Cotta (Dresden)

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Cotta ist ein Stadtteil von Dresden.

Reklamemarken und Siegelmarken

Katalog der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Cotta.

Dresdner Hofbrauhaus

Geschichte

Name

Das Dorf wurde erstmals in einer Urkunde vom 27. Februar 1328 als Kottowe erwähnt. Damals verkaufte der Gutsherr Hermann der Ältere ein Drittel der Ortsfluren, etwas später auch das im Bereich des heutigen Gymnasiums gelegene Herrengut an das Meißner Domstift. Der Ortsname ist altsorbischen Ursprungs. Er kann von Kot oder Chot, dem Namen eines slawischen Lokators, abgeleitet werden und bedeutet somit etwa Dorf des Chot.[4][5]

Der Ortsname entwickelte sich im weiteren Verlauf des 14. Jahrhunderts über die Formen Kothow (1350) und Kottaw (1397) hin zu Cotta, das 1444 erstmals in dieser heutigen Schreibweise genannt wird. Im Jahr 1485 heißt die Örtlichkeit zu Kotten, im 16. Jahrhundert dann Kuttaw (1507) und Kotthe (1517). Das Dorf wird 1768 dann erneut als Cotta erwähnt und behielt diese Schreibweise seither bei.[6]

Die Nachbarschaft des Dorfkerns im Umfeld des damals noch direkt in die Elbe mündenden[1] Weidigtbachs war in früherer Zeit sehr feucht und sumpfig und musste im Laufe der Jahrhunderte mühsam trockengelegt werden, um sie der landwirtschaftlichen Nutzung zuführen zu können. Das Dorf erhielt daher, analog zum Nachbarort Kuh-Löbte, schon frühzeitig den spöttisch gemeinten Spitznamen Frosch-Cotte.[7]

Im 19. Jahrhundert griffen die Cottaer die Bezeichnung auf, werteten sie um und betrachteten sie als Teil ihrer Identität. So hieß die 1862 eröffnete Dorfgaststätte Zum Frosch und auch das Rathaus Cotta wurde mit steinernen Lurchen verziert. Die Tradition wird bis in die heutige Zeit gepflegt; die Cottaer Stadtteilzeitung heißt Froschpost.[8]

Prähistorische Besiedlung

Das Gebiet um Cotta war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Darauf weisen Siedlungsfunde hin. In den 1990er Jahren fanden umfangreiche archäologische Untersuchungen statt. Dabei trat ein weibliches Skelett zu Tage, dessen Alter auf über 7.000 Jahre datiert wurde. Die junge Steinzeitfrau wurde mit dem Namen Rebecca versehen.

Die Art ihrer Bestattung ist für die Zeit der Linienbandkeramik sehr untypisch. Im Gegensatz zu vergleichbaren Skeletten wurde sie in gestreckter Haltung und Bauchlage aufgefunden, wobei Schädelteile und Gesichtsknochen fehlten. Darüber hinaus lag im Beckenbereich ein großer Stein.[9] Die Reste des Skeletts werden im Klotzscher Depotgebäude des Landesmuseums für Vorgeschichte gelagert.

Mittelalter

Der Rundling Cotta wurde schon mehrere Jahrhunderte vor seiner erstmaligen Erwähnung von slawischsprachigen Siedlern gegründet. Er befand sich im Bereich des heutigen Altcotta und wurde im Laufe der Zeit um eine Häuserreihe entlang der Hebbelstraße erweitert. Östlich benachbart lagen damals die Dörfer Rostagk und Wernten, die wahrscheinlich nach einem Elbhochwasser im 15. Jahrhundert aufgegeben werden mussten und zu Wüstungen wurden. Im Jahr 1338 wird eine Mühle in Cotta erwähnt.

Jene Güter, die im 14. Jahrhundert zunächst noch im Besitz weltlicher Grundherren geblieben waren, gingen zwischen 1416 und 1512 ebenfalls ans Meißner Domstift über, das nun allein die Grundherrschaft ausübte. Das Herrengut, das das Domstift 1328 von Hermann dem Älteren erworben hatte, wurde währenddessen zum Vorwerk ausgebaut. Cotta unterstand somit dem Bischof von Meißen und lag im Bezirk des bischöflichen Gerichts Briesnitz. Nach Briesnitz war Cotta auch eingepfarrt, die Cottaer Kinder gingen überdies dorthin zur Schule. Die Kirchwege der ebenfalls zur Briesnitzer Parochie gehörigen Dörfer Wölfnitz und Löbtau, die entlang der heutigen Gottfried-Keller-Straße beziehungsweise der Cossebauder/Lübecker Straße verliefen, führten schon im Mittelalter über die Cottaer Flur.[10]

Neuzeit

In der Mitte des 16. Jahrhunderts, im Anschluss an die Reformation, kam es zu einem größeren Umbruch; der kirchliche Besitz wurde umverteilt. So erfolgte die Auflösung des Vorwerks und die Verpachtung der angeschlossenen Ländereien an örtliche Bauern, nachdem Cotta und die umliegenden Dörfer vom katholischen in unmittelbar kurfürstliches Eigentum übergegangen waren. Cotta gehörte fortan zum Amt und später zur Amtshauptmannschaft Dresden.

Ursprünglich war die Block- und Streifenflur von Cotta wesentlich größer als in moderner Zeit und dehnte sich nach Osten weit in das heutige Friedrichstädter Flurgebiet aus. Der Grund für die Verkleinerung war der drastische Ausbau des Ostravorwerks und der Anschluss großer Ländereien aus umliegenden Dörfern im Jahr 1568. Dabei wurden die Vorwerksfluren nach Westen bis zum Weidigtbach in Cotta vergrößert, so dass der Dorfkern Altcotta heute nur 200 Meter von der östlichen Cottaer Flurgrenze entfernt liegt. Cotta büßte etwa 100 Hektar seiner Fläche ein und verkleinerte sich auf 157 Hektar, die für das Jahr 1900 angegeben werden.[6] Die Einwohner wurden dafür allerdings finanziell beziehungsweise mit Feldern des aufgelösten, ehemals bischöflichen Vorwerks Briesnitz entschädigt. In der Folge entwickelte sich Cotta zu einem Bauerndorf, später siedelten sich auch Häusler und Gärtner an.

Im 16. Jahrhundert existierten auch schon die sogenannten Cottaer Hungersteine. Dabei handelt es sich um drei große Feldsteine im Flussbett der Elbe, die nur bei extremem Niedrigwasser über die Wasseroberfläche ragen. Sie wurden als Erinnerung an die großen Hungersnöte dieser Zeit, die durch Trockenheiten verursacht worden waren, in der Elbe platziert. Der mittlere Stein trägt als Aufschrift die Jahreszahl 1630.

Ähnlich wie seine Nachbarorte war auch Cotta regelmäßig von Krieg und Zerstörung betroffen, besonders während des Siebenjährigen Kriegs. Das Dorf wurde jedoch immer wieder aufgebaut.

Cotta war 1711 von Hexenverfolgung betroffen. Georg Kirsten und seine Frau gerieten in Hexenprozesse unter dem Vorwurf des Haltens eines Drachen.[11]

Industrialisierung

Im 19. Jahrhundert entstanden in Löbtau und der Friedrichstadt zahlreiche Industriebetriebe. Dies führte zu einem starken Bevölkerungszuwachs. Cotta, das von der Industrialisierung selbst nur wenig betroffen war, entwickelte sich schnell zum Arbeiterwohnort. Zwischen 1870 und 1890 versechsfachte sich die Einwohnerzahl; um 1900 wohnten mehr als 10.000[12] Personen in Cotta, das damit zu einer der einwohnerreichsten Landgemeinden Sachsens geworden war. Viele neue Straßen wurden angelegt; jene in Ost-West-Richtung erhielten ihre Namen nach Dörfern der Umgebung, die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßen sind nach deutschen Dichtern benannt.

In der Zeit des raschen Wachstums, das von enormen Grundstücksspekulationen begleitet worden war, wurden zahlreiche neue Häuser gebaut. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um die erwähnten Kaffeemühlenhäuser; jene Mehrfamilien-Mietshäuser prägen Cotta und seine Nachbarstadtteile bis heute. Ein Teil von ihnen wurde an der Stelle einer 1875 eingeebneten Schanze errichtet, die 1866 im Verlauf des Deutschen Kriegs am Lerchenberg durch die Preußische Armee aufgeworfen worden war. Auf diese Weise entstand um die ehemals als Schanzenstraße bezeichnete Rudolf-Renner-Straße das sogenannte Schanzenviertel, das bis nach Löbtau übergreift.

Der Bevölkerungsanstieg brachte auch weitere Änderungen mit sich. So verließ Cotta 1869 den Schulverband mit Briesnitz und errichtete ein erstes eigenes Schulgebäude, das 1873 und 1880 mehrfach erweitert und 1889 durch ein zweites Gebäude ergänzt werden musste. Später entstanden noch weitere Cottaer Schulhäuser. Auch ein eigenes Kirchgebäude machte sich erforderlich. Dieser Fachwerkbau wurde 1895 an der Hebbelstraße als Interimslösung mit 600 Sitzplätzen errichtet und mit einer Jehmlich-Orgel ausgestattet, um 1905 kam ein heute nicht mehr vorhandener Glockenturm hinzu. Die Interimskirche blieb bis zur Fertigstellung der Heilandskirche 1927 in Betrieb und wird seitdem gewerblich genutzt. Um 1900 leistete sich die Gemeinde den Neubau des Rathauses Cotta.

Nachdem Cotta im Jahr 1875 Anschluss an die Bahnstrecke Berlin–Dresden erhalten hatte, kam es erst relativ spät, am 22. April 1900, zur Einrichtung einer Straßenbahnverbindung in die Dresdner Innenstadt.[13] Diese Linie der Dresdner Straßenbahngesellschaft endete zunächst am Schusterhaus und wurde 1906 als Vorortbahn Cotta–Cossebaude über Stetzsch und Gohlis bis nach Cossebaude verlängert. Drei Jahre später stellten die damaligen Verkehrsbetriebe die Verbindungsstrecke über die heutige Rudolf-Renner-Straße nach Löbtau fertig.

Die Cottaer Einwohner bekamen jedoch auch deutlich die Nachteile des Fortschritts zu spüren. Zwischen 1862 und 1915 bestand am Lerchenberg eine Abdeckerei, die durch den 1910 fertiggestellten Städtischen Vieh- und Schlachthof von Hans Erlwein im Großen Ostragehege ihren Betrieb wenige Jahre später einstellte. Unter dem Geruch der Tierkörperverwertung hatten die Cottaer ebenso zu leiden wie unter der Tatsache, dass die Düngerexport-Gesellschaft, die die Dresdner Abortgruben entleerte, einen Großteil der Fäkalien bei Cotta in die Elbe schüttete. Erst 1910 ging die Schwemmkanalisation zum Klärwerk Kaditz in Betrieb.[10]

Bedingt durch den Bau der Eisenbahnstrecke am 26er Ring in der Dresdner Innenstadt musste 1893 außerdem der Flusslauf der Weißeritz in westlicher Richtung umgeleitet und bis nach Cotta verlegt werden. Da sich Cotta fortan direkt an der Mündung eines bedeutenden Abflusses des Erzgebirges befand, stieg die Hochwassergefahr beträchtlich. Bereits Ende Juli 1897 kam es dadurch zu starken Überflutungen und großen Schäden in Cotta. Gedenktafel für die Aufbauleistung Cottaer Arbeiter am Volkshaus

Insgesamt war der Arbeiterwohnort eine relativ arme Gemeinde. Cotta kassierte 1900 an Steuern nur 5 Mark pro Einwohner. Verglichen mit den Werten von Dresden oder Blasewitz, die bei 18,50 Mark beziehungsweise 38 Mark lagen, ist dies ein sehr geringer Wert.[10] Anders als beispielsweise in der reichen Villenkolonie Blasewitz hielt sich der Widerstand der Cottaer gegen ihre bevorstehende Eingemeindung nach Dresden, die zum 1. Januar 1903 erfolgte,[14] sehr in Grenzen.

Durch den hohen Arbeiteranteil wurde Cotta nach 1900 zu einem Zentrum der Arbeiterbewegung, insbesondere der Sozialdemokratie. An der Hebbelstraße entstand 1925 das Volkshaus Cotta als Versammlungsort. Im Jahr 1929 folgte die Erweiterung des Hebbelbads, später auch der Bau genossenschaftlicher Siedlungen. Außerdem wurde Cotta nach dem Bau der Flügelwegbrücke zum Verkehrsknotenpunkt. Im Stadtteilgebiet kreuzen sich seither die größte Nord-Süd-Verbindung des westlichen Stadtgebiets und die Bundesstraße 6 sowie weitere Hauptstraßen. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg Links und rechts einer kleinen Straße mit dem Schild Tempolimit 30 sind Häuser mit Balkonen in gutem Erhaltungszustand zu sehen.

Im Verlauf der verschiedenen Luftangriffe auf Dresden während des Zweiten Weltkrieges wurden 1945 etwa 100 Wohnungen im Stadtteil Cotta zerstört; im Vergleich zu anderen, zentraler gelegenen Stadtteilen Dresdens waren diese Verluste jedoch ausgesprochen gering.[15] Auf dem Friedhof Cotta ruhen 98 zivile Opfer dieser Bombenangriffe.

Zu DDR-Zeiten verfiel auch die unversehrt gebliebene Altbausubstanz immer mehr, da die finanziellen Mittel für Instandhaltungen fehlten. Einige Häuser mussten abgerissen oder wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Da gleichzeitig die Attraktivität der andernorts errichteten Plattenbauten stieg, setzte ein starker Bevölkerungsrückgang ein, der auch durch die Errichtung weniger Neubauten in Cotta um 1965 nicht abgefedert werden konnte.

Eine umfassende Sanierungswelle setzte erst nach der Wende ein. Mittlerweile sind die meisten Gebäude restauriert worden, hinzu kamen mehrere moderne Bürohäuser und Hotels. Nach 2000 wurde die alte Dorfgaststätte „Zum Frosch“ durch ein Nahversorgungszentrum mit Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomieeinrichtungen ersetzt.

Das Elbhochwasser 2002 verursachte in Cotta einige Schäden. Zwar liegen die nordwestlichen Abschnitte des Stadtteils an einem Hochufer, jedoch kam es im Mündungsbereich der Weißeritz in die Elbe zu Überflutungen, so unter anderem der Hamburger Straße mitsamt der Eisenbahnunterführung. Am Weidigtbach kam es unter anderem in Höhe Rennersdorfer Straße zur flächigen Überflutung von Anliegergrundstücken, zum Teil bedingt durch Rückstau.[16]


Text: Wikipedia

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