Bromberg

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Bydgoszcz, deutsch Bromberg, ist – neben Toruń (Thorn) – eine der beiden Hauptstädte der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Die kreisfreie Stadt ist mit 349.021 Einwohnern (2019) die achtgrößte Stadt Polens.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Bromberg.

Alexander von Kluck

Brzeskiauto

Ernst Siegfried Mittler

Georg Wichura

Gessler

Johannes Höffner

Sonstige

Geschichte

Vom Mittelalter bis 1772

Die erste Siedlung an Stelle der heutigen Stadt wurde im 11. Jahrhundert erbaut. Im Jahre 1238 wurde die Siedlung von Herzog Swantopolk II. von Pomerellen erobert, in einem mit dem kujawischen Herzog Kazimierz I. von Kujawien geschlossenen Friedensvertrag wird der erste Bromberger Kastellan, Suzzlaus de Budegac erwähnt. Im Jahre 1332 wurde die Siedlung vom Deutschen Orden zerstört und bis 1343 vom Orden besetzt. Nach dem Frieden von Kalisz baute der polnische König Kasimir der Große an ihrer Stelle eine Burg. Am 19. April 1346 erhielten die beiden deutschen Lokatoren Johann Kesselhuth und Konrad durch den polnischen König Kasimir die Magdeburger Stadtrechte verliehen.[3] Sie erhielten die Ländereien westlich der neugebauten Burg (heute Stary Rynek), ebenfalls sollten sie lebenslang den Titel Vogt tragen, der an ihre Nachfahren vererbt werden sollte. Im Gegenzug sollten sie neue Siedler in das durch Krieg gebeutelte Gebiet holen. Die Stadt sollte zu Ehren des Königs den Namen Kunigesburg erhalten. Dieser Name konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Der deutsche Bevölkerungsteil benannte die Stadt Brahenburg nach dem Fluss Brahe, während der polnische Bevölkerungsteil den Namen Bydgost auf die Stadt übertrug, aus denen im Laufe der Zeit Bromberg und Bydgoszcz wurde. Beide Namen existierten jahrhundertelang gleichberechtigt nebeneinander.

Die Stadt lag nahe an der Grenze zu Pommerellen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts führte hier eine Brücke über die Brahe, und es befand sich hier eine gegen Pommerellen gerichtete Zollstation.[4]

Das Stadtwappen zeigt eine rote Burg auf weißem Grund. Bemerkenswert ist das seltene Motiv des halb geöffneten Burgtores, das sich aber auch im Wappen von Toruń (Thorn) findet.

1550 erhielt Bydgoszcz vom polnischen König Sigismund II. August das Privileg de non tolerandis Judaeis (Privileg zur Nichtduldung der Juden), einen Judenbann, der nach der preußischen Besitzergreifung 1772 unter Friedrich dem Großen aufgehoben wurde. Bromberg 1657 auf einem Stich von Erik Dahlberg

Im 16. Jahrhundert war Bromberg eine der größten Städte Polens. 1520 fand hier ein Reichstag statt.[5] 1657 wurde hier zur Zeit des Zweiten Nordischen Kriegs der Vertrag von Bromberg unterzeichnet, der eine Bestätigung des Vertrags von Wehlau beinhaltete und der den Rückzug Brandenburg-Preußens aus dem Bündnis mit dem Königreich Schweden vorsah.

Nach Zerstörung im Dritten Nordischen Krieg (die Burg und die Stadtmauern wurden von den Schweden in die Luft gesprengt), einer Flutkatastrophe und danach einer Seuche zählte Bromberg 1772 nur noch rund 700 Einwohner.

Kartografie

Obwohl Bydgoszcz urkundlich und chronikalisch belegt nur 94 Jahre zum Herzogtum Pommern-Stolp gehörte und nur elf Jahre zum Ordensstaat Preußen, ist das Gebiet an der unteren Brahe mit Bydgoszcz und Fordon in Karten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert (bis 1772) grundsätzlich als Teil Preußens oder Pommerellens eingezeichnet, so als habe man es als vom frühen 14. Jahrhundert bis 1466 polnisch gebliebenen Teil des letzteren aufgefasst.

Preußische Zeit (1772–1920)

Von 1772[6] bis 1807 gehörte Bromberg zur preußischen Provinz Westpreußen, 1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau und 1815 bis 1920 zur preußischen Provinz Posen. Gleich zu Beginn der preußischen Zeit erlebte die Stadt durch den Bau des 27 Kilometer langen Bromberger Kanals, der heute die Brahe mit der Netze – und damit das Flusssystem der Weichsel mit dem der Oder – verbindet, und Ende des 19. Jahrhunderts durch den Bau der Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Während des Kościuszko-Aufstandes im Jahre 1794 fand bei Bromberg eine Schlacht zwischen Aufständischen und Preußen statt.

Die Einwohnerzahl der Stadt Bromberg wuchs bis zur Volkszählung von 1910 auf 57.700, davon 84 Prozent ethnische Deutsche und knapp 16 Prozent ethnische Polen. Ein großer Teil der ethnisch deutschen Stadtbevölkerung war evangelischen Glaubens. Seit der preußischen Verwaltungsreform von 1818 war Bromberg Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preußischen Provinz Posen. Wegen des relativ hohen polnischen Bevölkerungsanteils im Regierungsbezirk Bromberg wurde das Amtsblatt des Regierungsbezirks zweisprachig herausgegeben.[7]

Das Königliche Gymnasium mit protestantischer Ausrichtung wurde 1817 eröffnet, 1851 wurde eine Realschule mit Abiturklasse in simultaner Ausrichtung eingerichtet. 1875 schied Bromberg aus dem Landkreis Bromberg aus und bildete einen eigenen Stadtkreis.[8]

Während des Posener Aufstandes kam es im Januar und Februar 1919 vor der Stadt zu Kämpfen zwischen polnischen Aufständischen und deutschen Freikorps, darunter das Grenzschutz-Bataillon III und die Freiwillige Marinedivision Ost. Bromberg geriet nicht unter polnische Verwaltung, daher konnten die Bromberger an der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung 1919 teilnehmen.

In der Zweiten Polnischen Republik

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die mehrheitlich deutschsprachige Stadt im Januar 1920 nach dem Friedensvertrag von Versailles an die Zweite Polnische Republik abgetreten. Sie wurde der Woiwodschaft Posen zugeordnet. Denkmal Kasimirs des Großen in Bydgoszcz

Die ethnisch deutsche Bevölkerung wurde durch Auswanderung und die Enteignung deutschen Besitzes durch den polnischen Staat zu einer Minderheit.[9] Die Auswanderungswelle wurde vom Polnisch-Sowjetischen Krieg befördert, da Bromberger Familien, die für die polnische Staatsbürgerschaft optierten, damit rechnen mussten, dass ihre Söhne vom polnischen Staat zum Kriegsdienst im Krieg gegen die Sowjetunion eingezogen werden würden. Wer für die Beibehaltung der deutschen Staatsbürgerschaft optierte, gehörte nicht zur Minderheit der Polen deutscher Ethnie, für deren Angehörige als polnische Staatsbürger Aufenthaltsrecht wie Wehrpflicht bestand, sondern wurde Auslandsdeutscher ohne sicheren Aufenthalt in Polen. 1925 war die Mehrheit der nun 104.000 Einwohner zählenden Stadt Bydgoszcz katholisch (87 %), davon die meisten der Staatsbürgerschaft und Ethnie nach Polen.

Dennoch blieb Bromberg stets ein Zentrum der deutschen Minderheit in Posen, Netzegau und Pommerellen. Herausragende Vertreter der deutschen Minderheit zu dieser Zeit waren:

Erwin Hasbach, Vorstandsvorsitzender seit 1923, 1920 Abgeordneter im Sejm, nachher im Senat bis 1930.

Kurt Graebe, Vorstandsvorsitzender in einer Genossenschaftsbank in Pommerellen, Abgeordneter im Sejm von 1922 bis 1935.

1934 wurde die Deutsche Vereinigung für Posen und Pommerellen mit Sitz in Bromberg gegründet. Am 1. April 1938 kam die kreisfreie Stadt (miasta na prawach powiatu) im Zuge einer Gebietsreform an die damalige Woiwodschaft Großpommerellen (Województwo Wielkopomorskie).

Zweiter Weltkrieg bis Gegenwart

Nach Beginn des deutschen Überfalls auf Polen kam es in Bromberg am 3. und 4. September 1939 zu gewaltsamen Übergriffen auf Volksdeutsche, bei denen in der Stadt mindestens 358, vorwiegend Männer, umgebracht wurden und die von der NS-Propaganda als „Bromberger Blutsonntag“ instrumentalisiert wurden. So wurde die für das gesamte Staatsgebiet Polens genannte offizielle Opferzahl verzehnfacht. Aufgrund der Kriegsereignisse und der Ausschlachtung der Vorfälle in der deutschen Presse blieben die Ursachen für den Gewaltausbruch in Bromberg ebenso wie die Anzahl der Opfer zwischen Deutschen und Polen lange heftig umstritten. Mittlerweile ermöglichen differenziertere Untersuchungen eine relativ genaue Rekonstruktion der tatsächlichen Vorgänge.[10]

Nach der polnischen Niederlage wurde Bromberg mit dem besatzungsamtlichen Regierungsbezirk Bromberg dem Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs angegliedert. Die 1934 ins Leben gerufene Deutsche Vereinigung für Posen und Pommerellen wurde aufgelöst. Die ethnisch polnischen Einwohner litten unter Willkürmaßnahmen, Verhaftungen, Vertreibungen und Gräueltaten (siehe auch Verbrechen der Wehrmacht#Polen). Im Rahmen des vor Kriegsbeginn geplanten Unternehmens Tannenberg wurden allein im so genannten „Tal des Todes“ in Fordon bei Bromberg von Ende September bis Ende Oktober 1939 von Angehörigen des Einsatzkommandos 16 und des paramilitärischen Volksdeutschen Selbstschutzes schätzungsweise 1400 bis 3000 Einwohner der Stadt und ihrer Umgebung erschossen.[11] Polnische Schätzungen sprechen sogar von bis zu 5000 Getöteten an dieser Mordstätte.[12]

NS-Kreisleiter und Oberbürgermeister Werner Kampe wollte die Stadt monumental umgestalten. Dies scheiterte an den Kosten, aber einige Umbaumaßnahmen wurden begonnen. Dabei wurden einige historische Bauten (darunter die von Karl Friedrich Schinkel umgeformte Jesuitenkirche) abgerissen. Im Oktober 1939 wurde die Große Synagoge der Stadt zerstört.

Am 27. Januar 1945 eroberten im Zuge der Weichsel-Oder-Operation Einheiten der Roten Armee und der Polnischen Volksarmee die Stadt. Beim Wiederaufbau der „Woiwodschaft Großpommerellen“ blieb Toruń (Thorn) zunächst die Hauptstadt. Bei der Verkleinerung der Woiwodschaft am 7. April 1945, wobei auch das „Groß“ im Namen fortfiel, wurde Bydgoszcz zur Hauptstadt. 1950 wurde die Woiwodschaft (Województwo Pomorskie) nach der Stadt in Województwo Bydgoskie umbenannt.

Die im Krieg relativ wenig zerstörte Stadt – das Stadttheater wurde nach der Eroberung von Rotarmisten in Brand gesetzt – wuchs in den folgenden Jahrzehnten kräftig weiter. Seit 1947 ist Bydgoszcz Sitz des „Pommerschen Militär-Bezirkes“, der unter anderem für die Verteidigung der nördlichen Gebiete Polens im Kriegsfall zuständig ist. Seit 1991 besteht eine Städtepartnerschaft mit Mannheim. Am 6. Mai 1991 wurde die „Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Bromberg“ gegründet, die unter anderem eng mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge arbeitet. Seit 2004 ist Bydgoszcz Sitz einer römisch-katholischen Diözese und des Joint Force Training Centre der NATO.


Text: Wikipedia

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