Burtscheid

Aus veikkos-archiv
Version vom 19. Oktober 2021, 07:26 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Burtscheid ist eine ehemalige Stadt und ein heutiger Stadtteil von Aachen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Burtscheid.

Georg Friedrich Händel

Sonstige

Chronologie der Geschichte Burtscheids

1016–1018, etwa 20 Jahre nach der Klostergründung, wurde die erste (romanische) Abteikirche fertiggestellt und als Benediktinerabtei unter das Patronat Johannes des Täufers gestellt. Nikolaus von Myra blieb zweiter Patron. Die heute an diesem Ort stehende Kirche trägt immer noch den Namen St. Johann-Baptist.

Am 21. Januar 1018 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster das umliegende Gebiet als Zehntbezirk und löste sie damit vom Pfalzbezirk Aachen ab.[6] Daraus entstand in der Folge die Herrlichkeit Burtscheid.

1040 übertrug Kaiser Heinrich III. den im Dorf Burtscheid lebenden Gläubigen, die bis dahin dem Pfarrsprengel des Aachener Marienstiftes angehörten, die Reichsabtei Burtscheid.

Nach 1100 wurde die Abtei von Siegburg aus reformiert und erlebte bis zum Ende des 12. Jahrhunderts eine Blütezeit. Um 1190, unter Abt Arnold, wurden die Gebeine des Gründerabtes Gregor von Burtscheid feierlich zur Ehre der Altäre erhoben. Gregors Todestag, der 4. November 999, wurde bis zur Aufhebung der Abtei als Gedenktag begangen.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde gleich neben der Abteikirche eine Pfarrkirche erbaut, welche auf den Namen St. Michael geweiht wurde.

Im Jahr 1220/21, unter Kaiser Friedrich II. und dem für Burtscheid zuständigen Erzbischof Engelbert I. von Köln, zugleich Kanzler des Heiligen Römischen Reiches, wurden die Benediktiner aus dem Kloster vertrieben. An ihrer Stelle zogen Zisterzienserinnen in die Gebäude ein, welche vorher, seit etwa 1200, auf dem Aachener Salvatorberg ansässig gewesen waren. An diese Nonnen wurden alle Besitztümer und Rechte des Klosters übertragen. Die Klosteraufsicht oblag zunächst der Abtei Heisterbach, ab dem 14. Jahrhundert der Abtei Himmerod und ab dem 16. Jahrhundert der Abtei Clairvaux bzw. der dieser untergeordneten Abtei Val Dieu (heute Belgien).

1248 wurden Aachen und Burtscheid durch den Grafen Wilhelm von Holland belagert. Hierbei trugen die Klostergebäude schwere Schäden davon. 1252 wurde zur Kompensation der Schäden die Pfarrkirche St. Michael der Abtei, die das Patronat über die „Leutkirche“ (seit dem 13. Jahrhundert aus lat. ecclesia plebis – Volkskirche, Leutkirche, Hauptkirche einer Pfarre, gleichbedeutend mit Pfarrkirche) bereits besessen hatte, die Inkorporation erteilt und damit die Erlaubnis den Großen Zehnt und den Fruchtzehnt einzuziehen. Der Status einer Rektoratskirche blieb St. Michael bis zur Säkularisation unter Napoleon I. erhalten.

Um 1300 schlossen sich erstmals die Burtscheider Tuchmacher in einer Zunft zusammen.

Im Jahr 1306 wurde die auf Burtscheider Territorium stehende Burg Frankenberg erstmals urkundlich erwähnt. Vermutlich wurde sie aber schon um 1270 von Ritter Arnold erbaut. Sie war bis etwa zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Sitz der Burtscheider Vögte.

Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die romanische Abteikirche abgebrochen und an ihrer Stelle eine dreischiffige gotische Kirche errichtet.

Am 23. Oktober 1351 übertrug die Abtei die Gerichtsbarkeit über Burtscheid an die Stadt Aachen, die sodann von einem Aachener Meier ausgeübt wurde.

Um 1634 wurde der Grundstein zu einem ersten protestantischen Gotteshaus an der Hauptstraße gelegt, welches aber nach nur 80 Jahren im Jahre 1714 auf kaiserliche Anordnung hin wieder abgerissen wurde.

Zwischen 1735 und 1754 wurde die Abteikirche St. Johann Baptist unter den Äbtissinnen von Renesse und von Woestenrath durch den Architekten Johann Joseph Couven neu erbaut. Zwischen 1748 und 1751 errichtete er auch die Pfarrkirche St. Michael neu, welche später 1891/92 durch den Architekten P. Peters erweitert wurde.

Zwischen 1753 und 1775 gab es Streitigkeiten zwischen der Reichsstadt Aachen und der Reichsabtei Burtscheid um neue Straßenführungen von und nach Burtscheid.

Trotz des Einspruchs des Aachener Rates wurde 1779 von der Äbtissin auf Krugenofen das Glücksspiel eingeführt. Deshalb heißt die Verlängerung der Straße Krugenofen heute Kasinostraße.

Im Dezember 1792 fand die erstmalige Besetzung Burtscheids durch französische Truppen statt. Die endgültige Besetzung erfolgte im September 1794 und dauerte bis 1814 an. Burtscheid wurde zum Kanton im Département de la Roer. Die Besatzer stellten einen Freiheitsbaum auf und zweckentfremdeten die Abteikirche als Versuchsanstalt zur Herstellung von Heißluftballons. Am 30. Juni 1802 wurde Burtscheid Mairie und Hauptort des Kantons Burtscheid. Im August desselben Jahres lösten die Franzosen den Klosterkonvent auf, vertrieben die Nonnen und säkularisierten den Klosterbesitz. Das Abteigebäude diente nun für Wohnungen, Schule und Verwaltung.

Am 1. März 1804 wurde St. Michael zur Kantonalpfarre mit 17 Hilfspfarren, und der Burtscheider Pfarrer erhielt den Titel Oberpfarrer. In diesem Jahr wurde auch die neue, reformierte Kirche an der Hauptstraße geweiht. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erhielten die Burtscheider mit der 1899 eröffneten und eingeweihten Dreifaltigkeitskirche wieder eine evangelische Pfarrkirche.

Am 23. März 1816 wurde Burtscheid Hauptort des preußischen Kreises Aachen-Land, der aus dem ehemaligen französischen Kanton Burtscheid und dem Kanton Eschweiler gebildet wurde, und somit zum Sitz der Kreisverwaltung und des Landrates. Noch heute befindet sich in dem renovierten und erweiterten Gebäudekomplex der Sitz der Städteregion Aachen als Nachfolgeorganisation des ehemaligen Kreis Aachen.

Am 3. März 1823 wurde der Grundstein des Burtscheider Rathauses gelegt, welches bis vor kurzem das Haus des Gastes war und nun in das „Haus des Hörens“ umfunktioniert wurde (Architekt Ulich).

In den Jahren 1831/32, 1849 und 1866 kam es sowohl zu mehreren Choleraepidemien als auch im gleichen Zeitraum zu merkwürdigen Fällen von Wechselfieber, auch „Burtscheider Krankheit“ genannt. Aus diesem Grund wurde 1832 der Cholerafriedhof, der heutige Waldfriedhof, errichtet, welcher dann später zum Ehrenfriedhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege ausgebaut wurde. Innerhalb dieses Areals ließen Aachener Bürger den 1907 eingeweihten Bismarckturm zu Gedenken an den „Eisernen Kanzler“ errichten.

1838–40 wurde der Burtscheider Viadukt erbaut und am 1. September die Eisenbahnstrecke Köln-Aachen-Belgien der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, die über den Viadukt verläuft, eröffnet.

Das Gelände am Heißberg wurde am 23. Oktober 1851 von der Gemeinde zur Gründung eines neuen Stadtfriedhofs erworben. 1852 erfolgte der Beschluss eine Umfassungsmauer zu errichten, welche von den Bauunternehmern B. Klausener & Rhoen ausgeführt wurde.[7] 1862 wurde der Heißbergfriedhof für beide Konfessionen eröffnet und im Gegenzug die Kirchhöfe von St. Johann und St. Michael geschlossen. Auf dem Heißbergfriedhof errichtete man zusätzlich Kriegerdenkmäler für die Gefallenen des Deutschen Krieges 1866 und des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.

Am 1. April 1853 führte eine Bürgerinitiative der beiden katholischen Pfarren zur Gründung des Marienhospitals Aachen.

1874 erhielt die Aktiengesellschaft Frankenberg die Konzession zur Erschließung des Frankenberger Viertels rund um die Burg Frankenberg, die bis in den Ersten Weltkrieg hinein andauerte. Daraus resultierten zahlreiche Wohnhäuser, deren Fassaden während der Gründerzeit in einem historistischen Stil (Neoklassizismus, Neorenaissance, Neobarock, Neogotik oder Mischformen), danach in einem nichthistoristischen Phantasiestil oder den Formen des Jugendstils sowie schließlich in strengen Formen erstellt wurden. Allein im Bereich des Gebiets der Aktiengesellschaft Frankenberg sind derzeit mehr als 250 Baudenkmäler ausgewiesen.

1876 gründete sich der katholische Burtscheider Bürgerverein als Bürgerinitiative gegen die Kulturkampfgesetze Bismarcks.

Im Jahr 1895 wurde der auf Betreiben der Königlichen Eisenbahndirektion Köln angelegte Moltkebahnhof in Betrieb genommen, der, auf halber Strecke zwischen dem Burtscheider Viadukt und der Burg Frankenberg gelegen, als ausschließlicher Güterbahnhof dem gestiegenen Gütertransport Rechnung tragen sollte.[8] Nach 1986 wurde er stillgelegt und dient heute als Lagerfläche für ein Bauunternehmen und als Wildnispark.[9]

Am 27. September 1903 fand die Einweihung der neuen Marienkapelle Burtscheid statt, die auf dem Gelände einer alten hölzernen Kapelle aus dem Jahr 1644 als neuromanischer achteckiger Zentralbau, mit doppelgeschossigem Umgang und Treppentürmchen zu beiden Seiten des Eingangs erbaut worden war. Die alte Holzkapelle wurde 1693 durch einen ersten Steinbau ersetzt und in den Jahren 1811/12 erweitert.

Am 5. Juni 1910 wurde am Ende der Victoriaallee die Herz-Jesu-Kirche (umgangssprachlich: Frankenberger Dom[10]) nach zweijähriger Bauzeit als eine der wenigen neoromanischen Werksteinbasiliken im Erzbistum Köln nach Entwürfen von Josef Kleesattel errichtet. Das Mosaik über dem Altar zählt nach dem im Aachener Dom zu den größten im Bistum Aachen.

Ab 1943 befand sich im Ort ein Arbeitserziehungslager (AEL), in dem unter KZ-Bedingungen Arbeitskräfte von ansässigen Firmen zur Zwangsarbeit ausgebeutet wurden.

Am 11. April 1944 fand der schwerste Luftangriff auf Aachen während des Zweiten Weltkrieges mit Schwerpunkt auf Burtscheid statt. Innerhalb von 21 Minuten warfen dabei ca. 350 Flugzeuge 19 Minen, 4.047 Spreng-, 34.200 Brand- und 8.685 Phosphorbomben im gesamten Aachener Stadtgebiet ab und töteten dabei 1.525 Menschen. Auch ein Großteil von Burtscheid wurde dabei zerstört und die Kirchen St. Johann, St. Michael und Herz Jesu wurden stark beschädigt.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.