Burgk (Freital)
Burgk ist ein Stadtteil der sächsischen Kreisstadt Freital.
Siegelmarken
Geschichte
Ursprung und Entwicklung der Dörfer
Großburgk oder auch Altburgk wurde im Jahr 1186 als „Borch“ erstmals erwähnt.[3] Zentrum des Ortes war das Rittergut Burgk, das heute als Schloss Burgk bekannt ist und 1350 erstmals als solches erwähnt wurde. Für 1445 ist ein Vorwerk in Großburgk nachgewiesen.[4] Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erwarb das Adelsgeschlecht von Zeutsch das Gut und führte es bis ins 18. Jahrhundert, bevor es an den Dresdner Senator Theodor Seyler und 1768 an die Familie Dathe fiel.[5] Um das Schloss befindet sich ein teils enges, verwinkeltes Straßen- und Wegenetz mit kleineren Wohnhäusern, Bauzeugnissen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Großburgk wurde mit dem Bau und der Verlegung der Burgker Straße ab dem 20. Jahrhundert deutlich in Richtung Windberg erweitert.
Die Siedlung Kleinburgk entstand erst mit Aufkommen des Steinkohlenbergbaus als Bergarbeitersiedlung. Sie wurde 1668 als „Kleinburgk“ oder auch „Beßerung“ bezeichnet.[6] Der zweite Name rührt daher, dass die Ansiedler den Boden nicht als Eigentum, sondern nur zur Bewirtschaftung „in Bau und Besserung“ erhielten.[7] Jedoch setzte sich Kleinburgk als Name durch, und so bekam das bis dahin nur „Burck“ (1486) genannte Großburgk seinen Namenszusatz. Der Ort befindet sich im Gegensatz zu Großburgk auf höherem Geländeniveau und wird durch den Gemeindeweg, den Hartmannsberg und die obere Burgker Straße erschlossen. Am Knappenweg befand sich bis in die 1990er-Jahre auch die Schule Burgk.
Zschiedge taucht Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals auf und wurde später „die Siediche“ (1604) und „Schiedingk“ (1668) genannt.[8] In Zschiedge sind neben modernerer Bebauung aus der Heimstättenbewegung der 1920er- und 1960er-Jahre noch alte Bebauungen auszumachen. Am nahen Kesselgrund beginnt steil der Verbindungsweg in den Stadtteil Birkigt. Die extreme Steilheit endet mit dem Durchgang unter der Trasse der Windbergbahn. Das einstige Sandsteinviadukt wurde noch vor der Wende durch ein Brückenbauwerk aus Beton ausgetauscht.
Alle drei Orte waren in Verwaltungsfragen dem kursächsischen Amt Dresden bzw. ab 1875 der Amtshauptmannschaft Dresden unterstellt und nach Döhlen eingepfarrt. Im Gegensatz zu Großburgk besaßen in Kleinburgk und Zschiedge die Potschappler Gutsherren die Grundherrschaft. Erst mit der Einführung der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 erhielten die drei Orte als Landgemeinden kommunales Selbstverwaltungsrecht.
Im Jahr 1764 lebten in Großburgk zwei „besessene Mann“ und 38 Gärtner, in Kleinburgk acht Gärtner und elf Häusler sowie weitere 15 Häusler in Zschiedge.
Der florierende Steinkohlenbergbau führte ab dem 19. Jahrhundert zu Zuzügen von Bergleuten in die Dörfer des Döhlener Beckens. Alle drei Orte konnten ihre Einwohnerzahl innerhalb von 70 Jahren mehr als verdoppeln. Im Jahr 1910 hatte Großburgk 2000 Einwohner, in Kleinburgk lebten 463 Menschen und auf Zschiedge entfielen 429 Einwohner. Insgesamt wohnten in diesem Jahr im späteren Burgk 2892 Menschen, nachdem es 1834 noch 1516 gewesen waren.
Im Jahr 1912 schlossen sich die Gemeinden Großburgk und Kleinburgk zur neuen Gemeinde Burgk zusammen. Zschiedge kam als Ortsteil 1915 dazu.[9] Nachdem Freital am 1. Oktober 1921 aus dem Zusammenschluss von Deuben, Döhlen und Potschappel gegründet worden war, kam Burgk am 1. April 1924 als zweite Eingliederung nach Zauckerode 1922 zu der jungen Stadt.[10]
Steinkohlenbergbau in Burgk
Kurz nachdem im Plauenschen Grund 1542 das Abbauprivileg für Steinkohle an Hans Biener vergeben worden war, bemühte sich auch die Familie von Zeutsch aus Burgk gemeinsam mit Hermann von Tauschwitz aus Potschappel um die Abbaugenehmigung. Mitte des 16. Jahrhunderts ist ein Alaunwerk auf Rittergutsgelände nachgewiesen. Es wurde später nach Potschappel verlegt.[11] Im 18. Jahrhundert gab es einige kleinere Schächte an Damms Delle und am Geiersgraben.[12] In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wurden der Alte Schacht und der Kunst-Schacht auf über 100 Meter abgeteuft. Zwischen 1773 und 1836 entstand der Burgker Weißeritzstolln zur Entwässerung der Gruben.[13] In Burgk begann die Konzentration der kleinen Bergbaubetriebe erst 1819, als Carl Friedrich August Krebß (später Freiherr Dathe von Burgk) neuer Rittergutsbesitzer auf Burgk wurde. Er erbte fünf Schachtanlagen und kaufte umliegende Kohlefelder hinzu. Daraus gründete er die Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke. Er weitete seine Aktivitäten schnell aus, teufte neue Schächte ab und kaufte Eisenhammerbetriebe hinzu. Burgk wurde zum Zentrum des Steinkohlenbergbaus rechts der Weißeritz.
Durch den Steinkohlenabbau gehörte Burgk bis in die 1870er-Jahre zur technologischen Spitzenregion in Deutschland. Manche technische Neuentwicklung kam dort erstmals zum Einsatz. Im Jahr 1810 wurde dort erstmals das „nasse Siebsetzen“ angewendet. Die Burgker Steinkohlenwerke setzten ab 1821 die ersten Dampfmaschinen in ihren Bergwerken ein. Außerdem begannen Versuche zur Verkokung der Steinkohle. Im Jahr 1842 wurde der erste sächsische Kokshochofen in den Burgker Eisenhüttenwerken zu Döhlen in Betrieb genommen.[14] Seit dem Jahr 1856 wurden die geförderten Kohlen des Burgker Reviers von der ersten Gebirgsbahn Deutschlands, der Windbergbahn, in den Plauenschen Grund und von dort über die ein Jahr zuvor in Betrieb gegangene Albertsbahn abtransportiert. Von den Burgker Gruben waren Reibold-, Neuhoffnungs-, Windberg- und Segen-Gottes-Schacht über Anschlussgleise an die normalspurige Strecke angebunden.
Folgende Steinkohlengruben waren unter anderem unter der Betriebsführung der Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke in Burgk und der unmittelbaren Umgebung in Betrieb (Lage und Betriebszeit in Klammern):
Alter Schacht
Bergerschacht (♁⊙; 1810–1867)
Bormannschacht (1812–1846)
Fortunaschacht (♁⊙; 1835–1865)
Kunst-Schacht (1775–1845)[15]
Neuhoffnungsschacht (♁⊙; 1837–1898)
Segen-Gottes-Schacht (♁⊙; 1856–1916)
Wilhelminenschacht (♁⊙; 1815–nach 1870)
Außerdem waren auf Kleinburgker Flur der Windbergschacht (♁⊙; 1845–1878) und der Reiboldschacht (♁⊙; 1837–1871) in Betrieb, allerdings unter der Betriebsführung des Potschappler Aktienvereins.
Im Jahr 1868 waren in den Gruben der Burgker Steinkohlenwerke rund 1600 Bergleute beschäftigt.[16]
Am 2. August 1869 ereignete sich im Segen-Gottes-Schacht und im Neuhoffnungsschacht der Burgker Steinkohlenwerke eine Schlagwetterexplosion, bei der 276 Bergleute umkamen. 141 von ihnen wurden durch die Explosion getötet, 135 erstickten nach und nach in den Brandgasen. Es war das größte Grubenunglück in der Geschichte des Bergbaus im Döhlener Becken und gehört zu den schwersten Unglücken im sächsischen Bergbau. Am ehemaligen Segen-Gottes-Schacht erinnert daran ein Denkmal, das auch alle Opfer namentlich nennt.[17]
Trotz intensiver weiterer Erkundung sank die Steinkohlenförderung gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer weiter. Die Lagerstätten waren erschöpft. Die Gruben im Unteren Revier waren bereits in den 1860er- und 1870er-Jahren abgeworfen worden, die Aktivitäten der Steinkohlenwerke im Oberen Revier dauerten noch bis ins 20. Jahrhundert. Der Segen-Gottes-Schacht wurde als letzter in Burgks unmittelbarer Umgebung am 30. März 1916 geschlossen. Die letzten beiden Gruben in Betriebsführung der Burgker Steinkohlenwerke waren der Glückauf-Schacht und der Marienschacht. Die Belegschaft war 1923 noch 931 Mann stark.[18] In den beiden verbliebenen Gruben wurde die Förderung im April 1930 eingestellt.[19] Die Steinkohlenwerke gingen in Konkurs. Bis 1946 war nur noch die nun mit Zauckeroder Steinkohle belieferte Brikettfabrik am Glückaufschacht in Betrieb.
Die bergmännische Vergangenheit des Stadtteils Burgk, der zudem auch ländlich geprägt war, schlägt sich im ganzen Ort in den Straßennamen nieder; der Meiselschachtweg, die Bergmannstraße, der Glück-Auf-Weg, der Bergerschachtweg, der Reiboldschachtring und die Kohlenstraße erinnern daran.
Burgker Gasanstalt
Mit den Vorbereitungen zur Installation einer öffentlichen Gasbeleuchtung in Dresden durch Rudolf Sigismund Blochmann Ende der 1820er-Jahre suchte auch Carl Friedrich August Dathe von Burgk nach einer Verwertungsmöglichkeit der Koksofengase seiner Steinkohlenwerke. Er beauftragte den Ingenieur Friedrich Kinne aus Halle mit der Planung einer Erzeugungsanlage für Leuchtgas.[20] Kinne legte erste Entwürfe im April 1827 vor. Daraufhin produzierte die Gröditzer Eisenhütte bis Dezember 1827 unter anderem einen gegossenen Gasometer, eine Retortenanlage und 496 Gasrohre von 71 cm Länge. Dathe von Burgk ließ daraufhin 1828 die Gaserzeugungsanlage am Wilhelminenschacht errichten.[21]
Bereits im Jahr 1811 existierte in Freiberg vor dem Haus von Wilhelm August Lampadius eine von ihm errichtete Gasbeleuchtung.[22]
Am 23. April 1828 wurde die Geburt des Prinzen Albert von Sachsen in Dresden mit der erstmaligen Beleuchtung von Schloss, Hofkirche und Schauspielhaus gefeiert. Auch Dathe von Burgk nahm die Gasbeleuchtung an diesem Tag erstmals in Betrieb. Die Schachtgebäude der Burgker Steinkohlenwerke und möglicherweise auch das Schloss wurden mit Gas aus dem Wilhelminenschacht beleuchtet.[23] In den folgenden Jahren wurde die Burgker Hofgasse mit zwei Gaslaternen ausgestattet. Damit gilt Großburgk als das erste Dorf der Welt mit öffentlicher Gasbeleuchtung. Darauf folgten die weitere öffentliche Straßenbeleuchtung sowie die Verlegung von Gasleitungen in private Gebäude. Beispielsweise gingen 1841 in einer Bäckerei mehrere Flammen in Betrieb.[24]
Nach 1832 wurde ein neuer Gasometer mit einem Fassungsvermögen von 113 bis 127 m³ installiert.[25] Ab 1842 gab es Planungen für die Errichtung einer völlig neuen Gasanstalt in Burgk, die jedoch zunächst nicht umgesetzt werden konnten. Um 1850 waren 110 Gaslaternen durchschnittlich fünf Stunden täglich in Betrieb. Um das benötigte Gas zu produzieren, waren pro Tag sieben Scheffel Steinkohle nötig. Nach 1850 reichte die Kapazität des alten Werkes für eine Erhöhung der Flammenanzahl nicht mehr aus, sodass in Kooperation mit dem Direktor der Dresdner Gasanstalt die Planungen für eine größere Anlage vorangetrieben wurden. Im Jahr 1852 wurde diese fertiggestellt und 1857 durch den Austausch des Gasometers von 1832 noch einmal erweitert.[26]
Kleinere Gaserzeugungsanlagen gingen in den Folgejahren auch am Augustusschacht, Fortunaschacht, Segen-Gottes-Schacht und Glückauf-Schacht in Betrieb. Ab 1902 verdrängte elektrischer Strom aus Coschütz die alte Gasbeleuchtung in Burgk. Die Gasanstalten wurden daraufhin außer Betrieb genommen und die Anlagen zurückgebaut.[27]
Am 9. Mai 2003 wurde im Schlossgarten am Eingang der Bergbautagesstrecke eine Tafel zum Andenken an die Inbetriebnahme eingeweiht.
Entwicklung nach 1990
Nach der Wende und der Deutschen Wiedervereinigung 1989/1990 wurde Freital mit Burgk wieder Teil des Freistaates Sachsen.
Entlang des zu dieser Zeit noch relativ unbebauten Abschnitts der Burgker Straße zwischen dem Stadion und der Einmündung der Rotkopf-Görg-Straße entstanden Reihen- und Mehrfamilienhaussiedlungen an den Straßen Am Dathepark, Pappermannstraße und Hellmuth-Heinz-Straße. Anfang 1993 eröffnete die Supermarktkette Allkauf einen Markt in Burgk mit 5500 Quadratmetern Verkaufsfläche, umliegenden Parkplätzen und einem Parkdeck.[28][29] Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entstand in den Jahren 1997 und 1998 ein mit einer Glas-Holz-Fassade versehener Neubau für das Berufliche Schulzentrum für Technik und Wirtschaft Freital.[30]
Das Schloss Burgk wurde sukzessive instand gesetzt und mit Veranstaltungsräumen für Hochzeiten und Familienfeiern erweitert. Im Jahr 2010 schloss der inzwischen als Real betriebene Markt in Burgk[29] und das Gebäude sowie die Außenanlagen standen jahrelang leer, bis dort Ende 2018 Oskarshausen, ein Erlebnisland für Kinder, eröffnete.
Während des Hochwassers im August 2002 waren zeitweise 1400 aus dem Überschwemmungsbereich der Weißeritz evakuierte Menschen im Burgker Berufsschulzentrum untergebracht. Auch Patienten des Freitaler Krankenhauses und von Pflegeheimen wurden dorthin in Sicherheit gebracht.[31]
Zum Stichtag des Zensus 2011, dem 9. Mai 2011, lebten im Stadtteil Burgk 2328 Menschen in 534 Wohngebäuden mit 1000 Wohnungen. Im Durchschnitt waren die Burgker 48,9 Jahre alt, was der dritthöchste Wert aller Freitaler Stadtteile ist.[32]
Text: Wikipedia
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