Buer (Westfalen)

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Buer ist ein Stadteil von Gelsenkirchen sowie eine ehemalige kreisfreie Stadt und Großstadt in Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Buer.

Theodor Althoff

Sonstige

Geschichte

Mittelalter

Der Ort Buer wurde um 1147 als Buron erwähnt, jedoch geht seine erste schriftliche Erwähnung auf eine kirchliche Urkunde des Kölner Erzbischofs Heribert im Jahre 1003 zurück, in der Buer als Puira bezeichnet wurde. Die Urkunde bezog sich auf das Kirchspiel Buer bzw. die heutige Sankt Urbanuskirche, die früher der Dorfmittelpunkt war. Im Jahr 1180 wurde Buer durch die Auflösung des Herzogtums Sachsen ebenso wie das Vest Recklinghausen dem Kurfürstentum Köln zugeteilt. Im 13. Jahrhundert hatten sich die zwölf Bauerschaften Hassel, Scholven, Bülse, Sutum, Beckhausen, Heege, Holthausen, Löchter, Eckerresse, Surresse, Middelich und Erle um das Dorf Buer angesiedelt. Das Buersche Gebiet gehörte damals zum Kloster Werden. Dessen Ministeriale, die Herren von Buer, besaßen den Schultenhof und die Burg Buer bis ca. 1400.

In dieser Zeit entstanden in Buer und Umkreis weitere Burgen und Ritterhäuser wie Schloss Berge, Schloss Horst, das Wasserschloss Haus Lüttinghof (1308), das Schloss Grimberg, Haus Lochter bzw. Nienhof (1346), Haus Leythe (1377) (in Gelsenkirchen-Erle), Haus Balken (1307) mit dem Rittergeschlechtern von Balken und seit 1482 von Dinsing, Haus Oberfeldingen (Buddenbur) mit Freigraf von Buer, das Haus Backum (Backem), Haus Hamm, Haus Recke, Haus Uhlenbrock oder das Haus Darl.

Buer wird Freiheit

Die Siedlung und die benachbarten Bauerschaften gehörten zum Vest Recklinghausen. Am 18. April 1448 erhielt das Dorf als „Freiheit“ besondere Rechte, unter anderem der Bau einer Stadtbefestigung (ein Wall existierte bis 1770) und die Bewachung der Stadttore. Weiterhin wurde es aus dem Lehnsverhältnis zum Kloster Werden entlassen. Dies wird mit der Urkunde vom Landesherren Dietrich v. Mörs bezeugt. Außerdem wurde der „Freiheit Buer“ ein Wappen mit einer bewurzelten Linde (Buersche Linde), auf der mittig die Abbildung des kurkölnischen Kreuzes zu finden ist, verliehen. Unter der Buerschen Linde wurden lange Zeit Gerichte und Ratssitzungen abgehalten. Zu dieser Zeit gab es in der „Freiheit Buer“ etwa 50 Häuser. 1503 wurde Bernd von Westerholt mit der Hälfte von Buer belehnt.

Im Jahr 1548 wurde Buer durch Truppen des abgesetzten Kurfürsten G. Truchsess niedergebrannt. 1648 wurde eine Kornbrennerei in Buer gegründet. Das Gebäude wird heute für die Gaststätte „Hexenhäuschen“, die an der Marienstraße liegt, genutzt. Im 17. Jahrhundert ging es durch Kriege, Krankheiten und Brände turbulent in Buer zu. Der bekannteste Großbrand am 25. Mai 1688 zerstörte Buer fast vollständig. Es wurden 85 von 90 Häusern und die Kirche Sankt Urbanus zerstört. Der Wiederaufbau dauerte etwa 20 Jahre. 1748 wurde eine Papiermühle an der heutigen Mühlenstraße in Buer errichtet. Zeit der französischen Besatzung und Gründung des Preußischen Amtes Buer

1802 kam Buer zusammen mit dem benachbarten Horst zum Herzogtum Arenberg, 1811 zum Großherzogtum Berg. Vom dortigen Großherzog wurde Buer zur „Mairie Buer“ erhoben.

1806 wurde die erste Apotheke in Buer, die heutige „Buersche Alte Apotheke“, und 1812 die erste staatliche Poststelle, die im Jahre 1826 ein eigenes Gebäude erhielt, gegründet.

1813 kam Buer zum preußischen Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein, 1815 nach dem Wiener Kongress endgültig an Preußen (Provinz Westfalen). 1816 wurde im neu gebildeten Regierungsbezirk Münster der Landkreis Recklinghausen aus dem Vest Recklinghausen und der Herrlichkeit Lembeck gegründet. Innerhalb dieser wurde die Bürgermeisterei Buer gegründet, die zunächst neben der Gemeinde Buer noch drei weitere Gemeinden verwaltete (in Klammern die Einwohnerzahlen von 1835):[1]

Buer nebst Bauerschaften (3.584)

Gladbeck nebst Bauerschaften (2.505)

Horst (535)

Westerholt (685)

1844 wurde die Bürgermeisterei in Amt Buer umbenannt. In den folgenden Jahrzehnten wurden infolge des immensen Bevölkerungszuwachses aufgrund der Industrialisierung Gladbeck (1885), Horst (1891) und Westerholt (1911) als eigenständige Ämter aus dem Amt Buer ausgelagert.

Industrialisierung

Durch die im Jahre 1856 genehmigten Untersuchungen des Steinkohlegebirges wurde im Umkreis von Buer das große Zechenwachstum ausgelöst, wodurch Buer langsam aber sicher zur Großstadt heranwuchs. Neben der bekannteren Zeche Hugo (1873–2000), existierten noch im näheren Umkreis, Zeche Bergmannsglück (1903–1983) in Hassel und die Zeche Scholven (1908–1963) in Scholven, die Zeche Nordstern (1858–1993) in Horst, sowie die Zeche Graf Bismarck (1882–1966) in Erle, Zeche Ewald (1895–2000) in Resse bzw. Herten und Zeche Westerholt (1907) in Westerholt. 1867 wurde das erste Krankenhaus namens „Marien-Hospital“ in Buer erbaut, 1874 die „Amtsparkasse Buer“ (heutige Sparkasse Gelsenkirchen) an der Marienstraße eröffnet und die ersten Gaslaternen installiert. 1879 wurde das Buersche Amtsgericht an der heutigen Hochstraße erbaut. 1880 wurde der Bahnhof Buer-Horst (heute: Gelsenkirchen-Buer Süd) an der Eisenbahnstrecke Bismarck – Winterswijk eröffnet. 1885 schied das Amt Gladbeck aus dem Amtsverbund Buer aus, 1891 Horst, welches darauf ein eigenes Amt wurde. Inzwischen war die Einwohnerzahl Buers stark angestiegen. 1895 wurde die erste Kanalisation in Buer verlegt. Im Jahr 1893 wurde die heutige St.-Urbanus-Kirche mit ihrem (damals) 100 m hohen Kirchturm erbaut. Im selben Jahr wird der „Verein für Orts- und Heimatkunde Buer“ gegründet. 1898 werden die Straßenbahnlinien von Essen-Karnap nach Horst und von Buer bis zum Erler Forsthaus eröffnet. 1901 wird ein Straßenbahn-Betriebshof in Buer gebaut und eröffnet. 1902 wurde ein Wasserturm erbaut.

Die „Buersche Zeitung“ erstand im Jahre 1905 aus der „Volkszeitung für Buer und Umgebung“, die Franz Otto Theben im Jahre 1881 im ortseigenen Zeitungsverlag gründete. Sie war zuletzt ein Kopfblatt der Recklinghäuser Zeitung, wurde aber 2006 eingestellt. 1904 zog das Amtsgericht Buer von der Hochstraße zur Wittekindstraße (heutige de-la-Chevallerie-Straße), 1908 das Gymnasium (heutiges Leibniz-Gymnasium) von der Ophofstraße zur Breddestraße um. 1911 eröffnete das (heute nicht mehr existierende) „Apollo“-Kino im Haus „Altmarkt 2“. 1912 auch das Kaufhaus „Althoff“ an der Hochstraße.

In den Jahren 1910 bis 1912 wurde das Buersche Rathaus mit über 100 Räumen und einem rund 65 Meter hohen Rathausturm erbaut (Details siehe Rathaus und Rathausturm im Artikel Gelsenkirchen-Buer).

1911 erhielt die Gemeinde Buer die Stadtrechte. 1912 schließlich schied „Buer in Westfalen“ aus dem Kreis Recklinghausen aus, um eine kreisfreie Stadt zu werden. Aus dem Rest des Amtes Buer, der Gemeinde Westerholt, wurde das Amt Westerholt gebildet.[2] Im Zuge dessen wurde der Stadt Buer 1913 ein neues Wappen verliehen, das unter einer Burgmauer mit drei Türmen die Buersche Linde mit kurkölnischem Kreuz und zusätzlich am Stamm der Linde die Bergarbeiterwerkzeuge Schlägel und Eisen zeigt.

1923 löste die Ruhrbesetzung den Ruhrkampf aus. 1924 erwarb die Stadt Buer das „Schloss Berge“ und eröffnete den Stadtwald mit Bootshaus, Freilichtbühne, Spielwiesen und Ruderteich. 1925 wurde das Finanzamt Buer gebaut.

Nachdem Buer, ursprünglich eines von vielen größeren Dörfern im Vest Recklinghausen, durch die von Süden fortschreitende Industrialisierung bereits 1895 mit 16.031 Einwohnern drittgrößter Ort desselben nach Recklinghausen (20.644 plus 8.776 Landgemeinde, von der indes nicht geringe Teile später zu Herten und Marl kamen) und Bottrop (18.015) geworden war,[3] war der Ort zum Zeitpunkt der Zuerkennung seiner Stadtrechte bereits größter Ort im Vest (1910: 61.510 Einwohner, während das seit 1901 kreisfreie Recklinghausen zu jenem Zeitpunkt 53.701 hatte). So wurde auch Buer 1926, mehr als zwei Jahrzehnte vor der früheren (und ab 1975 wieder) Kreisstadt Recklinghausen (1849), Großstadt.

Im selben Jahr wurde der Berger See angelegt. Ebenso wurde die Straßenbahnlinie Marl-Polsum-Buer, 1927 das Polizeiamt Buer eröffnet.

Mit Wirkung vom 1. April 1928 wurde die Stadt Buer mit der Gemeinde Horst und der kreisfreien Stadt Gelsenkirchen zur neuen kreisfreien Stadt Gelsenkirchen-Buer zusammengelegt.[4] 1929 gründete die Bergbau-Berufsgenossenschaft das Knappschaftskrankenhaus Bergmannsheil, das 2002 mit den Städtischen Kinderkliniken zur Bergmannsheil und Kinderklinik Buer fusionierte. Am 21. Mai 1930 wurde der Name der jungen Stadt in „Gelsenkirchen“ geändert.[5] Seither wird Buer als Stadtteil geführt, zunächst im Sinne der Ausdehnung der ehemaligen Stadt Buer. Im Zweiten Weltkrieg wurde der 100 m hohe Sankt-Urbanus-Kirchturm bombardiert. Seitdem hat der Kirchturm ein Flachdach und ist nur noch etwa 50 m hoch.

Im Rahmen der jüngsten Gebietsreform 1975 wurden in allen kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens Stadtbezirke eingerichtet. Auf dem Gebiet der ehemaligen Stadt Buer entstanden die Stadtbezirke Gelsenkirchen-West, -Ost und insbesondere -Nord, mit dem Stadtteil Buer, der nur mehr den zentralen Stadtkern enthält.

Im Jahr 2003 wurde im Gelsenkirchener Stadtteil Buer mit einer großen 1000-Jahr-Feier an die erste schriftliche Erwähnung im Jahre 1003 erinnert.


Text: Wikipedia

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