das Bielitzer Land und die Bialka wurde zum Grenzfluss. Seit 1327 standen beide unter der Lehnsherrschaft des Königreichs Böhmen, was 1335 mit dem Vertrag von Trentschin politisch bestätigt wurde. Mit dem Übergang des Herzogtums Auschwitz an den polnischen König war Bielitz ab 1475 de facto Grenzstadt zu Polen.

Nachdem 1526 die Habsburger die böhmische Königswürde erlangten, gehörte Bielitz zum Habsburger Reich. 1553 wurde das Bielitzer Gebiet eine eigene Herrschaft, die dann 1572 dem Herzogtum Teschen abgekauft wurde und als Minderstandesherrschaft dem Oberamt Breslau unterstand. In ihr lebten etwa 2500 Einwohner, davon waren drei Viertel Deutsche. Im Gegensatz zum Rest Teschener Schlesiens wurde in Bielitz im Jahr 1565 die Amtssprache Deutsch, während im Rest des Gebiets Tschechisch lang die Hauptamtssprache blieb.

Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt zu einem Zentrum des Handwerks. Vor allem die Tuchmacherei wurde dort ansässig. Der Tuchmacherzunft, die seit 1548 bestand, gehörten 1571 17 Meister an. Bielitz war auf 179 Häuser angewachsen und gelangte zu einem gewissen Reichtum, der es ermöglichte, im Jahre 1570 dem Herzog von Teschen das Dorf Nikelsdorf und einen großen Stadtwald abzukaufen.

Die Reformation setzte sich in Bielitz recht schnell durch; auch die 1628 und 1654 durchgeführten Rekatholisierungen zeigten wenig Erfolg. Zwar wurden sämtliche Kirchen wieder katholisch, doch die Bielitzer besuchten sie nicht. Mit Unterstützung der evangelischen Herrschaft wurden in den Wäldern heimlich Gottesdienste abgehalten; in der Stadt bestanden an geheimen Orten evangelische Winkelschulen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort von den Schweden geplündert und das Schloss niedergebrannt. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Tuchweberei zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der Stadt. Im Polnischen Thronfolgekrieg eroberten die Russen 1734 Bielitz, im Ersten Schlesischen Krieg, 1741 die Preußen. Diese verloren die Stadt nur ein Jahr später wieder an Österreich. Bielitz war die einzige evangelische Stadt in ganz Österreich.

1751 wurde die Minderstandesherrschaft Bielitz zur Freien Standesherrschaft, 1752 zum Fürstentum und 1754 durch Maria Theresia in ihrer Eigenschaft als Königin von Böhmen zum Herzogtum Bielitz erhoben.

Durch das 1781 von Kaiser Joseph II. erlassene Toleranzpatent entstanden 1782 in Bielitz wie auch in Biala evangelische Kirchgemeinden.

Um 1800 hatte Bielitz 4200 Einwohner und verschmolz mit Biala zu einem Ballungszentrum, das 1815 mit 8000 Einwohnern nach Troppau das zweitgrößte in Österreichisch-Oberschlesien war. Die Industrialisierung in beiden Städten schritt schnell voran. 1806 wurde die erste Wollspinnmaschine in Betrieb genommen und 1811 entstand die erste Textilfabrik, die nicht mehr dem Zunftzwang der Tuchmacher unterlag.

1808 und 1836 wüteten Brände in Bielitz und zerstörten den Ort zu großen Teilen.

1848 wurde der evangelische Pastor Karl Samuel Schneider in den Wiener Reichstag gewählt, der sich dort als der einzige protestantische Abgeordnete für die Rechte der Protestanten in der neuen Verfassung einsetzte.

Die evangelische Gemeinde Bielitz gründete bis 1881 zusammen mit der Stadt u. a. eine Realschule, ein Gymnasium und eine Ingenieurschule. Besondere Verdienste erwarb sich dabei der evangelische Superintendent Theodor Karl Haase, der auch Abgeordneter des Reichsrates war.

In dem 1867 gegründeten evangelischen Lehrerseminar lehrte Professor Karl Volkmar Stoy aus Heidelberg erstmals in Österreich die Herbartsche Pädagogik und bildete Lehrer aus dem ganzen Lande, von Kärnten bis zur Bukowina, aus. 1890 erhielt die Stadt ein deutsches Theater.

Bielitz war die Stadt der Wollindustrie in Schlesien geworden, aber auch der Textilmaschinenbau spielte eine gewichtige Rolle.

Nach 1900 waren in den Industriebetrieben von Bielitz 20.000 Arbeiter beschäftigt, die aber größtenteils in den Dörfern der deutschen Sprachinsel wohnten. Ungelernte Arbeiter kamen vielfach als Pendler aus den armen polnischen Beskidendörfern. Das hatte zur Folge, dass die Einwohnerzahl von Bielitz nur wenig stieg, während andere Nachbarstädte Oberschlesiens in dieser Zeit einen enormen Zuzug verzeichneten.

1910 lebten 17.970 Menschen in Bielitz, davon 15.144 Deutschsprachige (84,2 %). Ähnlich verhielt es sich in den umliegenden Dörfern: dort lebten 13.839 Einwohner, von denen 11.573 (83,6 %) deutschsprachig waren. Allgemein stieg die Prozentzahl der Deutschsprachigen im Bezirk Bielitz von 16,1 % im Jahr 1880 auf 21,5 % im Jahr 1910. Im Jahr 1910 war die Verteilung der Konfessionen in Bielitz wie folgt (hierbei wurden 598 nicht dauerhaft hier Wohnhafte mitgezählt): 10.278 Römische Katholiken (55,3 %), 4942 Lutheraner (26,6 %), 13 Reformierte (0,1 %), 3024 Juden (16,3 %) und 211 Andere (1,1 %). 7598 Personen waren in Bielitz selbst heimatberechtigt, 3497 Personen stammten aus anderen Orten Österreichisch-Schlesiens und 6875 aus anderen Gebieten der Monarchie.[2]

Bielitz wurde 1920 Bestandteil des wiedererrichteten Polen und nach der Volksabstimmung in Oberschlesien zusammen mit den Gebieten Ostoberschlesiens 1922 in der Autonomen Woiwodschaft Schlesien vereinigt. Die Stadt blieb auch innerhalb Polens mehrheitlich von Deutschen (Juden machten um 20 % der Bewohner und waren überwiegend deutschsprachig) bewohnt. Auch bedingt durch die 600-jährige Geschichte als deutsche Sprachinsel war die Abwanderung der deutschen Bevölkerung hier nur sehr gering. Das deutsche Lehrerseminar wurde nun auch zur Unterrichtsstätte deutschsprachiger Lehrer aus den ehemals preußischen oder russischen Teilen Polens.

Beim Überfall auf Polen wurde die Stadt am 3. September 1939 durch deutsche Truppen besetzt, wobei es zu keinen Gefechten kam. Aus dem polnischen Landkreis Bielsko und Teilen des Kreises Biala wurde völkerrechtswidrig der Landkreis Bielitz mit Bielitz als Sitzgemeinde gebildet, mit der am 1. Juli 1941 die Stadt Biala vereinigt wurde.

Am 13. und 14. September 1939 wurden durch die Einsatzgruppe I der SS unter der Führung von Bruno Streckenbach die Synagoge Bielitz und die Synagoge (Biala) gesprengt. Bis Ende November 1939 wurden die jüdischen Einwohner in Biala ghettoisiert und später zum Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Die meisten jüdischen Einwohner wurden bis 1944 umgebracht.

Am 11. Februar 1945 erreichte die Rote Armee Bielsko. Seit dem Zweiten Weltkrieg, der u. a. die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 zur Folge hatte (etwa 50 % der deutschen Bewohner flüchtete, danach wurden etwa 2400 Deutsche zwangsausgesiedelt),[3] gibt es keine deutschsprachige Bevölkerung in Bielitz mehr. Nur etwa 1600 Juden kehrten in die Stadt zurück. Aus der Sowjetunion deportierte Juden vergrößerten bis März 1951 ihre Anzahl auf 3366. Danach sank durch Auswanderung nach Israel ihre Zahl auf 469 im Jahr 1956, bis schließlich 1989 nur noch 50 verblieben.[4] Bis Juli 1947 wurde Bielitz mit 3684 polnischen Familien (21.290 Personen) als neuen Siedlern besiedelt – die zweitgrößte Zahl nach Kattowitz in den Grenzen der ehemaligen Woiwodschaft Schlesien.[5] In die benachbarten Dörfer kamen mit der Repatriierung etwa 595 Familien (2225 Personen). Die unkontrollierte und ungezählte Umsiedlung machte in Bielitz weniger Probleme als in Biala, wo die Repatriierung nicht vom Staat organisiert wurde.[6]

Biała

Biała entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als ein am wahrscheinlichsten vom Schultheiß von Lipnik (Walenty Krzyszko)[4] gegründetes Dorf (Weiler) im Kreis Schlesien der Woiwodschaft Krakau in der Adelsrepublik Polen-Litauen, wo sich um das Jahr 1560 lutherische Handwerker aus der westlichen, zum schlesischen Herzogtum Teschen gehörenden, überbevölkerten Nachbarstadt Bielsko/Bielitz ansiedelten. 1564 wurde die Ansiedlung von 13 Handwerkern (mit Familien) entlang des alten „Polnischen Wegs“ (später die Alte Gasse, heutige Łukowa-Straße) erstmals urkundlich erwähnt,[4] die seit 1584 den Namen Biala trug. 1613 wurde die Gemeinde erstmals administrativ unabhängig von Lipnik.

Vor allem infolge der habsburgischen Gegenreformation in Schlesien im 17. Jahrhundert wuchs der Ort, zahlreiche Lutheraner aus der Standesherrschaft Bielitz zogen auf das andere Ufer der Bialka, weil in Polen die Gegenreformation noch moderater war. Das Dorf hatte noch am Ende des 17. Jahrhunderts eine völlig hölzerne Bebauung, aber schon den Charakter eines Städtleins. Ethnisch war Biala halb deutsch und halb polnisch, es bestand schon eine römisch-katholische Minderheit, aus dem Jahr 1697 stammt der erste Beleg der Anwesenheit eines Juden in Biala.[5] Auch hier waren die Tuchmacher (wie in Bielitz) das wichtigste Handwerk. Der neu gebildeten Zunft erteilte der Besitzer der Grundherrschaft von Lipnik, Johann Franz Lubowiecki, im Jahre 1667 ihr Privileg. In diesem Jahr gründete Lubowiecki auch in Lipnik an der Grenze zu Biala eine Konkurrenzjuridika (die spätere Vorstadt Biala) in der Umgebung des Lipniker Hofs (Sitz der Starosten) aus dem Jahr 1596.

Schon 1670 wurde Biala als eine Stadt erwähnt, was die Absicht der Bewohner demonstriert. Die adeligen Besitzer (Starosten) von Lipnik erschwerten die Verleihung des Stadtrechts für Jahrzehnte. Offiziell erhielt der Ort das Kulmer Stadtrecht jedoch erst 1723 durch den polnischen König August den Starken. Damals entstand der erste Marktplatz (heute Wojska-Polskiego-Platz). Die neue Stadt gehörte mit der Fläche von nur 12,5 Hektar, 300 Einwohnern und etwa 40 Häusern zu den kleinsten in Polen.[6]

Im Jahr 1708 siedelten sich Jesuiten an, um den mehrheitlich lutherischen Ort zum katholischen Glauben zu bekehren, seither begann die aktive Gegenreformation. Eine römisch-katholische Kapelle wurde damals erbaut, in den Jahren 1760 bis 1769 zur Kirche umgebaut. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg gewann die Stadt an Bedeutung und entwickelte sich rasch, besonders in den Jahren 1755 bis 1768 unter der Verwaltung der Familie Brühl (im Juni 1755 kaufte das Amt der Starost von Lipnik Heinrich von Brühl). 1765 wurden die Juden vertrieben. Im Jahr 1769 wurde die Stadt mit etwa 1500 Einwohnern in 200 Häusern zum Sitz der Generalität der Konföderation von Bar („der erste polnische Nationalaufstand“).

1772 bis 1918

Infolge der ersten Teilung Polens kam Biala im Jahre 1772 zu Österreich und wurde Teil von Galizien, formell nach der Betitelung der Habsburger im Herzogtum Auschwitz-Zator, das ab 1818 bzw. 1820–1850 vorübergehend aus Galizien ausgegliedert und Österreichisch-Schlesien zugeordnet wurde, in der Zeit war es formales Mitglied des Deutschen Bundes,[7] obwohl es vor 1772 Polen und nicht dem Heiligen Römischen Reich unterstanden hatte.

Im Jahr 1780 begann der Bau einer Reichsstraße von Wien nach Lemberg durch Biala mit der zweiten Brücke über die Bialka,[8] was Biala zum Tor Galiziens machte, u. a. in der Zeit der Josephinischen Kolonisation. Diese bedeutete auch eine in der Quellen zu beobachtende Welle der Zuwanderung aus dem deutschsprachigen Raum, während die polnische Sprache und Kultur auf dem Rückzug war. Die Wiener-Straße, jetzt 11 Listopada-Straße, wurde zur neuen städtischen Achse. Der alte Marktplatz wurde zu klein und der Neue Ring (ab 1890 Franzensplatz, heute Wolności-Platz) wurde erbaut. Die zahlreichen neuen Gebäude waren gemauert, noch im Gegensatz zur Mehrheit galizischer Städte ähnlicher Größe. Kaiser Joseph II. erließ 1781 sein Toleranzpatent, infolgedessen wurde 1782 in Biala nun offiziell auch eine evangelische Gemeinde gebildet. In den Jahren 1782 bis 1788 wurde die erste lutherische Kirche Galiziens in Biala errichtet. Die Prozentzahl der Lutheraner sank systematisch, jedoch ihr politischer Einfluss in der Stadt blieb überproportional groß. Biala war auch eines der wichtigsten Zentren dieser Konfession in Galizien, dort befand sich von 1871 bis 1885 und erneut von 1897 bis 1918 der Sitz der Evangelischen Superintendentur A. B. Galizien.

1784 wurde der Zoll an der Bialka aufgehoben. 1789 löste der Kaiser die Stadt endgültig aus der Grundherrschaft der Starosten von Lipnik und erhob sie 1799 zur Königlichen Freistadt. Durch den Wegfall der Landesgrenze an der Bialka verschmolzen Biala und Bielitz immer mehr. 1810 wurde die erste Fabrik in Biala von Joachim Adler eröffnet, was die Industrialisierung und das demographische Wachstum hereinbrachte. Die beiden Städte wurden um 1815 nach Troppau zum größten Ballungszentrum Österreichisch-Schlesiens, sowie zum dritten Zentrum der Textilindustrie Österreichs neben Brünn und Liberec.

Die Revolution von 1848/1849 initiierte eine bedeutende deutsche Nationalbewegung in Biala mit Rudolf Theodor Seeliger, einem liberalen Protestanten, an der Spitze. Zum ersten Mal wurde gefordert, die Stadt aus dem Galizien zu lösen, um sie Österreichisch-Schlesien anzugliedern. In den folgenden Generationen der deutschnationalen Bewohner wurde sie mehr oder weniger offiziell mehrmals wieder postuliert (z. B. im Jahr 1879 und 1916). Vor der Aufhebung des Rechts „de non tolerandis Judeis“ im Jahr 1849 siedelten sich schon illegal zahlreiche Juden in Biala an. 1865 wurde die jüdische Gemeinde Biała-Lipnik (mit Sitz in Lipnik, ab 1902 in Biala) errichtet. Auffälligerweise gab es in Biala mehr orthodoxen Juden als in Bielitz, ähnlich wie in Galizien. 1889 wurde die Synagoge in Lipnik für die liberalen Juden eröffnet.

Nachdem 1867 Galizien einen Sonderstatus unter polnischer Verwaltung bekommen hatte, erfolgte die Einrichtung einer Bezirkshauptmannschaft Biala. In die Stadt kam eine kleine Gruppe von polnischen Beamten und Intellektuellen aus anderen Regionen und belebten die polnische Nationalbewegung mit Edward Stiasny an der Spitze. Jedoch wegen des Zensus-Männerwahlrechts machten Deutsche mindestens 50 % der Bezirksratsmitglieder aus. Polnische Ratsmitglieder erlangten erst im Jahre 1909 die knappe Mehrheit.[9] Die Abgeordneten aus Biala (u. a. Antoni Seidler, Franz Strzygowski, Rudolf Bukowski, Johann Rosner, Franz Stanislaus Strzygowski, Karol Hempel) waren oft die einzigen deutscher Nationalität im galizischen Landtag.[10] 1898 wurde in Biala die erste polnische Volksschule eingerichtet. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts traten vermehrt Probleme zwischen den verschiedenen Nationalitäten auf und die vorwiegend polnische Verwaltung Galiziens begann, den Ort zu polonisieren, während die städtische Verwaltung im Gegenteil zu germanisieren versuchte (z. B. alle Namen der Straßen). Die sprachlichen Beziehungen in Biala (und Lipnik) waren damals komplizierter, als im fast ausschließlich kulturell deutschen Bielitz. Etwa 1/3 der Einwohner war bewusst nationaldeutsch, 1/3 polnisch, die übrigen, hauptsächlich slawischer Herkunft, deklarierten ihre Umgangssprache bzw. Nationalität wechselnd.[11] Laut der österreichischen Volkszählungen in den Jahren 1880 bis 1910 oszillierte die deutsche Sprache als deklarierte Umgangssprache der Bewohner zwischen etwa 70 und 80 Prozent. Die Polen assimilierten sich in Biala in die deutsche Kultur eher, wie z. B. der in einer polnischen Familie geboren Erwin Hanslik. Im Jahr 1909 veröffentlichte er das Buch Biala, eine deutsche Stadt in Galizien: Geographische Untersuchung des Stadtproblems. Mit der Industrialisierung begannen auch z. B. Streiks der Arbeiter. Im April 1890 wurden 11 Personen von der Gendarmerie getötet. Der folgende Generalstreik in Mai gilt als der erste von den große Erhebungen der Sozialisten in Galizien. Ab dem Jahr 1900 war dort Stanisław Stojałowski tätig, ein radikaler und kontroverser, polnischer Priester, dessen Aktivität wurde heute im Namen der im Jahr 1974 eröffneten Stojałowski-Straße verewigt, und zwar als die neue Hauptverkehrsader der Stadt.

In den Jahren 1895 bis 1897 wurde das neue Rathaus als höchstes repräsentatives Großgebäude der Stadt errichtet.

Ab 1918

1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie, kam Biała zu Polen. Die Stadt blieb der Sitz einer Kreisverwaltung in der Woiwodschaft Krakau (1920–1939). Im Jahr 1921 hatte Biała 431 Gebäude mit 7746 Einwohnern, davon nach der Nationalität 4619 Polen, 2134 (27,5 %) Deutsche, 913 Juden, nach der Religion war die Mehrheit römisch-katholisch (5627), 1363 Menschen waren jüdischer Religion, 716 waren Lutheraner.[12] Damals verfügte die Stadt, umgangssprachlich und auch in Briefen der Warschauer Verwaltung Biała Galicyjska (etwa Galizisches Biala) genannt, über eine Fläche von 1,22 km2 und brauchte mehr Land, um sich weiter zu entwickeln. Die deutschen Ratsherren wollten nur den urbanisierten, mehr von Deutschen und Juden bewohnten westlichen Teil von Lipnik mit Leszczyny anschließen, wenn möglich ohne den mit polnischem Proletariat besiedelten dörflichen Teil von Lipnik. Am 24. April 1925 wurde jedoch das ganze Lipnik mit Leszczyny eingemeindet und die Stadt wurde im August zu Biała Krakowska (etwa Krakauer Biala) umbenannt (der Name wurde folgend von der Stadtverwaltung benutzt), obwohl die Umbenennung formell erst am 28. Februar 1937 bestätigt wurde.[13] Im Jahr 1927 wurde die Angliederung von Straconka an die Stadt vorbereitet, sowie im nächsten Jahr der Anschluss der Stadt an die Woiwodschaft Schlesien (1920–1939) und sogar der Zusammenschluss mit dem zu Schlesien gehörenden Bielitz unter den Namen Biała-Bielsko (und nicht Bielsko-Biała, um die mehr polnische Stadt zu betonen), aber keines von diesen Projekten wurde vollendet.[14]

Am 3. September 1939 erreichten deutsche Truppen Bielsko und Biała, weitgehend von Deutschen bewohnt, so dass es zu keinen Gefechten kam. Im Dezember 1939 hatte die noch unabhängige Biala-Stadt 31.023 Einwohner, davon 9.923 Volksdeutsche, 13.500 Polen, 2.890 Schlonsaken (spätere dritte Kategorie der Deutschen Volksliste). Die Mehrheit der Bevölkerung war römisch-katholisch (23.113); in der Stadt lebten außerdem 2.200 Lutheraner und 4.660 Juden. 21.554 der Einwohner waren ansässig, 9.469 haben nach dem Jahr 1918 zugewandert.[15] 1940 wurde Biala zum ersten Mal nach Bielitz als Bielitz-Ost eingemeindet, die von über 54.000 Einwohnern bewohnte Hauptstadt des Landkreises Bielitz.[16] Die meisten jüdische Einwohner wurden bis 1944 getötet.

Die Rote Armee erreichte Biala am 11. Februar 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der u. a. die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 zur Folge hatte, ist die deutschsprachige Bevölkerung von Biala untergegangen.

Nach dem Krieg wurden die Plattenbau-Siedlungen Grunwaldzkie und Śródmiejskie errichtet.

Bielsko-Biała

Bereits am 1. Juli 1941 wurden beide Orte zu einer Stadt zusammengelegt, was jedoch nach Kriegsende rückgängig gemacht wurde. In der Nachkriegszeit erfolgte ein Ausbau der Industrie und die Stadt vergrößerte sich weiter.

Am 1. Januar 1951 wurden beide Städte erneut zu einer Stadt Bielsko-Biała vereinigt, die der Woiwodschaft Katowice angehörte. 1961 lebten in der Doppelstadt 77.571 Einwohner. Zum 1. Januar 1969 wurden verschiedene Orte eingemeindet, sodass Bielsko-Biała 1970 105.700 Einwohner hatte und damit zu einer Großstadt geworden war. 1975 bis 1998 war die Stadt selbst Woiwodschaftshauptstadt. Die Verwaltungsreformen aus dem Jahr 1975 wurden von der Stadtbevölkerung weitgehend positiv aufgenommen. Für das Gebiet der Woiwodschaft wurde damals die Bezeichnung Podbeskidzie ([das Land] unterhalb der Beskiden) gebräuchlich, die die neue Identität des Gebiets in der Umgebung der Stadt Bielsko-Biała gegenüber Oberschlesien sowie Kleinpolen betonte.[7] Seit 1999 ist Bielsko-Biała Sitz des Powiats Bielski, während es selbst kreisfrei ist.


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