Döbeln
Döbeln ist eine Kreisstadt im sächsischen Landkreis Mittelsachsen.
Reklamemarken und Siegelmarken
Katalog der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Döbeln.
Sonstige
Geschichte
Die Region um Döbeln ist seit dem 8. Jahrhundert slawisch, durch Sorben, besiedelt.[2] Der Name kommt vom altsorbischen Wort Doblin, das sich vom Namen einer Person, Dobl, herleitet.[3]
Die Anfänge einer deutschen Herrschaft im 10. Jahrhundert und einer sich später anschließenden Besiedlung werden mit den Liudolfingern (auch Ottonen genannt) in Zusammenhang gebracht, insbesondere mit Heinrich I.
Nach 929 wurde eine ehemalige slawische Wallanlage auf dem Burgberg in eine deutsche Befestigung Burg Döbeln umgebaut, als Mittelpunkt eines Burgwards, der zur Mark Meißen gehörte. Am Fuße des Burgberges gab es eine Siedlung, aus der später die Stadt Döbeln entstand (1350 civitas). Einer Urkunde Kaiser Ottos II. aus dem Jahr 981 ist zu entnehmen, dass er die Burg Doblin und das umliegende Land dem Kloster Memleben schenkte; es geht hier um die große Region zwischen der Zschopau und der Großen Striegis.[4] Das ist die erste urkundliche Erwähnung von Döbeln (981).[5][6]
Schon in slawischer Zeit existierte hier ein zentralörtliches Herrschaftszentrum im Gau Daleminze. Mit der deutschen Besiedlung wurden deutsche „Verwaltungsstrukturen“ (Lehnsherrschaft und das Christentum mit seinen Institutionen Pfarrsystem und Amtskirche) übernommen. Die deutsche Besiedlung des Ortes entwickelte sich vermutlich um 1200 zur kommunal verfassten Stadt (mit bestimmten eigenen Rechten).
So wird im Jahr 1350 ein selbständiger districtus Döbeln genannt, 1378 werden Burg und Stadt erwähnt. 1567 wird von einem wüsten Amtsschloßberg berichtet. Die Gründe sind nicht bekannt, im Jahr 1588 wurde das bis dahin existierende Amt Döbeln in das Amt Leisnig integriert.[7] Das offensichtlich seit längerer Zeit verfallende Schloss wurde nicht mehr gebraucht und zur Gewinnung von Baumaterial genutzt. Ab 1730 wurde auch der Bergfried abgebrochen und zwischen 1867 und 1869 mussten die letzten Reste der Burg Döbeln der Schloßbergschule weichen.
Zu Füßen des Berges steht noch immer die Nicolaikirche, deren Vorgängerbau wahrscheinlich um 1230 entstand. Nach einem Brand im Jahr 1333 wurde eine dreischiffige Basilika errichtet, die 1479 in eine dreischiffige Hallenkirche umgebaut wurde.[8]
Nach neuen Erkenntnissen wurde Döbeln im Jahr 1429 nicht von den Hussiten heimgesucht, 1450 jedoch durch die Böhmen des Georg von Podiebrad zerstört. Große Pestepidemien erlebte Döbeln in den Jahren 1439, 1463, 1474, 1507, 1515, 1584–1586, 1611–1626, 1637 und 1643. Immer wieder kam es zudem zu schweren Stadtbränden (1333, 1419, 1429, 1456, 1488, 1523, 1611 und 1730), so dass kaum Bauten aus alter Zeit erhalten blieben. Das Handwerk der Stadt entwickelte sich bis zum 17. Jahrhundert stetig: Tuchmacher, Leineweber und Hutmacher waren hier ansässig.
Im 3. Schlesischen Krieg (Siebenjähriger Krieg) kam es mit dem Gefecht bei Döbeln zur einzig bekannten militärischen Auseinandersetzung in der direkten Umgebung der Stadt Döbeln. Nachdem sich preußische und österreichische Truppen schon seit dem Herbst 1761 an der Freiberger Mulde zwischen Technitz und Niederstriegis eingegraben hatten, brachen am frühen Morgen des 12. Mai 1762 die Preußen unter Prinz Heinrich von Preußen auf der ganzen Linie durch die österreichischen Stellungen. Der Tag endete mit einem vollständigen Sieg Prinz Heinrichs, es wurde eine große Anzahl an österreichischen Gefangenen gemacht, darunter der Oberbefehlshaber General von Zedtwitz. Viadukt der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn bei Großbauchlitz
Im 19. Jahrhundert ging aus der alten Tuchmacherei die Tuchfabrikation hervor. Die letzte Tuchfabrik Döbelns beendete vor Weihnachten 1902 mit Produktionseinstellung ihre Existenz. 1846 entstand außerdem die Zigarrenfabrikation. 1847 erreichte die Chemnitz-Riesaer Eisenbahn von Riesa aus die Stadt, die Fortsetzung der Verbindung nach Chemnitz konnte jedoch erst 1852 eröffnet werden. Im Jahr 1868 folgte die Linie Dresden–Döbeln–Leipzig. Seitdem ist der Döbelner (Haupt-)Bahnhof ein Keilbahnhof. Des Weiteren brachte die Industrialisierung die Schmalspurbahn Oschatz–Mügeln–Döbeln (ab 1884), die Döbelner Straßenbahn (ab 1892, heute historischer Pferdebahn-Betrieb), die Mühlenbahn Großbauchlitz (1905) und die Schmalspurbahn Wilsdruff-Döbeln (um 1911) hervor.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges am 6. Mai 1945 wurde die fast unversehrte Stadt von der Roten Armee besetzt.
Beim Hochwasser im August 2002 wurde die historische Innenstadt, die auf einer Insel zwischen den beiden Flussarme der Freiberger Mulde liegt, völlig überflutet und viele Häuser zerstört. Die Muldeninsel und die anderen überfluteten Gebiete sind mittlerweile restauriert. Im Juni 2013 war die Stadt erneut von einem Hochwasser ähnlichen Ausmaßes betroffen.
Am 1. August 2008 verlor Döbeln im Zuge der Kreisgebietsreform seine Funktion als Kreisstadt und erhielt in diesem Zusammenhang den Status Große Kreisstadt. Der ehemalige Landkreis Döbeln gehörte zum Regierungsbezirk Leipzig, der aktuelle Landkreis Mittelsachsen jedoch bis zur Bildung der Landesdirektion Sachsen zum 1. März 2012 zu Chemnitz. 1. März 2017 kam die 85-jährige Ruth K. in einem Plattenbauviertel am Rande von Döbeln durch einen Brand ums Leben, den Rechtsextremisten gelegt hatten.[9]
Um 2022 gründete sich in Döbeln eine als Bürgergenossenschaft Mittelsachsen auftretende Gemeinschaft zur Erprobung des gesellschaftlicher Organisation unter privatrechtlichen Strukturen. Das mit Titus Gebel verbundene Konzept der Privatstädte findet aufgrund seiner antistaatlichen und nicht auf Wahlen basierenden Struktur zum Teil scharfe Kritik.[10][11]
Text: Wikipedia
Liste der Autoren
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.