Carl Zeiss (Jena)

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Die Carl Zeiss AG ist ein Unternehmen der feinmechanisch-optischen Industrie. Sitz der Konzernleitung ist heute Oberkochen.

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Geschichte

Gründungszeit

Vor dem Ersten Weltkrieg erlebte das Unternehmen einen rasanten Aufstieg, der auch mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht nachließ. In beiden Weltkriegen gehörte das Unternehmen zu den wichtigsten deutschen Produzenten von rüstungs- und kriegsrelevanten Gütern. Noch bis Ende 2012 wurden entsprechende Produkte wie Zieloptiken, Wärmebild- und Tagsichtkameras, sowie Sicherheitssysteme weltweit angeboten.

In Wien errichtete das Unternehmen im Jahr 1902 eine Niederlassung, im Jahr 1912 auch einen Erzeugungsbetrieb, der im Ersten Weltkrieg noch an Bedeutung gewann, sodass in den Kriegsjahren 1916 und 1917 durch den Architekten Robert Oerley ein viergeschossiger Neubau in Wien-Breitensee erfolgte. Das Zeiss-Werk Wien, das heute auf Grund seiner damals einzigartigen Bauweise unter Denkmalschutz steht, wurde von Zeiss nur bis 1926 genutzt. In der Folge erwarb Philips das Gebäude.


Zeit des Nationalsozialismus

Während des Dritten Reichs beschäftigte Carl Zeiss Hunderte von Zwangsarbeitern, etwa im Werk Göttingen (damals Winkel-Zeiss Göttingen) und am Zeiss-Hauptstandort Jena.


Carl Zeiss in Jena

In Jena übernahmen die sowjetischen Besatzer die Kontrolle über das Unternehmen und begannen mit der Entnahme von Reparationsleistungen. 1946 wurde die Teildemontage des Werkes beschlossen und bis 1947 durchgeführt. Am 1. Juni 1948 wurden die in der sowjetischen Besatzungszone gelegenen Unternehmen der Carl-Zeiss-Stiftung enteignet. Das Jenaer Werk wurde als VEB Carl Zeiss Jena in die neue DDR-Staatsindustrie integriert. Das Dresdner Werk der Tochterfirma Zeiss Ikon wurde ebenfalls enteignet und firmierte fortan als VEB Zeiss Ikon.


VEB Carl Zeiss Jena im Juli 1978

In dieser Zeit (1945–1966) stand es unter der Führung des ersten Werkleiters Hugo Schrade. 1965 wurde der VEB Carl Zeiss Jena zum Stammbetrieb des gleichnamigen Kombinates weiterentwickelt, dem nach und nach andere VEB der optisch-feinmechanischen und Elektronik-Industrie zugeordnet wurden. Zu dieser Gruppe gehörten beispielsweise der VEB Pentacon Dresden, in dem seinerseits bereits große Teile der sächsischen optisch-feinmechanischen Industrie aufgegangen waren (u. a. Meyer-Optik, Ihagee, Filmosto, Praktica). In den 1980er Jahren umfasste das Zeiss-Kombinat 25 Betriebe mit bis zu 70.000 Beschäftigten. Langjähriger Generaldirektor war von 1975 bis 1989 Wolfgang Biermann, Mitglied des ZK der SED.

1955 wurde bei Zeiss Jena mit dem OPREMA der erste in der DDR gebaute Computer fertiggestellt, von dem nur zwei Exemplare gebaut wurden. 1961 wurde mit dem Zeiss-Rechen-Automat (ZRA 1) ein weiterer Computer vorgestellt, der bis 1964 gefertigt wurde.

Im VEB Carl Zeiss Jena wurde die Multispektralkamera MKF 6 zur Fernerkundung vom Weltraum und aus Flugzeugen entwickelt und gebaut. Der erste Einsatz erfolgte im September 1976 an Bord des Raumschiffs Sojus 22. Auch Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Kosmos, führte damit während seines Raumfluges Experimente zur Erdfernerkundung durch. Die weiterentwickelte Version MKF 6M kam u. a. auf der Raumstation Mir zum Einsatz.

In Jena wurden weiterhin Planetariumsprojektoren entwickelt, gebaut und weltweit exportiert.

Für den 1-Megabit-Chip U61000 wurde dem Kombinat VEB Carl Zeiss Jena auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1989 die Goldmedaille verliehen.

Seit den siebziger Jahren gewann der VEB Carl Zeiss Jena, der im Volksmund auch „VEB Pulver und Blei“ genannt wurde, zunehmend eine herausragende Bedeutung als Rüstungsbetrieb: Sämtliche optische Militärgeräte wurden hier entwickelt und produziert, so etwa das Universalmessgerät UMGPi für Pioniere, das Stereonachtsichtgerät PM 1 für Pionierpanzer, der Zielsuchkopf der Luft-Luft-Rakete K 13 M, die Feuerleitanlage Wolna für den T-55 A und der Zielentfernungsmesser für den T-72, um nur einige Projekte zu nennen. In den Jahren 1976 bis 1980 belief sich der Anteil der militärischen Produktion auf 5,5 % der Gesamtproduktion, 1986 betrug er für das Kombinat Carl Zeiss 21,8 %. Bis 1990 war die weitere Erhöhung auf 28 % geplant.

Ab den 1960er Jahren übernahm ein betriebsinternes Designbüro, das durch den angesehenen Industriedesigner Gerd Böhnisch geleitet wurde, die Gestaltung aller neuentwickelten Produkte des VEB Carl Zeiss Jena. Mikroskope, Theodoliten, Planetarien, Teleskope, Kinotechnik und andere Geräte zeigten eine einheitliche Designlinie. Zumindest auf dem Gebiet des Produktdesigns sorgten Gerd Böhnisch und sein Team im VEB Carl Zeiss Jena für das, was man heute als Corporate Design beziehungsweise Corporate Identity bezeichnet.


Carl Zeiss in Oberkochen

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Jena für kurze Zeit durch US-amerikanische Truppen besetzt. Mit dem Abzug der US-Streitkräfte aus Thüringen im Juni 1945 wurden auch zahlreiche Spezialisten sowie die amtierende Geschäftsführung gezwungen, Jena in Richtung Heidenheim (Württemberg) zu verlassen. Am 4. Oktober 1946 wurde in Oberkochen die Opton Optische Werke Oberkochen GmbH gegründet und ein neuer Produktionsstandort aufgebaut. Am 31. Juli 1947 wurde der Name in „Zeiss-Opton Optische Werke Oberkochen GmbH“ geändert. Am 1. Oktober wurde daraus das Unternehmen „Carl Zeiss“. In den 1950er Jahren wurde in Oberkochen eine umfassende Optikproduktion für Industrie- und Fotografieanwendungen aufgebaut. Der Sitz der Carl-Zeiss-Stiftung blieb in Heidenheim, ab 1954 als alleiniger Rechtsnachfolger der Carl-Zeiss-Stiftung der Vorkriegszeit. Die Carl-Zeiss-Stiftung beanspruchte die alleinigen Rechte am Namen „Carl Zeiss“, konnte diese jedoch nur außerhalb der RGW-Staaten durchsetzen. Für den Export in RGW-Staaten bestimmte Produkte führten den Namen „Opton“, umgekehrt führten Produkte aus Jena außerhalb des RGW-Bereichs den Namen „aus Jena“. Diese Abgrenzung der Namensrechte wurde am 1.Oktober 1971 im Londoner Abkommen festgeschrieben.

Die bei der ersten Mondlandemission Apollo 11 am 21. Juli 1969 verwendete Video- und Fotoausrüstung (Hasselblad-Kameras), mit der die weltbekannten Bilder und Videos entstanden, war mit Objektiven aus dem Hause Zeiss ausgestattet.


Carl Zeiss nach 1990

Von 1990 bis 1991 wurde der VEB Carl Zeiss Jena in die Carl Zeiss Jena GmbH und die Jenoptik GmbH aufgespalten, wobei erstere das optische Kerngeschäft beinhaltete. Carl Zeiss Oberkochen und Jenoptik teilten sich die Gesellschafteranteile an der Carl Zeiss Jena GmbH, 1995 wurden die Anteile der Jenoptik von Carl Zeiss in Oberkochen übernommen. Bedingt durch die Unternehmenskrise des Gesamtkonzerns und die Folgen der Wiedervereinigung kam es in den 1990er Jahren an den Standorten Jena und Oberkochen zu mehreren Entlassungswellen.

Seit 2004 ist Carl Zeiss eine Aktiengesellschaft, deren alleinige Aktionärin die Carl-Zeiss-Stiftung ist. Trotz der Krise konnte Zeiss gestärkt weiterproduzieren.



Text: Wikipedia

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