Brünn

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Brünn (tschechisch Brno ) ist mit etwa 380.000 Einwohnern nach Prag die zweitgrößte Stadt Tschechiens. Die Stadt, seit dem 17. Jahrhundert das historische Zentrum Mährens, ist heute Verwaltungssitz der Südmährischen Region. Brünn besitzt mehrere Universitäten, ist ein wichtiger Forschungsstandort und Sitz des Bistums Brünn der römisch-katholischen Kirche Tschechiens.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Brünn.

IV. Alkoholgegnertag

Adolf Bleichert & Co.

Alois Wohlmuth

Deckert & Homolka

Der Anker Versicherung

Franz Krükl

Graf Radetzky

Heinrich Klinger

Infanterieregiment „Erzherzog Karl“ Nr. 3

Johann Nestroy

Leopold Berchtold

Michael Thonet

Raoul Walter

Rudolf Berger

Schule in Neu-Leskau bei Brünn

Strumpfwaren B. Herrmann

Thomas Alva Edison

Sonstige


Geschichte

Auf dem heutigen Stadtgebiet befand sich wahrscheinlich die im Werk des Ptolemaios erwähnte frühgeschichtliche Siedlung Eburodunum.

Zwischen 1021 und 1034 wurde die Burg Brünn erbaut und gab später der anliegenden Siedlung den Namen. 1091 fand zum ersten Mal die Siedlung Brünn Erwähnung. Die Stadt wurde 1243 von Wenzel I. als Königsstadt (Böhmen) gegründet.[2] 1277 ist zum ersten Mal die Festung Spielberg (Špilberk), damals als Burg, erwähnt. Ab 1349 war Brünn Sitz der Markgrafen von Mähren. Im Jahre 1641 löste Brünn Olmütz als Hauptstadt von Mähren ab.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Brünn 1643 und nochmals zwischen dem 4. Mai und 23. August 1645 erfolglos durch den schwedischen General Lennart Torstensson belagert. Brünn löste das zerstörte Ölmütz als Hauptstadt Mährens ab. Etwa hundert Jahre später, am 29. März 1742, führte der Erste Schlesische Krieg preußische Truppen vor die Stadt.

19. Jahrhundert

1805 fand nahe der Stadt die Schlacht bei Austerlitz zwischen der österreichischen und russischen Armee einerseits und der Armee des französischen Kaisers Napoleon I. andererseits statt. Napoleon Bonaparte besuchte in diesem Jahr Brünn zweimal: Vom 20. November 1805 blieb bis in die Nacht auf den 29. November, nach seinem Sieg blieb er nochmals vom 7. bis 12. Dezember. Im September 1809 kam er noch einmal in die Stadt, wo ihn seine Armee bereits seit dem 13. Juli erwartete. In dem 1786–1787 von Kaiser Joseph II. neu gegründeten französischen Park Lužánky (deutsch: Augarten) veranstalteten Napoleons Soldaten und die Brünner Honoratioren für den französischen Gast eine verspätete Geburtstagsfeier (Napoleon war am 15. August 1809 40 Jahre alt geworden).[3] Auf Napoleons Anordnung verloren die Brünner Stadtbefestigungen ihre Funktion als Festungen, blieben aber als Bauwerke noch erhalten.

Am 7. Juli 1839 wurde die Eisenbahnverbindung nach Wien eröffnet, ein Abschnitt der ersten Fernbahn im Kaisertum Österreich. Kurz nach der Errichtung der Wiener Ringstraße als Vorbild wurden die längst nutzlos gewordenen Befestigungsanlagen abgerissen, anstelle der „Schanzen“ entstand ab 1860/61 nach Plänen von Ludwig Förster ebenfalls eine Ringstraße. Zum Teil blieben die Grünanlagen, zum Teil wurde sie von repräsentativen Gebäuden wie dem Hauptbahnhof oder dem heutigen Mahen-Theater (von Fellner und Helmer) eingefasst.

20. Jahrhundert

In Brünn lebte um 1900 eine überwiegend deutschsprachige Bevölkerung (63 %), während die Vororte außerhalb des Stadtkerns, die bis 1918 nicht zum Brünner Stadtgebiet zählten, überwiegend tschechischsprachig waren. Das Leben in Brünn war daher zweisprachig, und „Brünnerisch“ kann als Vermischung der beiden Sprachen verstanden werden.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg lebten in Brünn knapp 55.000 deutschsprachige Bürger. Zu diesen zählten überwiegend die in der Stadt lebenden etwa 12.000 jüdischen Bürger, unter ihnen mehrere bekannte Persönlichkeiten, die sich wesentlich am Kulturleben der Stadt beteiligten. 1930 bekannten sich etwa 52.000 Bewohner zur deutschen und 200 000 zur tschechischen Nationalität, die jüdischen Bewohner beider Nationalitäten inbegriffen.[5]

Nach der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren im März 1939 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs begann auch in Brünn die systematische Verfolgung der Juden. Bis zum Kriegsende wurden aus Brünn 9.064 jüdische Stadtbürger in verschiedene Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, es überlebten nur etwa 700 von ihnen.[6] Seit 2010 werden in Brünn Stolpersteine und Gedenksteine in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt.

Während der deutschen Besetzung bestand in Brünn seit dem 14. April 1939 ein deutsches Landgericht und ab 1940 auch ein Sondergericht.[7]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutschsprachige Bevölkerung von Brünn gewaltsam aus der Stadt vertrieben, soweit sie nicht in gemischten Ehen lebte.[8] Ihr Vermögen wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert, das Vermögen der evangelischen Kirche durch das Beneš-Dekret 131 liquidiert und die katholischen Stadtkirchen enteignet. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. Im Brünner Todesmarsch (Beginn am 31. Mai 1945) mussten etwa 27.000 vor allem alte und jugendliche Bürger einen Fußmarsch zur 60 km entfernten österreichischen Grenze antreten. Nach den Schilderungen von Beteiligten kamen dabei ca. 5.200 Personen ums Leben, „amtlich“ belegt sind 2.000 Todesfälle.[9] 2015 bedauerte die Brünner Stadtverwaltung die damalige Vertreibung und lud Vertreter von Vertriebenenvereinen zu gemeinsamem Gedenken ein.

In der Zeit des tschechoslowakischen Sozialismus behauptete Brünn seine Stellung als eine der führenden Industriestädte des Landes. Für die stetig wachsende Bevölkerung wurden Plattenbausiedlungen am Stadtrand gebaut.

Vom 9. bis 16. Juli 1973 wurden in Brünn die V. Internationalen Feuerwehrwettkämpfe des CTIF (kurz: Feuerwehrolympiade) veranstaltet. Im Programm waren traditionelle internationale Feuerwehrwettbewerbe und erstmals internationale Feuerwehrsportwettkämpfe.

1993 wurde ein Asteroid nach Brünn benannt: (2889) Brno.[10] Im Jahr 1998 wurde in Brünn die erste Moschee Tschechiens (ohne Minarett und ohne Kuppeldach) erbaut.


Text: Wikipedia

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