Braunsberg

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Braniewo [braˈɲɛvɔ] (deutsch Braunsberg) ist eine Stadt im Powiat Braniewski in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, in der früheren preußischen Provinz Ostpreußen. Sie ist Sitz des Powiats und der eigenständigen Landgemeinde Braniewo.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Braunsberg.

Loeser & Wolff

NPG

Sonstiges

Geschichte

Ausführungen des Topographen Goldbeck aus dem Jahre 1785 zufolge ist Braunsberg nach dem Olmützer Bischof Bruno von Schauenburg benannt, der 1254 und 1267 den böhmischen König Ottokar II. Přemysl begleitete, als dieser sich im Baltikum am Kreuzzug des Deutschen Ordens gegen die Pruzzen beteiligte.[3] Ein anderer Erklärungsversuch geht davon aus, dass es sich bei dem Ortsnamen um eine Verformung von prußisch Brusebergue (Preußenlager) handeln könnte. Der gleichnamige Ort Braunsberg in Böhmen, der um die gleiche Zeit gegründet wurde, ist ebenfalls nach Bruno von Schauenburg benannt worden.

Der Ort nahe dem Ausfluss der Passarge (Pasłęka) ins Frische Haff vermittelte schon in Vorordenszeiten den Ein- und Ausfuhrhandel über See. Bei Groß Tromp wurde in einem Grab ein reichhaltiger Fund römischer Goldmünzen gemacht. Ein großer Stein in der Passarge bei Grunenberg wurde bis in jüngste Zeit als Opferstein bezeichnet. Bei der Schreit führte eine Furt durch die Passarge, die von Einheimischen als „Cucke“ oder „Cuckumbrasch“ benannt wurde („unterirdische“ Durchfahrt). In der Umgebung sind etliche prußische Wallanlagen, Schanzen und Burgen belegt.

Braunsberg entstand um die Ordensburg Braunsberg des ermländischen Domkapitels und später des Bischofs von Ermland am Ufer des Flusses Passarge (polnisch Pasłęka) und wurde von Johannes Fleming, dem Sohn eines Lübecker Ratsherrn gegründet. In der Friedensurkunde vom 7. Februar 1249 wird den sich unterwerfenden Prußen die Verpflichtung auferlegt, in ihrem Gebiet besondere Kirchen zu bauen, darunter eine in Brusebergue.

Bischof Anselm gab der Stadt Braunsberg (früher Brusberg, auch Brunsberg) 1254 Stadtrechte nach Lübischem Recht.[4] 1250 richtete Bischof Anselm aus Meißen dort das ermländische Domkapitel ein. Während des großen Aufstandes in den 1270er-Jahren zerstörten die einheimischen Prußen die Stadt. Bischof Heinrich I. (1278–1300) musste das Kapitel nach Frauenburg verlegen, wo es bis zum 20. Jahrhundert blieb. Als wichtigste ermländische Handels- und Hafenstadt wurde Braunsberg 1358 Mitglied der Hanse und blieb es bis 1608.

Nachdem das umliegende Herzogtum Preußen im Jahr 1525 protestantisch geworden war, brachte nach 1551 der ermländische Bischof Stanislaus Hosius in der Stadt, die als Teil des Ermlandes unter dem Lehen der polnischen Könige stand (Preußen Königlichen Anteils), eine Gegenreformation in Gang, um ihre Bürger für den katholischen Glauben zurückzugewinnen. Zu diesem Zweck gründete er 1565 das Lyceum Hosianum,[5] eine höhere Lehranstalt, aus der das katholische Gymnasium von Braunsberg hervorgegangen ist[6][7] das bis 1945 bestand. 1578 wurde in Braunsberg ein katholisches Seminar für die Missionierung der nordischen Länder gegründet. Während des Ersten Nordischen Krieges war die Stadt für mehrere Jahre von Schweden besetzt.

Bis 1945 gehörte die Stadt zu Preußen bzw. seit 1871 zum Deutschen Reich und war Sitz des Kreises Braunsberg. Auf der Durchreise durch Braunsberg verfasste Karl August von Hardenberg nach einem Gespräch mit König Friedrich Wilhelm III. zwei Tage zuvor seine berühmte Braunsberger Denkschrift vom 12. November 1808, in der er darlegte, wie angesichts der Bedrohung Preußens durch Napoleon die Regierung neu geordnet werden müsse. Er empfahl dem König, – mit aller Vorsicht – dazu auch das erwachende deutsche Nationalgefühl zu nutzen: „Bei der immer drohender werdenden und nicht aus den Augen zu verlierenden Gefahr, daß Napoleon die Vernichtung Preußens beabsichtige, ist Bearbeitung und Benutzung des Nationalgeistes allerdings äußerst wichtig.“[8]

1848 waren im Hafen von Braunsberg vier Handelsschiffe beheimatet.[9] Am 1. August 1853 wurde die Eisenbahn nach Königsberg eröffnet (siehe Preußische Ostbahn).[10] Durch die Verkehrslage begünstigt, blieb Braunsberg eine der größeren und wirtschaftlich bedeutendsten Städte im südlichen Ostpreußen und war nach Allenstein die zweitgrößte Stadt des Ermlands. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Braunsberg eine evangelische Kirche, vier katholische Kirchen, eine Synagoge und ein Landgericht.[11] Bis 1945 war Braunsberg Verwaltungssitz des Landkreises Braunsberg im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadt wochenlang schwer umkämpft. Im Januar 1945, nach Beginn der sowjetischen Offensive gegen Ostpreußen, hatte zwar ein Teil der Bevölkerung Braunsberg verlassen. Doch befanden sich noch viele Frauen und Kinder in der Stadt, dazu waren zahlreiche Flüchtlinge (mit Trecks) aus den östlichen Teilen der Provinz gekommen. Die Lazarette waren mit Verwundeten überfüllt. Am 5. Februar griff die sowjetische Luftwaffe erstmals ganztägig Braunsberg mit Bomben und Bordwaffen an, besonders die Altstadt war betroffen. Am 9. Februar folgte ein leichterer, am 15. Februar wieder ein Großangriff. Brandbomben in Kombination mit Sprengbomben verwandelten die Stadt in ein Flammenmeer.[12] Braunsberg wurde durch die Luftangriffe, Artilleriebeschuss und Bodenkämpfe zu 80 Prozent zerstört. Die bis dahin gut erhaltene historische Altstadt mit dem altstädtischen Rathaus, den so genannten Hanse-Speichern und den Laubenhäusern am Markt ging in Flammen auf. Der Turm der Katharinenkirche wurde als wichtige Landmarke von deutschen Pionieren gesprengt. Nur die evangelische Kirche aus der Schule Schinkels blieb erhalten.

Am 20. März 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee erobert und besetzt. Nach Kriegsende wurde Braunsberg zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Siegermacht Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es begann nun die Zuwanderung von polnischen und ukrainischen Migranten, zunächst vorwiegend aus an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie. Die verbliebene einheimische Bevölkerung wurde in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Bedingt durch die Randlage an der neuen Grenze zur Oblast Kaliningrad hat sich die Stadt bis heute nicht erholen können. Eine deutliche wirtschaftliche Belebung erfolgte erst dank der Öffnung der Grenze nach dem Zerfall der Sowjetunion.


Text: Wikipedia

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