Blankenburg (Harz)

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Blankenburg (Harz) ist eine Stadt im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Blankenburg.

Karl von Müller

Paul Wiecke

Sonstige

Geschichte

Von der Stadtgründung bis 1599

Funde in der weiteren Umgebung der Stadt Blankenburg verweisen auf unterschiedliche Besiedlungsphasen des nördlichen Harzvorlandes seit der Jungsteinzeit bis in die Römische Kaiserzeit.[3] Für die Zeit von ca. 400 bis 600 n. Chr., die sogenannte Völkerwanderungszeit, kann aufgrund fehlender archäologischer Spuren eine Entvölkerung dieser Region angenommen werden.

Die erste urkundliche Erwähnung der Burg Blankenburg geht auf das Jahr 1123 in einer Urkunde Kaisers Lothar von Supplinburg zurück. Dieser überließ wenige Jahre später seinem Gefolgsmann Poppo I. von Blankenburg die Anlage. Den Nachkommen Poppos, die als Grafen von Regenstein-Blankenburg bezeichnet werden, unterstanden in der Folgezeit die nahe Burg Regenstein und auch die Burg Heimburg. Die sich herausbildende Grafschaft Blankenburg bestand als ein welfisches Lehen, wobei die Lehnshoheit gelegentlich auch durch das Bistum Halberstadt eingefordert wurde. 1180/82 ließ Friedrich Barbarossa die Blankenburg verwüsten, weil sich die Grafen der „Alleintreue“ zu dem Welfen Heinrich dem Löwen verschworen hatten.

Eine erste Erwähnung der Stadt Blankenburg findet sich zweifelsfrei in einer Urkunde des Bischofs von Halberstadt aus dem Jahr 1212. Die Stadt entstand demnach um 1200 als planmäßige Anlage zwischen der namensgebenden Burg und der nördlich gelegenen älteren Siedlung Linzke. Dieses Dorf fiel im Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit wüst und ging vollständig in der Stadt Blankenburg auf.[4] Die Bausubstanz des Blankenburger Rathauses geht vor allem auf das späte Mittelalter und die Renaissancezeit zurück. Eine sich am Bergeshang abbildende hierarchische Struktur von weltlicher Herrschaft (Burg/Schloss), Kirche (St. Bartholomäus) und Bürgertum (Rathaus) ist stadtbildprägend und die mittelalterliche Struktur durch Reste der Stadtmauer und durch die Straßenverläufe der Altstadt heute noch erkennbar.

Mitte des 13. Jahrhunderts verpfändete die Äbtissin von Quedlinburg abteiliche Güter an Blankenburger Juden. Diese haben offenbar in Blankenburg und auch in Quedlinburg gewohnt.[5] Eine Synagoge ist für Blankenburg jedoch nicht belegt. Die älteste Pfarrkirche der Stadt St. Bartholomäus entstand Ende des 12. Jahrhunderts und zeugt baulich von unterschiedlichen Nutzungsphasen, u. a. als Doppelkloster (weltliches Chorherrenstift und Zisterzienserinnen).[6] Im 14. Jahrhundert übernahm die Heimburger Linie der Grafen Regenstein-Blankenburg nach dem Aussterben der anderen Blankenburger Linien die Hoheit über Stadt und Burg. Innungsrechte, das heißt die Erlaubnis zur Bildung von Handwerkszünften, werden erstmals um 1380 von den Blankenburger Grafen vergeben.[7]

Nach dem Tode des letzten Grafen von Regenstein, Johann Ernst, fiel die 1599 als „erledigtes Lehen“ an die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg zurück.

Von der Verwüstung zur Residenzstadt

Mit einer Anzahl von 255 Häusern im Jahre 1616 kann Blankenburg als eine Stadt mittlerer Größe der weiteren Region zu dieser Zeit gelten.[8] Von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges blieb die Stadt lange verschont, wurde jedoch schließlich durch den Oberst Jean de Merode unter der Befehlsgewalt Wallensteins hart bedrängt und 1625 besetzt. Neun im Rathaus eingemauerte Kanonenkugeln erinnern an diese Begebenheiten.[9] Nach dem Krieg lag die Stadt weitestgehend brach und verarmte, erste Maßnahmen des Wiederaufbaus wurden jedoch schon durch den um Blankenburg bemühten Herzog Rudolf August gefördert.[10]

Die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg machten den Ort im 17. Jahrhundert zu einer Nebenresidenz, die ihre Blütezeit (1690–1731) unter Herzog Ludwig Rudolf, dem zweiten Sohn Anton Ulrichs von Wolfenbüttel, hatte. Rudolf erhielt Blankenburg 1707 als Paragium. Gleichzeitig wurde die Grafschaft Blankenburg zu einem Reichsfürstentum erhoben und bis 1731 selbständig regiert, dann aber durch Ludwig Rudolf wieder mit Braunschweig vereint. Durch die fürstliche Förderung von Berg- und Hüttenwesen erlebte die Stadt auch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Unter Ludwig Rudolf wurden viele repräsentative Gebäude und Anlagen geschaffen, deren Entwürfe nicht selten vom Baumeister Hermann Korb stammten. Die im Dreißigjährigen Krieg entstandenen Baulücken wurden geschlossen, wobei eine vollständige Bebauung innerhalb der Stadtmauern erst wieder Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht werden konnte.

Herzog Ludwig Rudolf sorgte für ein reges kulturelles Leben mit Festspielen und Theateraufführungen. Am 22. November 1717 trat auf Schloss Blankenburg erstmals als Schauspielerin Friederike Caroline Neuber auf. Als ihr Mäzen förderte Ludwig Rudolph gemeinsam mit seiner Ehefrau Christine Luise die deutsche Theaterreform. Nicht zuletzt durch Bemühungen um sein Blankenburger Gut und die Unterstützung des Regenten prägte Berend Lehmann diese Zeit deutlich, so dass beispielsweise für kurze Zeit sogar eine hebräische Druckerei in der Stadt existierte.

Nach dem Tode Ludwig Rudolfs im Jahre 1735 wurde Blankenburg Witwensitz seiner Witwe Christine Luise von Oettingen-Oettingen bis zu deren Tode 1747. Sie verfügte, dass die reichhaltige Bibliothek ihres Gemahls zur Erinnerung an ihn auf Schloss Blankenburg verbleiben sollte. Diese wurde jedoch später nach Braunschweig in das 1745 eröffnete Collegium Carolinum und 1764 in die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel überführt.[11] Im Siebenjährigen Krieg gewährte die völlige Neutralität der Stadt dem braunschweigischen Hofe unter Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel eine sichere Zuflucht. In Blankenburg wohnte auch der spätere französische König Ludwig XVIII. nach seiner Flucht aus Dillingen unter dem Namen „Graf von Lille“ vom 24. August 1796 bis zum 10. Februar 1798. Seit 1731 war das Fürstentum zwar dauernd mit Braunschweig-Wolfenbüttel in Personalunion verbunden, blieb jedoch bis 1805 selbständiger Reichsstand.

Von 1805 bis Ende des Zweiten Weltkriegs

Von 1807 bis 1813 gehörte Blankenburg zum Königreich Westphalen. Nach dem Wiener Kongress wurde aus dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel das Herzogtum Braunschweig gebildet. Die Braunschweigischen Harzgebiete und das Gebiet des Fürstentums Blankenburg wurden 1833 zum Landkreis Blankenburg zusammengefasst. Ab 1850 bestand in der Stadt das Amtsgericht Blankenburg.

Mit der Reichsgründung 1871 kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in der Harzstadt. 1872 erfolgte die Gründung der Harzer Werke zur Verhüttung und Verarbeitung der Erze des Blankenburger Gebietes und 1873 der Anschluss an das Schienennetz durch die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn. Gleichsam nahm der Fremdenverkehr zu, so dass Hotels und Pensionen entstanden. Unter diesen positiven Voraussetzungen nahm auch die Bevölkerungszahl erheblich zu. Einerseits ließen sich deutsche und polnische Arbeiter aus dem Osten nieder, wodurch 1882 die katholische Kirche St. Josef, andererseits wählten Pensionäre aus den naheliegenden Großstädten Blankenburg als Alterssitz. In diesem Zusammenhang entstanden ausgedehnte Gebiete mit Jugendstilvillen. 1885 wurde auch die Strecke der Rübelandbahn eingeweiht.

Der Naturheilkundler Adolf Just gründete 1918 die Heilerde-Gesellschaft Luvos Just GmbH in Blankenburg[12]. In dieser Tradition stehen auch die Erbauung und Inbetriebnahme des Teufelsbades 1938 und die folgende Anerkennung als Heilbad 1940. Am Rande der Stadt besteht diese Tradition durch die Teufelsbad Fachklinik fort, wobei der Status als Heilbad zugunsten eines anderen touristischen Gesamtprofils seit dem 21. Jahrhundert nicht weiter angestrebt wird.

Bereits zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurden Nazigegner verfolgt und ermordet. Bei einer berüchtigten Aktion des Braunschweiger SS-Führers Jeckeln wurden im September 1933 140 Kommunisten und Sozialdemokraten in der Gastwirtschaft „zur Erholung“ zusammengetrieben. Hier und im Blankenburger Hof wurden sie schwer misshandelt, so dass an den Folgen einige starben. Im Gefolge der Reichspogromnacht wurden Blankenburger Juden in verschiedene Lager deportiert. Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 waren noch zwölf jüdische Bürger registriert, darunter fünf Männer.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde in den Klosterwerken (Harzer Werke) Dr. Dasch das Außenlager Blankenburg-Oesig des KZ Buchenwald eingerichtet und kurz darauf dem KZ Mittelbau-Dora unterstellt, in dem rund 500 Häftlinge in den Klosterwerken und den Oda-Werken Zwangsarbeit verrichten mussten. Außerdem bestand ein von der Gestapo betriebenes Arbeitslager für „Halbjuden“, die zur Schwerstarbeit gezwungen wurden. Ein weiteres Lager wurde im Februar 1945 mit Häftlingen des Auschwitzer Außenlagers Fürstengrube belegt und als Außenlager Blankenburg-Regenstein geführt.

Die Besetzung der von deutschen Truppen weitgehend geräumten Stadt am 20. April 1945 durch US-Truppen erfolgte nach mehrtägigen Jagdbomber-Angriffen, Artillerie- und Panzerbeschuss. Es gab entsprechende Zerstörungen und Opfer auch unter der Zivilbevölkerung.[13]

Vom Kriegsende 1945 bis heute

Von 1815 bis 1945 war Blankenburg die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. Bei der Einteilung Deutschlands in Besatzungszonen 1945 wurde der Landkreis Blankenburg zwar nach der Potsdamer Konferenz und dem Londoner Protokoll der britischen Zone zugeordnet. Da der größere Ostteil des Kreises aber nur durch eine Straße und eine Schmalspurbahn mit dem Rest der britischen Zone verbunden war, wurde die Grenzziehung korrigiert und Blankenburg der sowjetischen Besatzungszone zugesprochen. Der größte Teil des Kreises gehörte somit später zur DDR und danach zum Land Sachsen-Anhalt. Der Hauptteil des ehemaligen Landes Braunschweig kam zur britischen Zone und damit zu Niedersachsen. Seit 1952 gehörte Blankenburg zum Landkreis Wernigerode. In der Nachkriegszeit wuchs die Bevölkerung der Stadt durch den Zuzug von Aussiedlern und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten.

Die Stollen der Anlage Blankenburg-Regenstein wurden seit 1974 von der Nationalen Volksarmee der DDR als großes und atombombensicheres Munitionsdepot genutzt und ausgebaut. 1992 bezog die Bundeswehr das 8 km lange Stollensystem und legte dort „die größte unterirdische Apotheke der Welt“ an: für Routine-Aufgaben der Bundeswehr, aber auch für Katastrophenhilfe in aller Welt und für den militärischen „Ernstfall“.[14]

Ab 1987 wurde die Kirche St. Bartholomäus zur Begegnungsstätte politischer Gegner des politischen Systems der DDR. Im Jahr 1990 war Blankenburg Ausrichter des Kulturfestes Tag der Braunschweigischen Landschaft. Im gleichen Jahr wurde Blankenburg wiederum Teil des neugegründeten Bundeslands Sachsen-Anhalt. Mit dem Entstehen der Berliner Republik begann die Umstrukturierung der Blankenburger Verwaltung. Die Sanierung des historischen Gebäudebestands (Altstadt, Gärten und Schloss), der demographische Wandel sowie der Erhalt und die Stärkung der Infrastruktur und Wirtschaft wurden zu Kernaufgaben nach 1990. Am 25. Mai 2009 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“.

Seit 2007 ist Blankenburg Teil des Landkreises Harz. Am 1. Januar 2010 wurden die ehemals selbständigen Orte Cattenstedt, Derenburg, Heimburg, Hüttenrode, Timmenrode und Wienrode eingemeindet.[16]


Text: Wikipedia

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