Düren

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Düren ist eine große Mittelstadt in Nordrhein-Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Düren.

Carl Schleicher & Schüll

Dr. Adolf Hölken

Dürener Metallwerke

Lackfabriken Conrad W. Schmidt

Melitta

Papierfabrik Eugen Lemppenau

Piedboeuf

Textilfabrik Schoeller

Sonstiges

Geschichte

Zu den ältesten Zeugnissen menschlicher Besiedlung im Dürener Stadtgebiet gehört eine jungsteinzeitliche Siedlung mit Kastenbrunnen und über 40 Häusern, die auf die Zeit um 5100 v. Chr. datiert wird und zwischen Arnoldsweiler und Ellen freigelegt wurde.[4] Zu der Siedlung gehört außerdem ein Gräberfeld mit mehr als 200 Skeletten.[4] Eines von ihnen wurde „Lilith“ genannt und ist nach dem Neandertaler und einem Doppelgrab in Bonn-Oberkassel das älteste bekannte Exemplar im Rheinland.[5] Beide Funde belegen, dass die aus dem Osten kommenden Menschen westlich des Rheins Ackerbau betrieben.[4] Jungsteinzeitliche Pfeilspitzen aus Feuerstein und eine steinerne Streitaxt wurden bei Berzbuir gefunden.[6] Funde aus dieser Zeit gab es auch auf dem Gebiet des ehemaligen Ortes Miesheim.[7]

Siedler aus der Bronzezeit errichteten bei Arnoldsweiler eine Erdbefestigung.[8] Weitere Funde, darunter Gräber, stammen aus römischer Zeit.[8] Aus dieser Zeit sind auch Siedlungsplätze bei Berzbuir, Distelrath, Mariaweiler und Teile einer Wasserleitung in Lendersdorf bekannt. Römische Ziegel und ein Tempel fanden sich bei Hoven.

Bei der Ankunft des römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar 54 v. Chr., im fünften Jahr des Gallischen Krieges, siedelte zwischen Rhein und Maas der keltische Stamm der Eburonen unter seinem Anführer Ambiorix.[9] In dem zentral gelegenen, aber nicht genau lokalisierten Hauptort Aduatuca erlitt Cäsar eine empfindliche Niederlage.[9] Dass er die Eburonen bei seinem Rachefeldzug im Jahr darauf tatsächlich vernichtet haben soll, wie er selbst angibt,[10] wird überwiegend in Zweifel gezogen. Die Ubier übernahmen die Siedlungen der getöteten und vertriebenen Eburonen und trafen auf die Römer.[11] Dabei entstand die religiöse Verehrung der Matronen, die Elemente aus den Kulturen verband.[11] In den folgenden 460 Jahren hielten die Römer das Land besetzt und siedelten zum Schutz der Rheingrenze germanische Stämme von rechts des Rheines als Foederaten an, die sich dann mit der keltischen Bevölkerung vermischten.

Ortsname

Der römische Historiker Tacitus berichtet, dass die im Kölner Raum siedelnden Ubier im Winter 69/70 n. Chr. in einem Kampf gegen rechtsrheinische Germanen bei „Marcodurum“ unterlegen waren.[12] Das Suffix „-durum“ in dieser Ortsbezeichnung geht aus der keltischen Wurzel „-duor“ zum gallischen Wort „duron“ hervor, das sich in vielen gallischen Ortsnamen findet und Tür oder Tor bedeutet. Damit waren durch Umwallung und Tore befestigte Handels- und Verwaltungsorte gemeint, weswegen bereits antike Schriftsteller das gallische „duron“ mit dem lateinischen „forum“ für Markt oder Handelsplatz übersetzten.[13] Zwar liegen aus der Dürener Kernstadt keine antiken Zeugnisse vor, aber die Funde bei Arnoldsweiler lassen auf einen uralten Siedlungsplatz schließen, der Namensgeber der heutigen Stadt Düren war. Dem lang ausgesprochenen u in dem Wortbestandteil „Durum“ wurde später zur Kenntlichmachung ein Dehnungs-i hinzugefügt („Duirum“), woraus sich schließlich die heutige Schreibweise „Düren“ entwickelte.[14]

Mittelalter

In der Zeit Völkerwanderung strömten am letzten Tag des Jahres 406 n. Chr. Vandalen, Alanen und Sueben auf ihrem Zug nach Westen in gewaltigen Scharen über den zugefrorenen Rhein ins Römische Reich und zwangen es an der Rheingrenze zur Aufgabe. Daraufhin drangen von Norden aus mehreren Stämmen kommende Germanen, die zum Volk der Franken vereinten, in das Rheinland vor.[15] Die Ortsnamen auf „-weiler“ im Stadtgebiet geben Zeugnis von dieser frühen merowingischen Siedlungsperiode, während die Ortsnamen auf „-hausen“, „-rath“ und „-dorf“ der karolingischen Zeit um die Mitte des 8. Jahrhunderts zuzurechnen sind. Fränkische Siedlungsspuren wurden in Birkesdorf und Distelrath gefunden.

Wie Ausgrabungen ergaben, stand um das Jahr 700 in Düren eine fränkische Saalkirche. „Villa Dura“ (Duria) wurde zum ersten Mal in den fränkischen Reichsannalen (und dann in den Metzer Annalen) für das Jahr 747 urkundlich genannt: „in villa quae dicitur Duria“.[16] Dort fand eine von den fränkischen Hausmeiern Karlmann und Pippin organisierte Reichsversammlung und Synode statt.[16] Der karolingische König Pippin der Kleine (714–768), Vater des späteren Kaisers Karl der Große (~747–814), machte die Ansiedlung zu einer Pfalz.[17] Sie befand sich dort, wo heute die Annakirche steht.[17] In den Jahren 761, 775 und 779 fanden dort Reichstage statt; auf den beiden letzten Reichstagen wurden Feldzüge gegen die Sachsen beschlossen.[17][18] Auch Karl der Große nutzte die Pfalz Villa Dura und weitere Pfalzen, die er entlang der Aachen-Frankfurter Heerstraße in Aachen, Sinzig, Ingelheim und Frankfurt hatte anlegen lassen. Auf dieser Krönungsstraße zogen 600 Jahre lang die deutschen Könige zu ihrer Krönung nach Aachen. Auf dieser Landstraße entwickelte sich auch ein reger Verkehr, der in Düren schon bald eine Reihe von Märkten entstehen ließ (Kornmarkt, Viehmarkt, Holzmarkt, Hühnermarkt und Buttermarkt), die zum Wachstum der Stadt beitrugen.[17]

881 und 882 verwüsteten Normannen, die über den Rhein und die Maas in das Land eingedrungen waren, durch die Raubzüge der Wikinger in das Rheinland[19][20] den Ort. Kaiser Otto III. bestätigte im Jahre 1000 die Rechte als freie Reichsstadt. Ab etwa 1212 wurde die Stadtmauer errichtet.[21] Zur Stadtmauer gehörten zwölf Türme und fünf Tore, die in den vier Himmelsrichtungen lagen: im Norden das Philippstor und das Wirteltor, im Osten das Kölntor, im Süden das Obertor und im Westen das Holztor.[21] Von ihnen bestehen noch Ruinen. Heute steht noch ein großes Stück der Stadtmauer an der Wallstraße.

Als Kaiser Friedrich II. 1241 die Stadt, zu der seit dem Mittelalter auch die Vorstädte gehörten, für 10.000 Mark Silber an Wilhelm IV. von Jülich verpfändete, verlor sie die Reichsunmittelbarkeit und kam unter die Herrschaft der Grafen und späteren Herzöge von Jülich.[22] Das älteste erhaltene mittelalterliche Bauwerk in Düren ist der Turm des „Ühledömche“ (Eulendom), einer Kapelle im Stadtteil Distelrath, aus dem 11./12. Jahrhundert.[23] Rund um die damalige Kirche gab es im 10. bis 13. Jahrhundert eine Siedlung.[7] Miesheim hatte nach neueren Erkenntnissen in diesen Jahrhunderten seine Blütezeit.[7] 1459 bauten die Franziskaner als zweite Kirche der Dürener Innenstadt ein Kloster, das Maria von Bethanien geweiht war und aus dem die heutige Marienkirche hervorging.[24]

Frühe Neuzeit

Der Steinmetz Leonhard entwendete im Jahre 1501 einen Schrein mit einer Kopfreliquie der Heiligen Anna, dem sogenannten Annahaupt, aus der Mainzer Stiftskirche St. Stephan und brachte ihn nach Düren.[25] Der daraufhin entbrannte Streit um den Besitz der Reliquie wurde vor Kaiser und Papst ausgetragen, bis Papst Julius II. 1506 zugunsten Dürens entschied.[25] Die Gegenstände wurden in der Martinskirche, die später in Annakirche umbenannt wurde, aufbewahrt.[25] Schon kurz nach der Ankunft der Reliquie setzte eine Wallfahrtsbewegung zur Dürener Pfarrkirche ein, die Pilger aus ganz Europa nach Düren führte. Die Heilige Anna wurde Schutzpatronin Dürens, und auch heute noch feiert man jedes Jahr eine Woche lang den Namenstag der Heiligen Anna (26. Juli) mit der Annaoktav, einer kirchlichen Feier, und der Annakirmes, einem der größten Volksfeste Deutschlands.[25]

Da die Reformation in Düren nicht von Landesherren durchgesetzt wurde, hatte sie zunächst nur geringen Einfluss. Die ersten reformierten Prediger übernahmen presbyteriale Prinzipien von calvinistischen Flüchtlingen aus Frankreich und den Niederlanden.[26] Im Zuge der Reformation trat in Düren zeitweise die Gemeinschaft der Täufer auf, die dort nach ihrem Anführer Lancelot von Kettig auch als „Kettisten“ bezeichnet wurden. In ihrer religiösen Überzeugung standen sie zwischen den Katholiken und den Anhängern Martin Luthers. Mit ihrer Forderung auf Eigentumsverzicht gewannen sie Sympathien bei den armen Menschen und bereiteten der Obrigkeit Ärger.[27]

1531 besuchte Kaiser Karl V. Düren. 1538 fiel das Herzogtum Geldern an Herzog Wilhelm von Jülich, Kleve und Berg, aber Karl V. beanspruchte das Land für sich, was ihm 1541 auf dem Reichstag zu Regensburg auch zugebilligt wurde. Ein 1961 geborgener Schatz bestehend aus 402 Münzen und vielen Schmuckteilen muss um 1541 in einem alten Brunnen verborgen worden sein. Die Fundstücke befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn.[28] Der Kaiser ließ im dritten Geldrischen Erbfolgekrieg 1543 mit einem 30.000 Mann starken Heer auf einem Kriegszug in die Niederlande die Stadt Düren erstürmen, plündern und in Brand setzen. Mehr als 600 Gebäude, darunter das Rathaus und die Annakirche, wurden dabei zerstört.[16] Der Wiederaufbau nahm einige Jahre in Anspruch; 1563 stand die Annakirche wieder.

Nachdem die Herzogtümer Jülich und Kleve an die Kurpfalz gefallen waren, gewährte der neue evangelische Landesherr mit dem „Dürener Reversal“ 1609 Religionsfreiheit.[29] Seit 1572 sind reformierte Christen in Düren belegt, 1609 wurde die Gemeinde somit offiziell anerkannt. In der Folgezeit bildeten sich eine reformierte und eine lutherische Gemeinde.[30] 1837 übernahmen beide Gemeinden im Kirchenkreis Jülich das unierte Bekenntnis, wie es in Preußen bereits 1817 eingeführt worden war.

Die Spanier unter Ambrosio Spinola nahmen die Stadt 1614 ein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie 1642 von hessischen Truppen zerstört und verwüstet.[18] Als der Krieg 1648 beendet war, suchte die Pest die Stadt heim, wodurch zahlreiche Menschen starben. Eine zweite Epidemie brach 1665 aus. Durch verschiedene Angriffe auf die geschwächte Stadt wurde Düren 1679 erneut teilweise zerstört. 1713 wies die Stadt mit etwa 1.800 Einwohnern den niedrigsten nachweisbaren Bevölkerungsstand auf.[16]

18. und 19. Jahrhundert

Düren hatte durch die Kriege und die Pestepidemien der vergangenen Jahrzehnte 1713 mit 1.800 Einwohnern die niedrigste Bevölkerungszahl der bisherigen Geschichte.[16] Ende 1755 begann rund um Düren und Aachen eine Serie von Erdbeben, die am 18. Februar 1756 bei Düren ihren Höhepunkt mit einem Beben der Stärke 8 nach der Mercalliskala (dies entspricht in etwa 6,5 der Richterskala) erreichte und das stärkste bis dahin bekannte Erdbeben in Deutschland war. Die Stadtmauer bekam große Risse.[31]

Nachdem französische Revolutionstruppen 1794 die linksrheinischen Länder besetzt hatten – Einmarsch in Düren am 2. Oktober 1794 –, war Düren von 1798 bis 1814 Hauptort des gleichnamigen Kantons im Arrondissement d’Aix-la-Chapelle des Départements de la Roer.[16] Johann Heinrich Flügel wurde 1798 zum Präsidenten der Munizipalität des Kantons Düren ernannt und 1814/1815 erster preußischer Bürgermeister der Stadt Düren.[32] Die nächsten drei Bürgermeister übten ihre Tätigkeit nebenberuflich aus. Nach dem Niedergang Napoleons wurde der König von Preußen aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses 1815 neuer Landesherr in der späteren Rheinprovinz.[16]

Das Wirtschaftsleben im Dürener Raum wurde bereits seit dem 16. Jahrhundert durch die Papiererzeugung, das mit dem Gewandhaus verbundene Textilgewerbe (Tuchmacher) und die Metallverarbeitung bestimmt.[16] Die Papier- und Textilproduktion wurden dabei durch das außergewöhnlich weiche Wasser der Rur begünstigt.[33] Rütger von Scheven errichtete 1710 die erste Papiermühle in Düren, aus der die heutige Firma Kanzan Spezialpapiere hervorging.[34] 1812 gab es in Düren schon 17 Papierfabriken, elf Tuch- und Deckenfabriken, ein Walzwerk und zwei Eisengießereien.

Seit 1841 erschloss die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft das Rheinland und das Ruhrgebiet mit einem Eisenbahnnetz und legte in Düren einen Knotenpunkt zwischen den vier Städten Aachen im Westen, Neuss in nördlicher Richtung, Köln und Bonn im Osten an.[35] Industriebetriebe siedelten sich an und wuchsen rasch.

Zu den ältesten Familienunternehmen gehört das der Familie Schoeller, das sich bereits seit 1550 urkundlich nachweisen lässt.[33] Johann Arnold Schoeller zog zur Zeit der napoleonischen Besatzung von der Eifel-Gemeinde Gemünd nach Düren und gründete eine Feintuchfabrik.[33] Seine Tochter Catharina Schenkel richtete 1852 die Schenkel-Schoellersche Versorgungsanstalt ein, aus der das 1953 nach dem Krieg in Niederau neu aufgebaute Altenheim Schenkel-Schoeller-Stift hervorging.[36] Mehrere Familienmitglieder gründeten im 18. und 19. Jahrhundert Unternehmen, die bis heute erhalten sind. 1784 errichtete Heinrich Wilhelm Schoeller die Papierfabrik Schoellershammer, die sich heute im Stadtteil Krauthausen befindet.[33] Leopold Schoeller gründete 1842 eine Tuchfabrik und 1854 das Teppichkontor (die heutige Firma Anker Gebr. Schoeller in Birkesdorf), während er zugleich im europäischen Ausland erfolgreich war.[33] Darüber hinaus war er in diversen Projekten auch sozial engagiert.[33]

Eberhard Hoesch und sein Bruder Wilhelm kauften im November 1820 eine Eisenhütte im Stadtteil Lendersdorf, die sie ebenso betrieben wie ein Schneidwerk in Schneidhausen und die vom Vater gegründete Hütte Zweifallshammer.[37] Wilhelms Sohn Leopold Hoesch übernahm die Leitung des Familienunternehmens und gründete in Dortmund die Hoesch AG, zu der Fabriken in Düren und der Eifel gehörten.[37] Leopolds Sohn Eberhard Hoesch junior führte die Tradition fort. Außerdem finanzierte er den Bau des Stadttheaters und eines Museums, das nach seinem Vater benannt wurde. Leopolds Sohn Julius Hoesch wandte sich einer anderen Branche zu und wurde 1865 Chemikalienhändler.

Hubert Jakob Werners war ab 1868 der erste hauptberufliche Bürgermeister von Düren.[38] 1880 zählte die Stadt 17.368 Einwohner, darunter 1.408 Evangelische und 252 Juden. Sie besaß fünf katholische und zwei evangelische Kirchen, eine Synagoge, ein katholisches Gymnasium, ein evangelisches Realprogymnasium, eine katholische Bürgerschule, eine paritätische und eine katholische höhere Töchterschule, eine gewerbliche Zeichenschule, eine Stadtbibliothek, die Provinzial-Blindenanstalt Düren, eine Irrenanstalt und ein Hospital. Es gab 93 fabrikmäßige Betriebe, insbesondere mehrere Papierfabriken, drei Tuchfabriken, eine Flachsspinnerei/Leinenweberei, Eisengießereien, Maschinenfabriken. In der Stadt wurden Nadeln, Zucker (siehe Zuckerfabrik Düren), Glas (siehe Peill & Putzler), Kunstwolle und Teppiche produziert. Außerdem gab es eine Bierbrauerei, Töpfereien, Braunkohlentagebau und Galmeigruben.[18] Um 1900 galt Düren mit 27.000 Einwohnern als eine der wohlhabendsten Städte Deutschlands.[16] Dort wohnten rund 50 Millionäre und die Fabrikanten prägten mit ihren Villen das Stadtteil.[16]

Die Dürener Arbeiter organisierten sich um 1900 zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und politischen Lage zunehmend in den Gewerkschaften und Parteien der deutschen Arbeiterbewegung. Das waren damals die Freien Gewerkschaften, der Fabrikarbeiterverband (FAV) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

20. und 21. Jahrhundert

In der Vorbereitung zum Ersten Weltkrieg hatte beim Schlieffen-Plan die Eisenbahn eine große Bedeutung und in diesem Zusammenhang entstand der Dürener Vorbahnhof.[39] Während des Krieges wurde 1915 südlich von Distelrath für Zeppeline die Luftschiffhalle Düren gebaut, von der aus Frontfahrten nach Frankreich und England starteten.[40] Die Bürger mussten für die Rüstung das gesamte Metall, Gold und Silber und die Kirchen einen Teil ihrer Glocken hergeben und die Goldwährung wurde durch Papiergeld ersetzt. Angesichts Inflation, die die Stadt mit eigenem Notgeld zu meistern versuchte.[41]

Nach Kriegsende kam es im Zusammenhang mit der Novemberrevolution am 9. November 1918 auch in Düren zur Gründung eines Arbeiter- und Soldatenrates.[42] Die SPD verlor Mitglieder, während viele Menschen in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) eintraten. Bis November 1919 war Düren von den Engländern und die folgenden zehn Jahre von den Franzosen besetzt.[43] Statt revolutionärer Stimmung gab es einen großen Schwarzmarkt und Tauschhandel.[43] Die Dürener feierten in dieser Zeit gerne und das Freizeitzentrum Burgau entstand.[43] Die Zeit der Weimarer Republik bis 1933 war in Düren weiterhin von parteilichen Auseinandersetzungen geprägt. Hinzu kam die durch die Weltwirtschaftskrise verstärkte Massenarbeitslosigkeit mit sechs Millionen Arbeitslosen.[17]

Nach Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 zwangen die Nationalsozialisten den amtierenden Oberbürgermeister Ernst Overhues aus dem Amt.[44] Sie benannten Straßen und Plätze nach ihren Parteigrößen und beteiligten sich am Boykott gegen jüdische Geschäfte. Während der Novemberpogrome 1938 kam es wie überall im Deutschen Reich zu antijüdischen Gewalttaten, bei denen die Synagoge zerstört, Juden grundlos verhaftet und ihre Geschäfte geplündert und verwüstet wurden.[45] Die Gerstenmühle diente damals als Sammellager für die Deportation der Juden.[46]

Nachdem die Alliierten im Juni 1944 in der Operation Overlord in der Normandie gelandet waren, begannen im Juli 1944 die ersten großen alliierten Luftangriffe auf Düren. Anfang September 1944 näherten sich Briten und Amerikaner der deutschen Westgrenze, woraufhin ein großer Flüchtlingsstrom ostwärts über den Rhein einsetzte. Mitte September begann die planmäßige Evakuierung des Grenzgebiets. Viele Menschen aus der Zivilbevölkerung wollten bleiben und hofften auf das baldige Ende des NS-Staats und des Zweiten Weltkriegs. Im Oktober 1944 wurde das benachbarte Aachen als erste deutsche Stadt von den Alliierten eingenommen.[47] Die Schlacht im Hürtgenwald, die nur wenige Kilometer von Düren entfernt stattfand, wurde zu einem der heftigsten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs.[48]

Ungefähr 22.000 Menschen befanden sich zu dieser Zeit noch in der inzwischen weiter gewachsenen Stadt Düren und lebten vor dem nahenden Artilleriebeschuss schutzsuchend zu 16 und 20 Personen in Kellern. Am 16. November 1944 warfen 474 Bomber der Royal Air Force in einem 21 Minuten dauernden Angriff 2751 Tonnen Bomben ab.[49] Bei diesem schwersten und verheerendsten von insgesamt 51 nachgewiesenen Luftangriffen auf Düren der Alliierten im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt völlig zerstört. 3128 Menschen starben im Bombenhagel und unter den Trümmern: 2.404 Dürener Bürger, 398 auswärtige Personen und 326 Unbekannte.[50] Von den 6431 Häusern in Düren blieben nur dreizehn unversehrt.[51] Mehr als 1,5 Millionen Kubikmeter Trümmer bedeckten den Dürener Boden.[52] Drei Tage nach dem verheerenden Bombenangriff ordnete der Reichsverteidigungskommissar die Räumung der Stadt an.[49] Die Überlebenden mussten ihre Heimat verlassen und wurden nach Mitteldeutschland gebracht; nur vier Menschen blieben in der Stadt.[53]

Nachfolgend lag Düren im Hauptabschnitt des alliierten Truppenaufmarschs gegen die Rurfront, die die deutsche Wehrmacht nördlich der Eifel entlang der Rur aufgestellt hatte. Am 25. Februar 1945 überquerten amerikanische Truppen nach heftigen Kämpfen den Fluss und errichteten eine Militärregierung mit Sitz im Amtsgericht Düren.[53] Anfang März ernannten sie den Heizungsmonteur Alfred Stiegler, einen der wenigen in der Stadt verbliebenen Einwohner, zum Bürgermeister.[53] Wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht übernahmen die Briten im Mai 1945 das Kommando.[53]

Nach Kriegsende kehrten 1945 viele Dürener in ihre zerstörte Stadt zurück, bis Oktober kamen rund 27.000 Menschen.[52] Nach der Entschuttung von Düren begann der Wiederaufbau der völlig zerstörten Gebäude. Während die Alliierten eine Neugründung der Stadt südlich der Trümmerberge favorisierten, waren die Dürener entschlossen, ihre Stadt am bisherigen Standort wieder aufzubauen.[52] Die Dürener Innenstadt ist heute noch in hohem Maße von der Architektur der 1950er Jahre geprägt.[16]

In der Zeit von 1943 bis 1952 gab es sieben verschiedene Bürgermeister in Düren und von 1893 bis 1976 gab es den Titel Oberbürgermeister.[54] Im Zuge der kommunalen Neugliederung vergrößerte sich das Stadtgebiet am 1. Januar 1972 auf fast die vierfache Größe, als die bis dahin selbständigen Gemeinden Arnoldsweiler, Birgel, Birkesdorf, Derichsweiler, Echtz-Konzendorf, Gürzenich, Mariaweiler-Hoven und Merken sowie große Teile von Lendersdorf und Niederau eingegliedert wurde.[16] Von 1976 bis 1997 war der Bürgermeister ein ehrenamtlich tätiger Bürger, der auch dem Rat vorstand. Die Verwaltung wurde in dieser Zeit gemäß der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen von einem Oberstadtdirektor beziehungsweise Stadtdirektor geleitet.[54]

Die umgebaute Pleußmühle und das Haus der Stadt wurden 1991 eröffnet, wodurch sich neue kulturelle Möglichkeiten ergaben.[55][56] Mit diversen Städtepartnerschaften entwickelten sich internationale Beziehungen. 1992 zogen die letzten belgischen Soldaten aus der Panzerkaserne ab. Am 21. Oktober 2010 verlieh die Bundesregierung der Stadt Düren den Titel „Ort der Vielfalt“.[57]


Text: Wikipedia

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