Döhrener Turm

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Ansichtskarte vom Döhrener Turm um 1920

Der Döhrener Turm ist ein spätmittelalterlicher Wartturm der Stadt Hannover aus dem 14. Jahrhundert, der Teil der Hannoverschen Landwehr war.


Lage

Am Döhrener Turm führt die Hildesheimer Straße als vierspurige Ausfallstraße aus dem Stadtzentrum von Hannover vorbei. Der Turm steht auf einer Mittelinsel, auf der sich auch die gleichnamige Station der Stadtbahn befindet. Das Bauwerk befindet sich seit jeher nicht im Stadtteil Döhren, sondern in der Südstadt.


Mittelalter

Der Döhrener Turm wurde 1382 südlich von Hannover als Teil der Hannoverschen Landwehr mit circa 17.000 Mauer- und Dachsteinen errichtet. Er entstand mit drei Geschossen, die einen Innendurchmesser von rund 4 m aufweisen. In den etwa 1,3 m starken Wänden wurden Schießscharten eingelassen.

Der Turm lag für die Reiseverhältnisse eine halbe Wegstunde von der Hannoverschen Stadtmauer entfernt. Die vorbeiführende wichtige Handelsstraße führte nach Hildesheim. Südlich des Turms begann das Gebiet des Kleinen Freien als Teil des Großen Freien.

Wie die weiteren Warttürme und Warthäuser des Landwehrsystems diente auch dieses Bauwerk seit dem Mittelalter mehreren Zwecken. Der Turm war lange Zeit Teil der militärischen Vorfeldverteidigung der Stadt, Grenz- und Zollstation mit Schlagbaum und Wirtshaus, auch zur Abwehr von "streunendem Gesindel" und Posten zur Überwachung des Holzdiebstahls aus der Eilenriede.


Überfall auf Hannover und Heldensage

1486 verzögerte die Turmbesatzung mit Feuerwaffen einen Überfall des Welfenherzogs Heinrich von Wolfenbüttel auf Hannover. Die Angreifer errichteten Scheiterhaufen, brannten den Turm nieder und töteten mehrere Männer der Turmbesatzung. 1488 wurde der Turm auf dem Grundriss des alten Turms neu errichtet, was durch die Inschrift eines eingemauerten Steins bezeugt wird. Die Verteidigung der Stadt durch die Turmbesatzung führte zu einer Stadtsage über "Hannovers Spartaner". Sie drückt sich möglicherweise auch im Siebenmännerstein an der Aegidienkirche aus. Ob tatsächlich ein Zusammenhang besteht, wird jedoch bezweifelt, da auf dem Stein das Jahr 1480 genannt wird.


Seit dem 17. Jahrhundert

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor der Turm seine militärische Bedeutung. Bis um 1650 war der Turm mit einem Turmwächter besetzt, der Ausschau hielt. Danach diente er nur noch als Zollstation. Ende des 16. Jahrhunderts wurde bereits eine Schänke im Wohngebäude am Turm eingerichtet. In späterer Zeit entwickelte sich daraus eine Waldwirtschaft, die hannoversche Bürger bei Ausflügen aufsuchten. Im 19. Jahrhundert nutzten die Städter für Sonntagsausflüge eine Pferdebahn von der Stadt zum Turm.

Ab 1888 erfolgte eine Sanierung des Turms. Dabei wurde auf die drei Geschosse ein achteckiges Fachwerkgeschoss mit Spitzdach aufgesetzt. An der Nordseite wurde ein Reliefbild eines Knappen mit städtischem Wappen angebracht. In dieser Zeit befanden sich noch Wohngebäude und Stallungen am Turm, die um 1930 abgerissen wurden. Ab 1890 führte am Turm die Straßenbahnlinie von Hannover nach Laatzen vorbei. Um die Jahrhundertwende entstand in der Nähe des Turms Wohnbebauung mit neuen Straßen. Bei der Eingemeindung von Döhren und Wülfel nach Hannover 1907 wurden die Grenzsteine nahe dem Turm weiter stadtauswärts verlagert.

Die Luftangriffe auf Hannover während des Zweiten Weltkriegs schädigten die Bausubstanz des Döhrener Turms. Obwohl nicht direkt von Bomben getroffen, gab es Risse in den Deckengewölben und auch das Dach war abgedeckt worden. Wegen der Aufbauarbeiten an den Wohnbauten in ganz Hannover nach dem Krieg wurden Schäden des Turms nur notdürftig ausgebessert. 1975 wurde der Döhrener Turm von der Stadt Hannover mit Hilfe der Spende einer Bürgerin grundlegend restauriert. Dabei entstand ein Kaminzimmer und der repräsentative Ausbau des oberen Holzgeschosses. Die Spenderin erhielt einen langfristigen Pachtvertrag zum Betrieb des Turms, wie Besichtigungen durch Schulklassen, Seminare und für Kleingruppen.[2] 1982 kam es zu einer 600-Jahr-Feier des Turms, die mit der Eröffnung der vorbeiführenden Stadtbahnlinie zusammengelegt wurde. Dadurch beteiligten sich bis zu 100.000 Besucher an den Feierlichkeiten.

2008 lobte der Heimatbund Niedersachsen gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover den Cord Borgentrick-Preis aus und setzte dafür nahe dem Döhrener Turm den Cord Borgentrick-Stein. Erste Preisträgerin war (posthum) Christel Wiedemann (1933-2008), die sich in den 1970ern für den Erhalt des Turmes engagiert hatte. 2009 erfolgte in den Turmräumen eine erneute Renovierung mit der Erneuerung der Heizungsanlage sowie der Elektrik- und Sanitäranlagen.


Besonderheiten

Über den Turm führt die nächtliche Flugroute der Wasserfledermaus von der Eilenriede zum Maschsee. Wegen des Winterschlafs der Wasserfledermaus wird der Döhrener Turm nur im Winterhalbjahr vom 15. Oktober bis zum 1. März nachts beleuchtet.



Text: Wikipedia

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