Burgtor (Lübeck)

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Ansichtskarte vom Burgtor um 1917

Das im spätgotischen Stil erbaute Burgtor in Lübeck ist das nördliche von ehemals vier Stadttoren der Lübecker Stadtbefestigung und neben dem Holstentor das einzige, welches noch heute erhalten ist. Es hat seinen Namen nach der alten, hoch über der Trave gelegenen Lübecker Burg, die 1227 zum Burgkloster umgebaut wurde.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Burgtor.

Baugeschichte

Das heutige Burgtor wurde 1444 vom Stadtbaumeister Nicolas Peck anstelle eines romanischen Tores innerhalb einer Befestigungsanlage erbaut. An den anschließenden Gebäuden, Marstall wie Zöllnerhaus, finden sich Terrakottafriese. Der Renaissance-Fries am Zöllnerhaus ist aus der Werkstatt des Statius von Düren. Im 19. Jahrhundert wurde in der Lübecker Bürgerschaft erwogen, das Burgtor abzureißen, die Älterleute der zwölf bürgerlichen Kollegien wollten dort Bauplatz schaffen. Die Bürgerschaft lehnte diesen Vorschlag schließlich einstimmig ab. Man würde ein altertümliches Gebäude zerstören und das sei nicht tragbar. Stattdessen entschied man sich, den Durchgang durch das Burgtor zu erweitern. 1850 wurde der westliche Durchgang geschaffen, 1875 ein weiterer. Ende der 1920er kam ein letzter Durchgang hinzu, so dass es heute vier Durchgänge gibt.

Das heute erhaltene Tor war das innere von ursprünglich drei hintereinander gelegenen Toren, deren Modelle in kleinen Schaukästen am früheren Standort besichtigt werden können. Im 15. Jahrhundert als Doppeltoranlage errichtet, wurde es 1622 durch ein drittes Tor ergänzt, wofür man die Gertrudenkapelle und das Pockenhaus abriss. Der starke Ausbau dieser Anlage erklärt sich durch den einzigen Landzugang von Norden her zur Großen Burgstraße in die Lübecker Innenstadt. Erst im Zuge der Bauarbeiten am Elbe-Lübeck-Kanal wurde dieser einzige Landzugang durchstochen, beseitigt und durch die Burgtorbrücke und die darunterliegenden neugotischen Hubbrücken ersetzt. In diesem Zuge entstand auch der Marstallweg vor dem Burgtor als Fußweg zur Straße An der Untertrave.

1806 drangen die Franzosen bei der Schlacht von Lübeck durch das Burgtor in die Stadt ein, hieran und an die anschließende Lübecker Franzosenzeit erinnert eine schlichte Gedenktafel im östlichsten Durchgang des Tores.

Auf der anderen Seite der Burgtorbrücke befinden sich auf jeder Seite Kolossalstatuen von sitzenden Löwen aus der Hand des Bildhauers Fritz Behn, die mit den liegenden Löwen von Christian Daniel Rauch vor dem Holstentor thematisch korrespondieren. Dahinter, in der Grünanlage, eine Skulpturengruppe von Karl Geiser. Heute befinden sich im Zollhaus eine kunsthandwerkliche Weberei und im Marstall ein städtisches Jugendzentrum.

An einem der Nebentürme kündet eine Gedenktafel von Carl Hans Lody, einem in London hingerichteten deutschen Spion aus dem Ersten Weltkrieg. Diese Tafel sorgt für gespaltene Meinungen in der Lübecker Bürgerschaft, da Neonazis hier Gedenkveranstaltungen abhalten. Laut Beschluss vom 29. Oktober 2005 darf die Tafel hängen bleiben, nationalistische Veranstaltungen sollen in der Nähe aber unterbunden werden.

Für ihre Verdienste um Lübeck erhielt die Schriftstellerin Ida Boy-Ed 1912 vom Senat das lebenslange Wohnrecht im Burgtor, das sie bis zu ihrem Tod 1928 nutzen konnte. Danach wohnte Museumsdirektor Carl Georg Heise bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 im Burgtor. Von 1934 bis 1990 wurde das Burgtor (Turm und Zöllnerhaus) der Handweb- und Stickermeisterin Alen Müller-Hellwig (1901–1993) als Arbeits- und Wohnstätte überlassen. Nach ihrer Heirat mit Geigenbaumeister Günther Hellwig (1903–1985) verlegte er seine Werkstatt ebenfalls dorthin. Auch gegenwärtig kann eine Handweberin das Burgtor für ihre Werkstatt nutzen.



Text: Wikipedia

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