Bitterfeld

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Bitterfeld ist ein Stadtteil der Stadt Bitterfeld-Wolfen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt und ein Zentrum der chemischen Industrie.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bitterfeld.

August von Parseval

Chemische Fabrik Griesheim-Elektron

Creppiner Werke

IG Farben

Paul Schauseil & Co.

Sonstige

Geschichte

Entwicklung

Der Name rührt wahrscheinlich von der mittelhochdeutschen Bedeutung „sumpfig“ des Adjektivs bitter her und bedeutet demnach „sumpfiges Land“[2].

Bitterfeld lag einst in einem slawischen Siedlungsgebiet. Es wird erstmals am 28. Juni 1224 urkundlich erwähnt. Bis 1276 gehörte Bitterfeld zu Anhalt.[3] Im Mittelalter war Bitterfeld eine kleine Stadt, die von Handwerk und Landwirtschaft lebte, hauptsächlich Tuchmacher, Töpfer und Schuster, und von ihren Bierbrauereien.

Im Jahr 1621 hatte Bitterfeld eine Kippermünzstätte, in der unter Münzmeister Barthel Eckardt Interimsmünzen (Kippermünzen) geschlagen wurden. Das waren Kippergroschen- und Kreuzerstücke sowie Kipper-Schreckenberger.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort 1637 durch die Schweden geplündert. Die Stadt war Sitz des Amts Bitterfeld im Kurfürstentum Sachsen[4] und wurde im Zuge des Wiener Kongresses 1815 der neugebildeten preußischen Provinz Sachsen zugeordnet und Sitz des Landratsamtes des Kreises Bitterfeld.

Zum wirtschaftlichen Aufschwung kam es in Bitterfeld durch Industrieansiedlung und Anbindung an das Eisenbahnnetz nach 1857. Die Region wurde nach Erkundung der Braunkohlevorkommen zum Bitterfelder Bergbaurevier, in deren Folge im Braunkohlebergbau mittels Tagebau viele „Gruben“ entstanden. Teilweise wurden diese später mit Hausmüll verfüllt oder durch aufsteigendes Grundwasser als See genutzt. Bekannte Beispiele dafür sind die Goitzsche oder der als „Postgrube“ bezeichnete See bei Zscherndorf.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war Bitterfeld ein modernes Industriezentrum, in dem auch kriegswichtige Substanzen hergestellt wurden. Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten in Chemie- und Rüstungsbetrieben der Stadt bis 1945 mehrere hundert Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer verschiedener Nationalität Zwangsarbeit verrichten. In der Endphase der DDR wurde die Region zu einem Symbol für die marode Ausstattung der Wirtschaft und gefährlicher Umweltverschmutzung, da die Modernisierung der Industrieanlagen vernachlässigt wurde und so die Verschmutzung der Umwelt genauso weiterging wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Akkumulation von Giften durch umweltzerstörendes Wirtschaften, vor allem auch während der zwei Weltkriege, hatte beträchtliche Schäden an der Umwelt zur Folge. In jenen Jahren trug die Stadt den wenig schmeichelhaften Titel „dreckigste Stadt Europas“.[5] Wie durch einen speziellen Farbfilter betrachtet, lag eine monochrome, graubraungrünliche Lasur über Häusern, Landschaft und Fabriken.[6]

Bitterfeld gehört zu den wichtigsten Zentren des Volksaufstands gegen die SED-Diktatur.[7] Am 17. Juni 1953 demonstrierten auf dem zentralen Platz der Jugend und der Binnengartenwiese bis zu 50.000 Menschen – mehr als Bitterfeld damals Einwohner zählte. Der Lehrer Wilhelm Fiebelkorn verlas ein Telegramm an die Regierung der DDR, in dem der sofortige Rücktritt der Regierung, freie Wahlen und die Freilassung politischer Gefangener gefordert wurden.[8] Das Streikkomitee, dem der am 20. Juni als „Rädelsführer“ verhaftete Elektriker Paul Othma angehörte, setzte den Bürgermeister Heinz-Rudolf Strauch ab. Demonstranten besetzten die SED-Kreisleitung sowie das MfS-Gebäude und verlasen die Namen von Spitzeln.[9] Der Kulturpalast Bitterfeld, 1952–54 im Stil des Neoklassizismus erbaut

Am 24. April 1959 fand die später als Bitterfelder Weg bezeichnete erste Autorenkonferenz des Mitteldeutschen Verlages im Kulturpalast des VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld[10] statt, wo geklärt werden sollte, wie Werktätigen ein aktiver Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht werden kann. Die „vorhandene Trennung von Kunst und Leben“ und die „Entfremdung zwischen Künstler und Volk“ sollte überwunden werden. Eine zweite Konferenz folgte 1964.

Am 11. Juli 1968 wurde Bitterfeld von einem gewaltigen Explosionsunglück erschüttert. Im Chemiekombinat ereignete sich eine Detonation in der PVC-Halle. 42 der 57 Arbeiter in der Halle waren sofort tot, 200 Menschen mussten ärztlich versorgt werden. Weite Teile des Werks waren zerstört. Verantwortliche Betriebs- und Parteigremien waren bestrebt, dass dieses Ereignis nicht öffentlich bekannt wird, was auf Grund der Zerstörungen auch in der Stadt misslang.[11] (→ Chemieunfall in Bitterfeld)

Zwischen 1974 und 1993 wurde in Bitterfeld Bernstein im Tagebau abgebaut, zunächst von Hand, ab 1976 maschinell.

Am 27. September 1988 machte das ARD-Magazin Kontraste auf die Umweltverschmutzung der Region, vor allem am Beispiel des Silbersees im benachbarten Ort Wolfen aufmerksam (die ORWO-Filmfabrik entsorgte in dieses Restloch des Tagebaus Grube Johannes diverse Abfälle)[12] – mit dem Beitrag Bitteres aus Bitterfeld von Rainer Hällfritzsch, Ulrike Hemberger und Margit Miosga unter Mitarbeit von Hans Zimmermann aus Bitterfeld und Ulrich Neumann aus Ost-Berlin vom Grün-ökologischen Netzwerk Arche.[13] Nach der Friedlichen Revolution von 1989 folgten viele Industriestilllegungen. Menschen, Pflanzen und Natur konnten bildlich gesprochen wieder aufatmen. Wenn auch der Wegfall vieler Arbeitsplätze vielfach eine enorme Belastung für die Menschen bedeutete, konnte nun daran gedacht werden, die geschundene Region wieder lebenswerter zu machen. Mit milliardenschweren Rekultivierungsleistungen wurde die Bergbaufolgelandschaft um Bitterfeld in eine Wald- und Seenlandschaft verwandelt, welche heute Ziel für Wanderer und Wassersportler ist. Stück für Stück kann beobachtet werden, wie die Natur ihre alten Narben überwächst. Monika Maron porträtierte in ihrem Roman Flugasche die äußerst schwierigen Produktionsbedingungen in Bitterfelder Chemiebetrieben und zeigte 30 Jahre später in ihrem Bericht Bitterfelder Bogen die Weiterentwicklung beschrieben.

Trotz Stilllegung vieler Industriebetriebe und wirtschaftlicher Probleme ist Bitterfeld als Teil des „Mitteldeutschen Chemiedreiecks“ um Halle (Saale) und Leipzig mit dem neuen „Chemiepark“ (siehe unten) noch immer ein bedeutender Standort der chemischen Industrie. Im Jahr 2000 war Bitterfeld eine Korrespondenzregion der Expo 2000 in Hannover. Eines der noch heute sichtbaren Expo-Resultate ist das Berufsschulzentrum August von Parseval. Es wurde im Jahr 2000 der Nutzung übergeben.

Städtefusion 2007

Bitterfeld ist am 1. Juli 2007 mit der Nachbarstadt Wolfen und den Gemeinden Greppin, Holzweißig und Thalheim zur neu gegründeten Stadt Bitterfeld-Wolfen fusioniert.[14] Die Stadt Bitterfeld-Wolfen fusionierte planmäßig am 1. September 2009 mit Bobbau (laut Bürgeranhörung waren 54 Prozent der Einwohner Bobbaus gegen die Fusion mit Bitterfeld-Wolfen). Die Stadt Bitterfeld-Wolfen hatte Ende 2010 ca. 45.000 Einwohner und war damit die fünftgrößte Stadt Sachsen-Anhalts. Zudem schlossen sich im Zuge der Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt die Landkreise Bitterfeld und Köthen mit großen Teilen des Landkreises Anhalt-Zerbst zum Landkreis Anhalt-Bitterfeld zusammen.


Text: Wikipedia

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