Christianeum

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Siegelmarke vom Christianeum

Das Christianeum, gegründet 1738 in Altona, ist ein staatliches altsprachliches Gymnasium in Hamburg-Othmarschen. Es ist seit 1744 nach dem dänischen König Christian VI. (1699–1746) benannt, der in Personalunion auch Herzog von Holstein und damit Landesherr der Stadt Altona war.

Das Gymnasium hat sein altsprachliches Profil bewahrt, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch die gleichwertigen Naturwissenschaften ergänzt ist. Darüber hinaus ist die Schule heute durch künstlerische Schwerpunkte, insbesondere in der Chorarbeit, geprägt.


Geschichte

1683 wurde in der hoheitlich dänischen holsteinischen Stadt Altona, heute ein Bezirk von Hamburg, die erste Lateinschule gegründet, „zu äußerst von der Stadt an einem so abgelegenen kothigen Ort“, wie ihr erster Rektor, Daniel Hartnac (oder: Harnack), laut Überlieferung befunden habe; sie wurde 1689 wieder geschlossen. Ideen zu einer neuen Lateinschule im Jahre 1708 wurden zunächst nicht weiter verfolgt; nach der Einäscherung durch die Schweden (1713) und einer Pestepidemie hatte Altona andere Sorgen als die Bildung. Durch Spenden – vor allem aus Dänemark – ermutigt, begann man 1721 unter Christian Detlev von Reventlow, dem Oberpräsidenten der Stadt, mit dem Neubau für eine Lateinschule an der Schulstraße (heute: Hoheschulstraße) oberhalb des Altonaer Fischmarktes, die als Friedrichschule, benannt nach König Frederik IV., im Jahre 1725 ihren Betrieb aufnahm.


Gymnasium Academicum im 18. Jahrhundert

Der Ausbau der Schule zu einer höheren Bildungsanstalt wurde von dem Nachfolger von Reventlows, dem Oberpräsidenten Bernhard Leopold Volkmar von Schomburg, entscheidend vorangetrieben. 1738 wurde durch Reskript des Königs Christian VI. von Dänemark die Friedrichschule zu einem Gymnasium Academicum aufgewertet, das mit Fundationsbrief vom 11. Mai 1744 den Namen Christianeum und am 26. Mai 1744 offiziell eingeweiht wurde. Der dänische König verlieh der Schule ein eigenes Siegel, das Pflänzchen auf einem Hügel unter einer strahlenden Sonne zeigte, eingerahmt von dem Motto SUPERNIS ALIMUR VIRIBUS (Von oben kommt die Kraft, die uns erhält) und der Umschrift SIGILLUM GYMNASII ACADEMICI ALTONENSIS.

Der Aufbau der Schule sah nach dem 1740 veröffentlichten Plan eine Verbindung von drei Anstalten vor: einer Vorbereitungsschule für studierwillige Knaben unter der Aufsicht des Direktors, in der neben Schreiben, Rechnen und dem Katechismus auch das Lateinische gelehrt wurde, einem Paedagogium ab dem 12. Lebensjahr mit Kursunterricht, u. a. auch in Geschichte, Geografie, Mathematik und zur Redekunst, und einem Gymnasium Academicum mit Vorlesungen zur Theologie und Philosophie sowie zur Rechtswissenschaft und Medizin. Nach dem Tod Christians VI. im Jahre 1746 erhielt das akademische Gymnasium eine Neuordnung in seiner Abtrennung vom Paedagogium; ihm wurden fünf Professoren zugewiesen, die sich jährlich im Direktorat abwechselten. Die Anstalt sollte auf Wunsch des dänischen Königs zur Universität für seine deutschen Untertanen ausgebaut werden.

Aufsichtsführende Vorgesetzte waren die Gymnasiarchen, ein den antiken Scholarchen nachempfundenes Gremium, das aus dem Oberpräsidenten zu Altona, dem Propst, dem Bürgermeister und dem Syndikus der Stadt bestand, wobei die beiden ersten die entscheidenden Personen waren. Dieses Gymnasiarchalkollegium beaufsichtigte nicht nur die Verwaltung, sondern auch den Unterricht der Schule. Es bestand bis zum Übergang in die preußische Verwaltung 1867.

Der Fundationsbrief 1744 hatte die vom Kollegium der Professoren bzw. den Gymnasiarchen auszuübende jurisdictio civilis et ecclesiastica über die Studierenden, die Lehrer, Bediensteten und deren Familien eingeräumt. Die Kriminalgerichtsbarkeit über Schulangehörige verblieb zwar beim Stadtmagistrat, der dabei jedoch der Genehmigung des Kollegiums der Professoren bedurfte. Dem Kollegium stand auch das Recht der Zensur von in Altona erscheinenden Büchern und Schriften zu. Im Zuge der von Johann Friedrich Struensee ab 1770 in Dänemark eingeführten Reformen fielen die Zensurbefugnis und einige Privilegien der Professoren weg, wie zum Beispiel die Befreiung von Steuern. Mit dem Gottorpschen Erbvertrag 1773 und der damit verbundenen Eingliederung der Universität Kiel in den dänischen Herrschaftsbereich verlor das Gymnasium seine herausragende Stellung als bedeutendste dänische Bildungsanstalt auf deutschem Territorium. Ab 1773 wurden Paedagogium und Gymnasium Academicum daraufhin erneut zu einem Gymnasium mit den Klassen Tertia, Secunda, Prima und einer universitären Selecta vereint; die Vorbereitungsschule bestand weiter. Der Wechsel der Direktorate erfolgte nunmehr unregelmäßig, ab 1794 wurde die Leitung eine dauerhafte.


Neuordnungen im 19. Jahrhundert

Bereits ab 1778 besuchten im toleranten Altona, das unter anderem auch die Religionsfreiheit gestattete, vermehrt Schüler aus jüdischen Familien, wie zum Beispiel Salomon Maimon, diese Lehranstalt; bis 1815 waren es über 100. Da König Frederik VI. auf der Seite Bonapartes stand, erreichten die Napoleonischen Kriege auch Altona. Im Jahre 1814 wurde das Christianeum Quartier für eine von Dänemark zur Unterstützung herbeigerufene Kompanie russischer Kosaken. Ab 1817 war Dänisch Pflichtfach, was indes den Widerstand der Schüler hervorrief, die von nationalen Gefühlen, einer Begleiterscheinung der Befreiungskriege, inspiriert waren. Ludolf Wienbarg, einer der bedeutenden Dichter des Jungen Deutschland, gehörte ebenso zu ihnen wie Matthäus Chemnitz, der Verfasser des Schleswig-Holstein-Liedes. In dem 1828 gegründeten wissenschaftlichen Verein „Klio“ ging es zumindest im Diskurs revolutionär zu; ab 1834 gehörten die Schüler Theodor und Tycho Mommsen mit ihrem Bruder August dem Verein an.

Die Neuordnung ab 1844 nahm dem Christianeum die Sonderstellung unter den höheren Schulen Schleswig Holsteins: es verlor seine universitäre „Selecta“, und die Aufgabe des Gymnasiums war nunmehr, auf die Universität vorzubereiten. Ab 1853 gab es eine Abiturprüfung. Die Schule galt bis 1937 als das bedeutendste Gymnasium Schleswig-Holsteins.

Im August 1866, zwei Jahre nach dem deutsch-dänischen Krieg und als unmittelbare Folge des Prager Friedens, der den preußisch-österreichischen Krieg beendete, wurde das Christianeum – wie Altona und Holstein insgesamt – preußisch. Da die Schülerzahl wuchs, wurden Teile der alten Schulanlage abgerissen und durch wilhelminische Backsteinbauten ersetzt. Den auf dem Tor des alten Christianeumsgebäudes von 1721 eingemeißelten Spruch In Fine Laus (lateinisch: „am Ende das Lob“) nahm Friedrich Paulsen 1909 zum Anlass, in seinen Jugenderinnerungen seine durchaus gemischt empfundene Christianeerzeit zusammenzufassen.


Ausrichtungen im 20. Jahrhundert

Seit Ende des 19. Jahrhunderts machten die modernen Naturwissenschaften, die sich in der ersten Forschergeneration an den Universitäten etablierten, der klassischen Philologie auch am Christianeum den Vorrang streitig. Mit einem neuen naturwissenschaftlichen „Zweig“ wurde das Gymnasium um ein 1909 offiziell anerkanntes Realgymnasium erweitert, das bis 1959 existierte.

Nach dem Ersten Weltkrieg verzeichnete die Schule sinkende Schülerzahlen und ein in Folge zunehmend kleineres Lehrerkollegium. Zu neuen Unterrichtsformen nebst dem Bestreben nach einem toleranten Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern kam auch die Idee der Klassenfahrt; 1925 reiste erstmals eine Prima nach Puan Klent auf Sylt, seither mit nur wenigen Unterbrechungen regelmäßiges Ziel von jährlichen Klassenreisen, heute der Unterstufe.

Die nationalsozialistische Stadtverwaltung löste im Oktober 1933 den seit einem Jahr amtierenden Direktor des Christianeums Robert Grosse ab. Pensionierungen nach 1934 reduzierten das bisherige Kollegium. Die Schülerzahlen des Gymnasiums stiegen und neues Lehrpersonal kam hinzu. Die Schule erhielt 1936 einen Neubau im Westen Altonas. Infolge des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde Altona ab April 1937 zu einer Stadt im Land Hamburg und verlor zwölf Monate später seine kommunale Selbständigkeit. Der unabhängige und seit 1934 amtierende Direktor, der Theologe Dr. Lau, trat auf Druck der Parteizentrale 1937 der NSDAP bei; 1942 wurde er auf Grund der Aussagen von Spitzeln als unzuverlässig aus seinem Amt entlassen. Am 31. März 1945 wurde die Anstalt geschlossen. Eine spätere Bilanz verzeichnete 192 Kriegstote des Christianeums.

Die Nachkriegszeit war zunächst von einem Unterricht im Schichtbetrieb mit anderen Schulen gekennzeichnet, deren Gebäude zerstört worden waren. Die 1950er Jahre wurden am Christianeum zum einen bestimmt durch den Genuss der Tatsache, die Räume wieder für sich allein zu haben, und zum anderen, sich den anstehenden, fälligen Neuordnungen des Schulwesens zu widmen. 1965 bescherte die Koedukation dem Christianeum die ersten Schülerinnen und die erste weibliche Lehrkraft zur Betreuung einer gemischten Klasse. 1969 führte die Anstalt gegen Widerstände zwei norddeutsche Neuerungen ein: die Schülermitberatung der 10. Klassen auf Zeugniskonferenzen und das Wahlfach Russisch, das seither neben Latein und Englisch als verbindliche dritte Fremdsprache alternativ zu Altgriechisch belegt werden kann.


Gegenwart

Man kann heute am Christianeum entsprechend der Sprachenfolge mit Latein, Englisch, Griechisch oder (seit 1969) Russisch sein Abitur ablegen; auch das Fach Chinesisch, das seit 1985 am Christianeum angeboten wird, sowie Spanisch und Französisch sind unterdessen in der Oberstufe für die Prüfung wählbar. Die Naturwissenschaften und die Mathematik haben wie auch die Künste ihren Rang neben den Sprachen behauptet; der Deutschunterricht fördert bereits in der Unter- und Mittelstufe den Literaturunterricht, der die Kurse in der Oberstufe bestimmt. Für die Sport-Leistungskurse wurde ein Modell entwickelt, die Kursteilnehmer zu befähigen, Sportarten zu vermitteln und zu trainieren und so zum Beispiel als Assistenzlehrer die Skireisen der Mittelstufe zu begleiten. Lern- und Begegnungsorte außerhalb der Anstalt gehören zum Schulleben.


Gebäude

Nachdem das erste Gebäude an der Schulstraße selbst mit der wilhelminischen Erweiterung den Erfordernissen nicht mehr genügte, bekam das Christianeum 1936 einen großen, bauhausinspirierten Neubau in Othmarschen an der Behringstraße (seinerzeit: Roonstraße). Dieser Bau war, 1930/31 als Hochschule für Lehrerbildung geplant und begonnen, allerdings infolge der Wirtschaftskrise zunächst im Rohbau stillgelegt worden; 1934–1936 wurde er für das Christianeum fertiggestellt. Das Bombardement Hamburgs 1943 und spätere Angriffe überlebte das neue Schulgebäude nur geringfügig beschädigt. Vom Mai bis zum Oktober 1945 war es Sitz der englischen Militärkommandantur.

1971 musste das Gebäude in der Roonstraße dem Bau des neuen Elbtunnels im Zuge der A 7 (1968–1975) weichen. Das erste Tor von 1721 war, nachdem sein altes Gemäuer aus dem 18. Jahrhundert nach dem Umzug der Schule 1936 abgerissen worden war, an der Seitenwand des Hauptflügels an der Behringstraße angebracht gewesen und bekam 1971 beim erneuten Umzug der Schule seinen nunmehr dritten Standort. Die seit den 1930er Jahren verbliebenen und ausgebauten beiden Seitenflügel an der Schulstraße waren mitsamt ihrer wilhelminischen Erweiterung bei der Bombardierung Hamburgs 1943 zerstört worden.

Seit 1971 ist die Anstalt an der Otto-Ernst-Straße (Othmarschen) in einem funktionalistischen Neubau untergebracht, der nach Plänen von Arne Jacobsen (1902–1971) errichtet wurde und auf Grund der Verträge mit den Erben des dänischen Architekten baulich nicht über die vom Urheber des Entwurfs vorgesehene Gebäudeflexibilität hinaus verändert werden darf. Das Konzept sah allerdings die Veränderbarkeit der Innenräume vor, da Außenträger das Gebäude stützen und tragende Wände deshalb bis auf wenige Ausnahmen nicht nötig sind. Die Auflösung der Außenwände in Verglasungen erlaubt überdies auch in fast allen Gängen den Ausblick nach draußen. Durch die Trägerkonstruktion ergibt sich eine markante äußere Ästhetik des Baus, über die bis heute kontroverse Diskussionen geführt werden.

1977 drehte Hark Bohm einige Sequenzen seines Films „Moritz, lieber Moritz“ in den Innenräumen des Christianeums. Seit 2004 ist in einem Raum das Arbeitszimmer des Schriftstellers Otto Ernst untergebracht, das der Schule von seiner Tochter Senta-Regina Möller-Ernst vererbt worden war. Im selben Jahr wurde im Innenhof die Große kniende Figur der Bildhauerin Barbara Haeger aufgestellt.


Schulentwicklung

Im Jahre 1972, dem Jahr der Einweihung des neuen Christianeumsgebäudes, trat auch die gesetzliche Regelung für eine Oberstufenreform in Kraft. Seitdem hatte das Christianeum zunehmend die Struktur einer Studienstufe entwickelt und eingerichtet, die den Schülern nicht nur jede (den Auflagen der Kultusministerkonferenz (KMK) entsprechende) Leistungskurs-Kombination erlaubte, sondern ihnen durch ein reichhaltiges und differenziertes Grundkurs-Angebot auch die Gestaltung eines persönlichen Lern- und Arbeitsprofils ermöglichte. Die Schwerpunkte der Sprachen und der Naturwissenschaften wurden ergänzt durch den ausgeprägten Bereich der musischen Fächer und seit Ende der 1990er Jahre auch durch eine Profilierung der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, verstärkt durch die Einführung von Kursen zur Wirtschaftspraxis. Die Schule ist seit 1992 Austragungsort der Hamburger Landesrunde der Mathematik-Olympiade und war 2003 und 2004 Austragungsort der Bundesrunde des Bundesweiten Wettbewerbs Physik Sekundarstufe I.


Aktuelle Daten

Die Schülerzahl hat sich seit Mitte der 1990er Jahre stetig erhöht. Im Jahre 2006 hatte die Anstalt die höchsten Anmeldezahlen der Hamburger Gymnasien vorzuweisen; in jenem Jahr wurden sieben 5. Klassen eingerichtet. Unterdessen besuchen gut 1100 Schüler das Christianeum, unterrichtet von einem etwa 90-köpfigen Lehrerkollegium. 2008 wurde die in verschiedenen Bundesländern eingeführte Schulzeitverkürzung auf 12 Jahre, die sogenannte Reform G8, mit einer Zusammenlegung zweier Jahrgänge zu einer gemeinsamen Oberstufe wirksam. Mit Beginn des Schuljahres im August 2009 wurde die sogenannte Profiloberstufe eingeführt. Seit Februar 2012 wird die Schule von Diana Amann geleitet.


Internationale schulische Einrichtungen

Der Schüleraustausch mit der 506. Schule in Sankt Petersburg wurde 1990 etabliert und löste die bereits seit langem alle zwei Jahre unternommenen Projektreisen der Russisch-Leistungskurse in die Sowjetunion ab. Mit den Städten Chicago und Shanghai finden zudem gegenseitige Besuche von Schülern und Lehrern seit 1998 und 2000 regelmäßig statt. In zweijährigem Turnus begibt sich die Oberstufe des Christianeums mit ihren Lehrern in Gruppen auf ein- bis zweiwöchige Projektreisen an verschiedene Orte in Europa; die Programme der Reisen werden durch die Mitarbeit der Schüler durchgeführt und nachgewiesen.


Kultur am Christianeum

Bekannt ist das Christianeum für seine Schulchöre, von denen der A-Chor der 8. bis 12. Klassen, geleitet von Timo Sauerwein (bis 2008 von Dietmar Schünicke, von 2008 bis 2010 von Michael Jan Haase, Leiter der Unterstufenchöre), der größte Schülerchor Deutschlands ist. Die Brass-Band, die mit Jazz, Latin, Rock und Pop im Repertoire, ebenso wie die Chöre, international auftritt, ist das größte Jugendblasorchester Hamburgs; sie ging 1975 aus einem 1962 gegründeten Bläserorchester hervor, das vorwiegend die Werke alter Meister gespielt hatte. Die mehrtägigen Proben für die Konzerte finden in einem Landschulheim außerhalb Hamburgs statt und sind als zweimal im Jahr stattfindende Chor- und Orchesterreisen seit den 1980er Jahren zum festen Bestandteil des Schullebens geworden.

Das Literarische Café (abgekürzt: LitCaf) hat sich seit 1994 zu einem über die Schulöffentlichkeit hinaus bekannten Ort für musische Darbietungen entwickelt. Neben vielfältigen, aus der Arbeit in Klassen und Kursen entstandenen Vorstellungen finden hier auch regelmäßig Lesungen namhafter deutscher und internationaler Autoren statt, wie zum Beispiel David Chotjewitz, Ulla Hahn oder Anita Lasker-Wallfisch, Politiker wie Ole von Beust traten im regelmäßig stattfindenden PoLitCaf auf.

Die Bildende Kunst am Christianeum versammelt die Talente regelmäßig in Leistungskursen (seit 2009: Profilkursen) der Oberstufe und nimmt in allen Altersstufen auch über das Schulleben hinaus an Ausstellungen verschiedener Hamburger Institutionen teil. Aufführungen des Darstellenden Spiels haben Preise gewonnen; der Schauspieler Michael Maertens und Isabella Vértes-Schütter, Leiterin des Hamburger Ernst Deutsch Theaters, waren zum Beispiel Schüler des Christianeums.

Durch den Nachlass des Altonaer Theologen Johann Otto Glüsing hatte bereits die Friedrichschule 1727 einen bedeutenden Buchbestand bekommen, der 1738 in den Besitz des neugegründeten Gymnasium Academicum überging. Der erste Bibliothekar des Christianeums, Georg Matern de Cilano, übte sein Amt von 1743 bis zu seinem Tode 1773 aus. Die Aussicht, eine Universität zu werden, bescherte der Anstalt im 18. Jahrhundert noch weitere Buchsammlungen, deren bedeutendste 1768 das Donum Kohlianum darstellte, die exquisite Bibliothek des Hamburger Gelehrten Johann Peter Kohl, die neben wichtigen frühen Drucken auch mittelalterliche Handschriften enthielt, darunter zwei Kodizes: den Codex Altonensis, eine illuminierte italienische Handschrift von Dantes Commedia aus dem 14. Jahrhundert, und den Codex Christianei, Boccaccios Il Filostrato; beide Handschriften gelten in der Forschung als wichtige Zeugen für die Historie ihrer Texte. Durch eine von Heinrich Christian Schumacher initiierte Schenkung des dänischen Königs Friedrichs VI. kam die Bibliothek auch in den Besitz der seltenen Flora Danica. 1808 erwarb das Christianeum die Inkunabel-Sammlung des Altonaer Pastors Johann Adrian Bolten. Im 19. Jahrhundert wurde die Bibliothek weiterhin durch Stiftungen und Nachlässe bereichert, ab den 1850er Jahren in systematischer Aufstellung erfasst von Direktor und Bibliothekar M. J. F. Lucht. Seit 1854 hält die Bibliothek eine komplette Sammlung an preußischen Schulprogrammen, die teilweise erschlossen ist.

Da die Sammlung im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert auch öffentliche Altonaer Stadtbibliothek war, wurde sie durch Legate von Bürgern und Zuwendungen der Stadt in die Lage versetzt, Ankäufe zu tätigen, und verfügte 1817 bereits über 10.000 Bände; um 1891 war der Bestand auf 29.000 Bände angewachsen und wurde 1938 auf gut 30.000 Bände geschätzt. 1945/46 wurden geschätzte 10.000 Bände (zuweilen war auch von 14.000 die Rede) an die zerbombte Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek abgegeben. Eine im Zuge der modernen Titelaufnahme nach 1972 erfolgte Zählung gab 1980 gut 20.000 Bände in der historischen Gymnasialbibliothek an. Zwischen 2005 und 2009 wurde in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek der ehemalige Christianeumsbestand, insbesondere der seiner Inkunabeln und des Donum Kohlianum, rekonstruiert.

Die Lehrerbibliothek ist heute (einschließlich der historischen Sammlung) eine für das Kollegium, aber auch für auswärtige Benutzer zur Verfügung stehende wissenschaftliche Präsenzbibliothek mit einem Bestand von insgesamt ca. 30.000 Bänden. Über die Lehrerbibliothek hinaus besitzt das Christianeum noch weitere Buchsammlungen: eine Oberstufenbibliothek, ebenfalls eine Präsenzbibliothek mit Arbeitsplätzen, und eine Schülerbücherei, die vor allem Jugendliteratur, aber auch darüber hinausgehende literarische Werke und Sachliteratur zur kostenlosen Ausleihe für die Schüler bereithält. Die Naturwissenschaften und die Bildende Kunst verfügen zudem über eigene wissenschaftliche Fachbibliotheken für die Lehrer. Die vorhandene Lehrmittelsammlung mit ihrem Bestand an Lehrbüchern, Fachliteratur und Belletristik für die Hand der Schüler wird auch nach der gesetzlichen Aufhebung der Lernmittelfreiheit im Mai 2005 weiterhin im Unterricht genutzt.


Bekannte Schüler und Lehrer

Über die bereits im Vorhergehenden genannten Namen hinaus waren weitere historische Persönlichkeiten Schüler der Anstalt, so u. a. der Theologe und Orientalist Johann Christoph Sticht, der Architekt und Ingenieur Ernst Georg Sonnin, der Schriftsteller Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, der Orientalist Jacob Georg Christian Adler, der Mathematiker Jacob Struve (erst Schüler, dann Direktor der Anstalt), Heinrich Christian Schumacher, Astronom (Schüler von 1794–1799), der Schriftsteller Ludwig Walesrode (Schüler 1830–1832), der Hamburger Bürgermeister Johannes Versmann (Schüler 1831–1839), der Altonaer Arzt und Autor Caspar Kirchhoffer (Schüler 1831/32), der Historiker Heinrich Handelmann (Schüler 1841-1847), der Mediziner Gustav Adolf Neuber, der Kunsthistoriker Alfred Lichtwark (Abitur 1873), der Archäologe Robert Koldewey (Abitur 1875), der Architekt Peter Behrens (von 1877 bis 1882), der Jurist und Reichstagsabgeordnete Siegfried Heckscher, der Philosoph und Theologe Hans Ehrenberg und der Mathematiker Hermann Weyl.

Im öffentlichen Leben der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart bekannt wurden zum Beispiel (in alphabetischer Reihenfolge) der Journalist und Verleger Jakob Augstein, der Schriftsteller Dietmar Bittrich, Lars Clausen (Abitur 1955), der Intendant des St.-Pauli-Theaters Thomas Collien (Abitur 1985), Ernst Dammann, Uwe Deeken, Alexander Deichsel (Abitur 1955), Jörg Dräger (Abitur 1987), die Sopranistin Michaela Kaune, der Verleger Alexander Fest, der Fernsehmoderator Carlheinz Hollmann, Jens Johler, der Fußballtrainer Klaus-Peter Kirchrath (Abitur 1947), Dirk Mierau (Abitur 1985), Otto Ohlsen, Sven Papcke,Bettina Röhl (Abitur 1982) und die Historikerin Christine Roll.

Dem Lehrkörper gehörten, neben den bereits erwähnten, unter anderen an: Georg August Detharding als Professor für Rechtswissenschaften und Geschichte, Johann Jakob Dusch (ab 1757; Direktor ab 1766), Johann Bernhard Basedow (1761–1771), Martin Ehlers (1771-1776 als Lehrer und Rektor), Ernst Christian Trapp (1776–1777 für ein Jahr als Subrektor) und M. J. F. Lucht (Direktor von 1853 bis 1882).



Text: Wikipedia

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